François, Graf Roguet.[]
- General-Lieutenant,
geboren zu Toulouse den 12. November 1770.
Als gemeiner Soldat (1789) in die Armee eintretend, durchwanderte Roguet schnell die niedern Grade, indem er sich allenthalben durch Muth und Tapferkeit auszeichnete. Der Ausbruch der Revolution und die Errichtung der Freiwilligen erhob ihn nämlich zu der Stelle eines Adjutanten im 1. Bataillon der Ober-Garonne. Er machte in demselben den Feldzug von 1792 bei der Armee des Var mit. Sein Muth bei der Wegnahme von Nizza und in den Gefechten von Sospello und Levenzo verschafften ihm den Rang als Capitän, in dem Lager von Castiglione (5. Apr. 1793). Er wohnte hierauf dem Feldzuge von 1793 unter dem General Miaskowsky bei, wobei sein Bataillon immer die Vorhut bildete. Er zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten und vorzüglich am 8. Sept. aus, als der König von Sardinien an der Spitze seiner Armee die Franzosen angriff, die ihn mit bedeutendem Verlust zurückschlugen. Am 20. Januar 1794 wurden das 1. Bataillon der Ober-Garonne, das der alten Marine und das 2. Bataillon des Var mit einander verbunden und bildeten nun die 21. Linien-Halbbrigade. In den Feldzügen von 1794 und 95 kämpfte er bei Oneglia, Ormea, Ganechio, Dego und Cairo. Am 23. Jun. 1795 erhielt er eine Schußwunde in das Bein, als er an der Spitze des 1. Bataillons in den Graben des Schlosses von Savona herabsprang, wozu es Befehl erhalten, um sich desselben im Angesicht der östreichischen Armee zu bemächtigen. Kaum war diese Wunde geheilt, so nahm er Theil an dem Gefechte bei Borghetto, an der Schlacht von Leano, an der Wegnahme dieser Stadt und Finale, Vado und Savona. Am 15. März 1796 wurde die 21., 118. und 129. Linien-Halbbrigade ebenfalls vereint und daraus die 32. gebildet, welches Geschäft, wie früher, der Adjutant-Major Roguet besorgte. Diese 32. Halbbrigade errang sich in den Feldzügen von 1796 und 97 bei der italienischen Armee unsterblichen Ruhm. Sie befand sich nämlich in der Schlacht bei Monte Notte, Dego, beim Uebergang über den Po, in der Schlacht bei Lodi, bei der Einnahme von Mailand, im Gefecht an der Seyna, bei der Einnahme von Verona und im Gefecht Lonato. Bei dieser Gelegenheit sagte der Obergeneral Buonaparte: "Ich war ruhig, die brave 32. Halbbrigade war ja da", und befahl, dieses Lob auf ihre Fahnen zu setzen. Eben so befand sich Roguet mit im Gefecht bei Peschiera, in der Schlacht bei Castiglione, bei der Einnahme von Coronna, was alles in dem Zeitraume vom 11. April bis zum 11. Aug. 1796 statt fand. Eben so war er auch mit bei dem Zuge von Tyrol, im Sept. und nahm Theil an der Schlacht von Roveredo, der Einnahme von Trident, der Schlacht bei Bassano, am Gefecht unterhalb Mantua, in der Schlacht von St. George (15. Sept.), so wie am Treffen an der Brenta (5. Nov.); bei Caldiero, und endlich an der Schlacht bei Arcole (am 15., 16. und 17. Nov.). Der Obergeneral, unterrichtet von den ausgezeichneten Diensten des Adjutant-Major Roguet, zumal da auch sein Brigadegeneral erklärte, daß er bei allen Gelegenheiten den glücklichen Ausgang nur den guten Einrichtungen Roguets verdanke, ernannte ihn noch auf dem Schlachtfelde zum Befehlshaber eines Bataillons und übertrug ihm (21. Decemb.) das Commando über das 1. Bataillon der 33. Halbbrigade. Er focht nun an der Spitze desselben in der Schlacht bei Rivoli und rang dann unter Joubert im März 1797 in Tyrol ein. Um diese Zeit schickte dieser General 3 Compagnien Grenadiere von der 5. Halbbrigade auf Recognoscirung aus: der östreichische General Laudon schnitt ihnen aber den Rückzug ab und nöthigte sie, sich in dem Schlosse Raffenstein einzuschließen. Laudon nahm hierauf seines Stellung auf dem rechten Ufer des Talfer und sandte ein Corps ab, zur Berennung dieses Schlosses. Während der Nacht aber befahl General Joubert dem Bataillons-Anführer Roguet, die Befreiung dieser 3 Compagnien zu versuchen. Dem gemäß machte er sich sogleich mit seinem Bataillon auf den Weg, schlug sich durch die feindlichen Posten hindurch, zerstreute das Blocadecorps und brachte die Grenadiere glücklich zurück. Dieses Gefecht fand in Gegenwart der französischen Armee statt, welche das linke Ufer des Talfer besetzt hielt.
