Francesco Espoz y Mina.[]

Mina.

Vorpostegefecht von Vernet.
Mina (Francesco Espoz y), geb. 1784 im Königreich Navarra, und sein Neffe Xavier vereinigten im Anfang des spanischen Revolutionskrieges einige Partisane zum kleinen Kriege gegen die Franzosen, und beide zeichneten sich durch kühne Unternehmungen aus, wodurch sie den Franzosen oft großen Abbruch thaten. Im October 1810 fingen sie z. B. einen großen Geldtransport von einer Million Franken zwischen Bayonne und Madrit auf. Sie waren es insbesondere, die den Krieg der Guerillas recht organisirten, wodurch sie einen großen Einfluß auf die Begebenheiten des ganzen Krieges hatten. Im Jahre 1811 ernannten die Cortes den ältern Mina zum Chef eines großen Freikorps, das am Ende bis gegen 15,000 Mann anwuchs und sich nach allen Richtungen hin ausdehnte. 1813 wurde er von der Regentschaft zum Marechal de Camp ernannt; allein bald nachher war er in einem Gefecht mit den Franzosen so unglücklich, daß sein ganzes Corps zerstreut wurde, und er zu St. Jean de Port eine Zuflucht suchen mußte, in der er bis zu Ferdinands Rückkehr blieb. Er wurde nun nach Madrid gerufen, allein er sprach hier so freimüthig zu Gunsten der liberalen Partei, daß er, um nicht arretirt zu werden, nach Navarra entfliehen mußte. Beide Mina nahmen hier an dem Versuche Theil, Pampeluna's sich zu bemächtigen, und mußten mit ihren Freunden landflüchtig werden. Der ältere kam nach Paris, wurde für einen Augenblick verhaftet, aber auf Befehl des Königs freigelassen und hält sich seitdem in Frankreich auf. Der jüngere Mina ward bei Bordeaux angehalten, reis'te während der hundert Tage nach England und rüstete sich hier zu einem Zuge nach Mexiko. Mit wenig Begleitern, aber versehen mit 7000 Gewehren und vollständiger Ausrüstung für 2000 Mann Infanterie und 5000 Mann Cavallerie, segelte er im Mai 1816 von Liverpool ab, und kam im Juni in den vereinigten Staaten an, wo viele Freiwillige zu ihm stießen. Nach manchem Ungemach durch Stürme und Krankheiten landete er endlich im April 1817 mit seinen Begleitern zu Matagorda, unweit Tampico an der mexikanischen Küste, wo der Befehlshaber der dort kreuzenden Kaper und die Einwohner sich mit ihm vereinigten. Er fing sogleich an, die zerstreuten Insurgentenhaufen zu sammeln, und nach einem festen Plane den Krieg zu führen; allein die strenge Mannszucht und die Abhängigkeit, in welche die einzelnen Bandenanführer zu ihm gestellt wurden, erregten Unzufriedenheit. Doch machte er einige Fortschritte. (Vergl. den Art. Westindien.) Der Vicekönig von Mexiko Apodaca setzte daher schon den 12. Juli 1817 einen Preis von 500 Piastern auf seinen Kopf. Endlich ward er wahrscheinlich durch Verrätherei einiger von ihm beleidigten Offiziere, bei dem Passe Venadito, den 27. Oct. 1817, von dem spanischen Obersten D. Francisco de Orrantia überfallen und nebst 25 seiner Begleiter gefangen genommen. Ein Dragoner, Namens Cervantes, nahm ihn gefangen, wurde zum Brigadier ernannt, erhielt jenen Preis und trug seitdem eine Medaille mit der Inschrift: Er fing den Verräther Mina. Man schaffte den unglücklichen Abenteurer nach Mexiko, wo er, ungeachtet die Junta der Insurgenten auf das Nachdrücklichste sich für ihn verwandte, und mit Repressalien drohte, die man auch nachher an spanischen Offizieren vollzog, den 13. Nov. 1817 erschossen wurde.
