Toussaint-Louverture.[]
Toussaint-Louverture, Mulatte auf St. Domingo, Brigadegeneral in Diensten der französischen Republik, erhielt, während der Unruhen dieser Kolonie, eine grosse Herrschaft über seine Kammeraden, zeigte sich eben so grausam, als der größte Theil seiner Nebenbuhler, befand sich endlich an der Spitze einer mächtigen Parthey, und kommandirte 1796 unter Rochambeau eine Division der französischen Armee. Die Art von Ordnung, die er in dem Theile, wo er regierte, wiederherstellen zu wollen schien, vermehrte nach und nach die Zahl seiner Partheygänger und verdoppelte seinen Einfluß. Im Aprill 1797 machte er beträchtliche Fortschritte gegen die Engländer im Westen, und das Direktorium machte ihm ein Geschenk mit einem Säbel und ein Paar Pistolen. Indessen weigerte er sich 1798, nach abermals erhaltenen ansehnlichen Vortheilen, die Agenten der französischen Regierung anzuerkennen, und schien entschieden, aus Domingo einen unabhängigen Staat zu machen. Das Direktorium glaubte dennoch sich mit ihm freundlich stellen zu müssen, und Toussaint schrieb seinerseits einige unbedeutende Briefe, worin er die Miene hatte, nicht gänzlich mit dem Mutterstaate brechen zu wollen. Er schickte selbst damahls dem Direktorium seine beyden Kinder, um sie in der christlichen Religion erziehen zu lassen. Allein im Jahr 1799 brachen neue Spaltungen und bald der Bürgerkrieg zwischen ihm und dem in Süden kommandirenden General Rigaud aus; und Ströme Bluts überschwemmten dieses unglückliche Land von neuen. 1800 behielt Toussaint endlich die Oberhand und sah sich als Meister dieser ganzen Kolonie, ohne daß man anfangs auf eine sichere Weise beurtheilen konnte, in wie fern er die Verbindunden mit Frankreich beyzubehalten gedächte. Er ließ zuerst eine Amnestie bekannt machen, von der er jedoch einige Partheygänger Rigauds ausnahm, stellte die Ordnung in Norden wieder her, wo sich im Oktober Unruhen hatten spüren lassen, und entwaffnete die schwarzen Insurgenten. Als alles ruhig war, ging er den 4. November nach Cap, ließ 40 Gefangene vor sich führen, 13 der Hauptanführer des Aufruhrs, unter denen sich sein Neffe der General Moise, befand, mit dem Tode bestrafen, und die andern, bis auf weitern Prozeß, ins Gefängniß setzen; und um die Weissen für seine Sache zu gewinnen, gab er den Ueberwundenen die gehäßigsten Plane gegen ihre Kaste Schuld.
Doch um den Schein der Verbindung mit Frankreich zu erhalten, schrieb er drey Briefe an den ersten Konsul: der erste vom 12. Februar 1801 meldete, daß die ganze Kolonie zur Ruhe gebracht wäre und verlangte, daß die Beförderungen gut geheißen werden möchten, welche Toussaint mit den Militärpersonen, die zu diesem glücklichen Resultate beygetragen, vorgenommen hätte; in dem 2. von demselben Datum stattete er Bericht von den Beweggründen seines Benehmens gegen den Regierungsagenten Roume ab, den er genöthigt hatte, seine Amtsverrichtungen zu beseitigen und sich nach Dondon zurück zu ziehen; und endlich in dem 3. vom 14. July meldete er, daß sich die Zentralversammlung von St. Domingo eine neue Konstitution gegeben hätte, und daß er, um dem Wunsche der Einwohner nachzukommen, sie würde vorläufig vollziehen lassen, bis daß der Mutterstaat sie gutgeheißen haben würde. Im Oktober schickte er einen Agenten nach Jamaika, unter dem Vorwande, Negersklaven zu kaufen; die englische Regierung schien aber alle Art von Gemeinschaft mit ihm auszuschlagen. Den 20. November erließ er eine Proklamation, worin er sein politisches und militärisches Benehmen rühmte; er sprach darin von der Herrschaft der Moral und Hauptsächlich der Religion; und unter dem bescheidenen