Königstein.[]
Königstein, berühmte und unüberwindliche Bergfestung im Meißner Kreise, an den Böhmischen Gränzen, nebst einem Städtchen gleiches Namens, an der Elbe, dem Churfürsten zu Sachsen gehörig. Der Berg, auf dem die Festung liegt, hat, von der Oberfläche der Elbe an, 950 Ellen in der Höhe, und kann in einer guten halben Stunde umgangen werden. Der Bau der Festung Königstein ist unter Kurfürst Christian I 1589 angefangen, und nachher, besonders aber seit 1731 recht vollständig gemacht worden. Sie hat einen einzigen sehr wohl verwahrten Zugang. Sie kann weder unterminirt, noch von den umliegenden Bergen beschossen, noch ausgehungert werden, weil ausser dem gesammelten Vorrathe hinlängliches Ackerland, auch Holz in der hohen Ebene ist, um die kleine Besatzung zu versorgen. Ferner enthält sie Gärten, Magazine, Cisternen zu Sammlung des Regen- und Schneewassers, und einen 900 Ellen tiefen gangbaren Brunnen; sie kann auch die Elbe und das unter ihr gelegene Städtchen mit ihren Kanonen bestreichen. Sie hat beständig ihren Commandanten, nebst hinlänglicher Besatzung. Die Zahl der Menschen auf der Festung belief sich im J. 1781 auf ohngefähr 550 wovon 4000 zum Militaire gehörten. Man findet fast alle Handwerker, aber alle sind Soldaten. Die Staatsgefangenen werden in der sogenannten Georgenburg verwahrt. Am Fuße des Bergs ist ein Wirthshaus, die neue Schenke genannt, wo diejenigen, so in Wagen ankommen und die Festung besehen wollen, aussteigen müssen. Unter ihre vornehmsten Merkwürdigkeiten gehört das Zeughaus, das sogenannte Pagenbette, (ein schmaler Absatz der Mauer, auf welchem ein Page, Namens von Grünau, einst, ohne herunter zu fallen, soll geschlafen haben,) das große Weinfaß, (so auf 3709 Dresdner Eimer enthält) die Kirche, die Keller, und der gegen über stehende rauhe Lilienstein. Im Jahre 1756 ward diese Festung während des Krieges für neutral erklärt, und blieb mit Sächsischer Garnison besezt. Königstein das Städtchen, am Fuß des Bergs, besteht nur aus zwey Strassen, die sich in der Mitte durchschneiden, und hat 1046 Einwohner, welche von der Bierbrauerey und Weberey leben.
Von Reisenden.[]
Carl Gottlob Küttner.
Dresden, im Sommer 1794.
Ich sagte weiter oben, wie angenehm ein Fremder viele Monathe zu Dresden zubringen könnte, wenn ihm das gesellschaftliche Leben mehrere Ressourcen darböthe. Unter diese Annehmlichkeiten, sind denn auch die schönen Gegenden umher zu rechnen. Freylich sind diese Gegenden bey weitem nicht das, wofür der Sachse des flachen Landes und alle diejenigen sie halten, die zwischen Dresden und der Ostsee wohnen; Ich kenne so manche Striche in der Schweiz und in Großbritannien, in Süddeutschland und in Italien, die ich denen um Dresden herum weit vorziehe; allein sie haben doch große Schönheiten, und ich möchte sie ein wahres Paradies nennen, wenn ich sie mit den Schönsten vergleiche, das ich im Nördlichen und Nordwestlichen Deutschlande gesehen habe. Die Lage von Tarant, die Naturschönheiten von Seyffersdorf, die merkwürdigen Formen bey Königstein, die Gegenden um Pillnitz, der ganze Strich zwischen Dresden und Meissen, werden immer unter dem positiv Schönen von Europa einen Platz einnehmen.
Es thut mir leid, daß es unter gewissen Reisenden zur Mode wird, den Königstein zu verachten, einander zu sagen, es sey nicht der Mühe werth, einen Tag darauf zu verwenden, und so diesen und jenen zu bewegen, daß er Dresden verläßt, ohne diese Festung gesehen zu haben. Auch will ich dem Königsteine, als Festung, gar nicht das Wort reden; aber die Gegend in der er liegt, verdient doch gewiß gesehen zu werden, und hat so vieles, das sie so ganz vorzüglich auszeichnet, daß sie für den Mahler, den Naturforscher und den Liebhaber schöner und sonderbarer Landschaften ewig interessant seyn muß.
Es fiel mir auf, daß man auf dieser Festung so viele Betteley erlaubt. Alles Merkwürdige und -- Nichtmerkwürdige ist das Eigenthum einer besondern Person, die es zeigt und Bezahlung erwartet; und dabey geschahen so viele Forderungen von angestellten Arbeitern, und was weiß ich von welchen Leuten, daß ich sie zählte; (denn man hatte mir es schon vorher gesagt) aber ich fand ihrer so viele, daß ich die Sache bey der fünften oder sechsten Forderung aufgab.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Wanderungen durch die Niederlande, Deutschland, die Schweiz und Italien in den Jahren 1793 und 1794. Leipzig, 1796. bei Voß und Kompagnie.