Baldiger Friede.[]
- [Februar]
Nach allen war bisher vorgefallen, scheinen freilich die Friedens-Hofnungen verschwunden zu seyn, aber dem ohngeachtet giebt es noch immer Politiker, denen ein baldiger Friede nicht unwahrscheinlich ist. Das Wörtchen bald, ist sehr relativ, und es kommt alles darauf an, wie wir solches ausdeuten. Denkt man sich darunter eine Zeit von wenigen Monaten, so dürften wrnige Gründe vorhanden seyn, den baldigen Frieden anzunehmen, aber hieraus folgt keinesweges, daß der große Krieg zwischen Frankreich und England noch Jahre lang fortdauern werde, im Gegentheil erwartet man den Schluß dieser Fehde, noch im gegenwärtig laufenden Jahre. Hiezu sind manche Gründe vorhanden, unter welchen die Zusammenberufung des Parlaments mit oben an stehet. Als eine Folge davon sieht man die Entlassung des jetzigen Ministeriums an, und ist es nur erst dahin gekommen, so dürfte es der Friede liebenden Parthei um so leichter werden, ihren Zweck zu erreichen. So viel müssen doch die Engländer eingestehen, daß ihre bisherigen Expeditionen zwecklos waren, und daß nicht eine davon das geleistet, was das Ministerium dem Volke vorspiegelte. Nun will man neue unternehmen, aber wird man im Stande seyn, das Publikum zu überreden, daß solche glücklicher als die vorhergehenden ablaufen? Das dürfte scher halten, und daher die allgemeine Unzufriedenheit, die bald in lautes Murren übergehen muß, daß aber vom Murren der Gang zur Revolution nur leicht sei, ist bekannt, und zu dergleichen Extremen darf es keine Regierung, am wenigsten die englische kommen lassen. Sie muß das Feuer dämpfen, so lange noch die Asche glimmt, und kann den Ausbruch nicht abwarten, wir können daher dreist annehmen, daß der große Streit sich sehr bald endigen werde.
Prüfung der Friedensgerüchte.[]
- [1808]
Die Kriegslustigen Engländer sind nun auf einmal Friedensboten geworden, ihre Zeitungen wenigstens erzählen, daß der Herzog von Benevent von Französischer Seite sich nach Holland begebe, um von da aus mit der Englischen Regierung zu unterhandeln. In welcher Absicht eine dergleichen Nachricht verbreitet worden, ist nicht schwer einzusehen, denn die Englischen Fabrikanten dringen auf Frieden, und die eingehenden Bittschriften an die Regierung sind in so nachdrücklichem Tone abgefaßt, daß diese den Ausbruch der Unzufriedenheit befürchtet, und so hoft man also durch solche Friedens-Hofnungen die unruhigen Gemüther zu besänftigen.
So wenig man auch Ursache hat anzunehmen, daß die Englische Regierung geneigt seyn werde, den Französischen Friedens-Vorschlägen Gehör zu geben, so ist doch gewiß, daß die Maaßregeln, welche neuerlich Spanien und Holland gegen England genommen haben, ganz dazu geeignet sind, den Frieden zu erzwingen, weil alle Mächte des Kontinents sich als Feinde Englands erklären, und wenn es einen Zeitpunkt gab, wo friedliche Unterhandlungen statt finden konnten, so war es grade der gegenwärtige. In welcher Art jetzt der Friede geschlossen werden könnte, darüber sind freilich die Meinungen verschieden, und wir müssen jeden überlassen über diesen wichtigen Punkt selbst nachzudenken. Die Bedingungen, welche während der Gesandschaft des Lords Lauderdale gemacht wurden, bestanden vornämlich darin: Hannover zurückzugeben, Großbrittanien im Besitz von Maltha zu bestätigen, den freien Besitz des Kaps zuzugestehen, auch Tabago der Brittischen Krone zu überlassen.
So standen damals die Angelegenheiten, weil aber diese seitdem gar sehr sich verändert haben, so ist freilich die Frage, ob diese Punkte auch gegenwärtig zur Grundlage des Friedens dienen werden, und so ist also schwer zu entscheiden, in wie ferne die jetzigen Bedingungen der Englischen Regierung annehmlich seyn können, denn damals wenigstens foderten die Minister weit mehr, und deshalb wurden auch die Unterhandlungen abgebrochen.
Englands Gründe zur Fortsetzung des Krieges.[]
- [Februar]
Wenn man auch noch so sehr die Französische Parthei hält, so ist doch nicht zu leugnen, daß England Gründe zur Fortsetzung des Krieges habe, die so wichtig sind, daß der Entschluß der Minister, den Krieg zu verlängern, so natürlich als nothwendig scheint. Der wichtigste Grund beruht ohnstreitig auf die Voraussetzung: daß Frankreich den Engländern die Oberherrschaft zur See streitig macht, und wenn ihnen ihre Anmaaßung zur See beschränkt, der Absatz ihrer Waaren in manchen Gegenden erschwert oder vermindert wird, das alles sehr wahrscheinlich ist, so kann man sehr bestimmt annehmen, daß ihnen die Fortsetzung des Krieges nicht so nachtheilig seyn kann, als wenn sie sich genöthigt sehen unter solchen Bedingungen, Frieden zu unterzeichnen.
