Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Die Stellung beider Armeen.[]

Die Stellung beider Armeen zu dieser Zeit war folgende:

SectieNiemen1812

Charte des Kriegsschauplatzes in Russland (1812).

Französische und verbündete Armee.[]

Linker Flügel.
10tes Korps, Marschall Herzog von Tarent (Macdonald) mit dem preußischen Auxiliarkorps unter General Lieutenant Grawert bei Tilsit.
Centrum.
Das Korps des Königs von Neapel, bestehend aus den Kavalleriekorps des Generale Gr. Nansouty und Montbrun; ersteres aus den Divisionen Bruyeres, St. Germain und Valence, letzteres aus den Divisionen Vattier, Sebastiani und de France, zwei Stunden vom Niemen gegen Kowno zu Stallupöhnen.
1tes Korps: Marschall Herzog v. Auerstädt (Davoust) 2tes Korps: Marschall Herzog von Reggio; (Oudinot), die Garden unter dem Befehle der Marschälle Herzog von Treviso (Mortier) und Herzog von Danzig (Lefevre) in dem Wald bei Pillwitzky. Vizekönig von Italien. 4tes Korps: Marschall Herzog von Abrantes (Junot), und 6tes Korps: Divisionsgeneral St. Cyr bei Kalwary.
Rechter Flügel.
König v. Westphalen: 5tes Korps: Divisionsgeneral Fürst Ponjatowsky (Polen); 7tes Korps: Divisionsgeneral Regnier (Sachsen); 8tes Korps: Divisionsgeneral Vandamme (Westphalen), bei Novogrod.
Das östreichische Auxiliarkorps unter dem General der Kavallerie Fürsten von Schwarzenberg gegen Siedlce.
Das 9te Korps: Marschall Herzog von Belluno, (Victor) bestehend aus den Divisionen Heudelet, Legrange, Partoneau und Durutte, sammelt sich zur Formirung der ersten Reserve bei Marienberg.
Das 11te Korps, Marschall Herzog von Castiglione (Augereau) besetzt die Küsten.


Russische Armee.[]

Am 23. Juni:

Das Hauptquartier des Kaisers mit den Garden zu Wilna.
Erste Westarmee unter den Befehlen des Kriegsministers Barklay de Tolly.
1tes Korps: Generallieutenant Graf v. Wittgenstein, 2 Div. Infanterie, 1 Division Kavallerie zu Kieydani.
2tes Korps: Generallieutenant Baggohofwudt bei Kowno, 2 Divisionen Infanterie, 1 Division Kavallerie.
3tes Korps: Generallieutenant Graf Tutschkoff, 2 Divisionen Infanterie, 1 Division Kavallerie von Nowo Trocki bis Lida.
4tes Korps: Generallieutenant Graf Schuwalof, 1te Grenadierdivision, 1 Div. Infanterie, 1 Div. Kavallerie bei Nowo Trocki.
5tes Korps: General Doctorow, zwischen Lida und Grodno, 2 Div. Inf. 1 Div Kavallerie.
6tes Korps: General Pahlen, zu Grodno.
Zweite Westarmee unter den Befehlen des Fürsten Bagration.
Unter seinem unmittelbaren Kommando: 2te Grenadierdivision, 3 Divisionen Infanterie, 3 Divisionen Kavallerie zu Wolkowysk.
Das Korps des Kosakenhettmanns Platow zu Bialystock.
Das Korps des Generals Tormassow bei Lutzk.
Das Korps des Generals Kamenskoi bei Kowel.
Das Korps des Generals Markow im südlichen Theile von Vollhynien.
Gen. Essen stand mit etwa 20,000 M. zu Riga.
Reserven wurden zu Smolensk, Moskau, Nowgorod und Zytomirz gebildet.

Chronologisches Uebersicht.[]


Eröffnung des Französisch-Russischen Kriegs.


Chronologisches Uebersicht der Bewegungen der französischen und verbündeten, und der russischen Armee vom Ausbruch der Feindseligkeiten angefangen bis Ende July.[1]

Juni 1812.[]

Am 23. Juni

erklärte der französische Kaiser durch einen Tagsbefehl das Beginnen des Krieges gegen Rußland.

Uibergang über den Niemen.

Am 23.

um 8 Uhr setzte der Divisionsgeneral Graf Morand [xxx] mit 3 Voltigeurkompagnien bei Kowno über den Niemen; zu gleicher Zeit wurden daselbst drei Brücken über den Fluß geschlagen; die ersten Kolonnen der Avantgarde passirten ihn um 11 Uhr Nachts.
Die an dem Flusse aufgestellten Posten der ersten Westarmee setzten diesem Übergange keine Hindernisse entgegen, sondern zogen sich auf ihre Korps zurück.

Den 24.

ging der linke Flügel und ein Theil des Centrums über den Niemen;
Das 10te Korps bei Tilsit, um sich gegen Rosienie zu ziehen;
Der König von Neapel bei Kowno; sein Hauptquartier verlegte er nach Jeketani (2 1ʃ2 Meilen von Kowno gegen Wilna);
Das erste Korps zwischen Kowno und Rumszysky, woselbst das Hauptquartier;
Das zweite Korps bei Kowno; gleich nach dem Übergange über den Niemen wurde eine Brücke über die Wilia daselbst geschlagen, welche dieses Korps passirte.
Der franz. Kaiser verlegte sein Hauptquartier nach Kowno.
KrtRussKowno700
Der König von Westphalen marschirte gegen Augustow (im Warschauischen, westlich von Grodno).

Am 25.

folgte der übrige Theil des Centrums über den Niemen.
Das 3te Korps bei Kowno, Hauptquartier zu Kormialow.
Der König von Neapel verlegte sein Hauptquartier nach Jymoroui.
Die übrigen Korps verfolgten ihren Marsch gegen Wilna. *)
*) Das 4te und 6te Korps bewirkten ihren Übergang erst später; es findet sich darüber in keinem Bülletin eine bestimmtere Nachricht.
Das bei Kieydani stehende Korps des Generallieutenants Wittgenstein zog sich gegen Wilkomircz, das Korps des Generallieutenants Baggohofwudt, welcher gleichfalls von Wilna abgeschnitten war, auf der Straße gegen Gedroicze und Dünaburg zurück.
Der Fürst Schwarzenberg [xxx] traf zu Siedlce ein.

