Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Friedberg.[]

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Friedberg, Bergschloß, Gränzstädtchen mit 298 Häusern, 1,781 Einwohnern und Landgericht, am Lechfelde, eine Meile von Augsburg, unter die Regierung von München gehörig. Es wohnen hier 60 Uhrmacher. Auch der Hopfenbau und die Brauereyen sind von Bedeutung. Mit dem Landgerichte und Rentamte ist nun auch das ehemalige Gericht Meringen vereinigt; er enthält auf 8 Quadratmeilen 13,846 Seelen.


Stadt und ehemalige Festung Friedberg.[]

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Friedberg, eine kleine Stadt in Oberbaiern, und eine kleine Meile von Augsburg entlegen, ist eine Gränzstadt des Baierlandes gegen Rhätien und Vindelizien. Diese Stadt, die ehemals eine Festung war, ist noch heut zu Tage mit hohen Mauern, tiefen Gräben und Festungswerken umgeben. Sie liegt auf einem ziemlich erhabenen Berge, hat eine doppelte Hauptstrasse, und zählt dermal 330 Häuser, und 350 Bürger, unter denen sich, nebst den Weinwirthen, 12 Bierbräuer befinden, im Ganzen aber 2000 Seelen. Nebst dem kurfürstlichen Schlosse, Landgerichte und Kastenamte, befindet sich auch ein kurfürstl. Salz- und Ungeldamt allda. Diese Stadt ist der vielen Kleinuhrmacher wegen, die da wohnen, und ihre Uhren in die entferntesten Länder liefern, auch wirklich 70 Werkstätte besitzen, sehr berühmt. Sie hat eine reizende Aussicht in's Schwaben und auf das berühmte Lechfeld, welches der Lechfluß durchströmt, und die Reichsstadt Augsburg verherrlicht diese schöne Ebne durch ihre prächtige Lage. Von allen Reisenden wird diese anmuthige Gegend bewundert. Sie hat heutiger Zeit in Kunst- und Gewerbfleiß, Industrie und Kultur die höchste Stufe erreicht. Die Kleinuhrmacher zeichnen sich vorzüglich aus; sie ziehen durch ihren Kunstfleiß jährlich eine große Summe fremden Geldes in das Land, und vermehren die Nahrung; die Folgen eines Krieges aber verursachen in ihrem Erwerb beynahe einen gänzlichen Stillstand; denn der Bedarf ihrer Artikel gehört nicht zur Nothdurft, findet keinen Absatz, und dieser beträchtliche Nahrungszweig wird also während der ganzen Dauer eines Kriegs beynahe ganz weggerissen. Gehäusmacher, Goldarbeiter, Bordenmacher, Mahler, Bildhauer, Goldschläger xc. befinden sich ebenfalls in dieser Stadt, und Fleiß, Künste und Wissenschaften vereinigen sich in derselben. Das übrige produzierende Publikum giebt dem natürlichen Gange des Handels, der wahren Mutter der Industrie, einen wetteifernden Lauf; gleich den berühmtesten Manufakturen wird die Erzeugung roher und feiner Materien vermehrt. Der Ackerbau, die Mutter der Fabriken, liegt nicht mehr in Fesseln; er kündigt dem fleißigen, arbeitsamen Oekonome durch seine Erzeugnisse die höchste Stufe von Kultur an, wenn der Erwerb seines eigenen Fleißes nicht ein Opfer des Kriegs wird. Den schönen Viehstand aber bewundert der berlinische Gelehrte Nikolai in seiner Reise beschreibung, und den Beweis von Bevölkerung liefert obige Seelenanzahl.

Diese Stadt hat schöne Privilegien, und unter diesen auch das sichere Geleit oder die Freyung, die sie mit Vorwissen eines kurfürstlichen Hauptpflegers geben kann; wovon aber Hochverräther, Mordbrenner, Mörder, und offene Räuber ausgenommen sind. Sie hat eine schöne Pfarr- und 5 Filialkirchen, worunter die eine halbe Viertelstunde entfernte Wallfahrt Unsers Herrn Ruhe, zu deren dermalig schönen Kirche Kaiser Karl VII. am Bennotage 1731 den ersten Grundstein legte, sehr berühmt ist.

Diese Wallfahrt entstand schon vor mehr als 400 Jahren, dessen Entstehung aber die Stadt einem hiesigen Bürger, der nach Palästina wallfahrtete, und auf seiner Rückreise in türkische Gefangenschaft gerieth, zu verdanken hat. Er machte in der Gefangenschaft ein Gelübd, daß, wenn er glücklich in sein Vaterland zurückkommen würde, er eine Kapelle auf seinem Acker erbauen, und das Bildniß Unsers Herrn Ruhe, das er bey sich hatte, hineinsetzen wollte. Er kam bald darauf glücklich an; baute die Kapelle auf seinem Acker, wo heut zu Tage der Gnadenaltar steht, und setzte das Gnadenbild darein. Bald darauf wurde diese Kapelle der vielen Wallfahrter wegen erweitert, und 1496 eingeweihet. Anno 1599 wurde sie mit Beyhilfe des Magistrats wieder erweitert, 1606 ausgebaut, und neuerdings eingeweiht; im Jahre 1731 aber wurde die dermalige Kirche zu erbauen angefangen, und den 30. Sept. an. 1753 eingeweiht, und eine Menge Menschen besuchen diese schöne Wallfahrt, bey welcher sich auch ein schönes Priesterhaus befindet.