So wahr dieses ist, so kann man doch deshalb England zur Fortsetzung des Krieges keinesweges rathen, weil die Gefahr jetzt dringender als jemals ist. Alle Waffen, welche die Englischen Minister gegen Frankreich geleitet hatten, kehrte Napoleons Genie gegen ihre eigne Brust. Die Koalitionen haben Frankreich vergrößert und ihre Bundesgenossen vom festen Lande vertrieben, und man kann mit Recht sagen, daß der Krieg die Engländer an den Abgrund geführt, von dem sie ein Friede nicht retten wird. -- Was werden die Engländer in dieser Lage thun? Viele sind der Meinung, sie werden vorläufig Frieden schliessen, um der Noth des Augenblicks zu entgehen, den Krieg aber sehr bald wieder zu erneuern suchen. Das glaube ich nicht, im Gegentheil ist es wahrscheinlich, daß die Minister die nun einmal das Kriegssystem proklamirt haben, auch solchem treu bleiben, und das Aeußerste wagen werden, um den letzten Versuch zu machen, ob es nicht möglich sei, einen minder nachtheiligen Frieden zu erhalten. Alles was bisher geschehen, ist noch immer nicht geeignet, das Brittische Kabinet zum Abschluß des Friedens zu zwingen, nur von einem Ereignisse würde ein schneller Friede abhängen, ich meine eine Landung in Irland, weil wir aber noch nicht einmal wissen, ob solche in dem Plane Napoleons liege, so ist das Eintreten dieser Epoche schwer zu bestimmen, und die Fortdauer des Krieges mit Recht zu befürchten.
Wird die Erde oder das Meer siegen?[]
- [Februar]
Von dieser Frage hängt das Schicksal von Millionen Menschen ab. Gegenwärtig ist die öffentliche Aufmerksamkeit einzig auf die Verhältnisse zwischen Frankreich und England gerichtet. Dieser bis jetzt noch unblutige Kampf der beiden Elemente, welcher vielleicht blutig entscheiden wird, ob die Erde oder das Meer siegt, bietet auch wirklich ein großes Schauspiel dar, und berührt das Interesse der ganzen Erde. Es giebt gewiß wenig Menschen in Europa, und sogar in den übrigen Theilen der Welt, die mit den unsrigen in Verkehr stehen, welche die Wirkungen dieses Krieges nicht fühlen, und bei einen künftigen Frieden nicht wesentlich interessirt sind. Wer auch nie Antheil an einen Krieg nahm, wird zu dem Antheile an dem gegenwärtigen durch seine täglichen Bedürfnisse genöthigt.
Aller Wahrscheinlichkeit nach würde, dieser Kampf in einen Vertilgungskrieg ausarten, der mit diesen Erschütterungen verbunden wäre, wenn sich nicht alle Umstände vereinigten, um uns, trotz aller kriegerischen Aussichten, dennoch Frieden zu versprechen. Diese Hofnung gründet sich allein auf die gegenwärtige Lage Englands, denn was auch von dessen kriegerischen Unternehmungen und den neuen projektirten Expeditionen erzählt wird, so behauptet man doch, das Englische Ministerium sei von so vielen Gefahren umgeben, daß ihnen auch selbst die kalte verzweifelte Entschlossenheit Cannings nicht lange widerstehen dürfte. Die traurige Lage, welcher der Englische Handel entgegen sieht, und die er zum Theil schon fühlt, die lauten wiederholten Klagen des Volks, das in Großbrittanien noch eine vielgeltende Stimme hat, die Gefahren, welche die Fortsetzung auch sogar eines nicht ganz unglücklichen Krieges zeigt, die Unruhen in Irland, die mit jedem Tage zunehmen, das alles sind Gründe, welche zur Erwartung einer friedlichen Gesinnung von Seiten des Englischen Kabinets berechtigen. Die Engländer verkennen die Gefahr nicht, die ihnen droht, und bei der nächsten Parlaments-Sitzung wird es sich zeigen, in wie weit diese Friedens-Erwartungen gegründet waren. Es ist nicht wahrscheinlich, daß diese Regierung sich der drohenden Gefahr blos stellen sollte, und je ernstlicher die unruhigen Auftritte in Irland werden, desto tröstender ist die Friedens-Aussicht.
Gründe des baldigen Friedens.[]
- [Februar]
Man hat freilich Ursache den Krieg zwischen dem Kontinent und dem Meere als entschieden anzusehen, indessen sind die Entschliessungen des Englischen Kabinets häufigen Abwechselungen unterworfen, und springen nicht selten, besonders unter kritischen Verhältnissen, von einem Extrem zum andern über. Das System des Englischen Kabinets hängt weniger, als in andern Staaten mit den persönlichen Ansichten und dem Charakter des Regenten zusammen. Wie bekannt, so sind die Minister nur verantwortlich, der König aber als solcher, ist unfehlbar und unverletzlich.
Der König kann handeln, darf Krieg oder Frieden schliessen, aber das Parlament macht es ihm allein möglich, weil es nur ihm durch die Subsidien die Mittel dazu giebt. So geschieht es oft in England, daß die Minister vom Schauplatze abtreten müssen, auch wenn sie die höchste Gunst des Königs besitzen. –
Die Frage ist die: wird das Parlament die Maaßregeln und das Kriegssystem des gegenwärtigen Ministeriums billigen? Wird es die laute Stimme des Volks das sich nach den Wohlthaten des Friedens sehnt, verachten? Wird es die Gefahren leichtsinnig übersehen, die bei der Fortsetzung des Krieges den Wohlstand Englands angreifen? Es kann hier nicht die Frage seyn, welche von beiden Partheien die gerechte Sache habe, denn von Gerechtigkeit ist bei Regierungen nicht immer die Rede. Indessen herrscht über Englands Politick und seine gegenwärtige Administration nur eine Stimme, und um zu wissen, welchen Entschluß die Englische Regierung nehmen wird, muß man untersuchen, was sie von der Fortsetzung des Krieges zu hoffen oder zu fürchten hat.
England kann nichts weiter hoffen, als die Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes der Dinge, denn es kann sich nicht schmeicheln, Eroberungen zu machen, eine neue Koalition zu Stande zu bringen, oder überhaupt den Einfluß Frankreichs auf dem festen Lande zu schwächen. Solche abentheuerliche Erwartungen kann das Brittische Ministerium, auch im höchsten Wahnsinn nicht nähren.
Der Zweck, für welchen es den Krieg fortsetzt, wäre also der, daß seinem Handel alle Häfen des festen Landes verschlossen bleiben, daß es einen von den übrigen Mächten von Europa abgerissenen Staat bildet; daß es mit seinen Schiffen die Meere bedeckt, die Kolonien besetzt, und den Handel zwischen Welttheilen und Völkern treibt, die nicht unter Frankreichs Einflusse stehen.