Am 26.

Der Herzog von Tarent [xxx] setze seinen Marsch gegen Rosienie fort.
Der König von Neapel und Herzog v. Auerstädt [xxx] gegen Trocki.
Der Herzog von Reggio [xxx] traf zu Janow, der Herzog von Elchingen [xxx] zu Skorouli, der Prinz Vizekönig zu Kormialow, der König von Westphalen zu Augustow mit dem 8ten Korps, der Fürst Ponjatowsky [xxx] zu Raygrod, der General Regnier [xxx] zu Sierock ein.
Der Fürst Schwarzenberg [xxx] marschirte gegen Byalystock.
Die russischen Vorposten standen bei Trocki und auf den Höhen von Wacka.
Der russische Kaiser verließ Wilna, um sich auf Widzy zu begeben.

Am 27.

traf der französische Kaiser bei den Vorposten gegen Trocki ein.

Am 28.

griff die Div. Bruyeres, unterstützt vom ersten Korps, die Russen bei Trocki an. Die letztern wurden mit einem Verluste von mehreren hundert Gefangenen zurückgeworfen, gingen bei Wilna über die Wilia, und verbrannten die Brücke daselbst.
Mittags traf der franz. Kaiser zu Wilna ein; die Brücke wurde wieder hergestellt, und die Div. Bruyeres verfolgte den Feind aufs jenseitige Ufer; sie erbeutete 50 Bagagewagen, und macht einige Gefangene.
KrtRussWilna700
Die Russen hatten zu Wilna das Magazin angezündet; es wurde aber dennoch durch Anstrengungen der französischen Truppen größtentheils gerettet.
Auch der Herzog von Reggio [xxx] traf bei Develtowo (gegen Wilkomircz) den Feind (Wittgenstein) in Schlachtordnung. Er griff ihn mit einer lebhaften Kanonade an, und schlug ihn mit einem Verlust von 100 Todten und Blessirten und 300 Gefangenen, worunter mehrere Offiziers, zurück. Der französische Verlust wird auf 50 Mann angegeben.
Das 3te und 4te Korps der Russen und die Garden marschirten von Wilna auf Niemencyn gegen Widzy.
Der Kaiser Alexander traf mit seinem Hauptquartier zu Widzy ein.

Am 29.

ließ der Herzog von Auerstädt [xxx], Suderwa gegenüber, eine Brücke über die Wilia schlagen, auch schickte er mehrere Abtheilungen auf die Straßen nach Grodno und Lida vor.
Der König von Westphalen trat von Augustow seinen Marsch gegen Grodno an.

Am 30.

traf der Herzog von Tarent [xxx] zu Rosienie ein.
Das 5te, 7te und 8te Korps gingen bei Grodno über den Niemen; zu Grodno fanden sich beträchtliche Vorräthe. Fürst Bagration [xxxx] trat seinen Marsch von Wolkowysk gegen Minsk an.
Der Vortrab des Generals Doctorow traf zu Solocznicki ein, und stieß daselbst auf die vom Herzog v. Auerstädt [xxx] detaschirte Brigade Borde Soult. Er wurde angegriffen und aus der Stadt vertrieben. Von da zog er sich gegen Osmiana; daselbst vom General Baron Pajol [x] mit dem Verluste einiger Gefangener und einer beträchtlichen Anzahl Bagagewagen zurückgewiesen, ging er auf Olszany zurück, von wo er über Smorgonie, Danowczew und Kobilnicki an die Düna marschirte.


Juli 1812.[]

Den 1., 2. und 3. Juli

war der Herzog v. Tarent [xxx] im Marsche gegen Poniewetz, die Korps des Königs von Neapel, Herzogs von Reggio und Elchingen gegen die Dzisna, des Herzogs von Auerstädt gegen Minsk, und des Königs von Westphalen gegen Nowogrodeck und Slonim begriffen.

Am 2.

ging die Avantgarde, am 3. das Gros des östreichischen Auxiliarkorps bei Mogielnitza über den Bug, und nahm seine Richtung gegen Pruschana.
Die erste Westarmee der Russen marschirte gegen die Düna und Dzisna, die zweite gegen Minsk; die Korps der Generale Tormassow und Kamenskoi blieben in ihrer Aufstellung gegen das Warschauische, hinter dem Przipecz.

Den 4.

detaschirte der Herzog von Tarent [xxx] die Brigade Riccard nach Poniewetz, die Brigade Kleist nach Szawle, und die Brigade Jeannerel nach Telczew.
Der König von Neapel traf zu Swenziani, der Herzog von Reggio [xxx] zu Owanta, der Herzog v. Elchingen [xxx] zu Molloty, der Herzog von Auerstädt [xxx] zu Wißniow ein.
Die erste Westarmee war hinter der Dzisna zwischen Rimszany und Budna aufgestellt.

Am 5.

traf der König von Neapel an der Dzisna ein, wo er die feindliche Kavallerie aufgestellt fand. Die leichte Kavalleriebrigade Superbié griff sie an, machte gegen 200 Gefangene, und warf sie über den Fluß zurück.
General Graf Nansouty stand bei Postawy, und rückte gegen den rechten Flügel des Generals Sebastiani, um über die Dzisna zu gehen. General Roussel ging mit 2 Regimentern Kavallerie über, warf 6 russische Eskadrons, und macht 45 Gefangene, worunter einige Offiziers. General Graf Nansouty bewerkstelligte gleichfalls bei Postawy den Übergang, und nahm 130 Mann gefangen.
Hettmann Platow marschirte, als er die Kommunikation zwischen Lida und Wilna unterbrochen fand, auf Iwie.
General Graf Grouchy stand zu Traby, Wisniov und Solocznicki; General Pajol [x] in Perschai, Herzog von Auerstädt [xxx] zu Bobrowitzky.

