Zeitungsnachrichten.[]
- [1808]
Frankreich. [1]
Am 25. May hat sich der Senat neuerdings versammelt, um, wie es heißt, den Bericht einer von ihm niedergesetzten Spezialkommission über den neulich ihm vorgelegten Entwurf eines Senatuskonsultum in Betreff der Vereinigung von Toskana, Parma und Piacenza mit dem Französischen Reiche anzuhören.
Frankreich. [2]
Paris den 4. Jun. Der heutige Moniteur giebt nach einer Einleitung, welche einen Auszug aus den am 24. May im Senat von dem Staatsrath Regnaud und dem Senator Semonville gehaltenen Reden enthält, folgendes, am 30. May aus Bayonne erlassene kaiserl. Dekret. 1) Die Herzogthümer Parma und Piazenza werden mit dem Französischen Reiche, unter dem Titel des Departements von Taro vereiniget. Sie machen, von der Bekanntmachung des gegenwärtigen organischen Senatuskonsultums an, einen ergänzenden Theil des Gebiets von Frankreich aus. 2) Die Staaten von Toskana werden mit dem Französischen Reiche unter dem Titel der Departements von Arno (Fluß), vom mittelländischen Meere, und vom Ombrone (Fluß) vereiniget. Sie machen, von der Bekanntmachung des gegenwärtigen organischen Senatuskonsultums an, einen ergänzenden Theil des Französischen Reichs aus. 3) Die Gesetze, welche Frankreich regieren, sollen in den Departements vom Arno, vom mittelländischen Meere, und vom Ombrone vor dem 1. Januar 1809, als dem Zeitpunkt, an welchem für diese Departements die konstituzionelle Regierung anfangen soll, bekannt gemacht werden. 4) Das Departement von Taro soll 6, das von Arno soll 6, das vom mittelländischen Meere 3, und das vom Ombrone 3 Deputirte in der Gesetzgebungsstelle haben. Dadurch ist die Zahl der Deputirten dieser Stelle auf 342 angewachsen. 5) Die Deputirten vom Taro-Departement sollen unverzüglich ernannt werden, und noch zur Sitzung der Gesetzgebungsstelle für das Jahr 1808 einrücken. 6) Die Deputirten der 3 andern (Toskanischen) Departements rücken in der Sitzung vom Jahre 1809 ein xc. 9) In den Departements vom Arno, vom mittelländischen Meere und vom Ombrone wird eine Senatorerie errichtet. 10) Die Städte Parma, Piazenza, Florenz und Livorno, sind unter der Zahl der Hauptstädte von Frankreich begriffen, deren Maire der Kaiserkrönung mit beywohnen sollen.
In gedachter Einleitung wird gesagt: "Die ganze Küste des mittelländischen Meeres muß einen Theil eintweder des Französischen Gebiets, oder des Gebiets des grossen Reichs ausmachen. Die Gegenden, welche Küsten am adriatischen Meere haben, sind mit dem Königreiche Italien vereint worden; alle diejenigen, die längs der Küsten des mittelländischen Meeres liegen, und an unser Gebiet anstossen, müssen mit dem Französischen Reiche vereint werden. Es ist weniger weit von Livorno nach Toulon, Genua und in die Departements von Korsika, als von Livorno nach Mailand. Der Handel des mittelländischen Meers, was auch England dagegen vornehmen mag, muß unter dem Einfluß von Frankreich stehen. Der nämliche Grund, um welches Willen Genua nicht mit dem Königreiche Italien, sondern mit Frankreich vereinigt wurde, will, daß auch Livorno mit diesem Reiche vereiniget werde. Das Königreich Neapel, welches zugleich am adriatischen und am mittelländischen Meere liegt, bildet ein Königreich für sich, das aber dem nämlichen Bundessystem und der nämlichen Politik unterworfen ist. Der Hafen von Livorno hat Frankreich beständig zu Klagen Anlaß gegeben. Dieser Hafen war unter den Einfluß Englands gerathen, und eine der vorzüglichsten Niederlagen seines Handels geworden. Mehreremale mußten Französische Divisionen, ohne die Neutralität des Souverains von Toskana verletzen zu wollen, sich nach Livorno begeben, und die Englischen Waaren konfisziren. Diese Verletzung des Gebiets, obschon nothwendig, war immer etwas Gehässiges. Wenn dann Livorno nicht zumal unter dem Einfluß von England und unter dem von Frankreich stehen kann, so soll es Französisch werden. Ueberdies hat Livorno und das ganze Toskanische Küstenland Matrosen, die zur Vermehrung unserer Marine nothwendig sind. Es werden an allen Küsten Schiffe gebaut. Man muß also im nämlichen Verhältniß die Mittel vermehren, um die Mannschaften zur Besteigung solcher Schiffe bilden zu können. Wenn neuerlich zu Toulon eine Eskadre wie durch ein Zauberwerk erschaffen worden ist, und wenn -- gegen die Meinung aller Menschen, die vom Seewesen einige Kenntniß haben -- wir eine zahlreiche Eskadre haben bemannen können, welche der Admiral Gantheaume mit so grosser Geschicklichkeit geführt hat, und welcher er so vielen Ruhm erworben hat, indem er durch geschickte Manövres die Berechnungen des Feindes täuschte, wenn er auf länger als 2 Jahre mit Truppen, Artillerie, Kriegs- und Mundbedürfnissen Korfu versehen hat, diesen Schlüssel zum adriatischen Meere, welcher durch eine schon auf dem Wege gewesene, aber durch jene Manövres unnütz gewordene feindliche Expedition bedroht war; wenn er auf seiner Zurückkehr beträchtliche Beuten