Was hat Großbrittanien auf der andern Seite zu fürchten? daß die Absichten Frankreichs gelingen, daß ihm Ostindien entzogen wird und eine Französische Armee in Irland oder selbst in England landet.
Der Plan die Engländer aus Ostindien zu vertreiben, ist jetzt, das Frankreich mit Rußland und Persien verbunden ist, nicht schwer auszuführen.
Eine Landung in Irland oder England ist möglich. Was wagt Frankreich, wenn eine Landung mißlingt? Nichts weiter als was es in den Feldern von Marengo, Hohenlinden, Austerlitz, Jena und Friedland wagte. Eine solche Expedition kann scheitern, und Frankreich ist immer noch Frankreich, und kräftig genug, einen mißlungenen Versuch zu wiederholen.
Sind diese Ansichten richtig, warum sollten dies die bessern Köpfe Englands nicht erkennen? und sie erkennen es. Patriotische Britten schildern die nahe Gefahr, welche ihrem Vaterlande droht, mit lebendigen Farben. Sie zeigen den tiefen Abgrund, an den es das gegenwärtige Ministerium geführt hat, und die Schrecken des Gewitters, das sich über ihn sammelt.
Es ergiebt sich aus allen, daß der nachtheiligste Friede, den England jetzt abschliessen kann, nicht so viele Gefahren für dasselbe hat, als der glücklichste Krieg, und die Klugheit also, so wie das Interesse gebieten England den Frieden. Es kann seyn, daß noch Expeditionen ausgesandt werden, um den Norden zu bedrohen und den bedrängten Schweden beizustehen, aber das kann Englands Zustand nicht verändern, eher verschlimmern als verbessern.
Es ist die letzte Anstrengung des Brittischen Ministeriums, und wenn auch diese vergebens ist, so folgt hierauf -- Friede.
Merkwürdiger Schluß der Rede des Herrn Cannings, gegen den Französischen Kaiser.[]
- [Mai]
In beiden Häusern des Parlaments sind bisher sehr heftige Debatten vorgefallen, deren vornehmster Gegenstand die Unternehmung von Kopenhagen betraf, und besonders trug man darauf an, die Dänischen Schiffe nicht in Gebrauch zu nehmen, damit man sie im Frieden unversehrt wieder zurückgeben könne, aber es gieng auch in diesem Punkte wie gewöhnlich, und wenn Stimmen gesammelt wurden, so behielt die Ministerial-Parthei die Oberhand. Auch über die Möglichkeit eines Friedens mit Frankreich haben sich die politischen Fragen der Parlamentsglieder ausgedehnt, und so wichtig auch dieser Gegenstand ist, wollen wir ihn doch nicht weiter berühren, um Wiederholungen zu vermeiden, da man schon mehreres darüber in Deutschen Blättern gelesen hat. Etwas wichtiges das noch nicht erwähnt worden, ist eine Rede, welche Herr Canning gegen den Französischen Kaiser gehalten, und die nur zu deutlich des Redners Abneigung gegen den Frieden beweißt. Man hat schon öfterer diesem Staatsmanne vorgeworfen, daß er nicht blos heftig sondern gröblich sei, und selbst Englische Journale machen die Bemerkung, Herr Canning habe diesesmal in Unhöflichkeit alles übertroffen, was man nur von ihm erwarten können. Er schloß seine Rede damit, daß England sich bereiten müsse, so lange im Kriege zu bleiben, als das Uebergewicht Napoleons in Europa dauere. Einige Oppositionsglieder machten die Bemerkung, daß dieses Uebergewicht des Kaisers von dessen großen Genie abhängt, und daß folglich die Erklärung des Herrn Canning einen ewigen Krieg anzukündigen schien, worauf er folgende furchtbare Antwort gab: Nein, nicht einen ewigen, sondern nur einen lebenslänglichen Krieg. Hiernach zu urtheilen hätten wir, so lange dieser Staatsmann sich am Ruder befindet, wenige Hofnung zum Frieden, doch man braucht deshalb den Muth nicht sinken zu lassen, da oft ein einziges wichtiges Ereigniß auch hinreichend ist, den Frieden schnell genug herbeizuführen.
Nähe und Ferne des Friedens.[]
- [Juni]
Vor dem Ausbruch des Krieges mit Preussen war der Friede mit England sehr nahe, und wer es läugnet, daß die Engländer allein Ursache waren; solchen nicht vollendet zu sehen, der beweißt entweder seine Partheilichkeit oder auch daß ihm die damaligen Unterhandlungen ganz fremd sind.
Napoleon wollte Frieden mit England unter den Bedingungen machen, 1) daß Hannover den König von England wieder zurück gegeben werde, 2) daß der Besitz von Maltha der Krone von Großbrittanien versichert werde, 3) das Vorgebürge der guten Hofnung sollte in den Händen Englands bleiben, eben so 4) Pondichery, Chandernagor und Mahee, und sogar 5) sollte Tobajo abgetreten werden. Für alle diese Anerbietungen verlangte Frankreich blos Sicilien, und da uns dieses Lord Lauderdale selbst berichtet hat, so ist die Wahrheit dieser Friedens Bedingungen wohl nicht in Zweifel zu ziehen, und der Friede wäre auch wahrscheinlich zu Stande gekommen, wenn der neue Kontinentalkrieg nicht ausbrach, und Napoleon in den Stand gesetzt hätte, durch neue Mittel neue Ansprüche zu gewinnen.
Die Englische Unternehmung gegen Kopenhagen entfernte die Aussichten auf den Frieden gewaltig, denn Frankreich erhielt dadurch Portugal, und wird sich zur Rückgabe dieses Königreichs wohl nie entschliessen. Seine Verbindung mit Rußland und das Eingehen sämmtlicher Kontinentalmächte, Schweden ausgenommen, in seine Plane, hat die Sache auf eine Spitze gestellt, von der sie höchst wahrscheinlich früh oder spät auf England zusammen stürzen werden.