Am 6.

traf die Brigade Riccard zu Poniewetz ein. Ein Detaschement preussischer Hussaren überrumpelte die Stadt, nahm dort 160 Mann und 4 Offiziers gefangen, welche das daselbst befindliche Magazin bei Annäherung des Feindes in Brand stecken sollten, und erhielt dadurch der Armee 30,000 Centner Mehl.
Der König von Neapel verlegte sein Hauptquartier nach Widzy.
Die erste Westarmee der Russen war auf dem Rückzuge in das verschanzte Lager bei Dryssa begriffen.
Platow zog sich auf Nikolajew, Fürst Bagration [xxxx], da er gegen Wilna nicht marschiren konnte, auf Minsk zurück, und vereinigte sich mit Platow. Fürst Ponjatowsky [xxx] und Regnier [xxx] marschirten, ersterer gegen Minsk, und letzterer gegen Slonim.
Fürst Schwarzenberg [xxx] traf zu Wisaky Littewsky ein.

Am 7.

verfolgte der franz. linke Flügel und das Centrum die angegebenen Richtungen gegen Szawle und Relczew und Dryssa.

Am 8.

ließ der französische Kaiser die Garden zu Wilna die Revüe passiren, welche sodann ihren Marsch gegen Hlukobie antraten.
Der Herzog v. Auerstädt [xxx] kam nach Minsk; er fand dort beträchtliche Magazine von Mehl, Heu und Kleidungsstücken. -- Fürst Bagration [xxxx] war zu Nowo Swierznow oder in der Gegend, Hettmann Platow vor Mir. Da Bagration [xxxx] Minsk nicht mehr erreichen konnte, so wandte er sich gegen Bobruysk an der Berezina. General Tormassow verlegte sein Hauptquartier nach Torczyn, von wo er Streifkommandos von Kosaken ins Warschauische schickte, welche mehrre Dörfer verbrannten, und Vieh hinwegführten.

Am 9.

stieß der pohlische General Rozniecki, vom 5. Korps, vor Mir auf den Feind. Das 3. Uhlanenregiment griff ihn an, und warf ihn bis über Mir. Der Feind, der daselbst mit großer Mucht aufgestellt war, zwang nun dieses Regiment mit einem bedeutenden Verluste zum Rückzug. -- Der König von Westphalen rückte in Nowogrodeck, General Regnier [xxx] zu Slonim, Fürst Schwarzenberg [xxx] zu Pruschana ein, wo er das bei Kowel postirte Korps des Generals Kamenskoi beobachtete. Von den östreichischen Vortruppen standen der General Mohr gegen Roszana, um die Verbindung mit dem General Regnier [xxx] zu unterhalten, und über Sielecz und den oginskischen Kanal die Straße von Pinsk auf Nieswitz zu beunruhigen. General Zechmeister gegen Ratno, und eine dritte Abtheilung gegen Pinsk.

Am 10.

bezog die erste Westarmee, mit Ausnahme des ersten Korps, das verschanzte Lager bei Dryssa.
Die pohl. Division Rozniecki, welche sich vereinigt hatte, setzte sich gegen Mir in Marsch. Eine Stunde von Mir gegen Nieswitz stieß sie auf den Feind, der aus dem Korps des Hettmanns Platow, und einigen Hussarenregimentern bestand. Er wurde angegriffen und sein Vortrab in den Wald zurückgeworfen. Nun aber überschwemmte die feindliche leichte Reiterei die Ebene von Siemikowo, und drängte die Division Rozniecki bis Mir zurück. Da aber daselbst eine neue Brigade eingetroffen war, so wurde der Feind vom weitern Verfolgen abgehalten. Der Verlust war auf beiden Seiten sehr beträchtlich.
General Baron Colbert nahm zu Wileyka ein Magazin von 3,000 Centner Mehl und 100,000 Rationen Zwieback, auch eine Kasse mit Kupfermünze, in Werth von 20,000 Franken.

Am 11.

bemächtigte sich der Fürst von Eckmühl des festen Platzes Borissow an der Berezina; 600 Ctn. Pulver, 16 Belagerungsstücke und Hospitäler geriethen in seine Gewalt.

Am 12.

rückte der Herzog von Auerstädt [xxx] gegen Orsza vor; die Vortruppen des Königs von Neapel trafen an der Düna ein. General Baron Pajol [x] vom Korps des Marschalls Davoust schickte von Igumen ein Detachement von 50 Pferden unter Kapitain Vaudois nach Choluja. Er nahm einen Park von 200 Wagen, 6 Offiziers, 200 Kanoniere, 300 Trainleute und 800 Artilleriepferde gefangen.
KrtRussOrsza700

Am 13.

marschirte der Herzog von Reggio [xxx] gegen Dünaburg, rekognoscirte die Festungswerke, verbrannte die daselbst befindliche Baracken, und wendete sich gegen Druja. Der König von Westphalen hatte sein Hauptquartier in Nieswitz, der Vizekönig in Dockszyce.

Am 14.

traf General Sebastiani zu Druja ein. Der Kaiser ließ die bairischen Divisionen Wrede und Deroy (Korps des General St. Cyr), zu Wilna die Revüe passiren, von wo sie gegen Hlukobie marschirten.

Am 15.

ließ Graf Wittgenstein, der Druja gegenüber am rechten Ufer der Düna stand, den General Kulnew mit einer Kavalleriebrigade über den Fluß gehen, welcher die Vorposten des Generals Sebastiani angriff, und mit einem beträchtlichen Verlust zurückwarf. General St. Geniest, mehrere Offiziers und 200 Mann wurden gefangen.
Der Herzog von Auerstädt [xxx] war zu Igumen, General Pajol [x] zu Oczyce, General Grouchy in Borissow.

Am 16.

brach der Herzog von Tarent [xxx] von Poniewetz auf, und nahm seine Richtung über Janisky nach Constantinowetz. Von hier wurden 3 Bataillons, 4 Eskadrons detaschirt, um Mietau zu nehmen.
Der Marschall Herzog von Treviso war mit einem Theil der Garden zu Hlukobie, Herzog v. Auerstädt [xxx] zu Igumen, General Pajol [x] zu Swislocz, General Grouchy zu Borissow.