Titel von Vorschriften (reglemens) publizirte er äusserst strenge Gesetze zur Unterdrückung des Lasters und des Aufruhrs, und um die Fremden und Herumläufer in Zaum zu halten; er rief hierauf die Ausgewanderten wieder zurück und erklärte die katholische Religion für Religion des Staats. Durch alle diese Maßregeln vermehrte er um ein ansehnliches seinen Anhang unter den Weissen. Diese Veränderungen wurden nicht alle gleich gut von der französischen Regierung aufgenommen, und der erste Konsul schrieb ihm einen Brief, der untermischtes Lob und Tadel erhielt, und worin er ihn förmlich einlud, die Sendung des Generals Leclerc anzuerkennen. Er versicherte Toussaint seiner Achtung, lobte sein vorhergehendes Benehmen, so wie die Dienste, die er geleistet hätte, sicherte ihm die Freyheit der Neger zu und machte ihn zuletzt verantwortlich wegen jedes Widerstandes, den er den französischen Waffen entgegen setzen würden. So schön dieses Schreiben eingekleidet war, so hatte es doch nicht die erwünschte Wirkung. Toussaint fand, daß ihm das Lob gebühre, zählte auf die Weissen soviel, wie auf die Neger, die wegen ihrer Freyheit in Unruhe waren, hielt sich aber vornehmlich gewiß, einen mächtigen Bundsgenossen in dem Einflusse des menschenmörderischen Klimas zu haben, entschloß sich daher zum Widerstande, und ließ den 1. Februar 1802, wo er erfuhr, daß die französische Flotte vor dem Cap erschienen sey, den Generalen Leclerc und Villaret kund thun, daß sie mit seinem Willen nicht in die Stadt kommen sollten, und wenn sie 100 Schiffe und 100,000 Soldaten hätten. Die französischen Generale, über einen solchen Befehl entrüstet, sagten dem Abgesandten, daß, wenn ihnen die Schlüssel nicht bis 8 Uhr Abends übergeben wären, sie ihre Anordnungen treffen würden, um ihn zum Gehorsam zu zwingen; und den folgenden Tag wurde folglich der Angriff mit der größten Lebhaftigkeit angefangen; die Neger ergriffen bey der Nachricht, daß der General Leclerc wirklich gelandet war, in dem ersten Schrecken die Flucht, und steckten, jeder mit einer Fackel bewaffnet, die Stadt und alle Wohnungen, wo sie vorbeykamen, in Brand. Trotz dieser ersten Exzesse schickte Leclerc Toussaint seine Kinder mit ihrem Lehrer Caonon, dem ihre Erziehung in Paris übertragen worden war. Dieser Schritt blieb aber ohne Erfolg; den 17. wurde Toussaint von dem Generalkapitain in die Acht erklärt, und wenige Tage darauf von der französischen Armee geschlagen. Er hatte sich in der Schlangentiefe (la ravine à couloeuvres) mit 3000 Mann verschanzt; die Division des General Rochambeau erstürmte aber die Schanzen und tödtete ihm 800 Mann. Er zog sich nunmehr mit 500 Negern in die Wälder zurück, sammelte noch 500 andere, bewerkstelligte seine Vereinigung mit Christoph und faßte den Plan, das ganze nördliche Departement in Aufstand zu bringen. Er griff zuerst den General Desfourneaux bey Plaisance an, der ihn lebhaft zurück schlug, nahm hierauf seinen Marsch nach Dondon, la Marmelade und vor Cap, ward allenthalben zurückgeschlagen, brachte es aber doch so weit, die Pflanzer in Aufruhr zu bringen; endlich aber gedrängt von allen Seiten, von einem Theil der Neger, von denen die Jakobinerparthey ihm gänzlich entgegengesetzt war, verlassen, wurde er besiegt und genöthigt, sich im Aprill dem General Leclerc zu unterwerfen. Zuerst verwies man ihn in eine Pflanzung; weil er aber neue Aufruhrplane spüren ließ, wurde er nach Frankreich deportirt. Den 7. Aug. kam er zu Paris an, wurde in den Tempel gesetzt und von da nachmals auf das Fort Joux bey Besançon gebracht, wo er im Jahr 1803 gestorben ist.
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.