Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Friedrich August, König von Sachsen.[]

[1]

SLUB Dresden.

August (Friedrich), jetzt regierender König von Sachsen, der älteste Sohn des Churfürsten Friedrich Christians, wurde geboren am 23sten December 1750. Bei seines Vaters Tode war er erst dreizehn Jahre alt, und seine Lande wurden deßhalb unter der Administration seines ältesten Oheims, des Prinzen Xaver, regiert, bis am 16ten September 1768 der junge Fürst selbst die Regierung antrat. Der würdige Gutschmid war sein Lehrer in den Staatswissenschaften gewesen, die vielleicht nie in einem edlern Geiste sind angewendet worden als von Friedrich August. In einer ruhigen Zeit übernahm er die Regierung, beseelt von dem reinen Entschlusse, die ihm zugefallen Länder nach Möglichkeit zu beglücken, und dieser Entschluß verloderte nicht schnell in einem jugendlichen Enthusiasmus, sondern blieb in allen Verhältnissen und zu allen Zeiten so fest, daß man mit Wahrheit sagen kann, dieser Fürst habe nur gelebt, um ihn durch That zu bewähren. Niemals hat er den Grundsatz der strengsten Rechtlichkeit verläugnet, stets wahrhaft väterliche Gesinnung bewiesen, und nie etwas unternommen oder gethan, was mit dem Wohle seiner Unterthanen unverträglich hätte scheinen können. Heilig war ihm die Gerechtigkeit, und darum ist in seiner ganzen Regierung kein Machtspruch, kein Eingriff in fremde Rechte geschehen; heilig war ihm seine Fürstenpflicht, und mit der anhaltendsten Thätigkeit, mit der gewissenhaftesten Pünktlichkeit, mit der edelsten Mäßigung hat er sie erfüllt. Abhold jedem übereilten revolutionären Streben, unternahm er nichts blos für den Glanz und Schimmer oder aus Nachahmungssucht, sondern nur dann kam das Neue, wenn er aus geprüfter Ueberzeugung es als das Gute erkannt hatte, das lieber langsam aber desto sicherer gedeihen sollte. Der Wohlstand, die Blüthe seines Staates unter seiner Regierung zeugen, wie sicher es in der That gedieh; und die nähere Betrachtung der geräuschlosen Thätigkeit diesen Fürsten beweis't, daß er wohlthätiger für seinen Staate gewirkt hat, als kein Eroberer vermocht hätte. Er tilgte die Steuerschulden des Landes, und die erkannte strenge Rechtlichkeit der Verfassung bewirkte, daß, ungeachtet der geringen Zinsen, die sächsischen Staatspapiere, was bis daher ohne Beispiel war, um einige Procente den baaren Werth überstiegen. Oefters wendete Friedrich August durch eigene Aufopferungen Schulden von Lande ab, suchte Auflagen lieber zu vermindern als zu erhöhen, und erklärte, man solle sein und seiner Kammer Interesse nie dem Interesse der getreuen Unterthanen entgegenstellen. Von seiner ausnehmend landesväterlichen Fürsorge zeugen die schrecklichen Jahre der Theurung 1772, 1804, 1805, und die furchtbaren Ueberschwemmungen von 1784, 1799, 1804, wobei er sich als wahrer Vater seines Volks nicht nur durch unmittelbare Wohlthaten, sondern auch durch Arbeiten bewies, die er nahrungslosen Unterthanen anweisen ließ. Die Magazine aber wurden so eingerichtet, daß ähnlich großer Gefahr künftig vorgebaut war. Der Anbau des Landes, die Verbesserung der Viehzucht machten bedeutende Fortschritte, und wurden durch Belohnungen unterstützt; die Bergbau, die Salzwerke wurden durch sorgfältige Aufsicht, weise Berggesetze und nachdrückliche Unterstützung der Gewerken gehoben; Manufacturisten und Fabrikanten aller Art durch Pensionen, Geschenke und Vorschüsse unterstützt; der Handel, der durch den siebenjährigen Krieg und durch die von dem Administrator Xaver auf die ausländischen Waaren gelegten Imposten einen nicht geringen Stoß erlitten hatte, hob sich zu einer vorher nie erreichten Blüthe, und ward auf vielfache Weise befördert. Wer gedenkt nicht hierbei der Verbesserung alter und Anlegung vieler neuen Kunststraßen, so wie der Schiffbarmachung der Unstrut und Saale, welche Flüsse durch Canäle