Am 17.

rückte General Grawert mit dem Gros des preussischen Korps auf der über Bauske und Eckau nach Riga führenden Straße, General Kleist aber auf der Straße über Schönberg vor.
Der Herzog von Tarent [xxx] wandte sich gegen Friedrichstadt und Jakobsstadt; der Herzog von Auerstädt [xxx] kam nach Holowczin.
Zu Pinsk geriethen 4 russische Offiziers, 134 M. in die Gefangenschaft, der östreichischen Avantgarde, welche daselbst eingerückt war.

Am 18.

traf General Grawert bei Bauske auf den Feind. Oberst Röder griff ihn mit der Avantgarde an. Da aber derselbe weit überlegen war, so konnte er nicht zum Rückzuge gezwungen werden. Die Russen hatten sich in der Position von Eckau festgesetzt.
Die erste Westarmee räumte an diesem Tage ihr verschanztes Lager bei Dryssa, und zog gegen Witepsk und auf die Straße nach Moskau.
Der Kaiser Napoleon verlegte sein Hauptquartier nach Hlukobie. General Grouchy stand zu Kochanow, General Colbert traf zu Orcza ein, nahm dort beträchtliche Magazine von Mehl, Hafer und Kleidungsstücken, und ging sogleich über den Dnieper.
KrtRussSwensztjany700
Fürst Schwarzenberg [xxx] marschirte in zwei Kolonnen nach Nieswitz, die eine nahm die Route über Slonim, die andere über Pinsk und Lohyczin.

Am 19.

griff General Grawert den bei Eckau postirten Feind an; er hatte dem General Kleist Befehl zugeschickt, von der über Schönberg nach Riga führenden Straße gegen Eckau vorzudringen, und den Feind in die linke Flanke zu nehmen. Die Russen wurden vom General Grawert in der Fronte, vom General Kleist in der Flanke angegriffen, und nach einem heftigen Widerstande mit Verlust von einigen hundert Gefangenen gezwungen, diese Stellung zu verlassen.
Der General Graf Nansouty traf Polock gegenüber, an der Düna ein.
Die erste Westarmee zog sich gegen Witepsk, Graf Wittgenstein blieb an der Dryssa.
Das Hauptquartier des Kaisers Alexander war zu Witepsk.
Da die Generale Tormassow und Kamenskoi, welche sich bei Kowel vereinigt hatten, das Warschauische bedrohten, so marschirte General Regnier [xxx] nach Slonim.
Der König von Westphalen legte das Armeekommando nieder, und der Herzog von Auerstädt erhielt auch den Befehl über das fünfte und achte Korps.

Am 20.

ging der König von Neapel bei Pollock über die Düna, und überschwemmte das rechte Ufer mit seiner Kavallerie; sein Hauptquartier war zu Disna.
KrtRussDrissa700
Die Herzoge von Istrien und Treviso mit den Garden und einem Theile der bairischen Kavallerie waren zu Uszaczka, der Prinz Vizekönig zu Kamien. Der Herzog von Auerstädt [xxx] marschirte auf Mohilew; er fand es von 2,000 Mann besetzt, welche gezwungen wurden, die Stadt zu räumen, und sich gegen Bobruysk, wo Bagration [xxxx] die Berezina übersetzte, zurückzuziehen.

Am 21.

rückte die Avantgarde des Generals Grawert zu Dahlenkirchen, 2 Meilen von Riga, ein; der Herzog von Tarent [xxx] war bei Friedrichsstadt über die Düna gegangen, um von jener Seite eine Rekognoszirung gegen die Festung zu machen.
Ein sächsisches Kavallerie- und zwei Infanterieregimenter kamen zur Ablösung des Generals Zechmeister in Kosow an.

Am 22.

unternahm der Herzog von Tarent eine Rekognoszirung bis unter die Festungswerken von Riga.
Die russ. Armee verfolgte ihren Marsch gegen Witepsk. Fürst Bagration [xxxx] marschirte von Bobruysk gegen Staroi Bichow.

Am 23.

verlegte der Kaiser Napoleon sein Hauptquartier nach Kamien, der Prinz Vizekönig nach Beszenkowicze. Um 10 Uhr Vormittags ging der letztere, nachdem er den Feind, der den Übergang streitig machen wollte, geworfen hatte, daselbst über die Düna.
KrtRussKamen700
Fürst Bagration [xxxx] traf zu Staroi Bichow ein. Er hatte 2 Divisionen gegen Mohilew vorgeschickt. 3,000 Kosaken machten einen Angriff auf das dritte Chasseurregiment, und nahmen 100 Gefangene, worunter der Oberst und 4 Offiziers. Der russische General Sievers griff nun mit jenen zwei Divisionen das aufgestellte Korps des Marschall Herzog von Auerstädt an, und versuchte den Wald und die Brücke über den Dnieper zu forciren. Der Kampf dauerte von 8 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends. Um 5 Uhr ließ Marschall Davoust 3 Elitenbataillons vorrücken, setzte sich an ihre Spitze und warf den Feind, der sich auf Bichow zurückzog, dort den Übergang über den Dnieper bewerkstelligte, und seine Richtung gegen Smolensk, auf den linken Flügel der ersten Westarmee, nahm. Der Verlust der Russen wird auf 3,000 Todte und Blessirte, und 1,100 Gefangene, der der Franzosen auf 700 Todte und Blessirte angegeben.
Eine Abtheilung des Korps vom General Tormassow rückte an die Pina, um den Übergang über diesen Fluß zu forciren, wurde aber von den dort aufgestellten östreichischen Vortruppen mit bedeutendem Verluste zurückgewiesen.

Am 24.

Die franz. Div. Bruyeres und St. Germain wurden auf der Straße gegen Witepsk vorgeschickt; der Kaiser verlegte sein Hauptquartier nach Beszenkowicze.
F. M. L. Frimont übergab den Sachsen seine Stellung bei Pinsk, und folgte dem Gros des östr. Korps nach Wieswicz.