Friedberg hat einen adelichen Sitz zu Unterzehl; sie hat eine schöne Schranne, die alle Donnerstage eröffnet, und sehr zahlreich besucht wird; diejenigen aber, die ein Getreid außer Lands führen, und zu Friedberg durchfahren, müssen abladen, feil haben, und därfen ausser dessen nicht durchgelassen werden. Diese Stadt hält jährlich 52 Wochen- und 3 gefreyte Jahrmärkte; sie hat 4 Benefizien in ihren Mauern selbst, und eine Pfarr zu Geltendorf zu verleihen; sie hat beträchtliche Waldungen, unter denen das sogenannte Altholz, welches ihr die 3 Fräulein von Mergenthau, in Beherzigung der vielen Kriegsdrangsalen, geschenkt haben, das beträchtlichste ist, die übrigen aber Kirchholz, Breitenberg, und neugefundenes Hölzl genannt werden; sie hat neben einer Seelenbündniß und Wallfahrtsbruderschaft auch eine beträchtliche milde Stiftung, welche im Jahre 1785 aus den Spent- Seelenhaus- und Leprosenstiftungen in ein Spital- und Krankenhaus verwandelt worden ist; sie hat ein schönes Wasserwerk, welches in den Jahren 1604, 1605 und 1606 das erstemal erbaut, Anno 1632 von den Schweden gänzlich ruiniert, 1788 und 1789 aber wieder neu hergestellt worden, dessen Druckwerk in Zeit 24 Stunden 3000 Eymer Wasser in die 300 Schuh hohe Reserve auf den Thurm wirft, der Bürgerschaft nicht wenig bequemlichkeit verschafft, und sogar bey Feuersgefahren aus den Hauptwechseln das Wasser in die Spritzen und vorbeyfahrende Feuerkübel durch bogenförmige Röhre leitet; die hat vortreffliche Feuerrequisiten, unter denen die 4 grossen Spritzen die vorzüglichsten sind, und wovon die erste 24 Mann zu Druckwerk erfodert, mit einer Windkugel und 2 sechszollichten Stiefeln im Licht versehen ist, und in einer Minute 10 Eymer Wasser auswirft, die zwote aber ebenfalls mit einer Windkugel und 2 fünfzollichten Stiefeln im Licht, die dritte ingleichen mit einer Windkugel und 2 vierzollichten Stiefeln im Licht versehen, und endlich die vierte eine vierzollichte Gabelspritze ist, deren mechanisches Daseyn durch die Kenntniß der Kleinuhrmacher und Goldarbeiter erhalten und verlängert wird. Diese Stadt hat eine wohlthätige Armenanstalt, zu welcher die Beyträge alle Wochen durch die Magistratsglieder und Bürger von den hiesigen Beamten, von der Geistlichkeit und Bürgerschaft eingesammelt werden, und wovon zu Steurung des Bettels die Hausarmen und reisenden Handwerkspursche ihr bestimmtes Almosen und ihren Zehrpfennig erhalten, die Rechnung hierüber aber alle Jahre im Druck erscheint. Friedberg hat endlich eine Realschule, in welcher die Kinder in Klassen abgetheilt sind, und alle Jahre von den geistlich- und weltlichen Schulkommissarien in der Christen- und Sittenlehre, im Lesen und Schreiben, in der Rechnungs- und Schönschreibkunst, in der Orthographie und Geographie xc. xc. geprüft, die Prämienaustheilungen aber mit würdigen Feyerlichkeiten begangen werden; bey welcher Realschuld die Bestandtheile auf einem geeigneten Fonde aus obiger Seelenbündniß, der im Jahre 1784 dazu bestimmt wurde, beruhen.

Nur Schade! Schade! daß dieser Nationalwohlstand durch Kriege und Verheerungen so oft und plötzlich zernichtet wird.


Franzosenkrieg mit dem Kaiser und Reich, während der Freyheits- und Gleichheitsrevolution in Frankreich, von 1792 bis 1801.[]

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1796.[]

Der französische General Jourdan drang hierauf mit schnellen Schritten in Franken, General Moreau aber in Schwaben vor. Fast alle dießseitige Rheinländer sam't dem fränkischen Kreise und ganz Schwaben, mit alleiniger Ausnahme der Reichsfestungen Mannheim, Philippsburg und Ehrenbreitstein, die sie umgiengen, und nur von ferne blockierten, giengen sogleich über.

Erzherzog Karl wandte sich mit dem größten Theile seiner Armee zwischen Neuburg und Ingolstadt über die Donau nach der obern Pfalz gegen Amberg, um dem General Wartensleben, den General Jourdan zurückgedrängt hatte, zu Hilfe zu kommen, wo die Franzosen schon in die Gegend von Stadtkemnath, Pressath, Grafenwörth, Eschenbach, Thumbach und Thurndorf streiften, und von den sich zur Wehre gesetzten Einwohnern von Kemnath, Pressath und Thumbach den 25sten August zurückgewiesen wurden; indem sogar zwischen den Kemnathern, vom Landrichter Baron von Grafenreuth angeführt, und den Franzosen bey Kassel ein Scharmützel vorfiel, der Pflegskommissair von Eschenbach v. Sömmern aber, als Anführer der Thumbacher, von den Franzosen bey Thurndorf gefangen fortgeführt worden.

Der kaiserliche General Latour zog sich mit seinen Korps gegen Augsburg zurück, wo er sich den 10. August längst dem sogenannten Kobelberge lagerte, und sein Hauptquartier in Oberhausen nahm. Sobald sich die Franzosen dieser Gegend näherten, hob er sein Lager auf, und verlegte es den 21. hinter den Lcch in Baiern längst den Anhöhen zu beyden Seiten der Stadt Friedberg, und nahm sein Hauptquartier in dieser Stadt; hielt, während die Franzosen den 22. Abends um 2 Uhr in Augsburg einzogen, den Lech besetzt, und beschäftigte sich mittlerweile mit Abwerfung der beyden Lechbrücken unweit Friedberg und Lechhausen.

Endlich aber fielen die Franzosen, und zwar den 24. August am heil. Bartholomätage auch in Baiern ein. -- Wie jämmerlich also dieser Tag für alle lebende Geschöpfe Friedbergs war, wird die reine und unpartheyische Erzählung, und das die Stadt Friedberg getroffene harte Schicksal zeigen.