Don Francisco Espoz y Mina.[]
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Es war am 25. May 1811 (so erzählt der Oberst Don Lorenzo Ximenes) als wir Gefangene, nähmlich 21 Officiere und 800 spanische Soldaten von Vittoria abmarschirten. Unsere Begleitung bestand in 1600 französischen Soldaten zu Fuß, und 200 zu Pferde. Kaum hatten wir zwey Stunden Weges zurückgelegt, als wir zwischen Mondragon und Vittoria, zur rechten und linken Seite der Landstraße, zwey Waldungen zu Gesicht bekamen. Sobald wir uns ihnen näherten, hörten wir einen Schuß fallen. Gleich darauf flog ein mörderischer Hagel von Kugeln, vorn, zu beyden Seiten, und im Rücken auf uns; viele wurden zu Boden gestreckt, und viele verwundet. Die unüberwindlichen Franzosen wurden von einem so großen Schrecken ergriffen, daß sie weder Ordnung unter sich erhalten, noch den geringsten Widerstand leisten konnten. Sie waren nicht einmahl im Stande ihren Feind zu sehen, denn die Guerillas hatten sich theils im Gebüsch versteckt, theils waren sie auf die Bäume gestiegen. Mitten in dieser Verwirrung mußten die Unüberwindlichen uns bitten, ihnen Beystand zu leisten. Der unerschrockene Mina griff sie jetzt mit 150 Reitern im Rücken an, und hieb Alles nieder, was ihm in den Weg kam. In diesem Augenblick liefen wir mitten unter dem schärfsten Feuer zu unseren Freunden und Vertheidigern hinüber, und jeder suchte nur sein Leben zu retten. Sobald dieses schreckliche Gemetzel vorüber war, hatte ich das Vergnügen, Mina zu sehen, und mich mit ihm zu unterhalten. Er ließ uns nach Zalduendo, welches sechs Stunden Weges von dem Orte liegt, wo der Überfall geschah, in Sicherheit bringen. Der ganze Transport, welcher auf nicht weniger als eine Million Speciesthaler am Werthe geschätzt werden konnte, fiel im in die Hände; sieben bis acht hundert Franzosen wurden niedergehauen, 150 aber, nebst dem Obersten Lafitte und acht anderen Officieren zu Gefangenen gemacht. Ich muß hier des Umstandes erwähnen, daß Mina unter seinen Leuten einen Landmann hat, welcher vier Musketonläufe von Einem Schafte abfeuert. Sie sind so gemacht, daß sie sich auf einer Achse drehen, welcher er mit einer Kette auf den Erdboden befestiget. In jeden Lauf ladet er 32 Kugeln, und alle vier Läufe feuert er mittelst Eines einzigen Schosses ab. Bey diesem Überfall zerstörte er mit Einem Drucke vier Kutschen, welche im Transport waren, und tödtete alle Frauenzimmer und Officiere, welche sich darin befanden.
Den Spion, welcher ihm von diesem nach Frankreich bestimmten Transporte, von dem Tage, an welchem er abgehen würde, von der Anzahl der dabey befindlichen spanischen Kriegsgefangenen, von den französischen Truppen, welche dieselbe geleiteten, und von vielen anderen Umständen Nachricht gab, ließ er an den Felsen binden, und stellte eine Schildwache mit dem gemessenen Befehle zu ihm, ihn zu erschießen, sobald er versuchen sollte, zu entlaufen. Als der Überfall, welche fünf ganze Stunden ununterbrochen fortdauerte, zu Ende war, ließ er ihn hohlen und sagte: "Du bist ein braver Kerl, du hast mich nicht betrogen, geh, hier sind 6000 harte Thaler zu deiner Belohnung!"
Ungefähr anderthalb Stunden Weges von Vittoria kamen wir durch ein Dörfchen, wo alle Häuser zugeschlossen, und keine lebendige Seele zu sehen war. Dieß kam daher, weil Mina, sobald er beschlossen hatte, sich in den Hinterhalt zu legen, am Abende zuvor ins Dorf gegangen war, und alle Menschen weggeführt hatte. Er ließ Männer, Weiber und Kinder auf den Markt kommen, band sie zwey und zwey zusammen, umgab sie mit seinen Leuten, ließ sie in die Gebirge bringen, und stark bewachen; dabey sagte er ihnen, daß, wenn sie sprächen oder das mindeste Geräusch machten, sie auf der Stelle niedergestossen werden sollten; dagegen versprach er ihnen, wenn sie sich nicht widersetzten, sie in acht Stunden wieder auf freyen Fuß zu setzen. Sonach war es den Franzosen unmöglich, von dem Hinterhalte etwas zu erfahren.
