Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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(Den 4ten Junius.)


Auszug eines Berichts aus dem Vorarlberg.
Am 29sten um halb 8 Uhr in der Frühe griff uns der Feind mit mehr als 1000 Mann französischer, bayerischer und würtembergischer Infanterie, mit 500 Mann Kavallerie und einigen Kanonen bey Hohenembs mit Entschlossenheit an. Das Centrum der vorarlbergischen Truppen, kommandirt vom Hauptmann Müller, schlug den feindlichen Angriff muthvoll zurück, und warf den Feind bis Klien (einen kleinen Ort zwischen Dornbirn und Embs), und inzwischen rückte Hauptmann Riedmüller mit dem linken Flügel auf der Straße von Götzis nach Lustenau vor, um die Flanke des Feindes zu bedrohen. Der rechte Flügel unter den Hauptleuten Nachbauer und Ellensohn drang vom Fuße des Berges bey Hohenembs ebenfalls bis Klien vor.
Der Feind stellte seine Kanonen und Kavallerie auf der Chaussee auf, und suchte mit seiner Infanterie sich des Orts Klien zu bemächtigen. Er konnte den wüthenden Angriffen unserer Truppen nicht länger als zwey Stunden widerstehen, und retirirte nach Dornbirn, wo er sich wieder zu halten versuchte. Auch von diesem Orte wurde er nach einem hitzigen Gefecht verjagt, und zog sich über die hohe Brücke bis Lautrach zurück, wo er seine zahlreiche Kavallerie rechts und links aufstellte.
Am nämlichen Tage in der Frühe rückten 400 Mann Würtemberger mit 2 Kanonen unter einem Generalmajor in Bregenz zur Verstärkung ein, und schlossen sich an die zurückgeschlagenen feindlichen Truppen an. Ohne auszuruhen und in Verbindung mit einer Kompagnie vom Regiment Lusignan nebst einer Kanone drang unser Centrum auf der Hauptstraße nach Lautrach vor. Der rechte Flügel rückte mit unglaublicher Geschwindigkeit über Wohlführt bis an die Achbrücke, die der Feind abgetragen oder anzünden wollte. Man gab sogleich Befehl, den zur Vertheidigung der Brücke aufgestellten Feind anzugreifen und die Brücke einzunehmen. Der Muth unserer Truppen kam dem Befehl zuvor, der Feind wurde angefallen, geschlagen, und retirirte in größter Unordnung nach Bregenz, wo er mit der eingerückten Verstärkung einen wiederholten Angriff wagen wollte, aber nach einem halbstündigen Kampf von allen Seiten geworfen nach Lindau sich zurückziehen mußte. Wir besetzten sogleich Bregenz und die umliegende Gegend, und werden dem Feind nicht lange Ruhe lassen. Wir können die Tapferkeit unserer Truppen und der Offiziers nicht genug schildern, auch die Kompagnie Lusignan focht tapfer mit uns. Nach einem 7stündgen Kampf gegen einen überlegenen mit Kavallerie und mehreren Kanonen versehenen Feind haben wir bereits ganz Vorarlberg gerettet. Bey diesem für Vorarlberg ewig denkwürdigen Sieg haben wir einen unbedeutenden Verlust erlitten, dem Feinde aber großen Schaden zugefügt und mehrere Gefangene gemacht.
Müller, Riedmüller, Ellensohn,
Hauptm. u. Kommand. Hauptm. u. Kommand. Hauptmann.


Quellen und Literatur.[]

  • Interessante Beyträge zu einer Geschichte der Ereignisse in Tyrol vom 10. April 1809 bis zum 20. Februar 1810. Gesammelt und herausgegeben zur unterhaltenden Vergleichung mit andern Nachrichten, Zeitungen und französischen Armee-Tags-Berichten -- nebst kurzen Anmerkungen. 1810.
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