Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Marceau. -- Divisions-General; Kommandant der Avantgarde. -- General-Adjudant im J. 1793; Brigade-General; Divisions-General dem 10ten November 1793; seine, vorherigen Kriegsdienste sind unbekannt.

Vortreflicher General, der fähig ist, eine Armee zu kommandiren; er kennt vollkommen die Manövres der Infanterie und Kavallerie; unterscheidet die guten Positionen, und ist voll kühner Tapferkeit.


Marceau.[]

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Neopolem

Marceau (J. B.) republikanischer General, geboren zu Chartres 1769, ward von seinem Vater, einem angesehenen Advokaten, für die Rechtsgelehrsamkeit bestimmt; seine Neigung zum Militär ließ ihn aber nicht lange diese Karriere verfolgen, er ließ sich in seinem 15. Jahre bey einem savoyischen Regiment anwerben und ward bald Feldwebel. Nach erhaltenem Abschiede kehrte er in sein Vaterstadt zurück, kam nach Paris, als die Revolution ausbrach, und marschirte den 14. July an der Spitze eines Detaschements der Sektion von Bon-Conseil, um sich der Annäherung der Truppen zu widersetzen, die der Hof gegen Paris anrücken ließ. Hierauf ging er nach Chartres zurück, trat in das erste Bataillon von Eure und Loir und wurde zum Kommandanten derselben ernannt. Da er sich mit diesem Korps, zur Epoche des 10. Augusts, bey Lafayettes Armee befand, haranguirte er seine Soldaten, um sie von der Parthey dieses Generals abzuziehen, befand sich hierauf in Verdün und erhielt als der jüngste Offizier den Auftrag, die Schlüssel dieses Platzes dem Könige von Preußen zu überbringen. Von da ging er in die Vendée, als Oberstlieutenant der germanischen Legion; ward von Bourbotte denunzirt und als Mitschuldiger Westermanns verhaftet, bald aber wieder in Freyheit gesetzt. Nachdem er Brigadegeneral geworden war, übernahm er einstweilen das Oberkommando und gewann den 12. Dezember, unterstützt von Kleber, die schreckliche Schlacht von Mans, wo 10,000 Republikaner und 20,000 Vendéer auf dem Platze blieben; man sah ihn an der Spitze seiner Bataillone selbst den Angriff machen und auf den Feind einstürmen. Vor dem Gefecht überbrachten ihm Deputirte des Konvents die Absetzung Westermanns und befahlen ihm, denselben auf der Stelle von der Armee zu entfernen. Marceau behielt die Absetzung in der Tasche und nachdem die Schlacht gewonnen war, kündigte er laut die Verbindlichkeiten an, die er gegen diesen Generalen hätte, und erhielt ihn dadurch auf seinem Posten. Nach der Niederlage von Mans verfolgte Marceau die Vendeer mit dem kräftigsten Eifer, traf sie zu Savenay und vernichtete, abermals von Kleber und Westermann unterstützt, ihre Armee, von der die unglücklichen Reste zu Hunderten nach Nantes geführt wurden, um daselbst ersäuft oder erschossen zu werden. Nunmehr verließ Marceau das im Blute seiner eigenen Bürger gebadete Land, ward gegen die auswärtigen Feinde zur Ardennenarmee gesandt und von da zur Sambre- und Maasarmee, wo er fortfuhr, sich durch seinen persönlichen Muth, seine Talente und seine Menschlichkeit auszuzeichnen. Diese Eigenschaften machten ihn dem französischen Soldaten und selbst den feindlichen Truppen werth. Bey Fleurus kommandirte er den rechten Flügel der Armee und verlor 2 Pferde unter dem Leibe; seine Division wurde beynahe gänzlich aufgerieben und er focht gleich einem gemeinen Soldaten an der Spitze einiger Bataillone. In den Schlachten an der Ourthe und an der Röer führte er die Avantgarde. Im Oktober 1794 bemeisterte er sich an der Spitze seiner Division des verschanzten Lagers und der Stadt Coblenz, und dieselben Dienste leistete er in dem Feldzuge 1795. 1796 erhielt er den Auftrag, Maynz zu blockiren und die Grenze von Frankreich zu decken, während daß Jourdan in Franken vorrückte; und den 24. July bemeisterte er sich der Festung Königsstein. Da Jourdan hierauf von den Erzherzog Karl zurückgedrängt wurde, übernahm Marceau das Kommando von einer der Divisionen, die den Rückzug dieser Armee decken mußten. In zwey Gefechten, die er bey Limburg lieferte, legte er seine gewöhnliche Tapferkeit und Talente an Tag; den 10. August aber, während er den Feind aufhielt, um die französische Armee die Pässe von Altenkirchen passiren zu lassen, erhielt er eine Schußwunde. In dem Augenblicke, wo er verwundet wurde, umringten ihn seine Offiziere und Soldaten mit Thränen in den Augen; er tröstete sie selbst mit dem größten Muthe, und gab nicht zu, daß er jenseits des Rheins gebracht wurde, wodurch er den folgenden Tag in die Hände der Deutschen fiel, die Altenkirchen besetzten. Der General Kray und Haddick begaben sich sogleich zu ihm und überhäuften ihn mit allen Zeichen der Achtung und Theilnahme. Der Erzherzog Karl sandte ihm seinen Wundarzt; die wunde war aber unheilbar und er starb den 21. September in seinem 27sten Jahre. Der Erzherzog Karl ließ seinen Leichnam den Franzosen ausliefern, und er wurde unter dem Donner der Kanonen beyder Armeen in dem verschanzten Lager von Coblenz, dessen er sich 1794 bemächtigt hatte, den 25. September zur Erde bestattet. Seine Vaterstadt Chartres bestimmte ihm 1801 die Errichtung eines öffentliches Denkmals.


