Blicke auf norddeutsche Universitäten.[]
- [1812]
[1] Neben allen strebt noch immer die ehrwürdige Georgia Augusta, leuchtend und wärmend, für Wissenschaften und Gelehrsamkeit, rühmlich hervor. Göttingen genießt fortdauernd der ausgezeichneten Gnade des Königs von Westphalen, und unter dessen Schutz sorgen der ehrwürdige Staatsminister von Wolfradt und der hochverdiente Generalstudiendirektor und Staatsrath Leist unablässig für ihr Wohl. Der Juwel dieses Musensitzes, die Bibliothek, hat erst seit kurzem neue Bereicherungen erhalten, die so bedeutend und zahlreich sind, daß die der Bibliothekvergrößerung zugetheilte Universitätskirche in ihren weiten Räumen schon fast ganz angefüllt ist. Das Köstlichste der berühmten Wolfenbüttler Bibliothek ist ihr einverleibt: die Handschriften, worin die neugestiftete Göttinger der Natur der Sache nach nicht reich ausgestattet seyn konnte. Professor Tychsen hat neuerlich die Verpflanzung dieser gelehrten Schätze veranstaltet. Zugleich sind auch 80 Centner ausgewählte Bücher aus der Helmstädter Bibliothek nach Göttingen gebracht worden. Das Museum erhält immer Bereicherungen, und die neue Sternwarte ist schon weit über ihre Grundveste emporgestiegen. Die Professoren Pott, Schulze und Lueder, die aus Helmstädt und Braunschweig nach Göttingen verpflanzt wurden, sind dort vielfach nützlich und eingreifend, In allen Scienzen sind Männer von verschiedenem Ruf und von großen Lehrgaben vorhanden. Man denke an Plank, Hugo, Eichhorn, Thibaut, Gaus, Blumenbach, Hausmann, Osiander, u. s. w. Die Geschichte, Staatskunde und ihre Hülfswissenschaften haben an Heeren, Sartorius, Lueder, drey Männer von dem entschiedensten Verdienst. Bouterwek und Villers lehren hier. Lange wird Göde's Tod beweint werden und daß er seine Politik nicht vollendete. Er wirkte mit Gemüth und Feuergeist auf die Gemüther der Jünglinge. Aber unersetzt bleibt auch er nicht, so wie man schon an die Berufung eines der berühmtesten Philologen aus Heyne's Schule im Ausland sein Absehen gerichtet hat. Professor Mitscherlich hielt vor einer feyerlichen Versammlung am 22sten August die Gedächtnißrede auf Heyne, Richter und Göde, die auch auf dreyzehn Folioseiten gedruckt erschien. Es studiren an 700 Jünglinge, eine Blüthe deutschredender Völkerschaften, selbst aus Liefland und Kurland, hier, und nichts wird versäumt oder gespart, was der Universität zur Empfehlung gereichen kann.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Göttingen, den 14ten April. [2]
Auf hiesiger Universität sind die, der eifrigen Verfolgung des wissenschaftlichen Zwecks und der guten Disciplin höchst nachtheiligen, landsmannschaftlichen Verbindungen, durch den zeitigen Prorektor Pott aufgehoben worden. Des Königs Majestät, stets mit landesväterlicher Huld auf das Wohl unserer Universität bedacht, hat sämmtlichen Mitgliedern dieser Verbindungen, in allergnädigster Berücksichtigung ihres freymüthigen Geständnisses der Theilnahme daran, für diesmal Gnade angedeihen lassen; jedoch wird künftig Jeder, der an einer solchen geheimen akademischen Verbindung auf irgend eine Art Theil nimmt, nach der weisen Strenge der Verordnung bestraft werden, welche von Seiten des um die westphälischen Universitäten so hoch verdienten Herrn Staatsraths, Barons von Leist, erlassen, und den akademischen Gesetzen einverleibt worden ist.
Eine ähnliche Aufhebung der Landsmannschaften hat zu Marburg statt gefunden.
Vermischte Nachrichten. [3]Eine neue Bereicherung der großen Göttinger Bibliothek ist, daß aus sämmtlichen aufgehobenen Stiften und Klöstern die wichtigsten Urkunden und Handschriften durch erfahrene Männer ausgelesen, und in der Göttinger Bibliothek, die gerade in diesem Fache, dem Alter ihrer Stiftung nach, nicht reich seyn kann, vereinigt werden sollen. Die Professoren Tychsen und Beneken haben daher schon in den Osterferien eine solche Untersuchungsreise nach Paderborn, Hildesheim und Gandersheim gemacht, eine zweyte machte Tychsen und Bunse in den Pfingstferien nach Goslar, Helmstädt, Quedlinburg, Magdeburg und Braunschweig. Beyde sind nicht ohne erfreuliche Ausbeute geblieben.