Am 25.

marschirte das Korps des Generallieutenants Grafen Ostermann Tolstoi (welcher, da General Schuwalow wegen Erkrankung die Armee verließ, das Korpskommando desselben erhielt) auf Ostrowna. Eine Meile von Ostrowna stieß er auf die Divisionen Bruyeres und St. Germain, unter Kommando des Grafen von Nansouty. Die französische Kavallerie machte mehrere Angriffe, und warf endlich die Russen mit dem Verluste einer Batterie nach Ostrowna zurück.
Am nämlichen Tage wurde auch der Posten von Kobryn dem sächsischen General Klengel von den östreichischen General Zechmeister übergeben, der ihn mit 2 Regimentern Infanterie und einer Abtheilung Kavallerie besetzte.

Am 26.

traf der Vizekönig eine Stunde hinter Ostrowna auf den Feind, welcher angegriffen und zurückgeworfen wurde. Der Gen. Roussel, der sich bei dem Übergange über die Dzisna, und bei diesem Gefechte rühmlichst ausgezeichnet hatte, ward durch die Unvorsichtigkeit einer Vedette, die ihn für einen feindlichen Offizier hielt, bei Visitirung der Vorposten um 10 Uhr Abends erschossen.

Am 27.

marschirte der Vizekönig neuerdings gegen den Feind. Er fand denselben in der Ebene rückwärts des Waldes von Ostrowna, 10,000 Mann stark, aufgestellt, den rechten Flügel an die Düna, den linken an einen Wald gestützt, der mit Infanterie und Artillerie stark besetzt war.
Zwei Kompagnien Voltigeurs der französischen Division Broussier zogen sich längs dem Fluß aufwärts gegen die russischen Kavallerie hin, und hielten über eine Stunde die heftigsten Angriffe derselben aus, wodurch die französische Kavallerie Zeit zum debouchiren gewann.
Der König von Neapel leitete den Angriff gegen den Wald und die daselbst aufgestellten Batterien. Die Divisionen Delzon und Broussier griffen den Feind in der Front an. In weniger als einer Stunde war er aus seiner Stellung vertrieben, und gezwungen, sich in die Ebene hinter die Dutschesza zurückzuziehen.
Die Resultate dieses dreitägigen Gefechts bei Ostrowna bestehn, nach Angabe der öffentlichen Blätter, in 10 erbeuteten Kanonen, 20 Munitionskarren, 1,500 Gefangenen und 5 bis 6,000 Todten und Blessirten. Der französische Verlust beläuft sich auf 200 Todte, 900 Blessirte und 50 Gefangene.
Am nämlichen Tage griff General Tormassow den zu Kobryn postirten General Klengel, der vom Korps des Gen. Regnier abgeschnitten wurde, an; er mußte sich mit 2,500 Mann, 8 Kanonen und 4 Fahnen nach einem tapfern Widerstande gefangen geben.

Am 28.

zogen sich die vor Witepsk aufgestellten russischen Korps zurück.
Die französische Avantgarde rückte zu Witepsk ein.
Das zur Belagerung von Riga bestimmt Geschütz ging über den Niemen. Der Herzog von Belluno [xxx] rückte an die untere Memel.
Der Marschall Herzog von Reggio [xxx] rückte von Polock gegen Sebez vor. Die Avantgarde, aus der fünften leichten Kavalleriebrigade und einem Bataillon Infanterie bestehend, faßte bei Sihoszina Posto, und schlug eine Brücke über die Dryssa. Das Gros des Korps kampirte zwischen Biala und Sihoszina, eine Infant. Div. bei Sozowka. Die 6te leichte Kavalleriebrigade, zur Deckung des Marsches dieser Kolonne bestimmt, wurde von 14 bis 1500 russischen Hussaren und Kosaken, welche bei der Furt von Valencze über die Dryssa gegangen waren, durch beständige Angriffe beunruhiget, verlor ungefähr 80 Pferde, und kam erst um 11 Uhr Abends in ihre Position.

Am 29.

verlegte der franz. Kaiser sein Hauptquartier nach Witepsk.
KrtRussWitepsk700
Der russ. General Kulniew stand mit 4,000 Mann Infanterie, 1,500 Pferden und 18 Kanonen zu Valencze; Wittgenstein zu Kokonow.

Am 30.

stand der Herzog von Tarent [xxx] vor Dünaburg und Riga. Der Herzog von Reggio [xxx] traf zu Klästizy, General Legrand [xx] zu Jakubowo ein. Um 4 Uhr Nachmittags rückte der Feind mit Macht gegen Jakubowo vor, und griff es an. Die Division Legrand hielt durch 6 Stunden das heftigste feindliche Feuer aus, und behauptete trotz aller Anstrengungen des Feindes ihre Stellung.
Eine Brigade vom Korps des Vizekönigs wurde nach Welij vorgeschickt; sie machte 400 Gefangene.
Der König von Napel marschirte gegen Smolensk,
Der Herzog von Abrantes stand zu Orsza,
Der Herzog von Auerstädt [xxx] zu Mohilow.

Am 31.

griff das Korps des Generallieutenants Wittgenstein Jakubowo neuerdings mit großer Übermacht an; es wurde aber durch die Tapferkeit der dort aufgestellten Truppen mit dem Verluste von 500 Gefangenen zurückgewiesen. Der französische Verlust beläuft sich auf 3 bis 400 todte und Verwundete. Nach diesem mißlungenem Versuche Jakubowo zu nehmen, suchte General Wittgenstein sich in Besitz der Furt der Dryssa zu setzen. Der Herzog von Reggio [xxx] blieb in seiner Stellung hinter diesem Flusse.
Der Aide de Camp Triaire rückte mit dem italienischen Garderegiment der Königin zu Uswiat ein, und machte einen Offizier und 40 Mann gefangen.
Fürst Schwarzenberg [xxx] ging, als er vom General Regnier die Nachricht erhalten, daß er auf seinem rechten Flügel vom General Tormassow mit Macht angegriffen, und das Städtchen Kobryn genommen wäre, von Nieswicz auf Snow zurück, um den General Regnier [xxx] aufzunehmen, und sich mit ihm zu vereinigen.
(Die Fortsetzung folgt.)

