Andeutung der Hauptübergänge über die Alpen nach Italien, vom Mont-Cenis bis zum Splugen.[]
Ueber den kleinen St. Bernhard.
Man kann im Mai durchaus nicht zu dem kleinen Bernhards-Berg von Genf aus gelangen, als über Annecy, Ugine, Conflans, Moutiers und St. Maurice; die andere Straße über Bonneville und den kleinen Bon-Homme ist nur vierzehn Tage lang im Monat August zu gebrauchen.
Von dem Gipfel des kleinen St. Bernhard kann man nach Aosta und Turin hinabsteigen; allein diese Straße ist immer sehr schwierig.
Ueber den großen St. Bernhard.
Der Uebergang über den großen St. Bernhard ist in der schönen Jahreszeit weniger schwierig, als der über den kleinen St. Bernhard. Man steigt gleich am Ausgange des Thales über Martigny hinauf; nach Aosta und Ivrée steigt man über das Fort Bard hinab. Dieser Weg bietet verschiedene sehr enge Pässe, oder Chiusa dar; indeß kann man mittelst Schlitten und anderer Vorsichtsmaaßregeln die kleinen Artillerie-Stücke fortbringen.
Wenn man in Ivrée angelangt ist, findet man zwei Landstraßen. Die erste, welche sich nach Süden wendet, führt unmittelbar nach Turin; die andere gegen Nord-Westen führt zum See von Orta und an das südliche Ende des Lago-Maggiore, über Massarano, Gattinara, Romagnano und Borgomanero.
Von Gattinara und Massarano kann man der Straße von Novarre und Vercelli folgen. Zu Borgomanero findet man die Straße, die nach Novarre, nach Sesto, nach Arone, und bis Buccione, am südlichen Ende des Sees von Orta, führt. Alle diese Wege sind von Ivrée an breit, gemächlich und beinahe alle Poststraßen.
Zu Ivrée ist auch ein Weg vorhanden, der über Biella, Crevacore und Borgo-Sesia nach dem Sesia-Thal führt. Man kann dort auch kleine Stücken Geschützes fortbringen.
Ueber den Simplon.
Die Straße von Genf nach Brieg in Ober-Wallis ist für Fuhrwerk aller Art zu gebrauchen. Von Brieg aus steigt man das südliche Thal hinauf, das nach dem Simplon führt, und über Varzo und das Vedro-Thal steigt man nach Crevolo hinab. Zu Crevolo hat man die Wahl unter drei verschiedenen Straßen:
- 1) Die Straße, welche über Domo d'Ossolla, Villa, Pedemulera, Magiandone nach Ornavasso und Gravelona führt. Zu Gravelona theilt sich dieser Weg; ein Zweig führt nach Omegna, am nördlichen Ende des Sees von Orta. Der Weg von Crevolo bis nach Omegna ist für die Artillerie zu gebrauchen, und vollkommen eben. Der andere Zweig führt nach Feriole, Tresa, Belgirate, Arone und Sesto, welche rechts des südlichen Theils des Lago Maggiore liegen.
- 2) Die Straße von Crevolo nach Massera, sie sich am linken Ufer der das Ossolla-Thal bewässernden Toce befindet.
- Zu Massera theilt sich diese Straße auch; ein Weg längs dem Berge von Norden nach Süden hin geht über Vogogna, und von Dort nach Margozzo, Palanzo, Intrasi, und endigt am rechten Ufer, nördlich des Lago Maggiore; der andere führt von Massera östlich in das Thal Oegezzo hinauf. Durch dieses Thal kömmt man nach Locarno hinab, welches am obern Ende des Lago Maggiore rechts liegt.
- Zu Locarno giebt es zwei Straßen; die eine rechts, die über Ascona nach Canobio und von da nach Intra und Palanzesi führt. Die andere links führt über Magadino in das Tesino-Thal, und von dort nach Bellinzona.
- 3) Die Straße von Crevolo zieht sich nördlich und führt in die Thäler Premia und Formazza, mittelst welcher man mit dem Goems-Thale, mit dem Münsterthale, und oberwärts mit dem St. Gotthardsthale in Verbindung kömmt, obwohl zu Anfang der schönen Jahreszeit die Verbindung mit dem St. Gotthard nicht zu gebrauchen ist.
Ueber den Göms.
Wenn man zu Brieg ist, steigt man oberhalb Bister, weiter hinauf nach dem Oberwallis, dann kömmt man nach Göms, wo man in das Thal hineinkömmt. Man steigt dann nach Formazza hinab und folgt dem Thale dieses Namens, welches in südlicher Richtung nach Crevolo führt.
