Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Der preußische General Favrat.[]

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Franz Andreas von Favrat (Jacquier de Bernay) in Savoyen geboren, war königl. preusischer Generallieutenant, Inhaber eines Infanterie-Regiments. Gouverneur der Grafschaft, Stadt und Festung Glatz, Ritter des schwarzen und rothen Adlerordens, wie auch des Verdienstordens.

Zu diesen Würden bahnte sich Favrat den Weg durch Verdienste, die ihm ein ehrenvolles Andenken sichern. Schon in einem Alter von 15 Jahren machte er, unter dem Marschall von Sachsen, den Feldzug in Flandern als Freiwilliger mit, und wohnte mehreren Belagerungen und Schlachten bei, erhielt auch in einer derselben eine Kopfwunde. Da indessen durch den Frieden zu Aachen, der 1748 geschlossen wurde, und durch den Tod des Marschalls von Sachsen, der 2 Jahre später erfolgte, seine Aussichten auf Beförderung in französischen Diensten vereitelt wurde, so kehrte er in sein Vaterland zurück, und blieb daselbst bis 1755. Nunmehr reißte er nach Spanien, und suchte daselbst Kriegsdienste; allein nach einem kurzen Aufenthalte verließ er das Land wieder, weil ihm das spanische Militair nicht gefiel. Er gieng nach Frankreich zurück, schiffte sich nach Neapel ein, und reißte von da nach Wien.

Der Krieg zwischen Oestreich und Preussen, der siebenjährige genannt, war damals seinem Ausbruche nahe. Favrat bot dem Kaiserhofe seine Dienste an, und erhielt die Versicherung, daß man auf seine Anstellung Bedacht nehmen werde, wenn er sich auszeichnen würde. Er erfüllte diese Bedingung in den Feldzügen von 1756 bis 1758, welchen er als Freiwilliger beiwohnte, und in denen er mehrmals verwundet wurde. Da er aber, anstatt belohnt zu werden, Kabalen gegen sich entstehen sah, so bot er dem Könige Friedrich dem Zweiten von Preussen seine Dienste an. Als dieser nach Empfehlungsschreiben fragte, überreichte er zwar einige, äußerte aber dabei: er hoffe, seine beste Empfehlung würde sein Degen, sein Eifer und seine Ergebenheit für den Dienst seiner königlichen Majestät sein. Diese unbefangene Antwort des jungen Mannes gefiel dem Monarchen; er ernannte ihn sogleich zum Hauptmann bei der Suite, und da er bald darauf, (am 10. Junius 1758) als Laudon die preussischen Vorposten bei Liebau geworfen hatte, mit etwa hundert gesammelten Ausreißern ein Bataillon Panduren verdrängte, so erhielt er sogleich eine eigene Kompagnie bei einem Freibataillon.

Favrat zeigte bei jeder neuen Veranlassung, daß er des Vertrauens werth sey, welches man ihm schenkte. Er wohnte den Feldzügen in Sachsen, unter dem Prinzen Heinrich bei, und zeigte seine Bravour besonders in dem Gefechte bei Sorau und in der Schlacht bei Maxen (den 21. Nov. 1759), wo er seinen Posten bei Falkenstein von früh bis Abends behauptete, endlich aber mit dem ganzen Korps des Generals Fink gefangen wurde. Friedrich tröstete ihn selbst schriftlich mit der Hoffnung einer baldigen Auslösung; da aber die Kaiserin Maria Theresia damals alle Anbietungen zur Auswechslung zurückwies, so mußte er bis 1761 in Gefangenschaft bleiben, da er gegen einen Major, den Bruder einer Hofdame der Kaiserin, ausgewechselt wurde. Nach seiner Zurückkunft machte ihn der König zum Befehlshaber eines Freibataillons. Als solcher zeichnete er sich bald in dem Lager von Burgelwitz dadurch aus, daß er mit seinem Bataillon, den Flemmingschen Grenadieren und vier Feldstücken eine östereichische Batterie demontirte, und den Feind, der ihn vorher trotzig aufgefordert hatte, zurücktrieb. Der König, diesen Dienst anerkennend, ernannte ihn auf der Stelle zum Major. In dem Feldzuge des Jahrs 1762 zeichnete er sich bei Bestürmung der Leutmansdorfer Höhen aus, und behauptete sich in dem ganzen Feldzuge, mit einem kleinen Korps, gegen den 12000 Mann kommandirenden österreichischen General Brentano. Bei verschiedenen Ueberfällen nahm er dem Feinde 600 Gefangene ab, unter denen ein Hauptmann und 12 Offiziere waren.

