J. G. Danton.[]
Danton (J. G.) Rathsadvokat, gebohren den 26. Oktober 1759, enthauptet den 5. April 1794. Seine Länge war kolossalisch, seine Umrisse denen eines Athleten gleich, seine Züge stark, hart und widrig, seine Stimme erschütterte das Gewölbe des Saals; seine Beredsamkeit war heftig und seine Bilder riesenhaft. Diese Eigenschaften halfen ihm, einen Einfluß in den Bezirken zu Anfange der Revolution gewinnen und man sah ihn mit Stetigkeit seinem Ziele, das auch das Ziel Robespierres war, der Dictatur entgegen ringen. Nach Ludwigs Arretirung zu Varennes präsidirte er die Versammlung des Marsfeldes, wo die Entthronung des Königs verlangt wurde. Im November ward er zum Gehülfen des Prokurators der Pariser Gemeine ernannt. Seine Gewalt in der Hauptstadt wuchs ansehnlich im J. 1792; er half die Ereignisse des 20. Juny anstiften und leitete die vom 10. August ein. Nach Ludwigs XVI. Sturz am 10. August ward Danton Mitglied des einstweiligen Vollziehungsraths, erhielt das Justiz-Departement und riß die Ernennung der Agenten bey den Armeen und in den Departementen an sich, was ihm Mittel in die Hand gab, sich viele Kreaturen zu machen. Das Gold floß von allen Seiten in die Hände des Ministers und aus diesen wieder verschwenderisch als Sold für Verbrechen und Werbegeld für Partheygänger zurück. Mercier, in seinem neuen Paris, beschuldigt Danton, die September-Blutscenen vorbereitet zu haben. Er bediente sich der Proscription, um durch das Schrecken jede Idee zum Widerstande von Seiten der Royalisten niederzuschlagen, und, grelles Gemisch von Trägheit und Kraft, legte er, mitten unter dem Morden selbst, einen großen Charakter und erhabenen Muth an Tag. Den 3. September verbreitete der Einmarsch der Preußen in die Champagne allgemeine Bestürzung in die Hauptstadt und Besorgniß unter den Gouvernementsmitgliedern. Alle Minister, die ausgezeichnetsten Deputirten und Robespierre selbst, der damahls Brissot fürchtete, versammelten sich bey Danton, der allein Muth behielt, das ganze Ruder der Gewalt an sich riß, die Vertheidigungsmaßregeln, die darauf genommen wurden, anordnete und die Verlegung der Versammlung jenseits der Loire verhinderte. Von diesem Zeitpunkte schreibt sich der eingewurzelte Haß her, den Robespierre gegen ihn nährte; er konnte ihn nie die Ueberlegenheit verzeihen, die er damahls über ihn an Tag gelegt hatte. Genöthigt, Rechenschaft von den geheimen Ausgaben seines Ministeriums abzulegen, behauptete er, daß sich in den Revolutionszeiten die Ausgaben nur in Masse berechnen liessen. Er stimmte für Todesstrafe gegen die zurückgekehrten Ausgewanderten, und übernahm die Vertheidigung des Gottesdienstes. Der Kampf zwischen der Gironde und der Bergparthey nahm nunmehr mit jedem Tage einen ernstern Charakter an. Danton schien die Folgen dieser Spaltung zu fürchten. Den 26. November 1793, bey Gelegenheit der Vernunftfeste, bey denen die Hebertisten präsidirten, erklärte er sich von neuem gegen die unzeitigen Angriffe auf die Diener des Gottesdienstes; schloß sich später an Robespierre an, um Hebert xc. auf dem Blutgerüst sterben zu lassen. Ihre Vereinigung war aber nicht von langer Dauer; die verborgne Feindschaft, welche zwischen ihnen herrschte, fiel schon allen in die Augen. Danton wollte den Despotism, welchen Robespierre in den Ausschüßen ausübte, zu Boden treten, und Robespierre, gewandter, dachte ihn zu stürzen, um sich so einen gefährlichen Nebenbuhler von der Seite zu schaffen. Saint-Just stattete gegen ihn einen Bericht in dem Wohlfahrtsausschuße ab, und Danton wurde in der Nacht vom 31. März 1794, mit denen, die man seine Mitschuldigen nannte, arretirt. Im Palais Luxemburg in Verwahrung gebracht, stellte er sich mit Gewalt heiter und gestand Lacroix, daß er von seiner Verhaftnehmung im Voraus unterrichtet gewesen sey, aber nicht daran hätte glauben können. Als er in die Conciergerie gebracht war, nahm er eine finstere Miene an, schien sich hauptsächlich zu schämen, der Betrogene Robespierre's gewesen zu seyn, und alle seine Reden waren ein grelles Gemisch von Reue und Stolz. Bey seinem Verhöre antwortete er mit voller Ruhe: "Ich bin Danton, bekannt genug in der Revolution; meine Wohnung wird bald das Nichts seyn und meine Nahme wird leben im Pantheon der Geschichte." Den 5. April 1794 verdammte ihn das Revolutionsgericht zum Tode, als Mitschuldigen einer Verschwörung zur Wiederherstellung der Monarchie ! ! ! Er stieg mit Muth und ohne Widerstreben auf den Unglückskarren; sein Kopf war gehoben und sein Blick voll Stolz. Er schien noch die Menge am Fuße seines Blutgerüsts zu kommandiren. Noch mit Empfindung erinnerte er sich seiner Familie und war einen Augenblick gerührt. "O meine Frau, meine Zärtlichgeliebte, rief er aus, so soll ich dich dann nicht mehr sehen!"Darauf unterbrach er sich schnell: "Danton, keine Schwachheit!" und bestieg das Blutgerüst. Arm und verschuldet vor der Revolution, hinterließ er nach seinem Tode ein ansehnliches Vermögen, das besonders seine Sendung nach Belgien hatte vermehren helfen.