Die Vorfälle in Portugal gehörten schon zu den vielen glücklichen Ereignissen, die durch geheime Intriguen des Englischen Kabinets zum Vortheil Frankreichs vorbereitet wurden, aber nun ist es noch weiter gekommen, seitdem auch Spanien sich in Französischen Händen befindet, und wer sieht nicht ein, daß der Friede dadurch immer weiter entfernt worden.
Auch wissen wir, daß die Päbstliche Regierung ihre Endschaft erreicht hat und der Kirchenstaat mit dem Königreiche Italien vereinigt worden, und wenn dieses so fortgeht, daß den Engländern jede Aussicht eine Art von Verbindung mit fremden Häfen zu unterhalten, benommen wird, so sollte man beinahe einen recht baldigen Frieden vermuthen, denn was bleibt England noch übrig, um seinen Handel fortzusetzen? -- Demungeachtet entfernt sich die Friedensaussicht wieder, seitdem wir lesen, daß England Dänemark aufs neue mit einer strengen Blokade bedroht, und es wahrscheinlich nicht dabei bewenden läßt, sondern das vorjährige Trauerspiel zu wiederholen gedenkt.
Rußland und Frankreich werden und können hierbei keine müßigen Zuschauer abgeben, und so scheinen neue Kriegsereignisse unvermeidlich zu seyn, die nachdem sie fallen, entweder den Frieden verzögern oder ihn auch schneller als man erwartete herbeiführen.
Tröstlich ist die Friedensaussicht keinesweges, wenn man bedenkt, daß der große Napoleon noch große Plane vor sich hat, um seinen Hauptzweck zu erreichen und die Engländer zu demüthigen, denn es entfernt diese Aussicht, weil der große Plan auf Ostindien, wie sich von selbst versteht, auch groß angelegt seyn muß, und er Schwierigkeiten in der Ausführung hat, die sich wohl ausführen aber nicht auf Tage, wie etwa die Eroberung einer Festung berechnen lassen.
Dieser Plan auf Ostindien welcher schon einmal mit Kaiser Paul verabredet worden war, ist jetzt nicht unmöglicher geworden, aber die Verhältnisse mit Persien erleichtern ihn unendlich, und die Schwäche aller andern Europäischen Regierungen macht dieses Auswerfen einer beträchtlichen Macht auf sehr ferne Punkte jetzt so wenig gefährlich für Frankreich, daß diese Unternehmung nur noch durch die Hindernisse des Klimas und Bodens und die Entfernung des Schauplatzes etwas bedenklich wird. Allein wenn man doch so gern die gegenwärtigen Begebenheiten mit der ältern Geschichte vergleicht, warum sollte was Alexandern gelungen ist, heutzutage nicht mehr möglich seyn? Er hatte mit einer Menge von Hindernissen zu kämpfen, welche ihm die Unkenntniß seiner Zeit in der Länder- und Naturkunde entgegen setzte, und die wahrhaftig von einer Wichtigkeit waren, so daß sie seinen Zug einen blinden Wagestück ähnlich machten. Nadir Schah, Genkiskam und Tamerlan überwanden dieselben Schwierigkeiten ohne Kenntnisse, die den Europäer jede Unternehmung erleichtern, und trotz dem großen Troß ihrer Armeen, die mehr einer ziehenden Wolke als einen fest zusammen gedrängten Heere ähnlich waren. Jedes Jahr machen ganze Karavanen, sehr oft Kouriere diese Wege, warum sollten verschiedene Armeekolonnen auf verschiedenen Wegen die ihnen frei stehen, nicht zu gleichem Ziele gelangen können?
Alles dieses und noch mehr, ist aber nur dann möglich, wenn Frankreich und Rußland sich recht innig zusammen schliessen. Diese Verbindung kann nur durch Privatleidenschaften jemals gestört werden, welche von Frankreichs Seite gar nicht denkbar, und von Rußland auch nicht zu erwarten sind. Man sieht nur zu gut, welchen Werth Napoleon auf die Verbindung mit Alexander legt, und man kann nichts sehnlichers wünschen, als das dieses Verhältniß fortdauern möchte; denn seine Störung würde die beiden großen Mächte nie mindern, wohl aber viele von denen, welche in diesen Streit gezogen werden müßten, erdrücken.
Alle diese Umstände zusammen genommen, lassen vermuthen, daß der Ferne zwischen den Hauptkämpfern nicht so entfernt sei, als viele Politicker befürchten. Ihre Furcht gründet sich besonders auf die grossen weit umfassenden Plane des Französischen Kaisers, die man mit Recht annehmen kann, im Fall die Engländer fortfahren sollten, alle Friedensvorschläge von sich zu weisen, und zu deren Vollendung, setzt man hinzu, werden Jahre erfodert, daher man das Friedensziel gewöhnlich weit hinauszustecken pflegt. Ich denke nicht so, denn wenn nur zuerst die Angelegenheiten mit Schweden auf eine oder andre Art beendigt sind, so kann es nicht fehlen, daß England geneigter wird, sich in Unterhandlung einzulassen, weil die Sperrung des Sundes zu grossen Nachtheil für das Englische Handelssystem haben würde. Nun weiß ich sehr wohl, daß manche die Eroberung Schwedens für äusserst schwierig ansehen, aber solcher Meinung bin ich nicht, denn bekannt ist, daß die Engländer auf jeden Fall im Herbst, der widrigen Witterung wegen, heimkehren müssen, und sollten Französische, Russische und Dänische Truppen wohl an ihren Kriegsoperationen von den Schweden gehindert werden können? Das ist sehr zu bezweifeln, und daher die Gewißheit, daß noch in diesem Jahre der Krieg mit Schweden auf eine oder die andere Art beendigt seyn wird. Nun freilich ist bis dahin noch immer zu besorgen, daß Englische Flotten in der Ostsee ankommen und diese Häfen beunruhigen werden, es scheint aber nicht, den Engländern Ernst zu seyn, wichtige Unternehmungen zu machen, und was auch von dieser Seite erfolgen möchte, so ist es auf keinen Fall hinreichend den grossen Kaiser an Ausführung des Hauptplans England vom Kontinent auszuschliessen, zu hindern, und so wird also die Nähe des Friedens wahrscheinlicher, obgleich ungläubige Politiker ihn noch immer für sehr entfernt halten.