Da Roguet indeß überzeugt war, daß keine Armee ohne Mannszucht bestehen könne, ging seine Sorge beständig darauf, diese mit aller Kraft aufrecht zu halten. Ein denkwürdiger Umstand bestärkte ihn noch mehr in diesen Grundsatze und vielleicht verdankt er ihr einen Theil seiner unzähligen und glorreichen Erfolge. Im Monat März 1799 gelang es nämlich den Feinden in Italien Unruhen unter den französischen Truppen zu erregen; zu Rom weigerten sich die Offiziere, ihrem Obergeneral zu gehorchen: in Mantua rebellirten die Truppen, mit Ausnahme des Bataillons, welches Roguet befehligte, der (18. März) Befehl erhalten, Mantua zu verlassen, um Sanguinetto zu besetzen. In dem Augenblicke, wo sich sein Bataillon, dem erhaltenen Befehle gemäß, versammelte, sollte auch jener Aufstand ausbrechen; allein seine unglaubliche Festigkeit erstickte ihn unter seinen Truppen und so langte er glücklich auf dem vorgeschriebenen Posten an. Der Aufruhr dauerte drei Tage, während welcher Zeit nur das 1. Bataillon der 33. Halbbrigade seine Schuldigkeit that, bei welchem nicht ein einziger Soldat sich eine Unordnung zu Schulden kommen ließ.
Nach Eröffnung des Feldzugs von 1799 gehörte die 33. Halbbrigade zum Centrum der italienischen Armee unter Moreau. In der Schlacht bei Verona (26. März) wurde der wichtigste Posten, das Dorf Santa Lucia, mehrmals genommen und ging immer wieder verloren. Moreau gab daher dem Bataillons-Chef Roguet den Auftrag, sich mit seinem Bataillon dieses Dorfes zu bemächtigen; Roguet gehorchte, verjagte die Oestreicher, eroberte und hielt sich in Santa Lucia; leider empfing er aber auch bei dieser Gelegenheit eine schwere Wunde. Zufolge der Ereignisse während dieses Feldzugs standen die Bauern in Piemont und in den Thälern von Oneglia und am Tanaro gegen die Franzosen auf. Die bewaffneten Aufrührer, von piemontesischen Offizieren befehligt, womit sich auch östreichische Partheigänger vereinigten, drangen in Ligurien vor und verheerten und verbrannten alle Dörfer, während die Engländer Genua zur See blokirten; die französische Armee dagegen stand noch am Po und war von Genua, ja selbst von Frankreich abgeschnitten. Daher bekam die 34. und 41. Halbbrigade den Auftrag von Nizza aus nach Oneglia vorzudringen und die Verbindung wieder herzustellen; allein beide kehrten unverrichteter Sache, mit bedeutendem Verlust und ohne ihren Befehlshaber zurück, der todt geschossen worden war. Roguet befand sich damals in Genua, um seine Wunde heilen zu lassen, die er bei Verona empfangen hatte. Da er den Geist der Genueser kannte, schlug er die Einnahme von Oneglia vor, und daß man eilen müsse, sich mit der Armee wieder in Verbindung zu setzen. General Desolles, damals gerade General-Quartiermeister der italienischen Armee, befand sich in Geschäften zu Genua, und sah die Nothwendigkeit der Ausführung dieses Vorschlags ein. Dem gemäß überließ er dem Bataillons-Chef Roguet 150 Polen und 2 Compagnien der 79. Halbbrigade, die aus Corfu kommend, so eben in Genua ans Land gestiegen waren. Unter so bedenklichen Umständen ging Roguet (20. Mai 1799) nach Oneglia ab und führte seinen Plan glücklich aus. Er bildete nämlich mehrere Bataillons von den Einwohnern der Riviera di Ponente, manövrirte nach allen Richtungen zu, zerstreute die Anführer, bemächtigte sich der Stadt und des Thales Oneglia, so wie des Thales am Tanaro, bewirkte die Aufhebung der Belagerung von la Pieve und zwar in dem Augenblicke, wo es die Feinde, zufolge der Capitulation, besetzen wollten. Auch nahm er die Kanonen, welche die Aufrührer zu Oneglia und auf den Anhöhen von la Pieve, Ponte di Nova und