über Leipzig, Eilenburg und Torgau mit der Elbe in Verbindung gesetzt werden sollten? die Armee wurde bei diesem allen auf einen bessern Fuß gesetzt, und die Bildungsanstalten blieben nicht dahinter. Bedeutende Unterstützungen erhielten die beiden Universitäten Wittenberg und Leipzig; die drei Fürstenschulen Pforta, Meißen und die Grimma wurden neu organisirt, erhielten neue Gebäude und mehrere Lehrer; die Seminarien zu Dresden und Weißenfels, das Soldatenknabeninstitut zu Annaburg, die niedern Bergschulen in Erzgebirge, die verbesserte Einrichtung der Bergakademie zu Freiberg, die Gehaltserhöhung der Landschullehrer, Prämien, welche an diese ausgetheilt wurden, u. a. m. beweisen zur Genüge von dem Eifer der Regierung auch für die höhere Bildung der Nation. Zeigt nun aber schon dieses, daß man nicht blos auf die Administration des Landes eine vorzügliche Sorgfalt gewendet habe, so dienen andere Umstände, noch mehr, auch die eigentliche Regierung Friedrich Augusts von einer höchst achtungswürdigen Seite zu zeigen. Im Jahre 1770 wurde die Tortur abgeschafft, die Reinigungseide wurden vermindert, die Todesstrafen sehr beschränkt und menschlicher. 1791 wurde eine beständige Gesetzcommission errichtet, welche mit dem Entwurfe zu einer neuen Gerichtsordnung beauftragt ward, und 1810 erhielten einige ausgezeichnete Criminalisten den Auftrag zur Ausarbeitung eines neuen peinlichen Gesetzbuchs. Manche wichtige Veränderungen wurden in Ansehung einzelner Landescollegien und Behörden vorgenommen, der nachtheilige Justizpacht in den Aemtern aufgehoben, sehr nützliche Polizeigesetze und eine allgemeine Vormundschaftsordnung gegeben, die sich in jeder Hinsicht vortheilhaft auszeichnet. Diese wenige aus Vielem ausgehoben, beweis't einen eben so guten Willen als zweckmäßige Thätigkeit eines Regenten, der keine höhere Pflicht und keine süßere Lust kennt, als die Beglückung seines Landes. Auch breitete sich nicht blos ein schöner Wohlstand in demselben aus, sondern der Geist der Rechtlichkeit, Ordnung, Mäßigkeit, Treue waltete darin so allgemein, daß Sachsen auch von Seiten seiner Sittlichkeit sich auszeichnete. Wenn Friedrich August nicht ein völlig ungestörtes, immer erhöhtes Glück seinen Unterthanen verschaffte, so war dies nicht seine, sondern der Zeitumstände Schuld; denn wie sehr er auch den Frieden liebte, so wurde er doch mehr als einmal genöthigt, das Schwert zu ziehen, und endlich seine blühenden Provinzen allem Drangsaale eines verheerenden Krieges Preis zu geben. Im Jahre 1778 führte er, wegen der Ansprüche seiner Mutter auf die Verlassenschaft ihres Bruders, des Churfürsten von Bayern, in Verbindung mit Friedrich dem Großen, einen Krieg gegen das Haus Oesterreich, den bayerischen Erbfolgekrieg, welchem aber bereits am 13ten Mai 1779 der Friede folgte. Das Interesse seines Landes und dessen geographischen Lage erforderten, sich an Preußen anzuschließen, und Friedrich August that es mit aller ihm eigenen Rechtlichkeit. Einer der ersten trat er daher auch dem deutschen Fürstenbunde, dieser großen Stiftung Friedrichs, bei. Sehr richtig urtheilte Johannes Müller hierüber, "daß diese Maßregel der väterlichen Sorgfalt gemäß war, mit welcher Friedrich August die Wunden des Vaterlandes immer glücklicher heilte, und gleich gemäß dem Interesse des Hauses, dessen Schild wider grundlose Ansprüche in Tractaten ist, und seines Volks, dessen vielvermögende Stände in ihren zum gemeinen Besten geübten Vorrechten ein Kleinod besitzen, dessen Verlust beim Untergange der Gesetze gewiß und unersetzlich wäre." Diese Weisheit, die ihn zu solcher Maßregel vermochte, bewog ihn auch, eine angetragene Königskrone auszuschlagen. Die Polen sendeten im J. 1791 den Fürsten Adam Czartorisky nach Dresden, um Friedrich Augusten aus eigner Wahl zur Thronfolge Polens für sich und seine weiblichen Nachkommen zu berufen. War