Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Don Franzisco de Castannos.[]

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Castannos (Don Franzisco de), General en Chef der spanischen Insurgenten; seit 1798 war er Generallieutenant. Er ist einige 50 Jahr alt, focht schon im Revolutionskriege gegen die Franzosen, und erhielt im Jahre 1794 an der Spitze des Regiments Afrika eine Wunde. Immer hegte er einige Unzufriedenheit über den großen Einfluß des Principe de la Paz, auf dessen Befehl er daher im Jahre 1798 mit sechzehn andern Offizieren aus Madrid verwiesen wurde. Er besitzt militärische Kenntnisse, ist tapfer und unternehmend. Er war es, der, in Verbindung mit dem General Reding, den französischen General Dupont, am 20sten July 1808, zu der Capitulation von Baylen zwang, vermöge welcher sich 14,000 Franzosen zu Gefangenen ergaben. Später hat er bei vielen andern Gelegenheiten seine Thätigkeit bewiesen, und zur Vertreibung der Franzosen aus Spanien kräftig mitgewirkt.


General Castannos Gelübde kurz vor dem Treffen mit General Dupont.[]

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[Oktober1808]

Ueber die Spanischen Angelegenheiten ist noch so manches von den frühern Ereignissen nachzuholen, was jetzt erst durch die in London öffentlich publicirten Aktenstücke bekannt geworden. Es gehört dahin unter andern, daß General Castannos kurz vor dem Treffen mit General Dupont zu Grenada ein Gelübde gethan, welches er auch am 4. August erfüllte. Nun freilich dürften viele Leser, die Opfer die er darzubringen versprochen hatte, eben nicht für so bedeutend ansehen, jedoch muß bemerkt werden, es geschah dieses zu einer Zeit, wo der General für nöthig fand, sich dergleichen Mittel zu bedienen, um seinen Leuten Muth einzuflößen und man sagt allgemein, daß er auch seinen Zweck erreicht habe. Castannos hatte nemlich dem Patron der Stadt dem heiligen Ferdinand gelobt, die Denkmale seines Sieges zu weihen, und diese Ceremonie ward auch nach dem Treffen mit großen Pomp vollzogen. Der General trat, von seinen Sekretairen und seiner Ehrengarde begleitet, und den bloßen Degen in der Hand in die Kirche. "Wenn es je erlaubt seyn kann, heißt er in dem Bericht, in dem Tempel des Herrn Monumente der Zwietracht niederzulegen, so ist es bei einer Gelegenheit, wie die gegenwärtige, wenn die Trophäen einem Feinde abgenommen worden, der den Untergang des Hauses des Herrn geschworen hat." Wir wissen nun freilich, wenn man blos die neue Spanische Konstitution zur Hand nimmt, daß an dem Untergang der Kirche gar nicht zu denken war, und daß im Gegentheil solche aufrecht zu erhalten versprochen worden, aber auch eben so bekannt ist, daß der bedauernswürdige Fanatismus zu so groben Erdichtungen seine Zuflucht zu nehmen pflegt, um seinen bösen Zweck zu erreichen und die Gemüther in Harnisch zu jagen.

Die gedachte Prozession begab sich hernach in die Kapelle, heißt es in eben diesen Berichten, wo der Körper des ruhmwürdigen Eroberers, Ferdinand des Katholischen, in seinem Sarge ausgestellt war. Castannos opferte die Lorbeerkrone, womit seine Stirn geziert war, und die eroberten Trophäen wurden in der Kapelle aufgestellt.

Man kann weder den Spaniern noch Engländern verargen, wenn sie dergleichen Vorfälle in ihren Blättern bekannt machten, denn höchst wahrscheinlich dürften solche Ereignisse, eroberte Trophäen von Französischen Truppen in Spanischen Kapellen aufzuhängen, nun nicht mehr vorkommen, seitdem wir wissen, daß Kaiser Napoleon sich in Bayonne befindet, und willens ist, die Operationen gegen die Insurgenten selbst zu leiten.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Spanien. [3]

Von den früheren Ereignissen ist aus den zu London öffentlich bekannt gewordenen Aktenstücken noch Folgendes nachzuholen: Am 4. Aug. erfüllte der Gen. Castannhjos zu Grenada ein Gelübde, welches er vor dem Treffen mit Gen. Düpont gethan hatte, nehmlich dem Patron der Stadt, dem heil. Ferdinand, (welcher Corduba, Sevilien und Murcia den Mauren wieder aberobert,) die Denkmale seines Sieges zu weihen. Die Zeremonie ward mit grossem Pomp vollzogen. Der General trat, von seinen Sekretären und seiner Ehrengarde begleitet, und den blossen Degen in der Hand, in die Kirche. "Wenn es je erlaubt seyn kann, heißt es in dem Bericht, in dem Tempel des Herrn Denkmale der Zwietracht und Zerstörung niederzulegen, so ist es bey einer Gelegenheit, wie die gegenwärtige, wenn die Trophäen einem gottlosen Feinde abgenommen wurden, der den Untergang des Hauses des Herrn geschworen hat." Die Prozession begab sich hernach in die königl. Kapelle, wo der Körper des ruhmwürdigen Eroberers (Ferdinands des Katholischen, der diese letzte Zuflucht der Mauren, durch Ximenez und durch den Gran Capitano wieder einnahm) im offenen Sarge ausgestellt war. Castannhjos opferte die Lorbeerkrone, womit seine Stirne geziert war, und die eroberten Adler und anderen Trophäen wurden in der Kapelle aufgestellt. Es war ein sonderbarer, die Insurgenten ausserordentlich begeisternder Zufall, daß die Armeekorps von Düpont, Vedel und Gobert gerade in den Tagen zur Kapitulazion genöthigt wurden, in die das Gedächtniß des grossen Sieges in den Navas (Ebenen) la Tolosa fiel, durch den das arabische Joch für immer gebrochen, und die vorher nur in den asturischen Berghölen geborgene vaterländische Freyheit dauernd gesichert wurde.


1812.[]

London, den 9ten Juny. [4]

Der General Castannos wurde mit Ungeduld zu Korunna erwartet. Am 4ten May proklamirte er zu San Jago die neue Konstitution.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  3. Wiener-Zeitung. Nro 91. Sonnabend, den 12. November 1808.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 157. Montag, den 1. July 1812.
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