Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Genfersee.[]

[1]
Genfersee, hat den Namen von der daran liegenden Stadt Genf oder Geneve, und liegt an der äussersten süd-westlichen Seite der Schweiz, zwischen dem Herzogthum Savoyen, und dem Païs de Vaud. Bey den Römern hieß er Lacus Lemanus; daher nennen ihn die Franzosen Lac Leman; ein eigenes Departement trägt von diesem See den Namen. Seine Länge ist 18 bis 20 Stunden, die größte breite aber 5 bis 6 Stunden. Die Rhone fließt mitten durch; er ist auch sehr tief und fischreich, und wird nie mit Eis bedeckt.


Neue Strasse aus Italien nach Genf.[]

[2]
Die Französische Regierung, die gegenwärtig so viel zur Kommunikation nicht nur im Innern, sondern auch zur näheren Verbindung mit ihren Gränznachbaren thut, lässt auch durch den 6174 Fuss über das Meer erhabenen Simplon eine Strasse von Italien nach Genf machen. Wie ungeheuer die Arbeit ist, ersieht man aus einem Briefe aus Lausanne vom 21sten August 1804. Es heisst darin, dass diese Strasse unstreitig den prächtigsten Monumenten römischer Grösse an die Seite gesetzt werden könne. Bei einem Kriege Frankreichs mit Italien, so wie für den Handel, ist sie von der grössten Wichtigkeit. Doch darüber nächstens ein Mehreres. -- Und weiter:

"Die grösste Arbeit ist bei dem aus 50 bis 60 Feuerstellen bestehenden Flecken Mallerie, wo man auch aussteigt. Da er am Fusse eines sehr pralligen *) Berges liegt, und die Wellen des Sees an seine Mauern anschlagen, so konnte man nicht anders in denselben kommen, als auf sehr rauhen und beschwerlich gekrümmten Fusssteigen."

"Wo der Weg geöffnet ist, überrascht einem eine gerade, sehr genau abgemessene Strasse, welche 25 bis 30 Fuss breit, und 390 Fuss weit in äusserst halten Felsen gearbeitet ist, der senkrecht zur Tiefe des Sees herabgeht. Hier musste man, um sich diesen Weg zu bahnen, eine ungeheure Felsmasse von 25 bis 28 Fuss Stärke, und von 6 bis 48 Fuss Höhe, mit Pulver sprengen; der Felsen liegt über und unter 100 Fuss (senkrecht) höher, als der See, an dessen Seite er mit einer sehr soliden Mauer eingefasst wird. Der übrige Theil des Weges geht durch eine Gegend, die mit ungeheuren Kieseln und Bruchsteinen bedeckt ist, welche wahrscheinlich von den nahgelegenen Felsen sich losgerissen haben, und nach und nach mit Dammerde, Kies u. d. m. bedeckt worden sind."

"So geht die Strasse an der Küste hin, bis 50 Schritt über den Flecken Mallerie, wo sich dann der Raum erweitert, sie noch eine gute Lieue bis an den Flecken de la Tour ronde fortgeht, wo sie sich endigt. Von da wird sie noch eine Lieue bis Evian fortgeführt, und von hier war sie schon bis Genf fertig."

"Von Mallerie aus ist sie ungefähr 1200 Fuss lang, 150 bis 168 Fuss breit, und 6 bis 48 Fuss im Felsen ausgehauen. Rechnet man nun die 390 Fuss von der andern Seite dazu, so giebt dies eine Masse von 2300 Königl. Fuss Länge, wenigstens 25 Fuss Breite und 36 Fuss mittlere Höhe, welches ungefähr zwei Millionen Kubikfuss harten Felsen ausmacht, der abgehauen oder mit Pulver gesprengt werden muss."

"An der Stelle, wo man jetzt noch arbeitet, geht der Weg 100, 150 bis 200 Fuss senkrecht über das helle, grünliche Wasser des Sees weg; zur Sicherheit bekommt er hier an der Seeseite eine feste Mauer, die mit so vielen Schwierigkeiten als mit erstaunender Kühnheit ausgeführt ist. Zugleich ward auch der übrige Felsen in noch nicht 15 Tagen gesprengt."

"Die Arbeiter selbst haben sich an Seile befestigt, und hängen immer zwei und zwei an den Felsen, oder sitzen auf einem äusserst leichten Gerüst, um die Löcher zum Sprengen zu bohren. Einer von ihnen hält den Bohrer, der andere schlägt mit dem Hammer stark darauf, und in 2 bis 3 Stunden ist ein Loch von einem Zoll im Durchmesser und 18 bis 20 Zoll tief fertig. Dem Zuschauer schwindelt der Kopf, wenn er die so gefährlich schwebenden Arbeiter sieht; und doch sind nicht mehr als etwa 20 Menschen verunglückt (von denen 5 das Leben verloren und 13 Krüppel wurden), theils durch Hinunterstürzen, theils durch die Explosion der Minen."

"Mit den abgesprengten Felsenstücken wird man theils die Mauer an der Seite des Sees errichten, theils die Strasse damit überschütten, theils zur Erbauung eines Hafens zu Evian, wo schon zwei Schiffsladungen voll eingesenkt wurden, verwenden. Von diesem Felsen geht dann der Weg durch einen schönen Kastanienwald bis nach Tour ronde, und von hier bis nach Evian durch einen Nusswald."


Zeitungsnachrichten.[]

[1806]

[3]

Frankreich.

Aus Genf wird unterm 19. Sept. geschrieben: Die neue Strasse durch die Felsen von Meillerie ist geöffnet. Die Freunde der schönen Natur, eines romantischen Landes, der Hauptwerke der Kunst, können von nun an ohne Hinderniß die lachenden Ufer des Leman durchwandern. Die ausgeführten Arbeiten machen den Talenten Ehre, die sie leiteten. Die Wandelbahn um den See und zum Montblanc, so wie Amphions Bäder zogen diesen Sommer viele Liebhaber und Kranke herbey. Ein elegantes Gebäude nahe der Quellgrotte, ist das gewöhnliche Stell dich ein der Gesellschaften. Manchmahl angeordnete Tänze allda erhöhen das gesellschaftliche Vergnügen.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Mars. Eine allgemeine militärische Zeitung. Berlin, 1805. In der Himburgischen Buchhandlung.
  3. Wiener Zeitung. Nro 86. Sonnabend, den 25. October 1806.
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