An eben diesem Tage Morgens um 4 Uhr waren alle französische Truppen unter Anführung des General Moreau am jenseitigen Lechufer versammelt, und zwar der rechte Flügel bey Haunstetten, das Zentrum zwischen Augsburg und Lechhausen, und der größte Theil des linken Flügels bey Langwaid. Der rechte Flügel setzte zuerst, Haunstetten gegenüber, durch eine Furth, welche die kaiserlichen Truppen nicht wußte, oder zu besetzen versaumt hatten, über den Lech. Das Wasser gieng den Soldaten bis an die Brust, und sie hielten Gewehr und Patrontasche über den Kopf. Der reissende Strom nahm zwar mehrere von der ersten Abtheilung mit sich fort; allein dieser Vorfall erschütterte die übrigen Truppen nicht; sondern sie setzten mit 4 Generalen an ihrer Spitze dennoch durch den Fluß, und stellten sich oberhalb den drey Kreuzen in dem Gebüsche, wo die kaiserlichen Vorposten sie nicht bemerken konnten. Sobald der größte Theil der Infanterie, Kavallerie und Artillerie am dießseitigen Lechufer versammelt war, bemächtigte sich ein Theil desselben des Dorfes Kißing gewann die Anhöhen bey Mergenthau, die durch das Holz nach Ottmaring in die linke Flanke der Kaiserlichen führten; der andere Theil aber marschierte in Schlachtordnung auf dem Lechfelde gegen Friedberg; wurde aber von der oberhalb St. Afra ebenfalls in Schlachtordnung gestandenen kaiserlichen Kavallerie und dem Kanonenfeuer von den Anhöhen Friedbergs bis Mittags 12 Uhr aufgehalten. Zu gleicher Zeit griffen die Franzosen die kaiserliche Besatzung auf der friedberger Lechbrücke am dießseitigen Ufer an, und eroberten während dem Angriff sowohl diese, als auch die zu Lechhausen, obschon beyde von den Kaiserlichen bey dem Hauptrinnsale abgetragen, von den Franzosen aber in Eile wieder hergestellt wurden.

Mittlerweile setzte ein Theil des Zentrums ober- und unterhalb Lechhausen und bey Langwaid durch den Lech, und das Kanonen- Musketen- und Kartätschenfeuer der Kaiserlichen dauerte theils auf den Anhöhen von beyden Seiten Friedbergs, und links gegen das ottmaringer Holz, die Klinge genannt, welches voll Franzosen steckte, theils auf- und neben der Strasse beym Hochzoll, und bey St. Afra so anhaltend fort, daß alle Bürger der Stadt Friedberg in Furcht und Schrecken geriethen, mehrere Kugeln in die Stadt flogen, und die Bürger zwangen, ihr Leben mit der Flucht in die Gewölber und Keller zu salvieren. Das Kanonenfeuer der Franzosen war minder bedeutend, das Musketenfeuer aber desto heftiger, weil die Avantgarde derselben nicht nur die kaiserliche Besatzung aus den stark beschossenen und beschädigten Häusern bey der friedberger und lechhauser Brücke, sondern auch das ganze kaiserliche Korps von allen Seiten, und sogar von den angegriffenen friedberger Anhöhen, worauf die kaiserliche Artillerie die schönste Position hatte, dergestalt zurückwarf, daß sie bey ihrem Rückzuge auf der münchner Strasse abgeschnitten, 1500 Mann zu Gefangenen gemacht, 17 Kanonen nebst 2 Fahnen erobert, und noch selben Abend bis Rinnenthal und Dasing verfolgt wurden.

Die Franzosen waren gegen 80,000, die Kaiserlichen aber nur mehr 8000 Mann stark. Sobald man die Kaiserlichen retirieren sah, wollte man von Seiten des Magistrats sich versammeln, und den ankommenden ersten französischen General um Schonung der Stadt, die ohnedas schon einen schauderlichen Kugel- und Haubitzenregen empfand, bitten; Allein dieses Vorhaben konnte, leider! nicht in Ausführung gebracht werden; den der amtierende Bürgermeister Zetler und Stadtschreiber wären, als sie eben den Weg der Versammlung einschlagen wollten, in dem sogenannten Strixnergässel beynahe erschossen worden, und mußten, so geschwind sie konnten, wieder in ihre Häuser zurückeilen, indem ein Theil des kaiserlichen Korps unter anhaltendem Kanonen- und Musketenfeuer durch die Stadt selbst verfolgt wurde.

Was aber den Sieg befleckte, war, daß die Franzosen, sobald sie auf diese Art Friedberg erobert hatten, die ganze Stadt erbärmlich ausplünderten. Diese Plünderung dauerte von 1 Uhr Nachmittags bis 5 Uhr, und einige Bürger wurden so mißhandelt, daß sie aus ihren Häusern getrieben wurden, und sich mehrere Täge halb ohnmächtig in fremden Häusern aufhalten mußten. Das Winseln, Jammern und Händeringen der Weiber und Kinder in der Stadt Friedberg, auf deren geängstigten Lippen Stoßseufzer lagen, konnte ohne Entsetzen nicht angesehen werden. Fast alles vergrabene und versteckte Gut wurde gefunden, und sogar der s. v. Dung und das Koth in den heimlichen Abtritten wurde in mehrern Häusern durchwühlt, in den Kellern aufgegraben, viele Stubenböden aufgerissen, die Thüren eingesprengt, mehrere Fahrnissen in Stücken zerhauen, das erpreßte oder gefundene Geld, Uhren, Silber, und überhaupt die beßten und kostbaresten Habseligkeiten mitgenommen; vieles Bier und Brandwein, was sie in Eilfertigkeit nicht aufzehren und mitnehmen konnten, wurde bey jenen Bräuern, in deren Keller sie eindrangen, ausgelassen, und fast alle Lebensmittel theils fortgeschleppt, theils ruiniert, so, daß der eidlich erhobene Schaden, der durch diese französische Plünderung verursacht worden, sich auf 106,992 fl. belaufen hat.

Die Registratur in der Stadtschreiberey ward während der Plünderung sehr übel mitgenom'en. Alle Akten, Rechnungen und Protokolle wurden zerstreut, alle Kästen und Schubladen ausgeleert, alles unter- und übereinandergeworfen, und mit Füssen getreten; doch aber weder etwas zerrissen, noch mitgenommen: Auf dieses unvermuthete Verfahren hat man endlich den Kern derselben aus Fürsorge einer unglücklich eintretenden Retirade in Sicherheit gebracht.