Seitdem Portugal und Spanien sich in Händen Napoleons befindet, ist der Sieg über England keinen Zweifel mehr unterworfen, gesetzt auch, daß dieser Termin noch einige Zeit sich verzögern sollte, denn der Nachtheil welcher die Engländer durch Verschliessung dieser Häfen betrift, ist durch keine Seeoperation wieder gut zu machen.
Ueber die neuesten Friedens-Aussichten.[]
- [Oktober]
Man erzählte uns, daß Kaiser Napoleon an den Fürst Primas geschrieben: ich gehe nach Erfurt um Europa den Frieden zu geben. Das war schon eine trefliche Aussicht für die Freunde des Friedens, sie ist aber, seitdem wir von den freundschaftlichen Vernehmen gehört haben, so zwischen beiden Kaisern statt findet, noch im vieles vermehrt worden, und nun wird sogar in öffentlichen Blättern gelesen, daß Kaiser Alexander einen Kourier nach England geschickt, und daß er willens sei die Vermittlung zu übernehmen, glaubt Jedermann, die Zusammenkunft der beiden Kaiser in Erfurt werde den Frieden mit England zur unausbleiblichen Folgen haben. Ich denke nicht so, wenigstens ist es mir nicht wahrscheinlich, daß das Englische Ministerium beim Schlusse des Jahrs zum Frieden geneigter sein sollte, als es sich noch im Anfange des Jahres so abgeneigt zeigte, in Unterhandlungen zu treten. Freilich giebt es in Europa eigentlich nur noch zwei Mächte, Frankreich und Rußland, und Europas Schicksal liegt in deren Händen, aber Großbrittanien, ob es gleich aus diesem Welttheile verwiesen ist, und nur noch auf dem Wasser herrscht, hat doch auf dem Lande eine Stimme, wenn nehmlich von Abschluß des Friedens die Rede ist. Da der Friede nur von beiden genannten Kaisern abhängt, und die übrigen Mächte hierbei nichts zu sagen haben, so ist er, von dieser Seite betrachtet, nicht unwahrscheinlich, denn wer könnte wohl daran zweifeln, daß es beiden Kaisern ein Ernst sei, den Frieden für Europa zu begründen. Aber Napoleon hat uns einen dauerhaften Frieden versprochen, und hierzu scheint es nothwendig zu sein, England so einzuschränken, daß es nie wagen kann, sich einen Einfluß auf das feste Land anzumaßen, und noch weniger jemals wieder eine Koalition zu bilden. Dieser Umstand trübt einigermaaßen die Friedens-Aussichten, denn England muß nothwendig begreifen, daß weder für seinen Handel noch für seine Finanzen ein vortheilhafter Friede denkbar sei, und da es sich besser bei einem Kriegssystem befindet, als im Friedenszustande, so dürfte es schwer halten, diese seit Jahren verblendete Regierung zur Annahme menschenfreundlicher Ideen geneigt zu machen.
Ich fürchte sehr, die Englische Regierung wird ihr Kriegssystem nicht eher aufgeben wollen, bis nothgedrungen einsehen lernt, es sei nicht möglich, es länger fortzusetzen, und so weit ist es noch nicht mit diesem Staate gekommen. Wahr ist es, Frankreich hat gegen England eine empfindliche Rache genommen, denn grade die Waffen, die von diesem Kabinette gegen Frankreich erkauft wurden, sind nun gegen solches selbst gerichtet, und seine Freunde sind jetzt seine Feinde geworden. Napoleon wußte sehr gut, daß wenn er mit Vortheil gegen England kämpfen wollte, so mußte er jede Macht, die ihm gefährlich werden konnte, schwächen, wenigstens bis zur Unschädlichkeit, und dies hat er auch gethan. Er mußte die anerkannten Freunde Englands in die Lage setzen, daß sie dieser Macht nicht mehr nützen konnten, und das ist auch geschehen, wie wir an Braunschweig, Cassel und mehrern gesehen haben. Aber eben dadurch ist auch England die unversönliche Feindin Frankreichs geworden, und in diesem Augenblicke, wo sich noch Englische Truppen in Portugal und Spanien befinden, wo England sich einbildet, Französische Armeen auf dem festen Lande zu besiegen, scheint mir noch immer ein dauerhafter Friede zwischen beiden Mächten eine der schwersten Aufgaben zu sein.
Wäre es den beiden Kaisern gleich viel, auf welchen Grund dieser Friede gebauet würde, räumte man England das Recht ein, ihn schließen zu können, um ihn bei gelegener Zeit auch wieder zu brechen, wie dieses schon öfterer geschehen ist, so würde ich keinen Augenblick zweifeln, den Abschluß des Friedens noch im laufenden Jahre zu erhalten, aber daran ist durchaus nicht zu denken und man kann bestimmt annehmen, Napoleon unterzeichnet nie eher einen Friedensschluß mit England, als wenn er überzeugt ist, daß diese Regierung ihn an Ausführung der großen Pläne nicht hindert, die er zur Sicherstellung seiner Länder und allen übrigen, die unter seinem Einflusse stehen, entworfen hat, und das ist es eben, was der Friedens-Aussicht im Wege steht. Daß mit der Zeit auch dieses Hinderniß weggeräumt werde, zweifle ich keinesweges, ich zweifle aber an der so schnellen Ausführung, als wir insgesammt zu wünschen Ursache haben. Unterdessen sind die Siege seiner Staatskunst schon öfters entscheidender als dieser Waffen gewesen, und daher bleibt uns die Friedens-Aussicht nicht ganz versperrt, und wäre es auch, daß wir so lange warten müßten, unsre Wünsche realisirt zu sehen, bis in Spanien ein entscheidender Streich ausgeführt worden, so könnten wir uns auch bis dahin, so wie es Jahrelang geschah, mit der Hoffnung begnügen.
