Gefecht von Abtenau

Beyträge zur Charakteristik des österreichischen Heeres.

Von J. W. Ridler.

Am 4. May 1808 griff eine bayerische Abtheilung, 16 Compagnien stark, den Engpaß in der Abtenau an, und drängte die Besatzung desselben, 2 Compagnien vom Regiment Esterhazy, nach einem hartnäckigen Widerstande zurück. Dieser Posten ist in militärischer Rücksicht vielfältig wuchtig; aus der Abtenau konnte der Feind durch die Gosau auf die Straße, die in das Ennsthal führt, vordringen, und der Besatzung des Passes zu St. Gilgen, 5 Compagnien Croaten unter dem Hauptmann August, den Rückzug abschneiden; oder er konnte auch den Paß Lueg, eins der vorzüglichsten Thore in das salzburgische Gebirgsland, in der Seite angreifen und umgehen. -- Der Oberstlieutenant Hirsch vom Regiment Esterhazy erhielt daher den Befehl, mit 6 Compagnien die für Österreich so wichtige Abtenau wieder zu erobern. Dieser belebt den Muth seiner Truppen, indem er ihr Gefühl für Nationalehre erweckt, und sie erinnert, daß ihr Regiment in allen Schlachten die Achtung der Waffenbrüder, als auch der Feinde errungen, "Wir haben die Abtenau verloren," riefen die Hauptleute Haaß und Kruxa, "wir wollen sie wieder erobern;" und bathen um die Ehre, mit ihren Compagnien den Vortrab zu bilden. Mit dem Bajonett griffen sie den Feind in seiner vortheilhaften Stellung am Annaberg an, und warfen ihn Trotz seiner Überlegenheit zurück; beyde Anführer wurden dabey schwer verwundet. Noch hielt der Feind den Flecken Abtenau mit 8 Compagnien besetzt, wich aber auch hier dem Ungestüme seiner Gegner.

Noch war das Schwerste, der Strubberg, zu erobern; und alle so blutig errungenen Vortheile waren verloren, blieb der Feind im Besitz dieser wichtigen Postens; er war mit 4 Compagnien besetzt, und konnte nur in der Stirn angegriffen werden. "Krieger," ruft Hirsch seiner Mannschaft zu, "der Feind muß aus dieser Stellung vertrieben werden; der General, alle unsere Waffenbrüder zählen mit Zuversicht darauf; gedenkt, daß ihr Ungern seyd, und zeigt euch würdig der alten Helden von Samuel Giulay," -- An der Spitze von 2 Compagnien stürmt er nun, den Säbel in der Faust, zu Fuß den Berg hinan; begeisterte durch die Worte und das erhebende Beyspiel des Anführers drängen seine Braven vorwärts, und werfen den Feind mit dem Bajonett bis an die Brücke über den Lammerfluß zurück. -- Die Abtenau blieb nun bis zum Rückzuge des Generals Jellachich nach Steyermark in den Händen der Österreicher.