Obschon um 5 Uhr Abends, da der französische Staab hier einquartiert wurde, die Plünderung größtentheils nachließ, so war dich das Quartiertragen an selbem Tage, und die ersten Täge darauf ein trauriges Schicksal; denn die Truppen, wovon über 2000 Mann in der Stadt blieben, der größte Theil der französischen Armee aber das verlassene kaiserliche Lager auf den Anhöhen zu Friedberg bezog, und zween Rasttäge hielt, verlangten Kost und Trunk nach feindlicher Art mit Ungestüm, und in demselben Augenblicke waren in der ganzen Stadt fast gar keine Lebensmittel mehr zu bekommen. Ein Bürger sprang zu dem andern, und bath um Hilfe; es war aber keine Hilfe, weil jene, die helfen sollten, selbst um Hilfe bitten mußten. Beynahe alle benachbarten Dörfer und Ortschaften wurden von den Franzosen ebenfalls ausgeplündert, und alle Einwohner in eine nicht minder traurige Lage versetzt.

Nach Verlauf dreyer Täge ward es endlich in Friedberg und in dieser Gegend wieder in etwas ruhiger, weil sich die französische Armee theils nach München, theils nach Ingolstadt hinzog; und sich ein Theil des kaiserlichen Korps jenseits München und der Isar auf den sogenanten Gasteigberg lagerte. Die Franzosen umflügelten zwar die Hauptstadt München, welche die bairischen Truppen besetzt hielten, es gelang ihnen aber nicht, sie zu erobern, sondern sie blänkelten fast täglich auf den Gasteig hin unter die Kaiserlichen und Kondeer, welche aber mit Kanonen und Haubitzen antworteten, und so geriethen sämmtliche Holzstöße, und drey Gebäude auf dem sogenannten Löchel sammt dem rothen Thurme auf der Isarbrücke in Brand, einige Kugeln aber flogen in die Stadt, und in dem Dorfe Haidhausen nahe an dem Gasteig wurden selbst von den kondeisch- freundlichen Truppen (französischen Emigranten) einige Häuser eingeäschert.

Indeß drang der größte Theil der französischen Armee über Freysing bis Moßburg, und nach einem hartnäckigen Treffen, das den 2. September bey Geisenfeld vorfiel, bis Mainburg vor; aber Ingolstadt konnten die Franzosen nicht erobern.

Mittlerweile, als die Franzosen bey München, Freysing und Moßburg standen, überfiel ein Detaschement kaiserlicher Husaren, das über Fürste_feldbruck angerückt kam, gegen Mitte des Septembers die bey Dachau gestandene französische Kriegskasse, bemeisterte sich derselben, und zog sich dann mit dieser Beute wieder zurück.

In der obern Pfalz nahm aber die Sache für die Kaiserlichen eine bessere Wendung, indem sich Erzherzog Karl mit dem General Wartensleben alldort vereinigte. Er griff, da er die Strasse von Neumark gewann, den französischen General Jourdan bey Amberg, Schwarzenfeld und Sulzbach an, und schlug seine Armee am 24. August dergestalt zurück, daß die Flucht derselben allgemein wurde, und sie viele Kanonen, Bagage und Munition zurücklassen mußte. Dieß machte auf die in Baiern vorgedrungene moreauische Armee einen solchen Einfluß, daß diese ihren Rückzug nehmen mußte, und so nahm, leider! beynahe der ganze rechte Flügel, und ein großer Theil des Zentrums seinen Rückzug wieder über Friedberg. Diese Retirade dauerte ganzer acht Täge, und jede Division lagerte sich mehrmal auf den Anhöhen bey- und hinter Friedberg. Da aber bey Annäherung der französische Armee der hiesige Stadtkommandant Le Brun, der doch mit seiner aus 20 Mann bestandenen Souve Garde Friedberg von mancher Quartiers- und Excessenlast befreyte, abmarschieren mußte; so geriethen alle Bürger der Stadt in eine neue Verlegenheit; denn da bey diesem Rückzuge die benachbarten Dörfer Wulfertshausen und Ottmaring den 15. und 16. Sept. in Brand *) gesteckt wurden, fürchteten sie ein gleiches Schicksal, und diese ihre Furcht war ohne Gränzen.

*) Zu Wulfertshausen brannten glücklicherweise nur fünf Häuser und fünf Städel, sammt dem Kirchenthurme, zu Ottmaring aber nur ein Haus ab.

So, wie die erstern 3 Täge, mußte die Stadt Friedberg die französischen Truppen ganzer 8 Täge mit allen Lebensmitteln, Haber und Heu allein unterhalten. Dieselbe mußte also, nachdem sie durch Plünderung auf das empfindlichste mitgenommen worden, den harten Druck durch immerwährendes Quartiertragen, Requisitionen und Erpressungen aller Art 4 Wochen lang fühlen; wobey man sich vorstellen kann, was für dringenden und äußerst beschwerlichen Geschäften der hiesige Landrichter und Marschkommissair Freyherr von Vieregg, und der Magistrat bey diesen harten Umständen Tag und Nacht ausgesetzt waren; indem sogar der Bürgermeister Bartl in Arrest gesetzt, und öfters mit dem Aufhängen bedroht wurde. Es würde aber der Magistrat und die Bürgerschaft noch härter behandelt worden seyn, wenn nicht die beyden französischen Sprachsinterpreteurs und Bürger von hier, Sebastian und Philipp Niggl, gute Dienste geleistet hätten.

So lange sich die Franzosen in und bey Friedberg befanden, durfte keine Glocke geläutet, und kein öffentlicher Gottesdienst gehalten werden; alle Hauptthüren der Kirche waren gesperrt, und wer einer gottesdienstlichen Handlung beywohnen wollte, mußte in der Sakristey der Pfarrkirche ein- und ausgehen. Die Verstorbenen wurden von den Trägern ohne andere Begleitung in aller Stille zu Grabe getragen. In der berühmten Wallfahrtskirche zu Herrgottsruhe aber konnte die ersten Täge gar kein Gottesdienst gehalten werden, weil sie zu Unterbringung der Kriegsgefangenen bestimmt war; doch wurde in dieser Kirche selbst, der vielen eingeschlossenen Gefangenen ungehindert, fast nichts ruiniert.