Die Resultate der Erfurter Konferenzen.[]
- [Oktober]
In der politischen Atmosphäre herrscht -- Stille. Das ist sehr begreiflich, denn so war es von jeher in der Natur, daß nach großen Ereignissen eine gewisse Ruhe erfolgte, und so wie alles im Natursystem den Wechsel unterworfen ist, eben so gehr es auch in der Politik. Aller Augen und Ohren sind auf die Resultate der Erfurter Konferenzen gespannt, und diejenigen, denen es zu lange dauert, bis der Schleier, der die großen Geheimnisse verhüllt, gelüftet wird, vergnügen sich mit Vermuthungen und -- was sehr übel ist, sogar mit Erdichtungen.
Es ist sonderbar genug, daß die Menschen sich selten begnügen, über das zu räsonniren, was sie bestimmt wissen, und gewöhnlich auf Vermuthungen gerathen, die man der Vernunft nach ganz bei Seite setzen sollte, wenn wir Gegenstände der Gewißheit vor uns haben. So geht es grade mit der Erfurter Konferenz der beiden Kaiser. Die große Aussicht, daß man die Möglichkeit festgesetzt, unter welchen Bedingungen ein baldiger Seefriede mit England abzuschließen sei, scheint man ganz ausser Acht zu lassen, und doch ist dieses Gegenstand, von dem wir bestimmt wissen, daß er in Erfurt behandelt worden. Die Sache ist für das allgemeine Interesse so wichtig, daß wir blos hierbei verweilen können, ohne alles andere in Betracht zu nehmen, was verhandelt worden, und darüber wollen wir uns die Freiheit nehmen, einige Bemerkungen beizufügen. Gewiß ist, daß in Erfurt die Grundlinien gezogen worden, nach welchen die künftigen Friedens-Negotiationen mit England einzurichten sind, und eben so gewiß auch, daß von Russischer Seite der Antrag gemacht worden, bei diesem großen Geschäft den Vermittler abzugeben. Um die Sache nicht in die Länge zu ziehen, sondern nach allen Kräften zu beschleunigen, ist Graf Romanzow nach Frankreich gegangen, und man darf also nicht zweifeln, daß, wenn es England ernst wäre, der Friedens-Stimme Gehör zu geben, sehr leicht und schnell ein Abschluß erfolgen könnte, denn nachdem beide Kaiser sich mündlich über diesen Gegenstand unterhielten, kann man auch bestimmt annehmen, daß Rußland seine Bevollmächtigten mit Aufträgen gehörig versehen habe, so daß nicht nöthig seyn wird (wie es sonst gewöhnlich der Fall war), erst Kouriere abzusenden, um bei jeder Aeusserung von Englischer Seite, erst neue Verhaltungsbefehle von St. Petersburg einzuholen.
In so ferne also wäre die Aussicht tröstend, aber die Frage ist: wird England sich bequemen, den Friedens-Eröffnungen seiner Gegner Gehör zu geben? Es thun mir leid, daß ich diese Frage nach meiner Ueberzeugung mit nein beantworten muß, denn da England sich gegenwärtig im Besitz der vornehmsten Häfen von Portugal und Spanien zu befinden scheint, so ist es nicht wahrscheinlich, daß dieses Ministerium sich zu einem Frieden bequemen werde, der ihm auf jeden Fall minder einträglich, als die Fortdauer des Kriegs sein müßte. Man ist in England mit den Konventionen, die ihre Generäle und Admirale mit der Französischen Armee und Russischen Flotte geschlossen haben, äusserst unzufrieden, und was würde man in diesem Augenblick zu den Friedensunterhandlungen sagen, da die Engländer sich große Vortheile schmeicheln, die sie in Spanien zu erkämpfen sich einbilden. Erst müssen diese Angelegenheiten in Ordnung gebracht werden, ehe es möglich ist, England zum Frieden geneigt zu machen, und so lange den Engländern noch Hoffnung bleibt, auf Spaniens und Portugals Handel Einfluß zu haben, dürften sie wahrscheinlich allen Friedensvorschlägen sehr bedeutende Hindernisse im Weg legen. Unterdessen möchte vielleicht der Zeitpunkt nicht so weit entfernt sein, als viele sich einbilden, wo England sich geneigt bezeigen wird, den Anträgen seiner Gegner Gehör zu geben. Napoleon hat die Anstalt getroffen, mit vereinigten Kräften in Spanien einzudringen, und von dem Ausgang dieser Unternehmung wird alles abhängen. Würde die Ruhe in diesem Reiche bald hergestellt, die Insurgenten geschlagen und die Engländer genöthigt, sich einzuschiffen, so wäre wohl nichts gewisser, als sie zum Frieden genigte zu finden, könne man aber glauben, daß die Spanier und ihre Englischen Freunde den Sieg davon trügen, so müßte man zugleich auf die Aussicht des baldigen Seefriedens Verzicht leisten, und nach dieser Voraussetzung ist es nicht schwer zu bestimmen, wie die Wünsche der Freunde des Friedens beschaffen sein sollten.
Wird England Friede schließen?[]
- [November]
War jemals diese Frage interessant, so ist solche es gegenwärtig, da wir wissen, daß die von Französischer und Russischer Seits abgeschickten Kouriere bereits vom Französischen Hafen abgegangen sind, um die Friedensbotschaft nach London zu bringen. So lächerlich auch der kühne Prophetenton ist, den sich unsre Politiker gewöhnlich anmaßen, so ist es doch keinem Deutschen zu verargen, wenn er sich einige Blicke in die Zukunft erlaubt, denn die Frage: ob England Frieden schließen, oder den bisherigen Grundsätzen getreu, den Krieg noch ferner fortsetzen wird, ist allgemein interessant.
