Die Marien- oder Frauenkirche.[]
Sie befindet sich auf dem Neumarkte, unweit der Rammischen Gasse und ist die älteste der hiesigen Kirchen, denn ihr Ursprung ist mit Zuverlässigkeit in das eilfte Jahrhundert zu setzen. Es gab in der ältern Zeit ein wächsernes, wunderthätiges Marienbild in ihr, das ihr den Namen ertheilte, und viele fromme Wallfahrten veranlaßte. Sie erlebte mancherlei Schicksale, und wegen ihrer zu großen Baufälligkeit ward am 26. August 1726 zu dem Gegenwärtigen Gebäude der Grund gelegt, welches man im Jahre 1745 vollendete. Der Baumeister Bähr hatte die Peterskirche zu Rom zum Modell genommen, und die Kosten des Baues betrugen 300000 Rthl. Man findet hier eine schöne Silbermannische Orgel. Diese Kirche ist durchaus steinern und hat von ihrer Festigkeit in der Belagerung vom Jahre 1760, das gültigste Zeugniß abgelegt. Die Bomben prallten von ihr ab, ohne sie zu beschädigen. Unter der Kirch hat man weitläuftige Gewölber zu Begräbnissen für Leute angebracht, deren Erben reich genug sind, um diese etwas theuern Plätze bezahlen zu können. Ein Hautrelief über dem Altar stellt die Geschichte Jesus am Oelberge dar. Das von Grono verfertigte Gemälde der Kuppel zeigte uns die vier Evangelisten, deren jedem eine Tugend zugegeben ist. Bis zur Weiderherstellung der Kreuzkirche, wurde der Gottesdienst, (welchen man sonst in dieser hielt) in die Frauenkirche verlegt. Leztere ist, seitdem die allmählig aus der Asche emporgestiegne Kreuzkirche, ihre Rechte zurückforderte, ziemlich leer geworden. In ihr halten noch jezt Mitglieder des Kreuzministeriums, und vorzüglich der jedesmalige Stadtprediger den Gottesdienst.
Fraunkirche.[]
- Die Fraunkirche
ist ein vorzügliches Meisterstück der Baukunst, welches als eine glückliche und treue Nachahmung der Peterskirche in Rom, die Bewunderung des Kenners verdient. Ohnstreitig ist sie die älteste und erste Kirche in der Residenz und wahrscheinlich schon zu Ende des eilften Jahrhunderts erbaut. Anfänglich scheint dieselbe ein Privathaus gewesen zu seyn, weil man bey einer nachherigen Erweiterung derselben, da wo die Sacristey befindlich war, auf ein Küchenherd traf. Nicht lange nach ihrer Entstehung, verehrte man in derselben ein wunderthätiges Marienbild, daher sie auch den Namen: Marienkirche erhielt. J. J. 1539 den 3ten Juny, wurde zum Erstenmal Evangelischer Gottesdienst darin gehalten. Zu der damaligen Zeit war dieselbe ein unbedeutendes Gebäude, welches wegen den wiederholten Veränderungen und Erweiterungen, keine regelmäßige Form hatte, und 1726 wegen seiner Hinfälligkeit abgetragen werden mußte. Seit 1734 präsentirt sich dieser schöne Tempel in seiner gegenwärtigen Gestalt, welcher nicht allein Dresden, sondern auch ganz Deutschland Ehre macht. Schon der Platz, auf dem die Kirche steht, trägt zu ihrem mäjestätischen Ansehen nicht wenig bey. Sie bildet eine zirkelrunde Figur, ist von Grund aus massiv, hat nicht das mindeste Holzwerk, sondern besteht blos aus Stein, Eisen und Bley; das Hauptportal zeigt nach der Töpfergasse und steht dem Altar gegenüber. Ausser diesem sind noch 6 Eingänge mit Freitreppen, die Säulenordnung ist die Ionische. Die doppelt gewölbte Kuppel formirt den Thurm, in welchem man bequem zu einer in der Kirche rund umher geführten Gallerie geleitet wird. Die Hauptkuppel ist mit 4 Thürmen umgeben, welche zur Verschönerung des Ganzen ein merkliches beitragen, und wovon einer die Glocken enthält. Verläßt man die erwähnte Gallerie, welche eine deutliche Uebersicht von der innern Einrichtung der Kirche gewährt, so kommt man in der bewundernswürdig schönen Kuppel an. Zwischen dieser führt ein schneckenförmiger und lichter Gang auf das ganz in der Höhe befindliche Observatorium, von da herab man nicht nur das reitzende Thal und die sich mitten hindurch schlängelnde Elbe, sondern auch die Domkirche in Meissen -- die Festung Königstein, den großen Winterberg -- den Sattel- oder Kreuzberg und mehrere in Böhmen gelegene Berg erblickt. Dieser Ort ist der vortheilhafteste Standpunkt für Fremde, welche die Größe und den Zusammenhang der Stadt mit ihrer reitzenden Lage betrachten wollen. Die in der Kirche herrschende Simplizität wird durch das schöne Gemälde an der Kuppel sehr erhöht; es stellt in acht Abtheilungen die 4 Evangelisten, denen jedem eine Tugend zur Seite stehet, vor -- und hat dem berühmten Grone sein Daseyn zu verdanken. Der Altar vom Bildhauer Feige gefertigt, ist ganz von Pirnaischen Steinen und besteht aus 4 Säulen, mit vergoldeten Kapitälen und Schaftgesimsen -- das aus Bildhauerarbeit bestehende Altatblatt, zeigt vorzüglich den betenden Jesum am Oelberge. Ueber diesem Altar befindet sich eine der vollständigsten Orgeln in Deutschland, ein Werk des großen Silbermanns. Sie enthält 3 Manualclaviere, 44 Register, 6000 Pfeifen. Unter der Kirche entdeckt man an den geräumigen und schön angelegten Catacomben wieder ein neues und seltenes Meisterstück der Baukunst, welche für Leichen von vornehmer Familie bestimmt sind. Die Särge werden hier völlig ummauert, daher man es nicht wähnt, an der Ruhestätte Verstorbener zu seyn. Die Länge der Kirche beträgt 82 und die Breite 62 Ellen.
Der Künstler, welcher sich durch die Herstellung dieses Tempels unsterblich gemacht hat, war der Rathsbaumeister George Bähr. Fremde, welche diese Kirche in Augenschein nehmen wollen, haben sich bey dem daselbst angestellten Kirchner, dessen Wohnung nahe dabey ist, in jeder Stunde zu melden.