Ormea zurückgelassen hatten, nahm auch Ganechio ein, bemächtigte sich des Anführers des Aufruhrs, so wie seines Stabes, entwaffnete das Volk, stellte die Verbindungen zwischen der Armee und Genua und Frankreich wieder her und erreichte endlich mit seinen genuesischen Bauern-Bataillons bei Ceva die französische Armee unter Moreau, die sich aus Italien zurückzog. Derselbe ernannte ihn auf dem Schlachtfelde von Mondovi (11. Jul. 1799) zum Brigadier und verlieh ihm das Commando über die 33. halbe Linien-Brigade, die in dieser Schlacht ihren Anführer verloren hatte und zufolge der Unglücksfälle, statt 3000 Mann nur noch 350 zählte. Dennoch zeichnete sie sich noch in den Schlachten bei Fossano, Novi und in den Gefechten bei Coni, an der Riviera di Genua und am Var aus. Da sie jedoch am 22. Jul. 1800 nur noch aus 160 Mann bestand, bekam Roguet Befehl, sie nach Paris zu führen, um sie durch Conscribirte vollzählig zu machen. Seiner unermüdlichen Thätigkeit gelang es, daß sie, bis 1803 in Paris verweilend, für ein Muster galt und die Bewunderung aller Sachverständigen erregte. Um so große Verdienste zu belohnen, ernannte der erste Consul den Obersten Roguet (21. Aug. 1803) zum Brigadegeneral und schickte ihn in das Lager von Montreuil, unter General Ney. Dort befehligte er das 69. und 76. Infanterie-Regiment.
Am 15. Jun. 1804 empfing Roguet das Comthurkreuz der Ehrenlegion und zwar am Stiftungstage dieses Ordens. Im Jahre 1805 machte er den berühmten Feldzug in Deutschland mit. Seine Brigade zeichnete sich auf eine glänzende Weise bei Elchingen aus; denn durch ihre kühnen Bewegungen entriß sie dem Feinde alle Anhöhen. Nach der Einnahme von Ulm erhielt Marschall Ney den Auftrag, Tyrol zu besetzen, was die größten Schwierigkeiten darbot; allein auch unumgänglich nöthig für die französische Armee war. Um darin vordringen zu können, mußte man sich der festen Schlösser Scharnitz und Leutach bemächtigen, welche Tyrol nach Baiern zu verschließen. Ein Angriff von vorn bot nur wenig Hoffnung zum Erfolge dar; das einzige Mittel auf einen glücklichen Ausgang beruhte darauf, Leutach von der Seite anzugreifen, sich dessen zu bemächtigen, den Achen bis nach Gassen hinaufzusteigen, sich nach Säfeld dann zu wenden und das Schloß Schloßberg einzunehmen, welches das Thal von Scharnitz nach Innspruk zu beherrscht. Da nun dieses Schloß auf dieser Seite nur eine schwache Mauer besitzt, konnte es auch nicht gut vertheidigt werden und die Besatzung war dann gezwungen die Waffen zu strecken. Dem gemäß trat am 4. Nov. 1805, früh um 4 Uhr, General Roguet an der Spitze seiner Brigade den Weg an und vollführte seinen Auftrag mit großem Erfolg. Marschall Ney griff aber zugleich mit der Division Malher und allen Kanonen seines Corps Scharnitz von vorn an, errang aber der Tapferkeit seiner Truppen und seiner guten Einrichtungen ungeachtet, keinen bedeutenden Vortheil. Erst die Nacht beendigte den blutigen Kampf, wobei die genannte Division 36 Todte und 500 Verwundete zählte. Die Brigade Roguet vertrieb, nach einem äußerst beschwerlichen Marsche, die Tyroler Milizen, welche den Kreinkopf vertheidigten, und überstieg dieses steile Gebirge, welches den Frauensee und den Lautersee von dem Achenthale trennt. Die Kühnheit und Unerschrockenheit dieser Bewegung setzte die Milizen in Furcht; sie ergriffen die Flucht, und die Garnison des Schlosses unterzeichnete nach einem einstündigen Widerstande eine Capitulation, wodurch 760 Mann vom Regimente Kinsky das Gewehr streckten. Auch fand man im Schlosse viel Munition und 4 Kanonen. Ohne sich weiter aufzuhalten, stieg die Brigade wieder