Ich will nicht erwähnen, was England selbst von seinen eignen Schriftstellern vorgeworfen worden, daß es als Staat gegen andre Staaten alle Gesetze der Moralität mit Füssen getreten hat, denn ich mag nicht gerne leiden, wenn moralische Grundsätze aufgestellt werden, wo von Politik die Rede ist, weil beide Gegenstände so selten in Vereinigung zu bringen; aber das ist wahr, daß hierzu in der letzten Periode Englands physische Erbärmlichkeit dazu gekommen, und seit Nelsons Tode auch alle Thatkraft von ihm gewichen zu sein scheint. Indessen hat England für alles, was man ihm vorwerfen kann, noch nicht bedeutend gebüßt, und ist noch immer der industriöseste Staat, den wir kennen, daher fürchtet man auch nicht ohne Grund, daß es England kein Ernst mit dem Frieden sein dürfte. Jedoch, es wäre thöricht, gegen die Nähe des Friedens streiten zu wollen, da wir nicht wissen, wie die Aeußerungen der beiden Kaiser eigentlich gelautet haben, und ob nicht deren vertrauliche Zusammenkünfte in Erfurt das Englische Kabinet bedenklich machen sollten. Viele glauben zwar, England habe gar nicht nöthig, sich um Frankreich oder Rußland zu bekümmern, weil es sich gegenwärtig im Besitz von Portugal befindet, und wie man aus der Englischen Proklamation sieht, auch in Spanischen Häfen die Brittische Flagge wehet; aber eben dieser Umstand muß dem Englischen Kabinette sehr bedenklich werden, denn im Fall die Engländer den Spanischen Insurgenten beistehen und geschlagen werden, so bleibt ihnen ja nichts weiter übrig, als den Ueberrest ihrer Armee einzuschiffen und für immer auf Spanien Verzicht zu leisten. Diese einzige Betrachtung scheint mir hinreichend zu sein, daß Englische Ministerium zum Frieden zu stimmen, da die Fortdauer des Kriegs noch nie mit so vieler Besorgniß für England verbunden war, als grade in diesem Augenblicke, wo die Französischen Armeen an Spaniens Grenzen stehen, um einen Gewaltstreich auszuführen und England eine ganz unheilbare Wunde zu schlagen.
Prüfung der Friedensaussichten.[]
- [November]
Die Freunde des Friedens haben der frohen Aussichten jetzt mehr als jemals, seitdem sie in öffentlichen Blättern gelesen haben, daß von Seiten Englands eine Antwort auf die Depeschen des Französischen und Russischen Kouriers erfolgt und nicht ungünstig ausgefallen sei. Was heißt das: ungünstig? diese Frage müßte erst erörtert werden, ehe man seine Freude laut werden läßt, denn das war freilich zu glauben, daß das Englische Ministerium sich nicht abgeneigt bezeigen werde, den angebotenen Frieden anzunehmen, dergleichen zweideutige Antworten ist man schon gewohnt, und es war nothwendig sie zu ertheilen, um die unruhigen Köpfe, die besonders über die Vorfälle in Portugall ihre Unzufriedenheit äusserten, einigermaßen zu beruhigen. Aber daraus folgt nicht, daß der Friede so schnell abgeschlossen werde, als manche sich einbilden. Man muß bedenken, daß Canning an der Spitze des Kabinets von St. James stehe, und wie er gegen Frankreich gestimmt sei, ergiebt sich schon aus der Karakteristick die wir in diesen Blättern geliefert haben. Frankreich kann und wird seinen Einfluß auf Spanien und Portugal nie aufgeben, und Canning so lange er glaubt auf beide Reiche direkt und indirekt zu wirken, dürfte im Ernst wohl nicht den Friedensvorschlägen Gehör geben, man würde ihm sonst beschuldigen, ein System verlassen zu haben, wozu er nicht gezwungen wurde, und daher ist zu glauben, England werde seine bestimmte Antwort so lange hinhalten, bis in Spanien ein entscheidender Streich von einer andern Seite ausgeführt worden, was nun freilich sehr bald erfolgen dürfte. In so ferne man also glaubt, daß die Anstrengungen der Engländer in Spanien vergebens sind, und sie mit ihren Alliirten geschlagen werden, in so ferne nur haben wir Aussicht, daß das Londner Kabinet den Friedensvorschläge Gehör gebe.
Zeitungsnachrichten.[]
[1808]
Zweierlei. [12]
Der König von England ist nicht todt, wie man in Niedersachsen erzählte, sondern lebt, zufolge der letzten Nachrichten aus London.
England will nichts von Frieden wissen, und verlangt Hannover in dem Zustande wieder zurück, in welchen es 1803 gewesen ist. An Rückgabe dessen was Frankreich in Händen hat, ist schwerlich zu denken, und daher hat der Friede, Schwierigkeiten.
Politische Notizen. [13]
Wir haben abermals Friedens Nachrichten, aber nur -- in Französischen Zeitungen. Man versichert uns, daß England die Friedens Vermittlung von Oesterreichischer und Preußischer Seite angenommen, und grade diese Nachricht scheint wenig Glauben zu verdienen, denn Preussen dürfte wohl gegenwärtig sich am wenigsten in Verfassung befinden, als Mittelsperson zwischen den Kriegführenden Mächten aufzutreten.
Politische Notizen. [14]
Es fehlt jetzt nicht an Friedensgerüchten, man fürchtet aber, daß solche blos von Englischen Ministern herrühren, die dadurch den Ausbruch von Unruhen vermeiden wollen, womit man die Regierung bedrohte.
Großbritannien [15]
London den 11. Jan. Zu London wurde noch keine Versammlung wegen der Erörterung der Frage in Betreff des Friedens gehalten. Die letzten etwas stürmischen Versammlungen in den Provinzen York und Lankaster schienen die Minister in Verlegenheit zu setzen.