Kaum war die Stadt Friedberg in französischen Händen, so riß in derselben eine solche Viehseuche ein, welche die in 1000 Stücken bestandene Heerde beynahe ganz aufrieb, das Elend noch mehr vergrösserte, und alle Bürger fast bis zur Verzweiflung hinriß; *) kurz, Friedberg war in einem solchen Gedränge von Leiden, die sogar jedem Fremden äußerst auffielen, weil auch manche großmüthige und mildthätige Beyträge von entferntsten Ortschaften zur Unterstützung der bedrangtesten Einwohner eingiengen.

*) In mehrern Gegenden Baierns, Schwabens, und jener Länder, wo dieser Krieg seine Uebel ausschüttete, grassierte dieser Viehfall gleich einer hinreißenden Pest.

Gleich nach der Plünderung der Stadt, und auch bey der Retirade der Franzosen mußte der französischen Generalität noch sonderbar eine Brandschatzung von 1238 fl. 30 kr. in baarem Gelde unter Bedrohung, daß außer dessen die Stadt an vier Ecken in Brand gesteckt würde, bezahlt werden. Eine Summe, die der Stadt, welche noch überdieß den Haaber, Heu, Bier, Brod, Fleisch, Brandwein und anderen Lieferungslast von 5112 fl. 30 kr. mithin in beyden eine Summe von 6351 fl. allein zu tragen hatte, gewiß einen empfindlichen Stoß gab.

Nicht nur nach dem Einfalle der Franzosen den 24. 25. und 26. August, sondern auch bey ihrer Retirade vom 14. bis 20. Sept. wurden allemal von einem besondern Korps auf den Anhöhen hinter Friedberg über die münchner und aichacher Strasse an jedem Tage 2, mithin in allem 20 Lager geschlagen, und alle Gartenzäune, Stangen, Stander und Bretterdielen wurden eingerissen und verbrannt.

Daß die Franzosen den 24. August auch eine merkliche Anzahl Todte im Treffen bey Friedberg verloren, zeigte sich erst nach deren Retirade, indem mehrere bewährte Personen betheuerten, den Tag nach demselben mit fünf Wägen die Todten zusamm, und in die obere Au nächst dem Lechfelde zum Begraben führen gesehen zu haben.

Den 20. Sept. Abends um 5 Uhr zog sich endlich der letzte Theil der französischen Arriergarde, der die vorige Nacht um 11 Uhr in der Stadt mit brennenden Lichtern und Fackeln umherritt, und unter fürchterlichem Ungestüm Quartier nahm, in der untern Vorstadt wie der plünderte, und alle Einwohner aus Besorgniß, gar in Brand gesteckt zu werden, in neue Furcht und Schrecken versetzte, von Friedberg gänzlich nach Augsburg zurück, und steckte die friedberger und lechhauser Lechbrücke dergestalt in Brand, daß erstere ganz, letztere aber nur zur Hälfte ein Raub der Flammen wurde.

An eben diesem Tage Nachts um 11 Uhr kamen die kaiserlichen Vorposten schon wieder in Friedberg an, und den 21sten zogen über 12,000 Mann kaiserliche und kondeische Truppen durch die Stadt und außer derselben vorbey, und eilten den Franzosen auf dem Fuße nach. Aber auch dieser Durchzug lief nicht ganz ohne Lager zu Friedberg ab; denn es lagerten sich wieder gegen 4000 Mann auf den Anhöhen bey Friedberg, die ingleichen Requisitionen veranlaßten; blieben aber nicht länger als ein Nacht.

Die Franzosen retirierten noch in gedrängten Schaaren durch Friedberg, als Erzherzog Karl mit der kaiserlichen Armee schon wieder bey Frankfurt stand, und die durch Baiern und Schwaben retirierende Franzosen, denen alle Zufuhr von Munition und andern Bedürfnissen bereits abgeschnitten war, zu Kriegsgefangenen zu machen, oder gänzlich aufzureiben drohte.

Noch in diesem 1796sten Jahre wurden die beyden französischen Armeen, wovon die des General Jourdans den 3. September bey Würzburg, wo sie wieder Stand hielt, in einer Schlacht mehrere Tausend Todte, und den General Bernadotte nebst 2200 Man als Gefangene verlor, die Kaiserlichen aber einige tausend Todte zählten, vollends über den Rhein zurückgedrängt, nachdem General Moreau die Kaiserlichen bey Bibrach während seinem Rückzug vier Stunden weit zurückgeschlagen, und unter denselben einen großen Schaden angerichtet, den Rhein aber ohne vielen Verlust passiert hatte.

Alle Einwohner Friedbergs, und in jenen Gegenden, welche die schwere drückende Last der Franzosen fühlten, waren vor Freude fast hingerissen, daß sich der so fürchterliche Sturm des Feindes wieder gegen seine Gränzen zog; und erst darnach wurden jedem Einwohner die erlittenen Greuelthaten und ausgestandenen Kriegsdrangsale erträglicher, weil jedermann dieses als ein tröstliches Vorbild eines nahen und sehnlichst erwünschten Friedens ansah.

Aber kaum war Friedberg von dem fürchterlichen Schwarme des Feindes gereinigt, so arteten die äußerst empfindlichen Nachwehen in eine solche Krankheit aus, die von der Bürgerschaft zu Friedberg allein gegen 300 Menschen auf das Lager hinwarf, und 50 Personen, die ihres Elends kein Ende mehr wußten, mit in die Ewigkeit nahm.

1797.[]

Allein, welche Furcht und Schrecken wurde nicht wieder im nächst darauffolgendem Jahre, nämlich anno 1797, in allen Gemüthern menschlicher Kreaturen dießseits des Rheins rege, als wieder eine 80,000 Mann starke französische Armee, die sich mittlerweile an den jenseitigen Ufern des Rheins sammelte, den 18. und 20. April bey Neuwied und Dürsheim unter Anführung des General Moreau neuerdings über den Rhein in Deutschland einfiel, die dießseitigen Rheingegenden und Länder mehrmal überschwemmte, und so schnell vorwärts drang, daß die kaiserliche Armee durch viele Meilwegs nicht einmal festen Fuß fassen konnte.

