Franz I.[]
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Franz I., Kaiser von Österreich.
- Geboren 1768.
Ein Sohn Kaiser Leopolds II. und Marien Luisens, einer Tochter Karls III., Königs von Spanien, trat er die durch eine Reihe der wichtigsten Zeitereignisse höchst merkwürdig gewordene Regierung seiner sämmtlichen Erbstaaten, nach dem Tode seines Vaters, am 1. März 1792 an. Als König von Ungern ward er am 6. Juni zu Ofen gekrönt, zum römischen Kaiser (dieses Namens der Zweite) am 7. Juli erwählt und gekrönt am 14. desselben Monats, als König von Böhmen am 9. August des nämlichen Jahres 1792.
Seine erste Erziehung erhielt er zu Florenz unter den Augen seines Vaters, die letztere Ausbildung durch seinen erhabenen Oheim, Kaiser Joseph II., welcher den Erzherzog nach Wien kommen ließ, und ihm in allen Wissenschaften die ausgezeichnetsten Männer zu Lehrern gab.
In seinem zwanzigsten Jahre (1788) wohnte er schon mit seinem Oheim dem Feldzuge gegen die Türken bei; mit seltener Beharrlichkeit führte er an Loudons Seite das Oberkommando, und brannte eigenhändig die erste Kanone auf die Festung Belgrad ab, welche sich ihm ergab. Nach dem Tode seines Oheims, im Jahre 1790, besorgte er, bis zur Ankunft seines Vaters, die Regierungsgeschäfte mit dem größten Eifer. In diesem Jahre verlor er auch seine erste Gemahlin Elisabeth, eine Tochter der Herzogs Friedrich von Würtemberg, mit welcher er am 6. Jänner 1788 vermählt worden war. Im September desselben Jahrs erfolgte die Vermählung mit Maria Theresia, der Tochter Ferdinands IV., Königs beider Sizilien. Im Jahre 1791 war er bei jener wichtigen Zusammenkunft gegenwärtig, welche Kaiser Leopold, in Betreff der damaligen französischen Revoluzion, mit dem König und Kronprinzen von Preußen, dem Churfürsten von Sachsen und dem Grafen Artois, zweitem Bruder Ludwigs XVI., auf dem sächsischen Lustschlosse Pillnitz hielt.
Da eine biographische Skizze eine ausführliche Schilderung aller großen Begebenheiten und edlen Züge dieses allgeliebten Monarchen nicht gestattet, so müssen wir uns begnügen, nur die vorzüglichsten Momente aus seinem Leben auszuheben und nach der Zeitfolge in gedrängter Kürze darzustellen, um den Überblick des Ganzen dem Leser desto klarer zu machen.
Gleich den neunten Tag des ersten Monats seiner Regierung bezeichnete der Monarch durch die edelmüthige Entschließung gegen anonyme Denunziazionen und durch die Erklärung, seine Unterthanen mit neuen Lasten in dem ihm abgedrungenen französischen Kriege nach Möglichkeit verschonen zu wollen. Am 4. Juni desselben Jahres sandten die Ungern, begeistert von dem Edelmuth, womit der neue König einen doppelsinnigen Ausdruck im Krönungsdiplom aufhob, Deputirte an ihn, um Gut und Blut zur Führung des französischen Krieges anzubieten. Als er nach der Kaiserkrönung am 19. August in Wien einen feierlichen Einzug hielt, und die Stadt ihm die sonst gewöhnlichen Triumphbögen errichten wollte, äußerte er, seine Denkmäler lieber in den Herzen der Unterthanen wissend, daß die für jene Festlichkeiten bestimmte Geldsumme besser zur Verschönerung des Stephansplatzes verwendet werden möchte, auf welchem die herrliche Metropolitankirche damals durch mehrere sie umgebende kleine Häuser und Buden entstellt wurde. Man eilte, den schönen Wunsch schnell zu realisiren; Häuser und Buden verschwanden, und das gothische Meisterwerk der Domkirche erhielt den gebührenden freien Platz.