August 1812.[]

Chronologische Uebersicht der Bewegungen der französischen und verbündeten, und der russischen Armeen.

Im Monat August. *)
(Fortsetzung.)
In der ersten Hälfte des Monats August geschah bei der französischen Hauptarmee nichts von Bedeutung. Der Kaiser befahl, daß die Truppen auf 10 Tage in Erfrischungsquartiere gehen, und sich daselbst von den Anstrengungen und Mühseligkeiten der vergangenen Tage erholen sollten. Das Hauptquartier war während dieser Periode ununterbrochen zu Witepsk, wo zugleich vier Brücken über die Düna geschlagen waren.
Das 3te Korps, unter dem Marschall Herzog von Elchingen, stand zu Liozna;
Der König von Neapel zu Nicolino, mit der Kavallerie zu Nikowo.
Das 1ste, unter dem Marschall Fürsten von Eckmühl, bei Dubrowna, mit Brückenköpfen an dem kleinen Flüßchen Beresynia und am Dnieper;
Das 5te, Fürst Poniatowsky, zu Mohilew, mit zwei Brückenköpfen über den Dnieper;
Das 4te, der Prinz Vizekönig von Italien, zu Suracz.
Das 8te, der Marschall Herzog von Abrantes, (Nach dem Abgange des Generals Vandamme), bei Orsza, mit zwei Brückenköpfen über den Dnieper;
Das 2te, Marschall Herzog von Reggio, und
Das 6te, Divisionsgeneral Gouvion St. Cyr, vereinigt an der Dryssa.
Das 10te, Marschall Herzog von Tarent, vor Riga und an der untern Düna.
Der Fürst von Schwarzenberg [xxx], und
Das 7te Korps, General Reynier, in der Gegend von Slonim.
Das 9te, Marschall Herzog von Belluno, sammelte sich zu Tilsit, und
Das 11te, Marschall Herzog von Castiglione, bei Stettin.
Diese Ruhe wurde von den Russen nur wenig unterbrochen; wahrscheinlich benutzten ihre beiden Westarmeen diese Frist, um sich zu vereinigen. Nur auf den Flanken dauerten die Gefechte fort.

Am 1. August

gingen die Russen über die Dryssa. Der französische Bericht nennt dieß eine Verwegenheit, vermuthlich weil die Franzosen auf beiden Seiten des Flusses standen. Der Herzog von Reggio [xxx] ließ die Hälfte des feindlichen Korps hinüber, und als er ungefähr 15,000 Mann und 14 Kanonen jenseits des Flusses engagirt sah, demaskirte er eine Batterie von 40 Kanonen, und feuerte damit eine halbe Stunde lang auf Kartätschenschußweite. Zugleich rückten die Divisionen Legrand und Verdier (welche also jenseits der Dryssa sich befanden) im Sturmschritt vor, und warfen die 15,000 Russen in den Fluß. 3,000 Gefangene und 3,500 Todte oder Ertrunkene werden französischer Seits als Resultat dieses Gefechts angegeben, wovon die Russen in ihren Berichten sich den Sieg zuschrieben, 3,000 Gefangene gemacht, und 3 Kanonen erbeutet zu haben vorgaben. Zufolge der russischen Berichte wurde bei diesem Gefechte der kommandirende General Graf Wittgenstein blessirt, und General Kulniew getödtet. Die Russen wollten sich nun, wie sie sagen, mit ihrer Hauptstärke auf das 10te, an der untern Düna postirte Armeekorps, werfen, dieß ist aber bis jetzt nicht erfolgt.
An demselben Tage rückte General Ricard mit seiner Brigade in Dünaburg ein, und fand daselbst 20 Kanonen; die übrigen Kriegsvorräthe waren theils zerstört, theils fortgeschafft.
Das östreichische Hilfskorps kam diesen Tag nach Stolowice.

Den 2.

traf dasselbe in Polonka, und

Am 3.

in Jakimowice bei Slonim ein, um sich mit dem 7ten Korps zu vereinigen. Der Fürst Schwarzenberg [xxx] beschloß nun die Russen, welche unter dem General Tormassow bis Ruszana vorgerückt waren, und bis Bialystock streiften, in Verbindung mit dem General Reynier [xxx] ungesäumt anzugreifen, und die dadurch ununterbrochene freie Kommunikation mit dem Warschauischen wieder herzustellen.

Den 4.

rückte das Korps nach Cziwialkowice. Der Feind wurde von den Vortruppen aus Ruszana vertrieben.

Den 5.

ging das Korps nach Kossow. Fürst Schwarzenberg erhielt das Oberkommando über die beiden vereinigten Korps, und zugleich den Befehl gegen Volhynien vorzurücken, und die Generale Tormassow und Kamensky anzugreifen.

Den 6.

wurde General Mohr über Chomsk gegen Pinsk detaschirt, um sich der Übergänge über die Pina zu bemächtigen, und dadurch die linke Flanke des gegen Pruszana vorrückenden kombinirten Korps zu sichern.

Den 7.

rückten die Divisionen Siegenthal, Bianchi und Frimont über Diadi gegen Kartuzka Bereczna, die Division Trautenberg aber über das Defilee von Seletz hinaus, und stellte sich bei Ohunewicze auf.
Der Feinst stand bei Sienewicze, Maletz und Pruszana.
Diesen und den vorigen Tag that die Besatzung von Riga Ausfälle. Dabei kamen mehrere englische Kanonenböte die Aa herauf, um die auf ihren Ufern marschirenden russischen Bataillone zu unterstützen; sie wurden aber sämmtlich zurückgetrieben.

Am 8.

passirten die östr. Truppen die Jasiolda bei Kartuzka Bereczna. Der Feind wurde aus Sienewicze vertrieben.
Bei Nicowo griffen 12,000 M. russ. Reiterei die Kavalleriedivision Sebastiani an, und drängten die auf eine halbe Stunde zurück. Die Russen behaupteten in ihren berichten, dabei namhafte Vortheile errungen zu haben.