Die Ursache dieses neuen schnellen Ueberfalls war, weil die französische Armee unter Anführung des Generals Bounaparte, welcher, nachdem sie Italien erobert, den mit einer kaiserlichen Arme von 26,000 Mann zum Entsatz der Festung Mantua über die Etsch gegangenen General Provera den 11. Jäner sammt der ganzen Armee gefangen nahm, und den 3. Februar die Festung Mantua vom General Wurmser durch Kapitulation eroberte, niemand zu widerstehen und aus Italien zu vertreiben im Stande war, mittlerweile sich der österreichischen Gränze näherte; obige Rheinarmee aber mit jener des General Bounaparte sich vereinigen, und also beyde Armeen mit gesammter Macht in das Innere von Oesterreich eindringen wollten. Dieser Plan würde wahrscheinlich ausgeführt worden seyn, wenn nicht Oesterreich in seinem Innern einen Landsturm angeordnet, wenn sich nicht die Venetianer gegen die Franzosen empört, wenn nicht die Tiroler Landesvertheidiger ein Korps Franzosen mit großem Verlurst aus Tirol vertrieben, und wenn nicht den 17. April zu Leoben in Steuermark ein Waffenstillstand, und den 17. Oktober darauf der Friede selbst zwischen Oesterreich und Frankreich zu Kampo Formio zu Stande gekommen wäre.

Noch in diesem Monate, nämlich den 11. Oktober, begann eine mörderische Seeschlacht zwischen den Holl- und Engländern, in welcher vom Admiral Dunkan die holländische Marine gänzlich aufgerieben, 600 Kanonen erobert, und 6000 Matrosen getödtet und gefangen wurden.

Jener Waffenstillstand zu Leoben hatte auch auf das deutsche Reich einen solchen Einfluß, daß die französische Rheinarmee auf der Stelle Halt machen, und einen Waffenstillstand mit dem Reiche beobachten mußte.

Bald nach diesem abgeschlossenen Waffenstillstande wurde Rastadt als der Ort, wo sich der Reichsfriedenskongreß versammeln soll, bestimmt, und nach einem kurzen Zeitverlauf waren auch alle bevollmächtigte Minister alldort versammelt.

Im Herbste dieses 1797sten Jahres, da sich die hiesigen Einwohner wieder ein wenig aufzurichten anfiengen, empfand Friedberg einen neuen Stoß: die nämliche Viehseuche, die anno 1796 so schrecklich allhier wüthete, griff mehrmal so heftig um sich, daß fast alles Hornvieh, welches Indeß wieder beygeschafft worden, neuerdings ein Raub dieser Viehpest wurde, folglich die ganze Bürgerschaft in einem unübersehbaren Elende seufzen mußte.

Sobald der Kongreß in Rastadt versammelt war, retirierte die ganze kaiserliche und Reichsarmee, 60,000 Mann stark, hinter den Lech ins Baierland, und Friedberg wurde zum Hauptquartiere bestimmt, welches auch von dem Generalstab zu Weihnachten 1797 richtig bezogen ward. Dieses Hauptquartier bestund in dem kommandierenden Generale Freyherrn von Staader, mehrern Generalen und Staabsoffizieren, einer Menge Kanzleypersonale, Staabsinfanteristen, Staabsdragonern und Husaren, in allem immer in 1000 Köpfen und eben so vielen Pferden, die alle in hiesiger Stadt einquartiert werden mußten. So folgte auf das Elend fortdauernde Quartierslast; denn beynahe jeder Familie blieb nur ein einziges Zimmer für sich und ihre Habseligkeiten, alle übrige aber mußten dem Militair eingeräumt werden; auch alle Stallungen und Scheuern hatten das nämliche Schicksal, und kein Reisender konnte wegen Mangel an Zimmern und Stallungen ganzer 5 Viertel Jahre lang mehr logiert werden. Dieser Generalstaab hatte auch folgende Kanzleyen bey sich, als: die Staabs- Kriegsrechts- Zeichnungs- kaiserliche Kriegskommissariats- Operations- Reichskrieg- Kriegskasse- Spital- 2 Verpflegs- und etliche kleine Kanzleyen, die alle auf die Hauptplätze in abgesonderten geeigneten Zimmern und Nebenzimmern, welche heizbar hergerichtet werden mußten, verlegt waren. Im kurfürstlichen Schlosse und Salzstadl war das kaiserliche Hauptmagazin.

So lange sich dieses Hauptquartier allhier befand, mußte die Stadt nebst den Magazinslieferungen, auch alles Holz, Licht, Stroh xc. in die Generals- Ordonanz- Magazins- und Stockhauswachzimmer herschaffen, und da diese Plätze beynahe zwey Winter, nebst dem großen Rathhauszimmer, worinn die Gefangenen eingeschlossen waren, Tag und Nacht geheizt, auch beleuchtet werden mußte, so war die dazu erforderliche Geldsumme wegen der allhier herrschenden außerordentlichen Holztheurung gegen alle Erwartung groß.

Während dem Kongresse zu Rastadt, nämlich den 20. May 1798, segelte General Bounaparte mit einer französischen Flotte von 80 Lienienschiffen, 33 Fregatten, 200 Transportschiffen und 40,000 Mann nach Egypten, eroberte im mittelländischen Meere die Insel Malta, landete, und eroberte ganz Egypten; seine Flotte aber, die vor Abukir vor Anker lag, wurde vom engländischen Admiral Nelson geschlagen und beynahe ganz aufgerieben.

Noch war das Hauptquartier der kaiserlichen und Reichsarmee fortdauernd hier, als selbst der Erzherzog Karl, Bruder des Kaisers und Reichsfeldmarschall, den 12. Nov. 1798 hier in Friedberg bey demselben eintraf, und das Kommando vom General Staader übernahm. Er blieb die ganze Zeit über, nämlich bis zum Abmarsch der Armee immer in Person hier, und General Staader überließ ihm das Baron Viereggische Haus zu seinem Hauptquartier.

Während dem Hierseyn des Hauptquartiers entstanden 2 Feuersbrünste durch die Unvorsichtigkeit der Domestiken, wodurch den 17ten July 1798 ein Haus, den 9. Dezember im nämlichen Jahre aber vier Gebäude, und zwar letztere unter einem Sturmartigen Winde und bey der grimmigsten Kälte, wo die Löschinstrumente beym mindesten Stillstand einfroren, und die Rettenden mit Eis überzogen wurden, im Rauch aufgiengen.