Die Standhaftigkeit seiner tapfern Soldaten belohnte der Kaiser durch doppelte Löhnung, und führte dennoch, seiner erwähnten Erklärung getreu, den Krieg im ersten Jahre ganz ohne außerordentliche Auflagen, und im zweiten zum Theile durch die freiwilligen Kriegsbeiträge, die ihm von der Liebe seiner Unterthanen dargebracht wurden. Erst der dritte Feldzug machte die Ausschreibung einer allgemeinen Kriegssteuer unvermeidlich nothwendig.
Da der Kaiser endlich 1794 seine persönliche Gegenwart im Felde für nöthig hielt, äußerste Thätigkeit und Erduldung der Strapazen schon von Jugend auf gewohnt war, begab er sich am 2. April 1794 von Wien nach Brüssel, wo er am 9. April eintraf, und die französische Nordarmee aus ihren Stellungen bei Bouchain verdrängte. Am 13. desselben Monats nahm er in Brüssel die Huldigung an, und siegte am dritten Tage hierauf über den General Balland bei Cateau und Landrecy, welches in vier Tagen genommen wurde. Andere Siege folgten nach. Am 22. Mai kommandirte der Kaiser die Schlacht bei Tournai, wo Pichegrü's Übermacht zurückgedrängt wurde. Am 3. Juni wurde Jourdan bei Charleroi von ihm geschlagen und die Festung entsetzt. Am 19. traf der Kaiser wieder in Wien ein.
Im Jahre 1796 erfolgte die Besitznahme von Westgallizien, woselbst der Kaiser durch den Fürsten Karl Auersberg die Huldigung nehmen ließ. Den schönsten Beweis der Volksliebe erhielt der Monarch in diesem und den folgenden Jahren durch die allgemeine Bewaffnung zur Landesvertheidigung in Österreich, Böhmen, Ungern und Tyrol, wobei sich der größte Enthusiasmus zeigte. Am 18. April wurden endlich zu Leoben die Friedenspräliminarien zwischen Österreich und der französischen Republik angeschlossen, wodurch der Kaiser dieselbe in ihren dekretirten Gränzen anerkannte, auf Belgien Verzicht leistete und die Unabhängigkeit einer Republik genehmigte. Zur Entschädigung für Österreich wurde dagegen das Venezianische am linken Etschufer mit Dalmazien, Albanien, Istrien u. s. w. bestimmt, in dessen Folge auch die österreichischen Truppen im Juni das venezianische Dalmazien besetzten.
Des Kaisers großes Bestreben zur Einleitung eines allgemeinen Friedens gewann ihm neuerdings alle Herzen. Am 26. Juni erhielt er deßhalb ein Danksagungsschreiben der Reichsstände. Am 21. Juli begannen die Deliberazionen auf dem Reichstage zu Regensburg über das Geschäft des Reichsfriedens, und am 10. August gab der versammelte Reichstag dem Kaiser die unumschränkte Vollmacht, mit Frankreich Frieden zu schließen. Am 17. Oktober wurde endlich der Definitivfriede zwischen Österreich und der französischen Republik zu Campo Formio abgeschlossen, wodurch das Erstere für einige Abtretungen so zweckmäßige Entschädigungen erhielt, daß es (nach der Bemerkung eines unserer vorzüglichsten neuen Historiker), Karls V. Zeitalter ausgenommen, nie so groß, so arrondirt und konsolidirt war.
In demselben Monat begann auch der Reichsfriedens-Kongreß zu Rastadt.
Im Anfange des folgenden Jahres 1798 besetzten die kaiserlichen Truppen Venedig, und die Sitzungen der Reichsfriedens-Deputazion zu Rastadt wurden, unter dem Vorsitze des kaiserlichen Bevollmächtigten, Grafen von Metternich, feierlich eröffnet. Aber im Jahre 1799 brach der Krieg mit der französischen Republik neuerdings aus. Ein russisches Hülfskorps zog durch die Erbstaaten nach Italien, wo es in Verbindung mit der österreichischen Armee mit entschiedenem Glück kämpfte. Der siegreiche Erzherzog Karl drang über den Rhein in die Schweiz. Zu Ende des Jahrs traten die Russen den Rückweg nach ihrem Reiche an. Bonaparte wurde, durch die am 13. Dezember publizirte Konstituzion, zum Oberkonsul ernannt.