den Achen herab, wandte sich dann nach Säfeld und faßte dort Posto, während 3 Compagnien den Schloßberg besetzten. Um Mitternacht waren diese Operationen beendigt; Bauern aus Säfeld berichteten dem Commandanten von Scharnitz die Einnahme von Leutach. Auf diese Nachricht verließen die Milizen ihren braven Befehlshaber, der auf seine Garnison beschränkt, den Entschluß faßte, den Platz zu verlassen und dann nach Innspruk zu gehen, um sich mit dem Erzherzog Johann zu vereinen, dessen Truppen die Richtung nach Kärnthen genommen hatten. In der That verließ er auch mit seiner Artillerie und seiner Mannschaft das Schloß, rückte äußerst schnell vorwärts und überfiel darauf, ohne einen Schuß zu thun, die drei zu Schloßberg aufgestellten Grenadier-Compagnien, welche aus Ermüdung ihre Vorposten schlecht ausgestellt hatten; er nahm sie daher gefangen. Am 5. Nov., früh 4 Uhr, langte er auf den Vorposten zu Säfeld an und griff sie auf eine kräftige Weise mit seinen Kanonen an; er ward jedoch nach vergeblicher Anstrengung und großem Verluste gezwungen, mit 600 Mann und 11 Kanonen die Waffen zu strecken. General Roguet ließ sogleich dem Marschall Ney die Thore von Scharnitz öffnen und von diesem Augenblicke an fanden die Franzosen kein Hinderniß mehr, in Tyrol vorzudringen. Die Brigade Roguet zählte bei dieser glänzenden Unternehmung nur 10 Todte und 6 Verwundete. Marschall Ney befahl, daß alle Grenadiere und alle Carabiniers bei seinem Armeecorps zusammentreten und unter des General Roguet's Commando stehen sollten, der darauf an ihrer Spitze in Innspruk einzog.
Die Brigade Roguet zeichnete sich auch in der Schlacht bei Jena, in der Blokade von Magdeburg, im Gefechte bei Soltau, der Schlacht von Eylau und der Wiedereinnahme von Guttstadt (2. März 1807) aus. Als Anführer der Vorhut des Ney'schen Armeecorps besetzte er Lingenau, Worsfeld und Scharnitz auf dem linken Flügel der Armee, ließ sie sorgfältig befestigen und hielt sich daselbst bis zum 5. Juni 1807, an welchem Tage Ney in seinen Stellungen angegriffen wurde. Der Feind hatte nämlich die Absicht, dies ganze Armeecorps aufzuheben. Dem General Roguet gerade gegenüber befand sich das Centrum der Feinde und die russischen Garden mit einer furchtbaren Menge Kanonen. Der überlegenen Streitkräfte der Feinde ungeachtet, behauptete sich Roguet doch in seiner Stellung, deckte des Marschalls Rückzug nach der Passarge und verließ sein Lager nur erst auf ausdrücklichen Befehl und nachdem das ganze Armeecorps in Sicherheit war. Die Brigade Roguet bildete die Nachhut; ihrem Anführer wurde sein Pferd erschossen und er selbst am linken Fuße verwundet. Er fiel daher auf dem Schlachtfelde dem Feinde in die Hände, kehrte erst nach dem Tilsiter Frieden nach Frankreich zurück und blieb daselbst, um die Heilung seiner Wunde abzuwarten, als Befehlshaber der Infanterie, welche die Garnison der Hauptstadt ausmachte. Zugleich beauftragte ihn der Kaiser, alle Truppen in der ersten Militärdivision zu organisiren, woraus dann die erste spanische Armee gebildet wurde. Er unterzog sich diesem Auftrage mit so großem Eifer, daß er nicht allein große Lobsprüche, sondern auch zur Belohnung den Orden der eisernen Krone (7. Dec. 1807) und (19. März 1808) den Titel eines Barons davon trug. Zu eben derselben Zeit, wo der Kaiser sich in Bayonne aufhielt, bedrohten die Engländer die Schelde; General Roguet bekam daher den Auftrag, sich auf die Insel Cazand zu begeben. Ungeachtet aller Hindernisse gelang es ihm doch, dieselbe in so guten Vertheidigungszustand zu setzen, daß die Engländer sich unverrichteter Sache wieder entfernen mußten.