Mina ist ein wohlgebauter Mann, von blühender Gesichtsfarbe, rüstig, ungefähr 5 Schuh auch Zoll groß, von wenig Worten, und offen in seinem Betragen. Er haßt liederliche Weibsbilder, und erlaubt weder Officieren noch Gemeinen eines mitzunehmen; je er leidet unter seinen Leuten keinen, der sich mit solchen Frauenzimmer abgibt. Er ist zwanzig bis dreyßig Jahre alt, und nimmt sehr wenig Nahrung zu sich. Er schläft nie mehr als zwey Stunden in der Nacht; er hat dann allemahl seine geladenen Pistolen im Gurte stecken, und die wenigen Nächte, welche er in einem Dorfe zubringt, schließt er seine Stube zu. Er ist sehr in sich gekehrt, und nie mittheilend. Seine Officiere wissen schlechterdings niemahls, wohin er zu marschiren gedenkt. Sobald die Trommel gerührt wird, es sey nun um die Nahmen abzurufen, oder aus einer anderen Ursache, so muß jeder sich stellen, und zwar die Officiere zu Pferde, (das heißt bloß die Capitäns, denn die anderen dürfen keine Pferde haben) und ihre Maulthiere mit Gepäck beladen. Wenn seine Leute es sich am wenigsten versehen, tritt er hervor und ruft: folgt mir! So marschirt er oft dreyßig Meilen weit, und sogar an dem Tage, wo er den beschriebenen Angriff machte, mußten sie vierzig englische Meilen marschiren, ohne zu essen, oder ihre Pferde und Mauleseln zu füttern. Er hatte damahls gerade weder Speise noch Futter für ihre Thiere; wenn er aber Überfluß daran hat, so ist er sehr freygebig damit, und erlaubt niemahls, daß man etwas dafür bezahlt nehme. Doch das Volk glüht so von Vaterlandsliebe, und ist dem Mina so zugethan, daß es Alles gern hergibt. Wenn ein Freywilliger zu Fuß unter ihm diesen will, so ist es ihm nicht verstattet, etwas anderes mitzubringen, als ein Paar Pantoffelschuhe, Halbstrümpfe, Hosen, und ein Kamisol. Ist Mina's Hemde schmutzig, so geht er in das erste beste Haus und sagt: "Mein Hemd ist schmutzig, gib mir ein reines." Der Landmann tauscht mit ihm, und wenn er Zeit hat, so wäscht er es, und bekommt das seinige zurück; wo nicht, so behält er Mina's Hemde, und Mina das des Landmanns. Die Gewehre seiner Leute sind alle von Außen rostig, aber er steht sehr darauf, daß sie inwendig rein sind, und gute Schlösser und Feuersteine haben; die Bajonette sind mit einer Kruste von Franzosenblut überzogen. Der Hauptmann, der den Vortrab anführt, heißt der Dos Pelos. Bey dem letzten so eben erzählten Angriffe ließ er alle seine Leute drey Kugeln in ihre Flinte laden, und sagte nachher: "ich weiß, sie thaten, was ich ihnen befahl, denn beym ersten Abfeuern tödteten und verwundeten sie sechzig Personen." Seine Reiterey bestand aus 150 unerschrockenen, tapfern Leuten, die eine kurze Weste, und blaue Pantalons wie die Husaren trugen; ihre Mützen sind wie die übrigen in der spanischen Armee, mit dem Unterschiede, daß sie ungefähr eine Elle rothes Tuch, welches auf eine Spitze zuläuft, und unter einen goldene Quaste hat, den Rücken hinab hängen lassen. Sie tragen alle Pantoffelschuhe und Sporen; Mina selbst zieht niemahls Stiefeln oder Halbstiefeln an, damit er desto leichter entkommen kann, wenn er vom Pferde gestossen wird, und steile Berge hinaufklettern muß. So hat er sich mehrmahls durch eine Art von Wunder gerettet.