Bevor man nach Crevolo gelangt, kann man an verschiedenen Stellen den Fluß Toce passiren und sich links in das Premia-Thal ziehen und über Monte-Crestese nach Massera gehen, von wo aus die unter Nr. 2 angezeigten Straßen und die des Simplon weiter bringen.
Ueber Münster.
Von Brieg im Walliserland weiter hinaufsteigend, kömmt man nach Münster. Dann das Thal rechts einschlagend, steigt man nach dem obern Theil des Formazza-Thales hinauf, mittelst welches man in die auf der Straße von Göms angezeigten Positionen wieder hinab kömmt.
Es ist nun, daß man von Süden her zum St. Gotthard gelange, oder über das östliche Ende des Wallis zu demselben hinaufsteigt, so befindet man sich an demselben Vereinigungspunct der beiden Straßen, die in das Thal Levantina hinabführen. Durch dieses Thal geht man nach Airolo, und von da, wenn man sich links nach dem äußern Ende des Thales wendet, über Regoretto, in das Thal Musacco. Zu Regoretto stößt man auf zwei Straßen, eine, die nach Nord-Osten hinauf nach Chiavenna am obern Ende des Comer Sees, die andere ziemlich schwierige, die in das Thal Morobia hinaufführt, durch welches man nach St. Antoine, hinter Bellinzona hinabsteigt, die drei, diese kleine Stadt umgebende Forts beherrschend.
Aus dem Levantina-Thal hervorgehend, und sich rechts wendend, gelangt man nach Bellinzona; von Bellinzona geht man über den Monte-Cenere. Man steigt auch über Magadina von Locarno aus hinauf; die beiden Wege vereinigen sich auf dem Monte-Cenere.
Wenn man den Monte-Cenere etwas unterhalb des Dorfes Bironico hinabgestiegen ist, kann man den Weg, der nach Lugano, oder den, welcher zur Ponte-Tresa führt, einschlagen. Auf diesem Weg kömmt man nach Lavens, Lavino, und auch gerade nach Varese, und von da nach Angera und Sesto, am linken Ufer des Lago-Maggiore.
Von dem Rocco d'Angera kann man ohne Gefahr das Fort Arone kanoniren.
Von Lugano aus hat man auch den Weg, der nach Ponte-Tresa führt.
Brief des Brigade-Generals Mainoni an den General Berthier.[]
Im Hauptquartier Sion, den 6. Mai.
Ich habe mich nach Martigny begeben, um eine Conferenz mit dem General Marescot, General-Inspector vom Genie-Corps, und dem General Watrin zu halten. Nach dieser Conferenz, in der ich ihnen meine Lage und meine Vertheidigungsmittel zu erkennen gegeben habe, wurde verabredet, daß sie bei ihrer Ankunft in Genf, Ihnen Bericht von meinen Beobachtungen abstatten sollten, bei meiner Rückkehr erhielt ich die Depesche des Chefs des Generalstabes, General Dupont, aus Dijon vom 24. April. Ich eile, Bürger-General, Ihren Wünschen zu entsprechen.
Ich vertheidige von den Quellen der Rhone an bis nach St. Maurice alle nach Italien ausgehende Engpässe, nämlich:
Das Thal von Immloch, durch welches man in sieben Stunden über den Col de Bedretto links nach Airolo kömmt. Airolo, welches den Anfang des Thales Levantina bildet, liegt am Fuße des St. Gotthard. Wenn man rechts über den Gries geht, gelangt man in das Formazza-Thal, welches nach Bassano ausgeht. Wenn man in eben diesem Thale dem Weg des Berges St. Jacques folgt, kömmt man in das Maggia-Thal, und dann nach Locarno hinab.
Der zweite Durchgang ist der Binda, der, von Arnen, in zehn Stunden nach Bassano führt, einem ziemlich beträchtlichen Ort an der Tousa; wenn man dem Flusse folgt, kömmt man nach Domo d'Ossola xc.
Der dritte Durchgang ist der von Brieg über den Simplon. Man steigt zehn Stunden lang aufwärts, eben so viele abwärts, und kömmt über das Dorf Davedro nach Domo d'Ossola ect. Dieser Paß ist der gangbarste von den dreien. Man kömmt mit Pferden und mit Mauleseln fort, und hat selbst schon Kanonen hinübergebracht.