Am 5. Sept. 1808 empfing Roguet das Commando über die erste Brigade der Division Sebastiani, im Armeecorps des Herzogs von Danzig. Diese Brigade zeichnete sich so sehr in den Gefechten von Durango, bei der Einnahme von Bilbao und San Ander aus, daß der Marschall für den General Roguet den Grad als Divisionsgeneral begehrte, der darauf (5. Apr. 1809) zum zweiten Obersten der Gardegrenadiere zu Fuß ernannt wurde. In den Schlachten von Eßlingen und Wagram befehligte er auch eine Brigade Tirailleurs von eben dieser Garde, die kurz zuvor erst die Waffen ergriffen hatten. Nach dem Frieden von Preßburg empfing er zu Paris das Commando über die erste Division Conscribirter, Tirailleurs und Voltigeurs der Garde, die so eben erst bewaffnet und bekleidet worden waren und führte sie nach Spanien. Er zeigte darauf seine Talente in den Feldzügen von 1809, 1810 und 1811 in den Gefechten bei Yauguos, Bellorade und Portes, zerstreute mehrere ganze Insurgenten-Corps in Galizien und wurde deshalb (24. Juli 1811) zum Divisionsgeneral erhoben. Als Commandant des VI. Gouvernements in Spanien trat eine sanfte Güte an die Stelle seines gewöhnlichen strengen Ernstes; seine Gerechtigkeit unterwarf sich die Herzen der Spanier, die laut seine Rechtlichkeit und seine Tugend priesen. Es kehrten daher Ruhe und Friede in jenen Gegenden zurück und Roguet benutzte diese Zeit zur Verfolgung jener heillosen Banden, welche die Sicherheit der französischen Armee gefährdeten.
Zu Ende des März 1812 zog Roguet von den Ufern des Duero (Provinz Salamanca) mit einer Division, die aus Füsiliers und den beiden ersten Regimentern der Tirailleurs und Voltigeurs der Garde bestand, nach dem Niemen. Ohne einen Mann zu verlieren, durchzog er Spanien, Frankreich und Deutschland, kam in Wilna an und machte nun den unheilvollen Feldzug gegen Rußland mit. Am Tage der Schlacht an der Moskwa befand er sich bei der Reserve; doch bewachte er in der darauf folgenden Nacht das Schlachtfeld und ging dann zur Avantgarde ab, welche der König von Neapel befehligte. Seine Division bildete darauf die Garnison von Moskau. Seiner Sorgfalt, Thätigkeit und Aufopferung und vorzüglich seiner so strengen Mannszucht verdankte die Armee die Mittel zur Existenz, so wie die Einwohner die Erhaltung der Anstalten, die der Gouverneur Rostopschin den Flammen preis gab. Während des Rückzuges ging Roguet fast immer zu Fuß an der Spitze seiner Truppen, ertrug alle Entbehrungen, gab ein herrliches Beispiel von Festigkeit und Muth, und wählte sich kein anderes Nachtlager, als die Biwacht auf dem Schnee. Am 15. Nov. nahm die russische Armee eine starke Stellung links von Krasnoë und machte Miene, die französische Armee aufzuheben. Während der Nacht aber entriß ihnen General Roguet, auf Befehl des Kaisers, nicht allein ihre Stellung, sondern auch ihre Kanonen. Nach diesem merkwürdigen Gefechte, welches eben so glänzend als entscheidend war, dachte Niemand mehr daran, auf der Straße von Orga den Rückzug fortzusetzen. Am 17. hielt er, um den Rückzug des Vicekönigs Eugen und des Marschalls Davoust zu decken, den ganzen Tag in Schlachtordnung das Feuer von 60 Kanonen und mehrere Angriffe der feindlichen Reiterei und Infanterie aus, die 1500 Mann von seiner Division unbrauchbar machten, aber dadurch auch der ihres Rückzug gewährten. Auch am 26., 27. und 28. Nov. leistete er wichtige Dienste. Der Kaiser vertraute ihm daher den Oberbefehl über alle Truppen der jungen Garde an, so wie auch über die italienischen und neapolitanischen Truppen und über die hessischen Division. Bei seiner Ankunft zu Posen sammelte er die alten Gardisten Frankreichs und Italiens, organisirte sie und bildete daraus die alte kaiserliche Garde. In den Schlachten von Lützen, Bautzen und Wurschen ging er diesen braven Soldaten mit einem muthigen und tapfern Beispiel voran. Währen des