1799.[]

Mit Anfang des 1799sten Jahres eroberten die Engländer die Insel Minorka, und zu gleicher Zeit hatte die neapolitanische Armee ein wunderliches Schicksal. Obwohl diese anfänglich Rom eroberte, so wurde sie doch den 3. Jäner bey Rom von den Franzosen geschlagen, verlor in diesem und mehrern Gefechten über 12,000 Mann, 99 Kanonen, 21 Standarten und über 3000 Pferde, zog sich wieder gegen Neapel zurück, mußte den 12. die Festung Kapua an die Franzosen überlassen, den 13. einen Waffenstillstand abschließen, und ihr Anführer General Mack wegen Lebensgefahr selbst an die Franzosen übergehen; er floh mit seinem Generalstaabe in das Hauptquartier des General Championet, und überließ sich der Großmuth desselben.

Den 16. Febr. starb Kurfürst Karl Theodor in seiner Residenzstadt München, und sein Todfall setzte die bairische Nation, weil kein Kurprinz von ihm vorhanden war, und die nun ergänzte kaiserliche Armee, 100,000 Mann stark, noch immer in Baiern kantonierte, anfänglich in eine bange Erwartung; doch aber, weil noch an selbem Tage Abends Maximilian Joseph, Pfalzgraf bey Rhein, Herzog in Baiern und Pfalzzweybrücken, als Kurfürst in Baiern zu München ausgerufen wurde, den 20. auch durch Friedberg paßierte, und von Baiern Besitz nahm, war dieser Todfall von keinen weitern Folgen.

Kurfürst Maximilian Joseph machte bey seiner Durchreise allhier dem Erzherzoge Karl, der sein Hauptquartier noch hier hatte, eine Visite, und war auch gegen die hiesige Bürgerschaft sehr leutselig und herablassend, welches Betragen eine allgemeine Freude erregte.

Nach einem Umlaufe von fünf Viertel Jahren, und zwar den 8. März 1799, nachdem sich der Kongreß zu Rastadt zerschlagen, die Franzosen aber während dieser Zeit die Schweiz und die Reichsfestung Ehrenbreitstein wegnahmen, ununterbrochene Kontributionen am dießseitigen Rheinufer erpreßten, und endlich mit ihren Armeen wieder in Deutschland einfielen, gieng auch Erzherzog Karl mit seinem Generalstaabe von hier ab, und mit seiner ganzen Armee den Franzosen entgegen; vorher aber ließ der Erzherzog unweit den hiesigen Stephansängern, in des Bierbräuer Baudrexels Anger, eine Feldbäckerey mit 4 Backöfen errichten, um auf allem Fall die kaiserliche Armee mit nöthigem Brod versehen zu können, in welcher zwar öfters, doch aber nicht anhaltend gebacken worden, obwohl die Mehlfässer sehr zahlreich zugefügt und aufgehäuft wurden.

An der Ostrach kamen beyde Armeen zusammen, und die Franzosen unter Anführung des General Jourdan, wurden den 20. zu Ostrach, den 21. zu Pfullendorf, den 22. zu Mößkirch, den 23. und 24. bey Stockach, und den 26. März bey Engen und Mengen vom Erzherzog Karl dergestalt aufs Haupt geschlagen, daß ihre Flucht allgemein wurde, und sie sich mit dem Ueberrest ihrer Armee beynahe ganz wieder über den Rhein zurückzogen.

Nach diesen erhaltenen Siegen gieng Erzherzog Karl mit einem Theile der kaiserlichen Armee bey Schafhausen über den Rhein, fiel in die Schweiz ein, und eroberte Zürch.

Indeß lieferte auch die kaiserliche Armee in Italien eine Schlacht nach der andern. Der kaiserliche General Kray schlug die Franzosen den 26. und 27. März bey Verona, den 6ten April zwischen Verona und Mantua, der kaiserliche General Bellegarde aber bey St. Giuliano, und selbst die Hauptfestung Mantua wurde den 20. July wieder erobert. Dazu kam noch die vom General Kray und dem russischen General Souwarow, weil sich der Kaiser inzwischen mit Rußland verband, gelieferte Schlachr bey Novi vom 15. bis 19. August, wo General Joubert sammt 5000 Franzosen auf dem Platze geblieben, 6000 blessiert, 5000 mit 4 Generälen zu Gefangenen gemacht, und 80 Kanonen erobert wurden, die Kaiserlichen und Russen aber auch über 4000 Mann Todte zählten.

Dieses Jahr war also für Kaiser und Reich eines der merkwürdigsten; denn nicht nur der größte Theil Italiens, wo die Kaiserlichen und Russen zwar durch blutige, aber immer siegreiche Schlachten von einer Festung zur andern eilten, sammt der Halbscheide der Schweiz, sondern auch das ganze rechte Rheinufer wurden wieder erobert, und die französischen Armeen auf allen Seiten geschlagen.

Die Engländer aber bemächtigten sich zu gleicher Zeit der Residenzstadt Seringapatnam in Ostindien durch Sturm, und Tippo Saib verlor dabey sein Leben; seine zween Söhne hingegen fielen den Engländern sammt allen Schätzen, die 20 Millionen Pfund Sterling betrugen, in die Hände.

So begann der neue Feldzug im Jahre 1799 bis gegen Augusts, wo die Russen bereits in vollem Anzuge durch Baiern nach der Schweiz begriffen waren. Diese ganze rußische Armee, 36,000 Mann stark, marschierte vom 3. bis 19. August unter Anführung des Generals Rimskoi Korsakow durch Friedberg, und war, die donischen und uralischen Kosacken ausgenommen, eine schöne Nation: besonders sehenswürdig waren die Scharfschützen, 2 prächtige Husaren-, 1 Küraßier- und 1 Tartarnregiment. Im Monate September langten sie in der Schweiz an, und Erzherzog Karl überließ ihnen die von ihm eroberte Stadt Zürch und seine ganze Position, worauf er mit seiner Armee gegen Donaueschingen zog. Er entsetzte den 8ten September die Reichsfestung Philippsburg, die durch das französische Bombardement meist zusammengeschossen, und dessen ungehindert noch lange vertheidigt wurde, und nahm den 18. darauf die mittlerweile wieder in französische Hände gekommene Festung Mannheim sammt der Neckerau mit Sturm ein, wobey Fürst Rosenberg sein Leben verlor, dem Erzherzog Johann aber ein Pferd unter dem Leibe erschossen wurde.