Das Thal von Saas, über das Thal Vieges, gewährt den vierten Paß. Dieser bloß für Infanterie brauchbare Weg führt über Monte-Moro und den Berg von Turlo nach Varallo am See von Orta. Wenn man am Fuß des Monte-Moro angelangt ist, kann man dem Berge von Turlo ausweichen, indem man durch das Thal Mastellone und das Strona-Thal geht. Dieser Paß könnte bedeutend werden, um die von den Oesterreichern zu Ornavasso errichteten Werke, um uns zu verhindern, über das Thal von Domo d'Ossola hervorzubrechen, zu umgehen, und von hinten anzugreifen.
Der fünfte Paß ist der des Thales St. Nicolas, der zu den Gletschern von Heres und in das Thal von Aosta führt.
Der sechste ist der des Thales Anniviére, der über den Gletscher des Thales von Heres in das Thal von Aosta führt.
Der siebente führt aus dem Thals von Heres mittelst zwei Wege in das Thal von Aosta; der geradeste führt über den Gletscher von Heres, der andere durch das Herrmanns-Thal und den Gletscher von Bagnes.
Der achte führt ebenfalls in das Thal von Aosta über den Gletscher von Bagnes.
Der neunte ist der aus der Ebene von Proux. Wenn man an der Seite des Mont-Velan hingeht, gelangt man zu dem Berge, der dicht neben dem großen St. Bernhard ist, von wo aus man nach St. Remy hinabsteigt, dem ersten Dorfe in dem Thale von Aosta.
Der große St. Bernhard gewährt den zehnten Paß. Man steigt acht Stunden lang von Martigny bis zum Gasthause hinauf, dann steigt man zwei Stunden lang hinab, um nach St. Remy zu gelangen.
Der elfte Paß führt über den Col-Ferres nach Cour-Majeur.
Er giebt viele andere Fußsteige, die entweder nach Piemont oder nach Italien führen; allein in dieser Jahreszeit sind sie beinahe alle unbrauchbar, oder wenigstens sehr schwierig. Die nothwendigsten Pässe, um gerade über dem Feinde hinabzukommen, sind folgende:
Der des Thales Maggia; durch diesen würde man die im Levantina, zu Bellinzona xc. postirten Oesterreicher abschneiden.
Der des Simplon, über welchen man viele Truppen, Lebensmittel u. d. m. fortbringen kann. Er ist unumgänglich nothwendig, um den Feind von den Ufern des Lago-Maggiore zu vertreiben, und die Operationen des großen St. Bernhard zu erleichtern.
Der des Thales von Saas, über den Monte-Moro. Man kann hier die Werke von Ornavasso von hinten angreifen, und denselben Zweck, wie die Truppen, welche vom Simplon kommen, erreichen.
Der des großen St. Bernhard muß der Hauptsächlichste seyn; er ist meines Erachtens der leichteste, und besonders entscheidend, wenn man zur berechneten Zeit eine Colonne mit Kanonen und Haubitzen über den kleinen St. Bernhard marschiren läßt, um in Uebereinstimmung das Fort von Bard anzugreifen und niederzuschmettern, damit sogleich dieses Hinderniß aus dem Wege geräumt würde, welches die Vereinigung und das Zusammenwirken der Operationen verzögern könnte.
Die Streitkräfte des Feindes vor mir sich, wenn sie sich nicht seit einigen Tagen verändert haben, folgendermaßen vertheilt.
Im Levantina 3000 Mann Infanterie und 3 bis 400 Pferde, unter Commando des Generals Davidowich, größtentheils Kroaten. Zu Lugano und Locarno 1800 Mann; auf meiner Fronte zu Domo d'Ossola und in der Gegend 1000 Mann, von den Loup'schen Jägern, das 8 bis 900 Mann starke Corps von Rohan, das Laudonsche Corps, welches längs dem See steht, 2000 Mann stark, und 2 bis 300 Husaren von neuerer Errichtung; viel Artillerie von kleinem Kaliber, aufgestellt zu Ornavasso und Arona.
In dem Thale von Aosta 1500 Mann vom Regiment Kinsky und 4 Compagnien Kroaten; im Fort von Bard 150 Mann und 4 Kanonen. Zu Varese ein ziemlich beträchtlicher Park und ein Lager von 10 bis 12000 Mann, commandirt vom General Vukassowich.
Ich wage es, Sie zu versichern, mein General, daß, wenn wirklich eine Unternehmung vorgenommen wird, wenn sie vom Gotthard her gut unterstützt, und auf allen Puncten kräftig ausgeführt wird, sie vollständig gelingen muß.
- Unterz. Mainoni.
Quellen und Literatur.[]
- Minerva1817.