es aber ehrenvoll für ihn, um seiner Tugenden willen von einer fremden Nation zum König berufen zu seyn, so war es groß und edel, dem Rufe nicht zu folgen, und lieber dem Glücke des kleinern Vaterlandes zu leben. Leider aber stand es bald nicht mehr in seiner Macht, die Ruhe dieses Vaterlandes zu sichern. In seinem Sommerpalast zu Pillnitz fand am 27sten August 1791 die berühmte Zusammenkunft zwischen dem Kaiser Leopold und Friedrich Wilhelm II. von Preußen Statt, worin Maßregeln gegen die in Frankreich ausgebrochene Revolution ergriffen wurden. Hatte Friedrich August dies nicht verhindern können, so hütete er sich doch, dem Bunde thätig beizutreten, rieth stets zur Mäßigung, und stellte erst im folgenden Jahre, als nach Leopolds Tode die Franzosen in die österreichischen Niederlande und Rheinländer einfielen, und nun ein Reichskrieg erklärt ward, die Truppen, die ihm als Reichsfürst zu stellen oblag. Vier Jahr lang nahm er auf solche Weise an einem Kriege Theil, zu welchem die Pflicht ihn nöthigte, schloß aber, als Jourdan 1796 nach Franken eindrang, einen Waffenstillstand, und stellte eine Neutralitätsarmee an den südlichen Gränzen auf. Bei dem rastadter Congreß vom J. 1797 bis 1799 suchte er nach allen Kräften die Sicherheit und Selbstständigkeit des deutschen Reiches zu behaupten, und bei dem Entschädigungsgeschäft zu Regensburg (1801 und 1803), wozu er nebst sieben andern Reichsständen erwählt war, hatte er kein anderes Augenmerk als strengste Gerechtigkeit bei Vertheilung der Entschädigungsmasse. An einem neuen Kriege zwischen Frankreich und Oesterreich im J. 1805 nahm er keinen Theil, konnte aber nicht hindern, daß seine Länder durch preußischen Durchmärsche vieles litten, und mußte selbst im folgenden Jahre, nachdem am 6ten August die völlige Auflösung des deutschen Reichs erfolgt war, an einer Rüstung Preußens gegen Frankreich Antheil zu nehmen. 22,000 Mann Sachsen stießen zu den Preußen. Als durch eine verlorne Schlacht auf den Höhen von Jena am 14ten October das Schicksal der preußischen Monarchie entschieden war, war Sachsen zuerst dem eindringenden Feinde Preis gegeben, und das Loos des Landes wäre gewiß auf andere Weise entschieden worden, hätten nicht Friedrich Augusts persönliche Regententugenden dem Feinde selber Achtung eingeflößt. Der Sieger legte, außer mehreren Requisitionen, dem Lande eine Contribution von 25 Millionen Franken auf, die im Verlaufe des Jahres 1807 in drei Terminen aufgebracht werden mußten, richtete eine provisorische Verwaltung der in Beschlag genommenen landesherrlichen Einkünfte ein, zu welchem Behufe das Land in vier Arrondissements vertheilt ward, Naumburg, Leipzig, Dresden und Wittenberg, gestand aber übrigens dem Lande Neutralität zu. Friedrich August suchte dem bedrängten Lande auf alle Weise zu Hülfe zu kommen, indem er theils durch Geldvorschüsse und Lieferungen seiner Kammergüter die Leistungen unterstützte, theils den Friedensabschluß mit Napoleon möglichst beschleunigte. Diese erfolgte am 11ten December zu Posen, und hatte auf das künftige Schicksal von Sachsen und dessen Regenten wesentlichen Einfluß. Der bisherige Churfürst von Sachsen wurde zum König erhoben, trat als solcher dem Rheinbunde bei, und stellte ein Contingent von 20,000 Mann. Der in der Niederlausitz gelegene cottbusser Kreis wurde ihm zugesichert, und er trat dagegen nachher an den König des neu errichteten Reichs Westphalen das Amt Sommern, die Grafschaft Barby und einen Theil der Grafschaft Mannsfeld ab. Durch den Frieden von Tilsit erhielt er späterhin auch die vom Königreiche Preußen getrennten Provinzen Südpreußen, einen Theil Neu-Ostpreußens, Westpreußens und Neu-Schlesien, unter dem Titel des Herzogthums Warschau, wozu dann durch den Frieden von Wien (den 14ten Oct. 1809) alles, was theils 1772, theils 1795 in Neu- und Alt-Gallizien an Oesterreich gekommen