Am 9.

wendete sich das östreichische Hilfskorps gegen Pruszana.
Vor Riga hatte der preussische General Kleist ein sehr hartnäckiges Gefecht, wobei er jedoch seinen Platz behauptete.

Am 10.

drängte Gen. Reynier [xxx] , der über Welikzelo vorgerückt war, die Russen bis hinter Pruszana zurück; der östr. General Trautenberg warf sie bis Koschibrod, woselbst sie eine neue Stellung nahmen, welche nur auf einem 1,200 Schritt langen Damme zugängig war. Vor demselben befand sich ein Wirthshaus mit Infanterie und drei Kanonen besetzt. Die östreichischen Jäger unter dem Oberst Suden vertrieben diese Infanterie, und erbeuteten eine Kanone.
Der Kaiser Napoleon beschloß damals, mit dem Centrum auf den Feind loszumarschiren, und sich vom linken Ufer des Dniepers aus in Besitz von Smolensk zu setzen.

Am 11.

ging der General Tormassow hinter das Defilee von Horodezka in Volhynien, und nahm auf den jenseitigen Anhöhen eine sehr vortheilhafte Position. Das combinirte Truppenkorps rückte ihm nach, und ging diesseits des genannten Dorfes ins Lager.
Die Stellung der Russen war durch einen tiefen Morast gesichert, und deckte die Straße nach Kobryn. Ihre Stärke war gegen 40,000 Mann mit 60 Kanonen.

Den 12.

in der Frühe verstärkte Schwarzenberg [xxx] den General Reynier [xxx] mit zwei östreichischen Infanterie- und eben so viel Kavallerieregimentern, welcher hierauf rechts abmarschierte, um die linke Flanke des Feindes zu umgehn, und so die Straße nach Kobryn zu gewinnen. Zu gleicher Zeit wurden Demonstrationen auf die Front gemacht.
Als die Russen diese Flankenbewegung gewahr wurden, so nahmen die alle ihre Reservetruppen, und einen großen Theil der zweiten Linie, um sie dem General Reynier [xxx] entgegen zu stellen, welcher gegen 10 Uhr um den Saum des Waldes herum kam, und unter dem feindlichen Feuer debouchirte. Er wurde sogleich von den Russen angegriffen; allein in diesem Augenblicke eilte ihm das östreichische Infanterieregiment, Hieronymus Colloredo, welches in Front durch den oberwähnten Morast ging, zu Hilfe. Die Russen wurden bis hinter Podubnie zurückgeworfen, und traten in der Nacht ihren Rückzug an.
Der Verlust der Östreicher in diesem Gefechte wird auf 1,300 Todte und Verwundete, der der Sachsen auf 800 bis 1000, und der der Russen auf 3,000 Mann angegeben.
Der General Grouchy versammelte das dritte Kavalleriekorps zu Raszazna.

Den 13.

setzte General Tormassow, von der Kavallerie lebhaft verfolgt, seinen Rückzug fort, und ging über die Muchawez gegen Ratno.
Der Fürst von Eckmühl sammelte sein Korps zu Dubrowna.
Der Fürst Poniatowsky [xxx] traf von Mohilew zu Romanow ein.
Bei Raszaszna wurden drei Brücken geschlagen. Eben dahin wurde das Hauptquartier von Witepsk verlegt.
Der König von Neapel und der Marschall Herzog von Elchingen [xxx] rückten von Liozna an den Dnieper; an dem Einflusse des Flüßchens Beresynia wurden in der Nacht zwey Brücken über den Dnieper geschlagen.

Den 14.

Der Vicekönig, der von Suraz aufgebrochen, und über Janowiczy und Cjuwawiczy marschirt war, kam zu Raszaszna an.
Mit Tagesanbruch vereinigte sich General Grouchy mit dem General Nansouty bey Liady, woraus er zwei Kosakenregimenter vertrieb.
Der König von Neapel und der Herzog von Elchingen [xxx] kamen zu Krasnoi an. Die 27te russische Division war vor diesem Städtchen aufgestellt. Sie wurde angegriffen und mit einem Verluste von 1500 Gefangenen, 1000 Todten, 8 Kanonen und 14 Pulverwägen in die Flucht geschlagen. -- Das Hauptquartier wurde nach Krasnoi verlegt.

Den 15.

war das französische Hauptquartier auf der Poststation Korytnia.
Das österreichische Auxiliarkorps erreichte heute die Arrieregarde Tormassows bei Plosky, und warf sie in die Moräste. General Reynier [xxx] marschirte nach Bulkow, um den Feind zu tourniren.

Am 16.

Morgens wurden die Anhöhen um Smolensk von den Franzosen besetzt. Der Kaiser rekognoscirte die Stadt und vertheilte seine Armee, weil er wußte, daß die feindlichen Generalen ihre Truppen gegen Smolensk zurückzogen, und Befehl hatten, zu Rettung dieser Stadt eine Schlacht zu liefern. Sie hatten 30,000 Mann hinein geworfen, und formirten sich auf dem rechten Ufer des Stromes, der Stadt gegenüber, mit der sie durch drey Brücken in Verbindung standen. Bei der französischen Armee kommandirte der Herzog von Elchingen [xxx] den linken Flügel, der sich an den Dnieper lehnte, der Fürst von Eckmühl [xxx] das Centrum, der Fürst Poniatowsky [xxx] den rechten Flügel; die Garde war im Centrum als Reserve aufgestellt; der Vicekönig eben so hinter dem rechten Flügel; die Kavallerie unter den Befehlen des Königs von Neapel zu äußerst auf dem rechten Flügel. Der Herzog von Abrantes mit dem 8ten Korps hatte sich verirrt, und ein falsches Manöver gemacht.
Der östr. General Bianchi griff an diesem Tage den Feind zwischen Ur und Diwin an, und drängte ihn nach einem hartnäckigen Gefecht mit einem Verlust von 700 Mann bis Summary zurück. -- General Mohr rückte an die Pina, um Pinsk zu besetzen und Mozyr zu beobachten.
Das 2te und 7te Armeekorps, welche auf dem linken Dünaufer bei Polloczk versammelt waren, wurden von dem Grafen von Wittgenstein, der auf den Straßen von Newel und Sebez vorrückte, mit einem Angriff bedroht. General Wrede nahm sogleich seine Stellung längs der Polota, und besetzte das Dorf Spas, hinter welchem zwey Brücken über den genannten Fluß geschlagen waren.