Will ein junger Mensch unter seiner Reiterey Dienste nehmen, so prüft Mina ihn erst, dann ruft er dem befehlshabenden Officier des Fußvolkes zu, und sagt: "Dieser junge Mensch will unter der Reiterey dienen, nehmen Sie ihn erst unter ihr Corps, und sagen Sie mir, wie er sich aufführt." In dem ersten Gefechte, welches vorfällt, behält dieser Capitän, welche die Infanterie commandirt, und zu Pferde ist, den jungen Menschen, während der ganzen Action, nahe bey sich, und gibt genau darauf Acht, wie er sich beträgt; wenn er nun auf diese Art vier Gefechten beygewohnt, und sich ausgezeichnet hat, so bringt ihn der Capitän zu Mina, und sagt: "dieser Bursche geht an, er verdient für sein Vaterland zu sterben." Mina gibt ihm dann Waffen und ein Pferd, und nimmt ihn unter seine genaue Aufsicht. Daher kommt es dann, daß sein kleiner Haufe aus den verzweifeltsten und unerschrockensten Spaniern besteht, die man nur finden kann.
Mina hat in seinem Trupp einen vierzehnjährigen Knaben, welcher auf einem Füllen reitet. Die Gewehre, welche er hat, nähmlich eine Carabine mit doppeltem Laufe, ein Paar Pistolen, und ein Hieber, sind nach seiner Größe eingerichtet. Er ist allemahl im Vortrabe, und geht daher zuerst ins Treffen. Dieser Bursche gerieth ganz allein unter fünf französische Reiter und rief ihnen zu, daß sie sich ergeben sollten. Da die Franzosen sahen, daß der Knabe ein starkes Commando von Mina's Reiterey anführte, so machten sie rechtsum und wollten fortsprengen, als der Bursche einen von ihnen angriff, und ihn vom Pferde stieß; auch hielt er den Zaum eines andern, bis ihm seine Cameraden zu Hülfe kamen, und beyde niedermachten. Mina sagt selbst, der Junge gehöre zu seinen wackersten Leuten, und wenn Mina das sagt, so kann man sicher glauben, daß der Junge nichts Gewöhnliches ist.
Von den Franzosen wird Mina der König von Navarra genannt. In jeder Stadt, in die er kommt, findet er Alles, was er braucht; die ganze Provinz rechnet es sich zur Ehre, ihn bewirthen zu können. Keiner von seinen Officieren in Navarra bezahlt für seine Mahlzeiten, man bringt ihnen alles unentgeltlich zu. Dieser außerordentliche Mann hat die Spione der Franzosen auf eine geschickte Art los zu werden gewußt, ohne sie um das Leben zu bringen. Bringt ihm Einer von seinen Leuten einen Spion, so läßt er ihn ganz nackt ausziehen, um zu sehen, ob er etwa Papiere, Plane oder Risse bey sich habe. Findet er etwas dieser Art, so ruft er gleich einen von seiner Wache und sagt: "Dieser Kerl hier ist ein Spion; haue ihm das rechte Ohr ab." -- Der Soldat, welcher hierin ziemliche Übung besitzt, zieht seinen Säbel und verrichtet die Operation trotz dem besten Wundarzte. Hierauf nimmt er ein glühendes Eisen, und brennt dem Spion damit auf die Stirn die Worte: Viva Mina ein. Diese Brandmarke muß der Mensch sein ganzes Leben hindurch behalten, und die, welche dieß schimpfliche Mahl an sich tragen, scheuen so sehr das Auge der Welt, daß man sie, wie ich von guter Hand weiß, ganz vereinsamt und verhungert in den Gebirgen angetroffen hat. Seine Kranken und Verwundeten läßt er in einem Hospital unweit eines Dorfes heilen, welches Estella heißt, und am Abhange eines Berges liegt. Es sind zwey geschickte Wundärzte dort angestellt, und sechs Krankenwärterinnen bedienen die Patienten. Alles, was man dort nur brauchen kann, wird unentgeltlich hingebracht. Die Franzosen kennen den Ort sehr wohl, und haben sich mehrmahls bemüht, dieß Hospital zu überrumpeln, allein es hat ihnen immer fehlgeschlagen. Mina hat allemahl Nachricht