Im Jahre 1800 begannen wieder die Friedensunterhandlungen zwischen Österreich und Frankreich, zu welchem Ende der Kaiser den Generalmajor Grafen Joseph St. Julien nach Paris sandte. Die Präliminarien wurden zwar am 28. Juli von dem Grafen St. Julien und dem Minister Talleyrand zu Paris unterzeichnet, von dem Kaiser aber nicht ratifizirt, und der Krieg begann von Neuem. Im September begab sich der rastlos thätige Monarch zur Armee in Baiern, wo er am siebenten eintraf, aber auch, sein Menschenfreundliches Ziel nie aus den Augen verlierend, den Reichstag zur Mitwirkung zum allgemeinen Frieden aufforderte. In Österreich und Ungern wurde zugleich ein Masseaufstand zur Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes angeordnet. Zu Ende Septembers begab sich der Kaiser wieder nach Wien zurück. Während noch viele mörderische Schlachten gefochten wurden, begannen neue Friedensunterhandlungen zu Lüneville. Ihnen folgte am 9. Febr. 1801 der Definitivfriede, welchen der Kaiser für sich und das Reich, nach der Basis des Friedens von Campo Formio, schloß. Im Mai hierauf überließ zwar auch der Reichstag dem Kaiser allein die Berichtitigung des Entschädigungsgeschäftes, der Antrag wurde aber von demselben abgelehnt. Das Geschäft ward hierauf einer Reichsdepntazion übertragen. Erst am 28. April 1803 erhielt der dießfällige Beschluß die kaiserliche Ratifikazion.
Als im Jahre 1804 Frankreich in ein Kaiserthum umgestaltet, und Napoleon Bonaparte Kaiser der Franzosen wurde, erklärte sich Kaiser Franz am 16. August zum Erbkaiser von Österreich.
In diesem und im folgenden Jahre unternahm der wohlthätige Monarch zwei Reisen nach Böhmen, um sich von den Ursachen der in diesem Lande herrschende Theuerung selbst zu überzeugen und schnelle Hülfe zu leisten.
Im Jahre 1805 brach ein neuer Krieg mit Frankreich und dessen Alliirten aus. Österreich erhielt wieder ein russisches Hülfskorps. Bei der ungünstigen Wendung des Kriegsglückes zeigte der Kaiser allenthalben diejenige Seelengröße, welche sich in seinen beiden Proklamazionen vom 28. Okt. und 13. November so unverkennbar aussprach.
» Ruhig und fest, « sagte er in der erstern, » stehe ich im Kreise von fünf und zwanzig Millionen Menschen, die meinem Herzen theuer sind. Ich habe Rechte auf ihre Liebe, denn ich will ihr Glück. «
Vor der Schlacht von Austerlitz hatte der Monarch eine Zusammenkunft mit Alexander I. in Ollmütz, den Tag nach der Schlacht mit Napoleon in der Mühle bei Saroschitz. Am 26. Dezember wurde der Friede zu Preßburg unterzeichnet, am folgenden Tage von Napoleon und am 30. durch Kaiser Franz ratifizirt, welcher am 16. Jänner 1805 unter allgemeinem Jubel seinen feierlichen Einzug in Wien hielt. In den Monaten Februar und März erfolgte die Besitznehmung von Würzburg, Salzburg und Berchtesgaden.