Als der Hubertsburger Friede (den 15 Februar 1763) dem Krieg ein Ende machte, wurde Favrat bei einem Garnisonregimente angestellt. Unzufrieden mit der Unthätigkeit, in die er dadurch versetzt wurde, und mit seiner Lage überhaupt, nahm er 1769 seinen Abschied und begab sich nach Wien. Hier erhielt er Anträge, in österreichische Dienste zu treten, allein der preussische Gesandte am Wienerhofe bewog ihn, sie nicht anzunehmen, und schrieb deswegen an seinen Monarchen.

Unterdessen gieng Favrat nach Konstantinopel, um bei der damals gegen Rußland fechtenden türkischen Armee, als Freiwilliger zu dienen; diesen Entschluß vereitelte aber die Bedingung, daß er erst den Turban nehmen sollte. Er machte nun eine Reise nach Asien und Afrika, sah Egypten, und kehrte von da wieder nach Europa zurück. Von Venedig aus meldete er dem Könige Friederich dem Zweiten, mit dem er unterdessen immer im Briefwechsel gestanden hatte, seine Zurückkunft, und erhielt nun eine Einladung nach Potsdam. Er hielt sich zuvor (1771) einige Zeit zu Wien auf, wo ihn zwar die Kaiserin Maria Theresia nicht sehen wollte, Joseph ihn aber drei Tage hinter einander eine Stunde lang sprach, und ihm viel Wohlwollen bewies.

Im Januar 1772 kam Favrat nach Potsdam, und wurde von Friedrich mit tausend Reichsthaler Gehalt und dem Flügeladjutantentisch bei der Suite angestellt, bis er 1774 bei dem Regimente des Prinzen von Hessenphilippsthal Obristlieutenant und Kommandeur des zweiten Bataillons wurde. Im baierischen Erbfolgekriege 1778 vertraute ihm der König den wichtigen Posten bei Schatzler, theils um Niederschlesien zu decken, theils um die Magazine bei Landshut und die Verproviantirung der Armee zu sichern. Er vertheidigte diesen Posten mit vieler Einsicht, und behauptete ihn glücklich gegen alle Versuche des Feindes.

Der Teschnerfriede, welcher im Februar 1779 dem kurzen baierischen Erbfolgekriege ein Ende machte, brachte die Armee in ihre Standquartiere zurück. Favrat kam als Oberster nach Hirschberg, wo er auf einer Anhöhe eine Redoute anlegen ließ, die noch jetzt zum Theil auf dem von den Hirschbergern verschönerten Favratsberge liegt. Einige Monate vor seinem Tode, erhob ihn Friedrich der Zweite zum Generalmajor und gab ihm das Regiment von Raumer. Im Julius 1789 erhielt er bei der Revue ohnweit Heiligenbeil den Verdienstorden, und befand sich im September dieses Jahrs zu Berlin, wo ihm der Ritter Tadini den Staar glücklich operirte. In dem Feldzuge gegen die Polen 1794, dem er als Generallieutenant beiwohnte, kommandirte er mit Ruhm und Einsicht. Nach der Schlacht bei Rawka legte ihm der König eigenhändig den rothen Adlerorden an, und nach Beendigung des Krieges schenkte er ihm noch den schwarzen Adlerorden, nachdem er schon vorher das Gouvernement von Glatz erhalten hatte. Hier lebte er, auf seinen Lorbeern ruhend, bis ins 74. Jahr, und starb den fünften September 1804.