davon, wenn sie kommen; die Einwohner des Dörfchens machen sich dann alle auf, legen die Kranken und Verwundeten auf Bahren, und tragen sie auf ihren Schultern sechs Stunden Weges weit in die Gebirge, wo sie in völliger Sicherheit bleiben, bis die Franzosen wieder abziehen. In dem Berge, auf dessen Seite das Hospital steht, ist auch eine Höhle, wo er sein Schießpulver, das er immer in Menge vorräthig hat, selbst verfertigt. Mina muntert das navarrische Volk auf, mit den Franzosen zu handeln, und versieht sie zu diesem Endzwecke mit Pässen. Auf diese Art verschafft er sich viele Sachen, die seinen Leuten zum Nutzen und zur Bequemlichkeit dienen, und die er sonst nicht bekommen könnte. Dafür daß er diesen Handel erlaubt, gibt man ihm Alles, was er bedarf, unentgeltlich. Sind die, welche um Erlaubniß zu handeln ansuchen, reich, so läßt er sich mit barem Gelde dafür bezahlen, womit er theils seine Leute besoldet, theils aber, und vornehmlich Spione belohnt, die ihm die Bewegungen der Franzosen hinterbringen. Solche Menschen bezahlt er mit der größten Freygebigkeit, wofür er auch immer die zuverlässigsten Nachrichten von den feindlichen Bewegungen hat. Wenn die Alcaden oder Schulzen eines Dorfes von den Franzosen Befehl erhalten haben, eine Requisition zu machen, und Mina nicht augenblicklich davon unterrichten, so geht er des Nachts in ihre Häuser und erschießt sie. So hat er nicht weniger als neun von diesen Menschen erschossen. Erhält aber Mina die Nachricht, so nimmt er sogleich seine Maßregeln -- entweder er fängt die Bothen der Feinde auf, oder er überfällt ihre Commando's, oder beunruhigt sie auf eine oder die andere Art. Jeder Freywillige bekommt Fleisch, Wein, und Brot im Überfluß. Alles, was er in einem Treffen wegnimmt, kann er behalten, doch muß er erst warten, bis die Action vorüber ist; Mina erschießt jeden, der plündert, wenn er sich schlagen sollte. Seine ganz Tactik schränkt sich darauf ein, daß er eine Schlachtordnung und eine Colonne formiren, und attakiren kann; ferner wird genau darauf gesehen, daß keiner feuert, ohne gewiß zu treffen. Kartenspiel erlaubt er weder seinen Officieren noch Gemeinen. Beyde sind der Bestrafung ausgesetzt, wenn sie ihre Pflicht verfehlen. Er nimmt niemahls, weder einen regulären Soldaten, noch einen gehörig unterrichteten Officier in sein Corps auf, denn er sagt: "diese Herren bilden sich sehr viel auf ihre Theorie ein, und doch sehe ich, daß ihnen alle ihre Unternehmungen fehlschlagen." Sein Unterbefehlshaber heißt Guruchaga, ist beynahe mit ihm in gleichem Alter, aber grösser und schlanker, ein überaus hitziger Mann von wenig Kopf, jedoch unglaublich tapfer, ungestüm im Gefecht, und führt den Säbel mit gewaltiger Hand. Mina hält sehr viel auf ihn, und er ist der einzige Mann, dem er völlig traut, und den er zuweilen um Rath fragt. Guruchaga ist seht strenge gegen die Truppen, und weiß sich bey ihnen in Furcht und Achtung zu setzen. Gemeinhin gibt er darauf Achtung, wie sich das Corps im Treffen benimmt, und nachdem er seinen Bericht über ihre persönliche Anstrengung bey Mina abstattet, werden sie befördert. Mina sowohl, als alle seine Officiere und Truppen besitzen eine vollkommene Kenntniß vom ganzen Lande und von allen Hohlwegen in den Gebirgen. Erfordert es die Nothwendigkeit, so läßt er alle seine Leute auseinander gehen, und gibt ihnen einen entfernten Ort an, wo sie sich wieder versammeln sollen; dort finden sie sich denn allemahl ein, wenn auch das ganze Land von Franzosen umringt ist. Ganz neuerlich führte er dieß mit