war, geschlagen wurde. Als König von Sachsen und Herzog von Warschau hatte nun aber Friedrich August doppelte Verbindlichkeit, Theil an Frankreichs Kriegen zu nehmen. Nur den gewöhnlichen nahm er an dem Kriege, der 1809 gegen Oesterreich geführt ward, und der, obschon glücklich geführt, doch dem bereits erschöpften Lande manches Opfer kostete. Aber härtere Prüfungen für das Herz des guten Königs sollten erst noch beginnen. Napoleon unternahm seinen Zug nach Rußland. Die Herstellung der Contingente von Sachsen und Warschau erforderten ungeheuere Anstrengungen, und die Durchmärsche der Heere verursachten in beyden Ländern große Kosten. Als die Unternehmung mißlungen war, rückten die Feinde herbei, und erst wurde Polen, und dann auch das Mutterland von ihnen überschwemmt. Der König, seinen Verbindungen getreu, ergriff mit seiner Familie die Flucht, und verweilte erst zu Plauen, dann aber zu Regenspurg. Die Schlacht bei Lützen gab Napoleon aufs Neue die Ueberlegenheit; da beschloß der König wieder in sein, durch die beiderseitigen Heere schrecklich verwüstetes Land zurück zu kehren. Am 12. Mai (814) führte ihn Napoleon wieder in seine Hauptstadt ein. Die gesunde Politik hatte ihm geboten, auf seinem Rückwege von Regensburg in Prag den weitern Gang der Dinge abzuwarten, und dann zu derjenigen Parthie zu halten, der Oesterreich durch seinen Beitritt das Uebergewicht gab. Aber falsche Begriffe von Rechtlichkeit und Treue, und das wiederaufblühende Glück der französischen Waffen hatten das sächsische Cabinet verleitet, sich dem so gewaltig imponirenden Eroberer aufs neue anzuschliessen. Die Feindseligkeiten brachen wieder aus, und der gute König war nu ein Zeuge der blutigen und greuelhaften Scenen, welche sein Land erfüllten, und zum Theil, unter seinen Augen, in den nächsten Umgebungen der Hauptstadt vorfielen. Napoleon verließ die Position von Dresden und zog mit seiner Hauptmacht in die Gefilde von Leipzig. Hier befand sich der König, der unzertrennlich von ihm, ihn begleitet hatte, in der Mitte des schrecklichen Schauplatzes, auf dem, in einem fürchterlichen Kampfe, das Loos von Europa entschieden wurde. Als der Schlag geschehen war, trat der Besiegte den Rückzug an, seinen treuen Bundsgenossen aber überließ er seinem Schicksale. In dieser Noth sandte der König einen Parlamentair an den Kaiser von Rußland, mit der Erklärung, daß er sich ihm auf Discretion ergebe, und nur um Schonung der Einwohner und ihres Eigenthums bitte; worauf Alexander erwiederte; In Bezug auf die Stadt Leipzig und ihre Einwohner könne der König beruhigt seyn, in ihm persönlich aber sehe er nur einen feindlich gesinnten Fürsten. So wurde er denn auch behandelt. Man führte ihn gefangen aus dem Lande hinweg, und wies ihm seinen Aufenthalt in den preußischen Staaten an, wo er meistens auf dem Schloße zu Friedrichsfeld, unweit Berlin wohnte; Sachsen aber wurde unter die Verwaltung der Sieger gesetzt, und der Fürst Repnin als Gouverneur der Eroberung angestellt. Der König verweilte in seiner Gefangenschaft bis in den Frühling des Jahrs 1815, während die Verhandlungen über sein Schicksal oft eine so drohende Gestalt annahmen, daß es schien, daß das geliebte Stammland für ihn und seine Dynastie auf immer verlohren seyn dürfte. Im März des besagten Jahrs nahm er seine Wohnung zu Preßburg, um der Hauptstadt des Oesterreichischen Kaiserreichs, dem damaligen Mittelpunkte der europäischen Diplomatie, näher zu seyn. Am 18. Mai kam endlich der Vertrag mit Preußen zu Stande, in dem der König die politischen Fehler, die sein Cabinet begangen hatte, durch die Abtretung einer strecke Landes büßte, die beinahe die Hälfte seines Reiches ausmachte, und von 853,305 Menschen bevölkert ist. Am 7. Jun. kam nach einer zwanzig monatlichen Abwesenheit, unter den herzlichsten Aeusserungen von Freude und Liebe seines Volks, wieder nach Dresden zurück.