Als Krieger hat Favrat in den verschiedenen Kriegen, in welchen er diente, 10 Schlachten, 74 großen Gefechten, 12 Belagerungen, und zwei Festungsvertheidigungen beigewohnt, und wurde 14 mal verwundet. Beim Militair stund er in hohem Ansehen, aber so groß sein Ruhm als Held war, so groß war er auch als Mensch, geschmückt mit den liebenswürdigsten Eigenschaften. Ein Beweis seines Beobachtungsgeistes und seines schriftstellerischen Talentes sind die Beiträge zur Geschichte der polnischen Feldzüge von 1794 bis 96, die er 1799 drucken ließ.

Favrat steht auch in der Reihe derjenigen, die sich durch eine ganz außerordentliche Leibesstärke auszeichneten. Man erzählt davon Beispiele, die ihn noch über August den Starken von Sachsen hinwegsetzen, und als eine seltene Erscheinung in der Naturgeschichte des Menschen darstellen. Nur einiges davon zum Beweise.

In dem Zeughause zu Danzig befand sich eine Kanone, die sonst von Niemanden außer dem Könige von Polen, August dem Starken, gehoben werden konnte. Favrat hob sie mehrmals, und zwar mit unglaublicher Leichtigkeit in die Höhe. Oft trug er einen Dreipfünder auf den Schultern fort, wie ein Soldat sein Gewehr trägt. Mehrmals machte er sich ein Vergnügen daraus, Hufeisen und Thalerstücke zwischen den Fingern umzubiegen. Eben so leicht trug er auf jeder Hand einen starken Mann, und schaukelte zwei bis drei Menschen auf seiner Wade, indem er das Bein bis zur Höhe des Knies zurückbog. Oft rollte er zwei große zinnerne Schüsseln zusammen, als wenn es 2 Bogen Papier gewesen wären. Im Jahre 1796 in seinem 66. Jahre, gab er noch folgenden Beweis von seiner übermäßigen Stärke. Als er in diesem Jahre von Warschau nach Berlin reiste, blieb sein grosser englischer viersitziger Wagen auf der schlesischen Grenze bis an die Deichsel in einem Moraste stecken. Drei Offiziere und sein Sekretair stiegen aus, um den Wagen wieder herauszuheben, allein weder sie noch seine Bedienten, noch die Postknechte, noch die Pferde vermochten ihn aus der Stelle zu rücken. Da ihm dieser Aufschub Langeweile machte, so stieg er selbst aus, und befahl die Pferde zum Anziehen bereit zu halten, sobald man spüren würde daß sich der Wagen bewege. Nun stemmte er sich, dagegen, und hob ihn allmählig zur Bewunderung aller derer, die ihn begleiteten, aus dem Moraste heraus. -- Im siebenjährigen Kriege wollte ihn ein österreichischer Husarenoffizier gefangen nehmen, er hieb diesen aber mit dem Palasch so gewaltig in den Kopf, daß er ihm denselben bis an die Schultern spaltete. Auf einem Spazierritte brach das Gebiß seines Pferdes, und das Pferd gieng mit ihm durch, allein er ergriff dieses bei der Mähne, und riß ihm den Kopf so gewaltig in die Höhe, daß er ihm das Genick brach. Ein andermal hob er ein Pferd mit samt dem Reuter in die Höhe. Zu Rom wollte man ihn wegen seiner freimüthigen Urtheile über die Ausschweifungen des Priesterstandes in das Inquisitionsgefängniß schleppen, allein er griff die beiden Sbirren, die diß zur Absicht hatten, bei den Haaren, und schlug ihnen die Köpfe so gewaltig gegen einander, daß sie betäubt und bewußtlos zur Erde stürzten. Hierauf zog er den Degen, bahnte sich durch Priester und Sbirren einen Weg, und rettete sich mit der Flucht, da die Inquisition ein zu gefährliches Gericht war, als daß er es auf ihren Ausspruch ankommen lassen konnte.


Quellen.[]

  1. Baur
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