vielem Erfolge aus. Er war von 20,000 Franzosen umzingelt, welche Befehl hatten, ihn und seine Corps niederzumachen, es koste, was es wolle. Mina kannte die Gefahr seiner Lage; aber er blieb fünfzehn Tage mit seinen 3000 Truppen in dem Gebirge, und behandelte die Franzosen mit der äußersten Verachtung. Endlich, als es eines Abends dunkel werden wollte, sah er sich von vier feindlichen Colonnen umgeben, welche auf ihn herabdrangen. Er rief seine Leute kaltblütig um sich her, und sagte: "Meine Herren, wir sind hier in einer unangenehmen Lage. Jeder Capitän muß nun für seine Compagnie Sorge tragen. Unsere Versammlungsort ist in ***, und das Losungswort Mina. Nun Alle auseinander, jeder sehe zu, wie er davon kommt! --" Sie zerstreuten sich auf der Stelle. Die Franzosen entfalteten ihre Colonnen bey Tagesanbruch, aber als sie dachten, sie hätten Mina mit seinen Leuten in ihrer Gewalt, war niemand zu erblicken. Fünf Tage darauf war Mina wieder an der Spitze seiner Leute, und beraubte die Franzosen zehn Stunden Weges von dem Orte, ohne nur einen einzigen Mann eingebüßt zu haben.
Als wir durch die Wegnahme des französischen Transports, welcher uns geleitet, in Mina's Gewalt gerathen waren, richtete er sein Augenmerk ganz auf unsere Sicherheit. Er führte uns durch mehrere Dörfer, und quer über Gebirge, zuweilen nahe an den französischen Linien vorbey. Er suchte uns, wo möglich, nach Valencia zu bringen, weßhalb er zu Duran und Empecenado (zwey andern Guerilla-Chefs) schickte, und sie bitten ließ, daß sie ihn unterstützen, und sich längs der Ufer des Ebro halten möchten, um uns zu decken, während wir über diesen Fluß setzten. Er wartete zwölf Tage mit großer Bangigkeit auf eine Antwort von Empecenado, erhielt aber keine, weil dieser unglücklicher Weise gerade damahls von den Franzosen angegriffen worden war, uns sein grobes Geschütz verloren hatte. Endlich beschloß er seinen Entwurf selbst ins Werk zu richten. Er ließ einige Breter auf einen Karren laden, und alles Nöthige zu einer Brücke herbeyschaffen, sodann mußte das Gerücht ausgesprengt werden, daß er an einem bestimmten Orte über den Ebro gehen wollte. Die mit diesen Sachen beladenen Karren und Fuhrwagen ließ er bey Tage an den Fluß hinunter bringen. Die Franzosen bekamen Nachricht davon, und warteten mit großem Verlangen auf die Ankunft Mina's, und seiner Leute. Unterdessen brach Mina mitten in der Nacht auf, und marschirte zwölf Meilen von dem Orte weg, wo er vorgegeben hatte, eine Brücke bauen zu wollen. Als er an das Ufer des Flusses kam, sprang er vom Pferde, und sagte: "Hier ist der Ort, wo ich euch übersetzen will." Ohne Geräusch und Verwirrung ließ Mina alle seine Leute Halt machen, trieb sein Pferd in den Fluß, um dessen Tiefe zu versuchen, und da er sie massig fand, befahl er hundert von unseren Gefangenen hinter hundert Reiter auf ihre Pferde zu steigen, dann ließ er die letzteren in den Fluß sprengen. So brachte er 800 spanische Kriegsgefangene über den Ebro, und landete sie wohlbehalten, ehe die Franzosen gewahr wurden, daß er nicht zur Brücke hinab kam. Sobald er uns auf dem Gegenufer des Flusses in Sicherheit gebracht hatte, sagte er: "Nun seyd ihr sicher!" -- Er vertheilte zwey Taschentücher voll Thaler unter uns, und sprach, daß wir eben so gut, als seine Leute befugt wären, an der Beute von den Franzosen Theil zu nehmen. Hierauf wünschte er uns eine gute Reise, sprengte mit seiner Reiterey in den Fluß, und verschwand; nachdem er zwanzig Dragoner mit einem Officier zu unserer Begleitung zurückgelassen hatte.