Nicht lange standen die Russen in der Schweiz, als schon den 25ten September eine Schlacht mit den Franzosen begann. Die Russen wurden geschlagen, verloren Zürch wieder, wurden bis Schafhausen über den Rhein zurückgedrängt, und General Hoze, der im Frühjahre die Schweiz erobern half, und mit einem kaiserlichen Korps ebenfalls zurückgeschlagen wurde, blieb todt auf dem Schlachtfelde zu Uznach.

Hier verdient auch die traurige Begebenheit, die sich mit dem Pabste Pius VI. ereignete, eine Stelle. Dieser 82jährige Greis wurde den 20. Februar 1798 vom französischen General Massena in Rom gefangen genommen, erst nach Siena, und dann nach Valence in das südliche Frankreich abgeführt, wo er in seiner Gefangenschaft vom 28. auf den 29. August in eine bessere Welt übergieng.

Feldmarschall Souwarow, der, wie wir oben hörten, schon früher mit einer andern rußischen Armee in Italien anlangte, wollte sich von da aus nach der Schweiz über den St. Gotthardsberg, den er schon erobert hatte, ziehen, und mit der in der Schweiz gestandenen rußischen Armee vereinigen, kam aber zu spät, mußte den Gotthardsberg wieder verlassen, und einen Umweg bis Lindau und Memmingen machen, um sich mit der geschlagenen rußischen Armee vereinigen zu können. Beyde Armeen zogen hierauf vereinigt in die Gegend bey Augsburg, in welcher Stadt Feldmarschall Souwarow sein Hauptquartier hatte, und bald darauf, ohne Ausnahme, im Monate November und Dezember über Friedberg nach Rußland zurück.

Da also auch diese fremde Kriegsvölker keinen andern Weg, als allemal den über Friedberg wußten, und bey ihrem Rückmarsche 60,000 Mann stark waren, so kömmt Friedberg gewiß auch hier unter jene Klasse zu stehen, die am härtesten mitgenommen wurde. Das Liefern von Fleisch, Brod, Brandwein, Haber und Heu in die zu Aichach und Erasburg (weil die Straße von Schwaben her vierfach, von Friedberg aber nach Baiern doppelt führt) angelegten rußischen Magazine war ohne Ende, und fast unerschwinglich.

Die kaiserliche Armee in Italien aber, unter Anführung des General Melas, fuhr in ihren Eroberungen fort, bemächtigte sich des übrigen Theils Italiens, jagte die Franzosen bis nach Genua, belagerte selbst diese Stadt, in welche sich der französische General Massena mit dem Ueberreste seiner Armee eingeschlossen hatte, und bekam sich nach einer hartnäckigen Belagerung auch nachhin in ihre Gewalt.

Schon den 15. November in diesem 1799. Jahre kam auch das kaiserlich-königliche Offiziersfeldspital in die hiesige Stadt, obschon das Bäcker- und Magazinspersonale hier war, und dessen ungehindert fortdauernd hier blieb. Dieses Offiziersfeldspital bestand aus 80 Offiziers, 200 Domestiken und 300 Pferden. Ganz Friedberg wurde also in ein Lazareth verwandelt; denn jeder Offizier mußte bey der Bürgerschaft besonders einquartiert werden. Das Härteste dabey war, die nöthige Anzahl von Zimmern ausuzfinden, um jedem Kranken oder blessierten Offizier ein anständiges zu verschaffen, und nicht minder hart, für 300 Pferde, weil das Heumagazin beym Rückmarsche der Russen nach Augsburg verlegt wurde, das erforderliche Heu herzuschaffen, weil an diesem wegen immerwährenden Lieferungen ein außerordentlicher Mangel herrschte. Nebst dem, daß die Bürgerschaft von ihrem Selbstbedarf ganz entblößt wurde, mußte die Stadt noch für 1629 fl. Heu erkaufen, und alles Rationsweis hergeben. Sowohl des Erkaufes als des Abgebens wegen wurde nicht nur der Magistrat, sondern auch, und vorzüglich die Deputierten, die dieses verdrüßliche Geschäft zu besorgen hatten, äußerst springend gemacht.

Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Kronologische Geschichte der kurpfalzbairischen Gränzstadt Friedberg am Lechstrome; worinn auch die merkwürdigsten Kriegsbegebenheiten, die sich in Europa, größtentheils aber in Deutschland ereigneten, vom achten Jahrhunderte bis auf heutige Zeiten. Herausgegeben mit Bewilligung der kurfürstl. Bücherzensur-Spezialkommißsion in München, von Gebhard Luber, Stadtschreiber zu Friedberg, und reichsgräflich-Deuringischen Gerichtsverwalter zu Stätzling. Im Jahre 1801.
  3. Kronologische Geschichte der kurpfalzbairischen Gränzstadt Friedberg am Lechstrome; worinn auch die merkwürdigsten Kriegsbegebenheiten, die sich in Europa, größtentheils aber in Deutschland ereigneten, vom achten Jahrhunderte bis auf heutige Zeiten. Herausgegeben mit Bewilligung der kurfürstl. Bücherzensur-Spezialkommißsion in München, von Gebhard Luber, Stadtschreiber zu Friedberg, und reichsgräflich-Deuringischen Gerichtsverwalter zu Stätzling. Im Jahre 1801.

Literatur.[]

  • Kronologische Geschichte der kurpfalzbairischen Gränzstadt Friedberg am Lechstrome; worinn auch die merkwürdigsten Kriegsbegebenheiten, die sich in Europa, größtentheils aber in Deutschland ereigneten, vom achten Jahrhunderte bis auf heutige Zeiten. Herausgegeben mit Bewilligung der kurfürstl. Bücherzensur-Spezialkommißsion in München, von Gebhard Luber, Stadtschreiber zu Friedberg, und reichsgräflich-Deuringischen Gerichtsverwalter zu Stätzling. Im Jahre 1801.
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