Am 6. August entsagte der Kaiser der deutschen Reichskrone, legte die damit verbundene Reichsregierung nieder, und erklärte seine deutschen Erbstaaten für getrennt vom Reichskörper. Zugleich aber nahm der edelmüthige Monarch den Unterhalt der Reichskanzlei und des Reichshofraths auf sich. Das Kammergericht empfahl er der Fürsorge der bisherigen Reichsstände. In diesem Jahre beschäftigte auch die Eröffnung neuer Finanzquellen zur Erleichterung und Tilgung der Staatslasten des Kaisers Sorgfalt. Durch ein Pragmatikalgesetz vom 27. Dezember legte der Monarch auch allen seinen durchlauchtigsten Geschwistern den Titel: kaiserliche Hoheit, bei, welchen bisher nur die Deszendenz der kaiserlichen Majestät geführt hatte.
Einen neuen Beweis seiner friedlichen Gesinnungen und des innigen Wunsches, die Völker durch Ruhe zu beglücken, gab Kaiser Franz im April 1807, da er sich zum Friedensvermittler zwischen Rußland, Preußen, England und Frankreich erbot. In diesem Jahre verlor der Kaiser seine zweite Gemahlin, Maria Theresia. Im nächsten Jahre erfreute er sein Volk durch die Vermählung mit der Erzherzogin Ludovika Beatrix, Tochter des verstorbenen Erzherzogs Ferdinand und der Prinzessin Beatrix, des Herzogs Herkules Rainald von Modena Tochter. In diesem Jahre stiftete der Kaiser den Leopoldsorden, welcher sowohl Civil- als auch Militärverdienste zu belohnen bestimmt ist. Im Jahre 1809 brach wieder ein Krieg mit Frankreich aus; er wurde aber noch am 14. Oktober des nämlichen Jahres zu Wien der Friede geschlossen. Im folgenden Jahre bewog die Liebe für seine Völker den Kaiser, seine älteste Tochter Marie Luise mit Napoleon zu vermählen. Diese Verbindung führte eine dreijähriges friedliches Verhältniß zwischen beiden Reichen herbei, und war auch die Ursache, daß der Kaiser seinem Eidam im russisch-französischen Feldzuge vom Jahre 1812 ein Hülfskorps bewilligte.
Da aber Napoleons Ehrgeiz immer mächtiger und drohender um sich griff, fand sich Kaiser Franz, nachdem alle Vermittlungsversuche vergebens blieben, bewogen, im Jahre 1813 dem großen Bunde mit Rußland, England, Preußen und Schweden zur Herstellung der allgemeinen Ruhe, des Gleichgewichts und der Selbstständigkeit der europäischen Staaten, mit seiner ganzen Macht beizutreten.
Wie sehr das Aufgeboth der Kräfte von dem verdienten glücklichen Erfolge gekrönt wurde, dieß lebt ja noch frisch im Angedenken jedes Patrioten. Die herrlichen Züge von Edelmuth, Herzensgüte und Seelengröße, welche der Monarch, dem ganzen Feldzuge beiwohnend, gab, werden ihm in den Annalen der Nachwelt eine der glänzendsten Stellen verschaffen, und jeder Gute wird den besten der Fürsten nach Jahrhunderten noch segnen, ihn, welcher sich, zum neuen Beweise der Achtung, des Zutrauens und der Liebe, die ihm von Allen zu Theil wurden, beim Friedens-Congresse im Jahr 1814 in seiner Residenz von den erhabensten Monarchen Europa's wie der Genius des Friedens umgeben sah.
