Von Bastille bis Waterloo. Wiki

Nachrichten über die Kriegsoperationen.[]

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Der Generallieutenant Essen berichtet Sr. Kaiserl. Majestät vom 22sten September, daß, da er, nach seiner Einsicht, es nicht für thunlich findet, mit einer nicht großen Anzahl Kavallerie in den Ebenen von Kurland zu agiren, er die Operationen des, unter dem Kommando des Generallieutenants, Grafen Steinheil, aus Riga ausmarschirten Korps, auf dem rechten Dünaufer, nach Druja hin, ausführen zu lassen gedenkt. Zugleich mit diesem hat er über das statt gehabte Gefecht der Avantgarde des Grafen Steinheil folgenden Bericht eingesandt:

Am 19ten September, in der Frühe, attakirte der Feind mit überlegener Macht die Avantgarde unter dem Generalmajor Weljaminow bey dem Kruge Garosen, wo die vier Straßen von Bauske, Mitau, Peterhof und Eckau zusammen stoßen, die ihm vorgeschrieben waren, zu beobachten. Anfangs griff der Feind unsere Vorderpikets an, die drey Werst von dem Kruge Garosen auf der Straße von Bauske postirt waren; allein er ward von dem Kosakenregiments des Majors Seliwanow 2. und von einer Eskadron vom Grodnoschen Husarenregiment vollkommen geworfen und zwey Werst weit verfolgt. In dieser Attake sind 5 Mann gefangen genommen, und einige getödtet. Der Feind eröffnete eine Kanonade gegen unsre rechte Flanke. Der Oberst vom Quartiermeiserwesen, Graf Galathey, der sich bey dieser Avantgarde befand, hielt diese für eine falsche Attake, und glaubte, daß der Feind seine wahre Attake gegen unsere linke Flanke zu machen gedenke, um die von Eckau kommende Straße zu besetzen und sich zu bemühen, unsere Avantgarde abzuschneiden. Es zeigte sich bald, daß er richtig geurtheilt hatte. Der Feind zog sich mit seiner ganzen Macht gegen unsere linke Flanke, und fing an, das daselbst befindliche Flüßchen zu durchwaten, um sodann die von Eckau kommende Straße zu besetzen. Der Generalmajor Weljaminow übertrug die Vertheidigung dieser Flanke dem Obersten, Grafen Galathey. Die ersten beyden Versuche wurden bald durch die Scharfschützen des lithauschen Infanterieregiments und durch die Kosaken vom Regiment des Oberstlieutenants Loschtschilin abgeschlagen. Der Feind, der unaufhörlich Verstärkung an sich zog, watete endlich zum dritten Man durch das Flüßchen, in der Absicht, die Straße von Eckau zu besetzen, ward aber durch unsere Artillerie, unter dem Kommando des Lieutenants Gerbel, durch die Kosaken des Oberstlieutenants Loschtschilin und durch das zur Verstärkung dieser Flanke abgeschickte Bataillon vom Newskischen Regiment, von dieser Straße vertrieben und über das Flüßchen zurück geworfen, wobey auch ein Oberofficier und einige Gemeine zu Gefangenen gemacht wurden. Dieses ungestüme Andringen des Feindes gegen diese Flanke bewog den Generalmajor Weljaminow, sie mit zwey Kompagnien vom Petrowskischen Regiment zu verstärken; der Feind aber ging zum vierten Mal durch das Flüßchen, und ward wiederum über dasselbe zurück geworfen. Sodann wurde diese unsere Flanke noch mit zwey Kompagnien vom Petrowskischen Regiment verstärkt. Das Gewehrfeuer fing gegen Abend an aufzuhören; aber endlich fing es wieder weiter oberhalb dieses Flüßchen an, und der Feind ging nun mit einer weit grössern Anzahl Truppen über dasselbe. Das Newskische Bataillon, unter dem Kommando des Obersten Scheel, und das Petrowskische Bataillon, unter dem Kommando des Oberstlieutenants Kusmin, warfen sich nun auf die feindlichen Kolonnen, trieben endlich, nach einem Gewehrfeuer, das bis in die Nacht anhielt, den Feind über das Flüßchen zurück, und unsere Truppen verblieben in ihrer vorigen Stellung, ohne dem Feinde einen Schritt Terrain abgetreten zu haben. Dies Gefecht hat zwölf Stunden fast ununterbrochen fortgedauert. Nach der Aussage der Gefangnen hatte der Feind in diesem Gefecht Anfangs 5 Stück Geschütz von der reitenden Artillerie, vier vollzählige Eskadrons Kavallerie, und fünf vollzählige Bataillons; auf dessen ungeachtet mußte er, obgleich zweymal stärker als wir, der Tapferkeit unsrer Truppen weichen. Bey dem Feind sind zwey Stück Geschütz demontirt, und sehr viele Leute getödtet und verwundet worden. Unser Verlust ist, in Betracht des so lange angehaltenen und hartnäckigen Gefechts, nicht sehr groß. Unsere Truppen haben beyspiellosen Muth bewiesen, indem sie die feindlichen Angriffe auf unsere linke Flanke fünfmal zurück geschlagen haben.

Der Generalmajor Weljaminow läßt dem Obersten, Grafen Galathey, für den glücklichen Erfolg dieser Affäre, vollkommene Gerechtigkeit wiederfahren, und empfiehlt auch noch besonders die sich ausgezeichneten Obersten Turtschaninow und Scheel, den Oberstlieutenant Kusmin, den Artillerielieutenant Gerbel, vom Minskischen Infanterieregiment den Kapitän Smykom, und überhaupt alle in diesem Gefechte gewesene Officiere.

Zum Beschluß sagt der Generallieutenant Essen, daß der Ausmarsch des dem Grafen Steinhell anvertrauten Korps aus Riga, und die Gefechte, in denen der Feind einen weit ansehnlicheren Verlust erlitten hat, als wir, zur Folge gehab haben, daß die Truppen Macdonalds sich aus ihrer bisherigen Stellung zurück gezogen haben, wodurch das Korps des Grafen Wittgenstein, welchen auch das Korps des Grafen Steinheil durch seine Mitwirkung unterstützen wird, weit größere Bequemlichkeit zu operiren erhält.


Quellen.[]

  1. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 312. Sonnabend, den 28. December 1812.