Der König von Sachsen verläßt Dresden.[]

[2]
Der fünf und zwanzigste Februar 1813.

Als das französische Kriegsheer sich aus den preussischen Staaten an die Elbe zog, um die neue Macht zu erwarten, die Napoleon im Innern seines Reichs sammelte, näherte sich auch der Vortrab der russischen Armeen den Grenzen Sachsens. Einige hundert Kosacken unter dem Obersten Brendl machten einen Streifzug in die Oberlausitz, indessen der Graf Reynier sich gegen Bautzen wandte, um sich am Ufer der Spree aufzustellen. Diese Vorgänge bewogen den König von Sachsen, seine Hauptstadt zu verlassen. Am 23ten Februar machte er diesen Entschluß öffentlich mit dem Anhang bekannt, daß er bey dem seit sechs Jahren ergriffenen politischen System unabweichlich beharren wolle. Am Morgen des 25ten Februars reiste er mit der Königin und der Prinzessin Augusta nach Plauen im Vogtland ab, wohin ihm drey Tage vorher seine Brüder mit ihren Familien vorgegangen waren. Sein Volk sah ihm traurig nach und schien die Uebel bereits zu ahnen, die es in der Folge betroffen hatten.


Zeitungsnachrichten.[]

1807.[]

Herzogthum Warschau. [3]

Es scheint nun entschieden, daß der König am 27. Dez. von Warschau aufbrechen, und den 5. Jan. in Dresden eintreffen werde. Die drey Deputirten, die der König nach Paris oder dahin, wo der Kaiser Napoleon sich jetzt aufhält, zu gehen beordert hat, an deren Spitze der Graf Potocki steht, sind noch nicht abgereist. Der König arbeitete bisher mit rastlosem Eifer und Beharrlichkeit, die selbst die rüstigsten und arbeitsamsten Geschäftsmänner unter den polnischen Ministern und Staatsmänner in Erstaunen setzt, vom frühesten Morgen bis spät in der Nacht. Die königl. Familie bekam ihn gewöhnlich nur bey der Tafel, das hoffähige Publikum nur Sonntags früh bey der Audienz und Abends im Cercle zu sehen. Er bezeugte dabey laut bey mehreren Gelegenheiten seine Zufriedenheit über die Einsichten und Anstrengungen der sämtlichen Pohlen, die das neue Ministerium in Warschau konstituiren.