Franz I..[]
Franz I. (Joseph Carl), Kaiser von Oesterreich, König zu Ungarn, Böhmen, Gallizien, Lodomerien xc. Erzherzog zu Oesterreich xc. Chef des Ordens vom goldnen Vließe, Großmeister des militärischen Marien-Theresien-, des kön. ungar. St. Stephans- und des Leopoldsordens, Großkreuz der französischen Ehrenlegion, ist ein Sohn des römischen Kaisers Leopold II. und dessen Gemahlin, Maria Luise (Tochter Königs Carl III. von Spanien); geboren am 12. Febr 1768. Er folgte am 1. März 1792 seinem Vater in allen österreichischen Erblanden, ward zum König von Ungarn am 6. Juni 1792, zum römischen Kaiser erwählt am 7. und gekrönt am 14. Juli 1792 und zum Könige von Böhmen am 5. Aug. desselben Jahres. Damals hieß er in der Reihenfolge der deutsch-römischen Kaiser Franz II. Aber in der Vorahnung der Zukunft und nachdem (am 18. Mai 1804) Frankreich zum Kaiserthum erhoben worden war, erklärte er sich (durch Patent am 11. August und Proclamation vom 7. Dec. 1804) zum Erbkaiser von Oesterreich, und rettete so seiner Person und seinem Hause Würde, Rang und Titel, als er im Gange der rasch folgenden Ereignisse sich veranlaßt fand, die römische Kaiser- und deutsche Königskrone am 6. Aug niederzulegen und damit zugleich seinen Namen Franz II. in Franz I., als erster Erbkaiser Oesterreichs, zu verwandeln. Seine erste Erziehung erhielt er zu Florenz unter den Augen seines Vaters. Doch sein Onkel, der damalige Kaiser Joseph II., übernahm die Vollendung seiner Bildung; er ließ den jungen Erzherzog nach Wien kommen und übergab ihn den geschicktesten Männern aus allen Fächern. In seinem zwanzigsten Jahre begleitete Franz seinen Onkel gegen die Türken und übernahm im folgenden Jahre selbst das Obercommando der Armee, wo Laudon ihm zur Seite stand. In diesem Feldzug bewies er viele persönliche Ausdauer; er brannte eigenhändig die erste Kanone auf Belgrad ab, das am 9. October desselben Jahres sich ihm ergab. Nach dem Tode seines Onkels (1790) nahm er sich der Regierungsgeschäfte bis zur Ankunft seines Vaters mit rühmlichem Eifer an; bei den Berathschlagungen wegen eines zu erwartenden Krieges mit Preußen führte er den Vorsitz, wie er denn auch, in Gesellschaft des Kronprinzen von Preußen (jetzigen Königs), und des Grafen Artois, zweiten Bruders Ludwigs XVI. von Frankreich, der auf den ganzen europäischen Continent so einflußreichen Zusammenkunft beiwohnte, die nach dem Ausbruche der französische Revolution (am 27. Nov. 1791) sein Vater mit dem Könige von Preußen und Churfürsten von Sachsen zu Pillnitz hielt. Was in jener Conferenz vorbereitet worden war, vollzog Franz nach dem Tode seines Vaters (1792) als Kaiser, in dem gemeinschaftlich mit Preußen begonnenen Kriege gegen Frankreich, welches ihm durch eine Nationalversammlung (20. April 1792) als König von Ungarn und Böhmen den Krieg erklärt hatte (s. Deutschland), den er auch dann, als Preußen seinen Separatfrieden mit der Republik geschlossen hatte, mit Nachdruck fortsetzte, wobei ihn seine Unterthanen nach Kräften unterstützten. Im Jahre 1794, am 2. April, stellte er sich in Person an die Spitze seiner niederländischen Armee, die er mit vieler Energie haranguirte. Befeuert durch die Gegenwart des Monarchen, schlug sie die Franzosen bei Coteau und Landrecy, das sie eroberte, und gewann die blutigen Schlachten von Tournay und Charleroi. Doch die brabanter Stände versagten ihm den gefoderten Landsturm und Geld, und fast im Vorgefühle der nachherigen Unglücksfälle verließ er am 13. Juni dieses Jahres Brüssel, um in die alte Hofburg von Wien zurückzukehren. Der Friede von Campo-Formio (17. Oct. 1797) verschaffte seinen Waffen