Danton. Einzelne historische Züge und Anekdoten.[]
Danton ist längst aus den Zeitungen als einer der vornehmsten Rädelsführer der so genannten Parthey vom Berge im Pariser Convente, und als einer der Erz-Tyrannen bekannt. Nach dem Triumphe dieser Parthey, über die 22 Deputirten, die die Gegenparthey anführten, machten Danton, Robertspierre, und Barrere das Triumvirat aus, welches die sogenannte Republik regierte, obgleich der listige Tartuffe Sieyes noch immer hinter dem Vorhange dirigirte, und selbst zwischen Danton und Robertspierre Uneinigkeiten verursacht hatte, damit einer den andern stürzen sollte. Danton Rolle ist indessen immer so wichtiger, daß eine nähere Beschreibung seiner Person, und Umstände zu den merkwürdigen Details unsrer Zeitgeschichte gehört.
Beym Anfange der Revolution war Danton ein unbekannter Advocat, und so ohne Vermögen, und arm, daß bey der Theurung des Brodts im Jahre 1789 die Becker ihm kein Brodt auf Credit geben wollten. Anjetzt hat er ein Vermögen von 4 Millionen Livres. Dabey ist er sehr verschwenderisch, und verthut ungeheure Summen. Er zeichnete sich, bey der Revolution sehr bald durch mordbrennerische und räuberische Grundsätze aus, und da die Volksverführer solche Leute brauchten, so wurde er Präsident des Barfüßer Clubs, und behielt diese Stelle ungewöhnlich lange. Er verbündete sich nun mit Marat, und schützte ihn durch Volksbewegungen bey den Klagen, die man gegen diesen Journalisten vorbrachte, und bey den nachherigen gerichtlichen Inquisitionen gegen denselben. Endlich im vorigen Jahre wurde er ein Mitglied des Pariser Gemeinde-Raths, doch ohne großes Ansehn oder Einfluß zu haben. Aber der schreckliche 10ten August machte die Epoche seines Ansehns. Der Eifer, der Blutdurst, die Heftigkeit, mit welcher er jene Scenen der Gewaltthätigkeit, der Volks-Wuth, und der Mordgierde beförderte, und dabey thätig war, machten ihn zu einen würdigen Candidaten des neuen Convents, von welchem er auch ein Mitglied wurde, und in demselben sehr bald, in Verbindung mit Robertspierre, und dessen Gleichen, zu einem Haupt-Rädelsführer der grimmigen Parthey vom Berge sich erhob.
Danton hat eine widrige Häßlichkeit in seiner Bildung. Er ist eine von den Figuren, die man nicht allein in einem Wald antreffen möchte. Er hat, wie er selbst sagt, die Gestalt eines nervichten Faust-Kämpfers. In solcher Gestalt pflegt sich gewöhnlicher Weise das Genie nicht zu zeigen. Auch kann er sich dessen nicht rühmen. Er hat in keiner Wissenschaft Kenntniße, und weder Talente, noch Geschicklichkeit. Aber er ersetzt das alles durch viel Unverschämtheit, und durch eine grobe donnernde Stentors-Stimme, die alle überschreyen kann, und die den ganzen Saal des Convents durchtönt. Seine Ausdrücke sind blos heftig, und voll ungeheurer Einbildungskraft, wodurch er das gemeine Volk bethört. Seine Ausdrücke sind seinem Charakter, wenn man ihm anders noch einen zuschreiben kann, und seinem gigantischen Körper gleich. Von Dumourier sagte er, als derselbe in Verdacht kam, und als ein gefährlicher Mann geschildert wurde. "Was kann der kleine Mann thun, ich will ihn bald niederdrücken, ein Arm von mir ist länger und stärker als der ganze Mann."
Er war einer der vornehmsten, die die Gegenparthey der Parthey vom Berge, die sogenannten Girondisten, oder Brißotisten, stürzten, und auf diesen Sturz bauete er seine ausschweifenden ehrsüchtigen Absichten. Er wurde Mitglied der sogenannten Committe der öffentlichen Wohlfahrt, war eine Zeitlang Präsident des Convents, und man warf ihn in öffentlichen Blättern vor, daß er nichts geringers zur Absicht habe, als Dictator von Frankreich zu werden. Aber der listige Abbé Sieyes, der ihn zu fürchten anfieng, spielte seine Kunstgriffe so, daß er mit dem ihm gleich ehrsüchtigen Robertspierre in Uneinigkeit gerieth, und diese Menschen, die einander an Bosheit zu übertreffen suchen, anjetzt, indem ich dieses schreibe, einander die Oberherrschaft des unglücklichen Reichs streitig machen, und die Jacobinische Faction theilen.
Der Prozeß gegen Ludwig XVI.[]
Ich gehöre nicht zu jenem Haufen von Staatsmännern, die nicht wissen, daß man mit Tyrannen nicht unterhandeln darf; Könige schlägt man nur am Kopf, von den übrigen läßt sich nichts erwarten, als das, was Gewalt der Waffen erzwingt. Ich stimme für den Tod des Tyrannen.
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1793. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. Hamburg, auf den Post-Aemtern, und in der Hoffmannschen Buchhandlung 1793.
- ↑ Gallerie der hingerichteten, gefangenen, oder sonst verunglückten französischen Konventsmitglieder und andrer Revolutionsmänner seit Ludwigs des Unglücklichen Tode; in Verbindung des, von der erstern am Verdammungstage ihres Monarchen, über denselben ausgesprochnen, Endurtheils. Hannover, im Verlage der Helwingschen Hof-Buchhandlung. 1794.