Ganges, einer der größten und berühmtesten Flüsse in Asien, welcher im nordwestlichen Tibet entspringt, durch das Gebirg bey Razemal nach Hindustan dringt, dieses Land durchströmt, und sich in vielen Ausflüssen, oder Armen in den Bengalischen Meerbusen ergießt, wo er viele Inseln macht. Der westlichere, obwohl kleinere Arm (Hugly) wird durch die hoch steigende Fluth des Meers so tief, daß Kriegsschiffe gegen 30 Meilen den Strom hinaufkommen können. Der größere östliche Arm ist weniger bekannt. In der Regenzeit ergießt sich der Strom weit über die angränzenden Ebenen Bengalens, und macht sie fruchtbar ohne andere Düngung. Er ist im Durchschnitte eine halbe Stunde breit. Sein Wasser wird von den Indianern sehr hoch gehalten. Sie schreiben ihm eine heiligmachende Kraft zu, und wer am Ufer dieses Flusses stirbt, und von seinem Wasser trinkt, ist, nach ihrer Meynung, von der Seelenwanderung befreyt So bald daher ein Kranker von den Aerzten aufgegeben ist, so bringen ihn seine Verwandte eilend an den Ga~ges, gießen ihm Wasser daraus, oft mi Schlamm vermischt in den Mund, oder tauchen ihn ganz in den Strom. Auf beyden Arten wird der Tod des Kranken befördert. Diejenigen, so zu weit von diesem Flusse entfernt sind, haben immer etwas von seinem Wasser bey der Hand, um es in den lezten Zügen zu trinken. Die von den verbrannten Todten übrig bleibenden Knochen werden sorgfältig aufgehoben, bis man sie in den Ganges werfen kann.
Quellen und Literatur.[]
- Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.