einige Zeit ruhe; doch im neuen Bündnisse mit England und Rußland fuhr Franz 1799 in der Bekämpfung der Republik fort, bis der damalige erste Consul Bonaparte Rußland und Oesterreich 1801 zum Frieden zu Lüneville nöthigte, der mit allbekannten Opfern für Oesterreich und das deutsche Reich bezeichnet war. Im Jahre 1805 brach der Krieg zwischen Oesterreich und Frankreich von neuem aus. Aber nach der Schlacht von Austerlitz (2. Dec. 1805) verabredete Franz II. und der damalige französische Kaiser mündlich die Bedingen eines Waffenstillstandes, und die Grundlagen zum künftigen Frieden, der zwanzig Tage darauf (am 22. Dec. 1805) zu Preßburg unterzeichnet wurde. In den Jahren 1806 und 1807 behauptete Franz I. bei dem Kriege Frankreichs gegen Preußen und Rußland eine ungestörte Neutralität; auch bot er sich, doch vergebens (am 3. April 1807), zum Vermittler zwischen den kämpfenden Parteien an. Aber Franzens Proclamation an die Völker Oesterreichs vom 8. April 1809, die unter seiner Autorität erschienenen Aufrufe an die gesammte deutsche Nation, seine Declaration und Kriegserklärung gegen Frankreich vom 27. März 1809, und die Errichtung der Landwehr bewiesen, daß Franz I. nie mehr zum Kriege sich gerüstet hatte, als nach dem Frieden zu Tilsit, der Alexander mit Napoleon vereinte. Das Jahr 1809 kostete ihm zwar sehr viel, doch schien darin wenigstens der Grund zu einem dauerhaften Frieden mit Frankreichs mächtiger Nation gelegt. Der Friede von Wien gab Oesterreichs Kaiser die Hauptstadt seiner Monarchie zurück, und seine Einwilligung in der Vermählung seiner ältesten Tochter (der zweiten aus seiner zweiten Ehe) Marie Louise mit Napoleon schien zwischen beiden Häusern ein festes Band zu knüpfen. Des Kaisers Franz erste Gemahlin war eine Tochter des Herzogs Friedrich Eugen von Wirtemberg gewesen, welche am 18. Febr. 1790 gestorben war. Seine zweite war die Tochter des Königs Ferdinand IV. von Sicilien, Marie Theresie, welche ihm dreizehn Kinder gebar, wovon noch sieben leben, unter ihnen der Kronprinz Ferdinand Carl Leopold Joseph Marcellin (19. April 1793), und die dermalige Herzogin von Parma Marie Louise, gewesene französische Kaiserin. Aus seiner dritten mit Marie Louise Beatrix, jüngsten Tochter seines Oheims, der verstorbenen Erzherzog Ferdinand von Oesterreich, Herzogs zu Modena-Breisgau, am 6. Jan. 1808 geschlossen Ehe empfing er keine Kinder. Diese letzte Verbindung ward von den Oesterreichern, die der herrschenden Dynastie mit ganzer Seele anhangen, mit vielem Enthusiasmus vernommen, denn man erblickte in dieser Wahl aus dem reinen eigenen Stamme ein Zeichen des Gefühls innerer würde und Kraft. Aber unglücklicher Weise genoß der Monarch den Besitz der angebeteten Gemahlin nur wenige Jahre, indem sie am 7. April 1816 in der Blüte ihres Lebens zu Verona starb. Das Familienband, welche Oesterreich und Frankreich umschlingen sollte, konnte nicht des Schwiegersohns Ehrgeiz besänftigen. Kaiser Franz vereinigte sich zwar mit seinem Eidam bei der denkwürdigen Conferenz zu Dresden im Mai 1812, aber der unbiegsame Stolz der Willkür trennte dieses Verhältniß. 