1808.[]

Herzogthum Warschau. [4]

Am 5. Jan. Abends um 8 Uhr kam der König und die Königin wieder nach Dresden zurück. Die Prinzen und Prinzessinen des königl. Hauses waren II. MM. bis Königsbrück entgegen geeilt. Die Bürger und Innungsverwandten ritten ihrem Landesvater entgegen. Abends halb 8 Uhr kündigte das Geläute aller Glocken die Annäherung Deroselben an. Am schwarzen Thore geruhten II. MM. bey einer daselbst errichteten schön erleuchteten Ehrenpforte von einer Deputazion des Dresdner Raths und der Kaufmannschaft, in einer kurzen Anrede den Ausdruck der devotesten Gesinnungen anzunehmen, und auf das Huldreichste zu beantworten. Von hier erhoben sich Ihre Majestäten, unter Begleitung sämmtlicher Prinzen und Prinzessinen, durch die sehr geschmackvoll erleuchtete Allee über die Brücke, und den reich mit Lampen gezierten, und mit Arkaden besetzten Schlossplatz, zum Schloßthore herein, und geruheten nicht nur die vorzüglichsten Strassen der Stadt, unter dem Jubel einer zahlreichen Menge Volks, zu durchf_hren und Friedrichstädter Vorstädten gelegenen Gärten des Prinzen Antons und Maximilians zu besuchen, und die daselbst angebrachte prachtvolle Erleuchtung in Augenschein zu nehmen, worauf Sie halb 10 Uhr in Ihrem Residenzschlosse eintrafen. Hier wurden II. MM. von einem zahlreich versammelten Hofe empfangen, und die Treppe des Schlosses hinauf begleitet.

Miszellen. [5]

Dresden den 10. August. Wie man versichert, ist es nun entschieden, daß der König von Sachsen am 15. August von Dresden seine Reise nach Warschau antreten wird. Die Königin und die Prinzessin Augusta werden Se. Majestät begleiten. Die höchsten Herrschaften werden ungefähr 2 Monate zu Warschau verweilen. Aus mehreren Anstalten will man schliessen, das bald mehrere königl. Sächsische Regimenter in das Großherzogthum Warschau marschiren werden.

Politische Notizen. [6] [Oktober]

Der König von Sachsen wird in der Mitte Octobermonats nach Warschau gehen, und sein Auffenthalt daselbst wird, wie es heißt, vier Monate dauern.

Am 25sten September ist der König, von Dresden aus über Leipzig, nach Erfurt gereist.


1812.[]

Dresden, den 4ten Januar. [7]

Es war heute, Abends um 8 Uhr, als Ihre Königliche Majestäten und die Prinzessin Auguste, nach einer Abwesenheit von 4 Monaten, unter dem Donner der Kanonen, dem Läuten aller Glocken und dem Freudenzuruf der Einwohner von Warschau hier wieder eintrafen.


Prag, den 15ten July. [8]

Se. Majestät, der König von Sachsen, und die königl. Familie, werden zu einem Besuch bey Ihrer Majestät, der Kaiserin von Oesterreich, zu Töplitz erwartet.


Dresden, den 16ten July. [9]

Am Dienstage begleitete der König seine geliebte Schwester, die Prinzessin Mariane, nach Töplitz, wohin sie von der Kaiserin Beatrix von Oesterreich eingeladen war, und einige Zeit daselbst verweilen wird. Desselben Abends spät kam der König nach Pillnitz zurück.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  3. Wiener-Zeitung. Nro 5. Sonnabend, den 16. Januar 1808.
  4. Wiener-Zeitung. Nro 8. Mittwoch, den 27. Januar 1808.
  5. Wiener-Zeitung. Nro 67. Sonnabend, den 20. August 1808.
  6. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  7. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 16. Donnerstag, den 18. Januar 1812.
  8. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 186. Sonnabend, den 3/15. August 1812.
  9. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 189. Mittewoch, den 7/19. August 1812.


Porträten.[]


Advertisement