Dieser außerordentliche Mann könnte die Anzahl seiner Armee auf zehn bis zwölf tausend Mann vermehren, wenn er wollte; aber er ist nicht eitel, und sagt aufrichtig, daß er vier bis fünf tausend Mann besser regieren zu können glaube, als eine größere Anzahl.
Officielle Depesche vom Feldmarschall Espaz y Mina.[]
- [1812]
Officielle Depesche vom Feldmarschall Espaz y Mina, aus Zalduendo vom 11ten April. [3]
Am 9ten April habe ich zwischen Kastellego und Guamieida, auf der großen Straße von Vittoria, ein Korps von 2000 Infanteristen und 150 Pferden angegriffen. In Folge dieses Gefechts fiel mir die große Konvoy in Händen, dessen Bedeckung jenes Korps war. Der Feind hatte 500 Todte auf dem Schlachtfelde gelassen, 150 Franzosen sind gefangen und 400 Spanier befreyt worden. 100 Wagen mit verwundeten Franzosen sind nach Vittoria geführt. -- Einige feindliche Kolonnen sind in diesem Königreiche geblieben, um mich zu umringen.
Auszug aus einer officiellen Depesche des Lord Wellington, datirt in seinem Hauptquartier Fuente de Guinaldo vom 6ten May. [4]
"Seit meiner letzten Depesche ist nichts Wichtiges vorgefallen. Im Süden sind keine bedeutende Bewegungen erfolgt. -- Aus Galizien habe ich Nachricht, das Espoz y Mina, seit dem Ende des März, mit großem Erfolg gegen den Feind gefochten, und alle Anstrengungen vereitelt hat, die der General Dorsenne mit weit überlegener Macht anwendete, um sein Korps aufzureiben. Seitdem ist ihm ein Angriff geglückt, den er am 9ten April auf eine feindliche Konvoy gemacht hat, und man sagt, daß er sich bey dieser Gelegenheit einer beträchtlichen Summe Geldes bemächtigt hat."
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
London, den 15ten May.
Das Journal von Korogna, welches bis zum Ende Aprils geht, enthält Depeschen von dem Tapfern Mina, nach welchen er neue Vortheile in Arragonien erhalten, und ein Korps französischer Truppen unter Befehl des Generals Cafarelli in die Flucht geschlagen hat.
Paris, den 1sten August. [5]Nach den letzten Nachrichten aus Spanien ward ein Geldtransport, der von dem dritten Regiment Jäger der Garde begleitet wurde, von der Bande von Mina angegriffen; diese erlitt aber eine gänzliche Niederlage. Mina ward schwer an der Hüfte verwundet, und der Befehlshaber nach ihm getödtet. Die Räuber, die von dem Transport benachrichtiget waren, stürzten von einer Anhöhe herab, wo sie sich in Hinterhalt gestellt hatten; man schoß mit zwey mit Kartätschen geladenen Kanonen auf sie, worauf sie bald in Verwirrung geriethen. Sie wurden zerstreut, verfolgt und niedergesäbelt. Man giebt ihren Verlust auf 15 bis 1800 Mann an. Der unsrige ist unbedeutend. Man weiß nicht, was aus Mina geworden ist.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. 1814. - Aus dem Verkündiger, einer in London während der Jahre 1812 und 1813 herausgekommenen deutschen Monathschrift.
- ↑ Allgemein deutsche Zeitung für Rußland. No. 157. Montag, den 1. July 1812.
- ↑ Allgemein deutsche Zeitung für Rußland. No. 157. Montag, den 1. July 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 191. Freytag, den 9/21. August 1812.