Tod des Generals Marceau.[]

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Der ein und zwanzigste September 1796.

Kray an Marceau's SterbeBette (20 Sept

In der Schlacht bey Altenkirchen am 19ten September 1796 wurde der fränkische General Marceau-Desgraviers bey Gelegenheit einer Recognoscirung durch einen Flintenschuß tödtlich verwundet. Man wollte ihn auf das linke Rheinufer hinüber bringen, fand aber bald, daß er ausser Stand sey, die Reise auszuhalten, auch verlangte er selbst, in Altenkirchen zu bleiben, wo man ihn mit einem Chirurgen und einigen Officieren zurückließ. Am 20ten September besetzte der österreichische Vortrab jenen Ort. Der General Haddik sandte dem verwundeten feindlichen General eine Sauvegarde, und General Kray besuchte ihn. Dieser vergos Thränen, als er den jungen, erst 29 Jahre alten Helden erblickte, der ihm seit zwey Jahren immer im Kampf gegenüber gestanden hatte. Noch hatte man Hofnung zu seiner Rettung; der erste Wundarzt des Erzherzogs Karl trug Sorge für ihn, aber am Morgen des 21ten verschlimmerten sich seine Umstände, er verfiel in eine Raserey, und starb um 6 Uhr. Die österreichischen Regimenter Barco und Blankenstein stritten sich um die Ehre, ihm die letzte Pflicht zu erweisen; aber die bey ihm gebliebenen Officiere baten den Erzherzog Karl, den Leichnam seinen Waffenbrüdern zu überlassen. Dieser willigte ein, ließ aber den fränkischen General ersuchen, ihm die Zeit und Stunde des Begräbnisses anzuzeigen, damit die Oesterreicher an den Ehrenbezeugungen, die dem Todten widerfahren sollten, Antheil nehmen könnten. So wurde Marceau's sterbliche Hülle unter dem Donner des Geschützes beeder Armeen in dem verschanzten Lager bey Coblenz beerdigt und das Fort erhielt von ihm den Namen.

Mit seltener Unpartheylichkeit hat diese schöne Handlung selbst der Moniteur mit vorstehenden Worten erzählt.

PortretMarceau240

Marceau.

Quellen.[]

  1. Vollständige Rangliste aller Generale und General-Adjutanten in den Armeen der französischen Republik. 1796.
  2. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  3. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
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