dem Feind abgenommen, allen Stürmen getrotzt, und während einer 3maligen schwierigen Fahrt seine Mannschaften geübt hat; wenn er alle diese Vortheile errungen hat; so verdankt man sie zum Theil der Vereinigung von Genua, welches viele seiner Landeskinder unter den guten Matrosen gedachter Eskadre zählt. Die Söhne der Bewohner vom Arno sind zu gleichem Ruhme berufen. Se. Majestät haben beschlossen, daß Spezzia ein Kriegs- Seehafen werden soll. Mehrere Linienschiffe werden dort in Bau gegeben; die Kiele derselben, die Arsenalfahrzeuge, die Festungswerke zu Wasser und zu Land sind schon angeordnet; und ehe dies Jahr zu Ende geht, werden sich dort 6 Zwey- und Dreydecker auf den Zimmerplätzen erheben. Es wäre nicht schicklich, wenn so beträchtliche Anstalten an den Gränzen des Reichs wären. Es wäre nicht möglich, dieselben zu verproviantiren, wenn fast an den Thoren dieses Kriegs-Zeughauses eine fremde Staatsverwaltung bestünde. Spezzia wird das zweyte Toulon des Mittelländischen Meeres werden. Man wird dort Eisen, Holz, Lebensmittel, Menschen brauchen; es muß also die ganze Küste, aus welcher man Lebensmittel, Holz und Menschen bezieht, Französisch seyn. Frankreich und das ganze feste Land, welche verlangen, daß man es dahin bringe, ein Gleichgewicht auf dem Meere herzustellen, sind für die Wohlfahrt des neuen Seedepartements von Spezzia gleich interessirt. Die Einverleibung von Toskana ist eine Nothwendige Folge dieses grossen Entwurfs. Diese Einverleibung ist auch für Toskana vortheilhaft, welches ohne Kraft und Regelmässigkeit unter den vorigen Regenten, immer von den Barbaresken geneckt wurde xc. Gegen die allzugrosse Ausdehnung des Französischen Reichs hält man vergeblich Nachtheile vor: die Kommunikazionen zur See vermindern die Entfernungen. Und der Verkehr zu Lande ist jetzt, da keine Alpen, keine Alpenninen mehr entgegen stehen, eben so leicht von Livorno nach Paris, als von Paris nach Nizza xc. Das Vaterland der Medicis, das Vaterland der Künste und Wissenschaften muß unmittelbar einen Theil des Französischen Gebiets ausmachen. Das Herzogthum Urbino, Camerino, die Mark Ankona, welche die Küste des adriatischen Meers begränzen, lagen unter dem Einfluß von Venedig. Sie mußten aber nothwendig einen Theil des Königreichs Italien ausmachen. Und sie sind nun mit demselben vereint. Die beträchtlichen Arbeiten, die in den Häfen von Ankona gemacht werden, sollen es möglich machen, daß 10 Linienschiffe sich in diesem Hafen auszurüsten kommen, um die Freyheit des adriatischen Meers zu versichern, wovon Ankona der wahre Hafen, und Venedig das Schiffsbau-Zeughaus seyn wird. Vor dem Ende dieses Jahrszeit werden 5 oder 6 Linienschiffe auf der Rhede von Ankona liegen: und in diesem schwierigen Meere, wo sich den Engländern nur feindliche Ufer darstellen, wird die Gegenwart einer solchen Eskadre sie abweisen können, wenn sie sich mit unsern Kräften messen wollen. Nein! der Krieg wird nicht ewig währen, zum Verdruß derer im Londner Kabinet, die sich für diese Lehre bekennen. Französische Eskadren bilden sich von allen Seiten. Unsere neue Seemacht in der Schelde ist schon beträchtlich. In wenigen Tagen werden wir eine Eskadre von beynahe 30 Linienschiffen auf den Rheden von Antwerpen und Vliessingen haben: wir werden noch eine grössere auf den Rheden von Bretagne haben. Unabhängig von der alliirten Russischen Eskadre, welche zu Lissabon liegt, haben wir schon in diesem Hafen eine Division von mehreren neuen und im besten Stande befindlichen (Portugiesischen) Linienschiffen, welche die Schnelligkeit in den Bewegungen der Armee des Generals Junot in unsere Gewalt gebracht hat. Die Spanischen Seehäfen von Kadix, Ferrol und Carthagena empfinden bereits das Daseyn einer kraftvolleren Regierung. Toulon, Spezzia, Venedig: alle aus Holland, Spanien und Italien sich ergebende Mittel sind in Bewegung. Wir müssen Schiffe haben: Nun liefern uns aber diese letzten Länder weder Eisen, noch Holz, noch Hanf, zum Bau und zum Tauwerk xc."
Frankreich. [3]
Beschluß der in Nr. 50 dieser Blätter abgebrochenen, offiziellen Addresse an den Senat über das Konsult wegen der Vereinigung von Parma, Piacenza und Toskana mit dem Französischen Kaiserthume: "Die Erwägung, welche endlich den Kaiser besonders zu der Vereinigung von Toskana vermocht hat, ist die Nothwendigkeit, das System des grossen Reichs zu ordnen, und die leitende Verwaltung Frankreichs für den Seekrieg mit allen Mitgliedern dieses grossen Bundes in Berührung zu bringen. Ohne die Vereinigung von Toskana würde man nicht unmittelbar mit Neapel Gemeinschaft haben können; die Relazionen würden nur mitten durch von anderen Verwaltungen regierte Staaten Statt finden können, und es wäre zu befürchten, daß sie durch diesen Zwischenstaat an ihrer Würde und an dem Einfluß verlöhren, welchen man über diejenigen ausüben muß, welche Küsten und Matrosen haben, um sie gegen den gemeinschaftlichen Feind zu richten."