Waffenstillstandes übertrug ihm der Kaiser die Anlegung und Befestigung des bekannten Lagers bei Pirna, und die Vertheidigung der sächsischen Pässe nach Böhmen, so wie die Erhaltung der Verbindung auf der Elbe, um dadurch die Bewegungen der französischen Armee zu erleichtern. Die Niederlage der Franzosen in Schlesien zu Jauer und am Bober machten jedoch diese Arbeiten zum Theil unnütz. In der Schlacht bei Dresden befehligte Roguet 14 Bataillone Conscribirte, die Kurz zuvor von Paris angekommen und kaum bewaffnet und bekleidet worden waren; dennoch erregten sie durch muthige Unerschrockenheit und kühne Bewegungen mitten unter dem Feuer der ganzen feindlichen Artillerie, die Bewunderung der französische Armee und den Beifall des Kaisers. Sie waren es, die unter Roguets Anführung den Franzosen den Sieg verschafften. Auch in der Schlacht bei Leipzig leistete diese Division neue Dienste. Sie war es, die ein Corps Oesterreicher über den Haufen warf und allen Angriffen der preußischen und russischen Gardereiter die Spitze bot. Mehr als einmal drangen dieselben bis zu den Kanonen, welche die Winkel des Vierecks deckten, vor; allein immer wurden sie wieder zum Rückzug genöthigt und ließen eine Menge Todte hinter sich. Auf dem Rückzuge von Leipzig nach dem Rhein befehligte Roguet die Arrieregarde und zeichnete sich abermals bei Hanau aus.
Am 28. Dec. 1813 empfing Roguet vom Kaiser den Grafentitel und zugleich auch den Befehl, sich unverzüglich nach Brüssel zu begeben, um daselbst das Commando über die Truppen der Garde zu übernehmen; allein er fand dort nicht einen einzigen Soldaten. Auf seine inständigsten Bitten schickte Napoleon von Metz und Paris 6 Regimenter Conscribirter auf der Post ab und mit diesen Truppen wagte er den Feldzug von 1814. Schon am 20. Dec. 1813 marschirte er auf Breda zu, trieb die Feinde zurück und berennte diese Festung. Schon war sie im Begriff, sich zu ergeben, als er den Befehl vom General Lefebvre-Desnouettes, der länger gedient hatte, erhielt, und daher Oberanführer geworden war, sich sogleich nach Hogstratten zu begeben, um daselbst eine Stellung zu nehmen. Am 11. Jan. 1814 hielt er mit einer einzigen Brigade den Angriff des preußischen Armeecorps unter Bülow aus, so wie am 13. noch einen andern desselben Corps und den des englischen Generals Graham. Aller Anstrengungen ungeachtet, wurden beide nach einem bedeutenden Verluste zum Rückzug genöthigt. Der Kaiser war so zufrieden mit dem Benehmen dieser Brigade an diesem ruhmvollen Tage, daß er auf das Ansuchen Roguets zwei Obersten und drei Bataillons-Anführern den Titel Baron mit Dotationen verlieh, und 5 Offizieren das Offizierkreuz der Ehrenlegion und 29 Unteroffizieren und Soldaten von diesen beiden Regimentern das Kreuz der Ehrenlegion bewilligte. Auch gedachte der englische General Graham der muthigen Tapferkeit der Franzosen in seinem Berichte an die Regierung auf eine höchst rühmliche Weise; vorzüglich war dies der Fall (6. Febr.) bei Gelegenheit der Gefechte in der Nähe von Antwerpen, die vom 31. Jan. bis zum 6. Febr. nach einander fortdauerten. Auch hielt Roguet die Feinde bis zum 28. März von Antwerpen entfernt: an diesem Tage stieß er nämlich zu dem ersten Corps bei Gent. Am 30. März vernichtete eine einziges Bataillon bei Courtray ein ganzes Corps sächsischer Landwehr. Nach Abdankung des Kaisers unterwarf sich Roguet zu Lille Ludwig XVIII. und bekam von ihm (8. Juni 1814) das St. Ludwigskreuz. Nach dem 20. März 1815 stellte ihn der Kaiser wieder als zweiten Obersten der Grenadiere zu Fuß bei der kaiserlichen Garde an. Er kämpfte darauf an ihrer Spitze bei Ligny und Waterloo; auch befehligte er dieselbe noch vor Paris und hinter der Loire. Nach Ludwigs XVIII. zweiter Rückkehr wurde Roguet in Ruhestand versetzt.
Quellen.[]
- ↑ Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.