Großbritannien [16]
London, den 4. Jan. Die Zeitung von Liverpool enthält folgenden Artikel: Wir vernehmen mit Vergnügen, daß am Freytage zu Oldham, in dieser Grafschaft eine Versammlung gehalten worden ist, um eine Bittschrift für den Frieden aufzusetzen. Es haben sich mehr als 10,000 Personen dabey eingefunden. Es sind mehrere Resoluzionen, die dahin abzwecken, die Nothwendigkeit des Friedens zu beweisen, einmüthig votirt worden, und man hat verordnet, diese Bittschrift darnach zu verfassen.
Eine andere Versammlung ist zu Calvesley in Yorkshire gehalten, und darin einmüthig beschlossen worden, daß unter den gegenwärtigen Umständen jeder Engländer nicht nur das Recht habe, sondern daß es auch seine Pflicht sey, solche Maßregeln zu nehmen, die ihm die zweckmässigsten scheinen, und einen sichern und dauerhaften Frieden zu erhalten.
Großbritannien [17]
Die Städte London, Liverpool und Manchester haben vergebens Petizionen gegen die bekannten Kabinets-Ordres übergeben.
Großbritannien [18]
London, den 14. April. Während mehrere Städte in England Bittschriften um Frieden an das Parlament gesandt haben, ward am 30. März von der Stadt London dem Könige folgende Adresse überreicht:
"Allergnädigster Monarch! Wir Ew. Maj. gehorsamste und getreueste Unterthanen, der Lordmajor, die Aldermen und Gemeinen der Stadt London, nahen uns dem Thron mit der erneuerten Versicherung unserer unerschütterlichen Anhänglichkeit an Ew. Maj. geheiligte Person und Regierung. Innig empfinden Ew. Maj, getreue Bürger von London die Segnungen, welche das Volk dieses Landes auf eine vorzügliche Weise genießt. Denn während es dem Allmächtigen gefallen hat, den Umsturz vieler Nazionen in Europa zuzulassen, haben wir das Glück, unsere glorreiche Konstituzion unangetastet zu besitzen, von dem mildesten und wohlwollendsten Monarchen regiert, und durch gute heilsame und weise verwaltete Gesetze geschützt zu werden. Unsere Vorfahren haben freywillig ihr Blut vergossen, um diese Segnungen zu erhalten, welche wir jetzt als ein kostbares Unterpfand besitzen, und deren unsere Kindskinder, wie wir uns schmeicheln, unausgesetzt geniessen werden. Wir wissen sehr wohl, Sire, daß durch den überwiegenden Einfluß der Französischen Regierung beynahe jeder Staat auf dem festen Lande genöthigt worden, eine ungeheuere gigantische Konföderazion gegen uns zu bilden, deren Anstrengungen blos dahin gerichtet sind, Ew. Maj. Besitzungen in Untergang zu bringen. Wir sehen diese Verbindung ohne Furcht an, indem wir uns fest verlassen auf den fortdauernden göttlichen Schutz, auf die Einigkeit unter allen Klassen Ihres Volkes, die Ausrottung alles Partheygeistes, welches bey dieser wichtigen Krisis nothwendig ist, auf unsere gute Sache, auf die Tapferkeit und Geschicklichkeit Ew. Maj. Flotten und Armee, und auf die Energie, Festigkeit und Weisheit von Ew. Maj. Konseils. Mit diesen Hilfsmitteln zweifeln wir nicht, daß Ew. Maj. die Absichten unseres Erbfeindes zu Schanden machen, und daß Sie zu rechter Zeit im Stande seyn werden, einen ehrenvollen, sichern und dauerhaften Frieden zu schliessen. Unterz. auf Befehl des Stadtraths, Henry Wordthorpe."
Der König dankte hierauf, und sagte in seiner Antwort:
"Das Beyspiel von Eintracht und Gemeingeist in dieser wichtigen Krisis, welches Sie allen Klassen meines Volkes gegeben haben, muß die wohlthätigsten Folgen hervorbringen, indem es mich in Stand setzt, mich der mächtigsten und ausgedehnten Konföderazion thätig zu widersetzen, die der Feind gegen meine Besitzungen entworfen hat, und endlich den grossen Endzweck aller meiner Anstrengungen, einen sichern und dauerhaften Frieden, zu erreichen."
Politische Notizen. [19] [November]
Seitdem ein Staatsbote aus London mit Depeschen in Paris angekommen, ist das Gerücht allgemein, daß solcher eine sehr günstige Antwort überbracht, und man glaubt gegenwärtig stärker als jemals an einem baldigen Frieden.
Zufolge der neuesten Nachrichten aus Frankreich kann man, ohngeachtet der vielen Kriegsanstalten, dennoch förmlichen Friedensunterhandlungen sehr bald entgegen sehen, und der Minister der auswärtigen Angelegenheiten wird nicht, wie es anfangs hieß, nach Bayonne reisen, sondern zur Zeit noch in Paris bleiben, damit die Kommunikationen mit England nicht verzögert werden.
Ueber Krieg und Frieden, schreibt man aus Holland, gehen jetzt mancherlei Gerüchte, die aber bis jetzt noch gar keinen festen Karakter angenommen haben. So sagt man unter andern, das Englische Ministerium sei willens einen Deputirten nach Paris abzuschicken; einige Londner Blätter widersprechen diesem Gerücht gerad_zu und fügen dabei, die Minister wären so wenig geneigt, Friedens-Deputirte zu schicken als Friedensvorschläge anzunehmen.
Neuigkeiten vom Krieg und Frieden. [20] [November]
Man will, was die Negociationen zwischen England und Frankreich betrift, nun auch schon einige Präliminairpunkte wissen, welche von den Engländern gesetzt worden, und darunter soll besonders auch die Rückgabe von Hannover mit gehören.
Neuigkeiten vom Krieg und Frieden. [21] [Dezember]
Der häufige Kourierwechsel zwischen Frankreich und England, so wie die öftern Kabinets-Konseils in London nähren noch immer die bisherige Friedenshofnung.
Quellen.[]
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 10. Mittwoch, den 3. Februar 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro. 11. Sonnabend, den 6. Februar 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 39. Sonnabend, den 14. May 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 42. Mittwoch, den 25. May 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.