1813 sah sich Franz I. genöthigt, verbunden mit Rußland und Preußen, diese Uebermacht zu bemüthigen. Er wohnte diesem Kampfe bis zum Ende in Person bei, reiste dann im Juni 1814 wieder nach seinen Staaten zurück, und am 16. desselben Monats hielt er seinen feyerlichen Einzug in Wien, wo er mit seltenen Bezeugen der Freude und des Entzückens empfangen wurde. Eine lange Reihe von Drangsalen und Unglücksfällen hatte die Regierungsgeschichte des Monarchen bezeichnet, und aus immer wiederkehrenden stürmen hatte beinahe kein Gut mehr gerettet, als die Liebe seiner Unterthanen; nun aber kam er aus einem glorreichen Kriege zurück, indem das Joch, das auf Europa gelegen, zerbrochen, jeder Verlust, den Oesterreich früher erlitten, wieder gut gemacht, die Monarchie auf auf die höchste stufe der Macht erhoben, und der Ruhm der Armee auf das glänzendste hergestellt worden. Zudem folgte dem Kaiser die Achtung und Dank der fremden Völker nach, deren Länder er mit seinen Heeren durchzogen, oder die er bekämpft und besiegt hatte. Noch in demselben Jahre sah man in seiner Hauptstadt viele europäische Souverains und die Gesandten aller Mächte versammelt, um die neue Ordnung der Dinge zu gründen, in der die Völker in Zukunft leben sollten. Mit einer bei diplomatischen Verhandlungen von solchem Umfange ungewöhnlichen Eintracht ward das Geschäft fortgesetzt und vollendet. Aber Napoleons neuer über alle Erwartung gelingender Versuch, die verlorne Herrschaft wieder zu erlangen, machte die Ruhe von Europa abermals zum Problem. Oesterreichs Macht erhub sich wieder gegen den Usurpator, und Franz folgte ihr nach; eines seiner Heere aber operirte mit so glücklichem Erfolg in Italien, daß nach einem Feldzuge von wenigen Wochen Joachim Murat vom Throne von Neapel gestürtzt wurde. Den Krieg gegen Napoleon hatten die Preußen und Engländer am 18. Jun. entschieden. Die Oesterreicher durften nur den Sieg benutzen, indem sich alles, was ihr Fuß berührte, ihnen unterwarf. So kam der Kaiser das zweite Mal nach Paris, und verweilte daselbst, bis alles geordnet war, was der Krieg zerrüttet hatte. Am 29. Sept. reiste er daselbst ab, und ging durch die Schweiz und das Tyrol, wo seine Gemahlin mit ihm zusammentraf, in seine italiänischen Staaten, die den ganzen Winter hindurch das Glück seiner Gegenwart genossen. Hier wurde er allenthalben von seinen alten und neuen Unterthanen mit Freude und Jubel aufgenommen, und die dem Monarchen eigene Humanität, die schönsten Erweisungen seines väterlichen wohlwollenden Charakters, und die Einrichtungen, die er in Beziehung auf die Verfassung und Verwaltung der Länder machte, gewannen ihm immer mehr aller Herzen. Aber auf die schmerzhafteste Weise für ihn und für sein Volk wurden diese tage der Freude getrübt durch den Tod der Kaiserin. Dem Vernehmen nach wird sich der Kaiser, nach Beendigung der tiefsten Trauer, von Verona nach Inspruck begeben, dort die Huldigung seines treuen tyrolischen Volkes einnehmen, und dann wieder in seine ihn mit Sehnsucht erwartende Hauptstadt zurückreisen. Was Franz I. bisher für die innere Staatsverwaltung, Finanzen, Wissenschaften und Künste gethan hat, werden wir schicklicher in dem Artikel "Oesterreich" zusammenstellen.
Genealogische Anzeigen.[]
1797.[]
Geboren. [3]
Am 22sten Januar, zu Wien, von der Gemahlin des Kaisers Franz IIten, eine Erzherzogin, welche die Namen Leopoldina, Carolina, Josepha, bekommen hat.
1808.[]
Vermählt. [4]
Am 6ten Jan., Se. Maj. der Kaiser Franz II von Oesterreich, mit der Erzherzogin Maria Ludovica Beatrix, Tochter des Erzherzogs Ferdinand, geb. den 14ten Dec. 1787.
Quellen.[]
- ↑ Neuer Plutarch, oder Kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer und Frauen aller Nationen von den ältesten bis auf unsere Zeiten. Nach dem Französischen des Peter Blanchard neu herausgegeben, vermehrt und fortgesetzt von Friedrich Kraft. Pesth 1815, bei C. A. Hartleben.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1797.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
Literatur.[]
- Zeitgenossen. Biographieen und Charakteristiken. Erster Band. Leipzig und Altenburg: F. A. Brockhaus. 1816.