Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Rühmliche Züge von den königlich-baierschen Truppen.[]

Was den sieggewohnten Franzosen im J. 1800 unmöglich war, gelang im J. 1805 ein Paar hundert muthigen Baiern, welche sich freiwillig zu dieser Unternehmung anboten, und die der muth- und einsichtsvolle damalige Obristlieutenant des 2. Lin. Inf. Regiments Kronprinz, Graf von Pompei *) leitete.

*) Er war später Obrist im Generalstab und begleitete den Kronprinzen auf seinen Reisen; jetzt hat er seine Entlassung.

Vergebens hatten es die Franzosen versucht, über den sogenannten Bodenbächl nach Lofer vorzudringen, und so von dieser Seite in das Tyrol einzubrechen, um sich mit der italiänischen Armee vereinigen zu können; allein gegen 200 Mann waren das Opfer einer fruchtlosen Unternehmung, indem die Tyroler Scharf-Schützen immer einen nach den andern gerade da wegschossen, wo sie Mann für Mann über einen schmalen Steg gehen mußten, um den Feind im Rücken zu kommen, weil auf der Straße ein starker Verhau angebracht war.

Auch 1805 war dieser Verhau angebracht, und ein feindliche Kanone auf der Anhöhe äußerst vortheilhaft postirt, die mit Kartätschen geladen die ganze Passage bestrich. Aber unbemerkt schlichen sich die baier. Tirailleurs ganz einzeln bis an den Verhau, und suchten ihn in der Mitte aus einander zu arbeiten; aber kaum war dieses kühne Wagestück gelungen, als ohngefähr 10 Mann vom 1. Dragoner-Regiment Minucci pfeilschnell den Berg hinaufsprengten, und mit einer verzweifelten Wuth um sich her hieben, bis ihnen mehrere Infanteristen folgen konnten. Die Kanone wurde genommen, über hundert Gefangene gemacht, und der Feind bis Lofer unaufhörlich verfolgt. Zwei muthvolle junge Korporals, welche immer an der Spitze waren, und noch 1 Dragoner, dann 6 Infanteristen verloren dabei das Leben.

Man muß diese tapfern Schaaren, welche da unter dem Oberkommando des braven General von Deroy fochten, gesehen haben, wenn man ihnen gehörige Bewunderung bezeugen soll. Mehrere gegenwärtig gewesene französische Ingenieurs äußerten sie bei dieser Gelegenheit dadurch, daß sie wiederholt ausriefen: "Sacre Dieu, quel bon soldats!"


Quellen und Literatur.[]

  • Sammlung von Anekdoten und Charakterzügen aus den beiden merkwürdigen Kriegen in Süd- und Nord-Deutschland in den Jahren 1805, 6 und 7. Leipzig, in der Baumgärtnerschen Buchhandlung.
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