Den 17.

Nachmittags um 2 Uhr ließ Kaiser Napoleon Smolensk angreifen. Der Fürst Poniatowsky [xxx] rückte mit dem rechten Flügel an den Dnieper vor, um eine der Vorstädte zu besetzen, und dadurch den Brücken beizukommen. Der Fürst von Eckmühl [xxx] bekam Befehl, zwei verschanzten Vorstädte anzugreifen, die 200 Toisen vor der Stadt lagen, und mit Infanterie und Geschütz besetzt waren. Um 5 Uhr waren diese erobert. Überall, auf dem rechten und linken Flügel, wurde der Feind gegen die Stadt zurück geworfen. Oberhalb der Stadt auf einer Anhöhe wurde eine Batterie von 60 Kanonen errichtet, und damit die jenseits des Stroms stehenden Feinde, so wie die Brücken beschossen.
Um 6 Uhr Abends wurden drei Batterien Zwölfpfünder zum Brescheschießen gegen die Mauern errichtet. Die Stadt gerieth in Feuer; das Gefecht dauerte bis spät in die Nacht. Um 1 Uhr nach Mitternacht verließ der Feind die Stadt, und zog sich über den Fluß. Sein Verlust wird auf 4,700 Todte, 7 - 8,000 Blessirte, und 2,000 Gefangene bestimmt. Die Franzosen verloren ihrer Angabe nach 700 Todte, 3,200 Verwundete.
Das österreichische Hilfskorps besetzt Divin; das 7te Korps war zu Rudna, die Avantgarde bei Mokrany.
Das Dorf Spas wurde von den Russen unter Wittgenstein zu drei wiederholten Malen angegriffen, und von den Baiern mit der größten Anstrengung vertheidigt. Der Oberkommandant, Marschall Herzog von Reggio, erhielt gegen Abend eine schwere Wunde in die Schulter, welche ihn nöthigte das Schlachtfeld zu verlassen, und dem Oberbefehl dem Grafen Gouvion St. Cyr zu übergeben.

Den 18.

in der Früh wurde Smolensk von den Franzosen besetzt. Einige Bataillons Würtemberger vom (3ten Armeekorps) gingen sodann durch eine Furt auf das rechte Ufer des Dniepers und vertrieben die Feinde nach einem hitzigen Gefechte auch aus der jenseits gelegenen Vorstadt. -- Man arbeitete diesen Tag an Wiederherstellung der Brücken.
Da dem Gen. Tormassow in seiner Stellung bei Ratno auf den Dämmen von Mokrany und Diwan nicht beizukommen war, so marschirte General Reynier [xxx] über Oltusk und Orechow, um den Feind in der linken Flanke zu umgehen.
An der Polota war den Vormittag über, alles ruhig. General St. Cyr beschloß jedoch den Gen. Wittgenstein Nachmittags um 4 Uhr anzugreifen, und ihm eine allgemeine Schlacht zu liefern, wozu alle Vorbereitungen gemacht wurden. Ein Zwölfpfünder gab das Signal zum Angriff, welcher auch sogleich auf allen Seiten begann. Es wurde mit der äußersten Erbitterung gefochten. Der bair. General Deroi erhielt beim Aufmarsch eine tödtliche Blessur in den Unterleib. Um 8 Uhr Abends räumten die Russen das Schlachtfeld; sie verloren den officiellen Berichten nach 21 Kanonen, eine Menge Munitions- und Bagagewagen, 1,500 Gefangene, 4,000 Todte und Verwundete.

Am 19.

RouteSmolenskNowoselki
bei Tagesanbruch, als die Brücke bei Smolensk fertig war, ging der Herzog von Elchingen [xxx] auf das rechte Ufer des Dniepers, um den Feind zu verfolgen. Eine Stunde von der Stadt stieß er auf das letzte Echelon der feindlichen Armee, und warf es auf das zweite zurück, das auf den Höhen von Walutina stand.
Vier russische Divisionen kamen ihrer Arrieregarde zu Hilfe, und es entstand ein sehr heftiges Gefecht, wobei die Franzosen den Divisionsgeneral Gudin verloren. -- Die russische Hauptarmee setzt ihren Rückzug in der Nacht fort.
General Tormassow verließ Summary und zog sich gegen Ratno. Das österreichische Hilfskorps bezog ein Lager bey Rudna; General Reynier [xxx] in Oltusk.

Den 20.

rückte das 3te Armeekorps eine Stunde vorwärts des Schlachtfeldes vom vorigen Tage, und bezog dort ein Lager.
Der östr. General Mohr rückte in [[Pinsk] ein.

Den 21.

ging die russische Hauptarmee bei Slob Puewa wieder über den Dnieper.
Der östr. General Frehlich verfolgte Tormassow auf der Straße von Mokrany, und vertrieb dessen Nachtrab aus einem Walde.

Den 22.

Ein Theil der Garnison von Riga, unter unmittelbarer Anführung des Generals Essen, landete bey Sloop, griff die preußischen Vortruppen an, drängte sie zurück, und bemächtigte sich des Dorfs Dahlenkirchen.
General Wittgenstein wurde bei Kemchelewa von dem baierischen General Siebein von neuem angegriffen, und nach einen sehr heftigen Gefecht, wobei der letztere eine tödtliche Wunde erhielt, zurückgeworfen.
General Tormassow zog sich über den Przypecz zurück. Die Östreicher besetzten Ratno, und faßten dießseits des Flusses Posto.

Den 23.

blieben die östreichischen und sächsischen Truppen in ihrer den Tag vorher genommenen Stellung.

Den 24.

ging General Frehlich bei Krasnowolo über den Przypecz. General Mohr ging über die Pina, und verfolgte den Feind bis Liubaschew.

Den 25.

wurde der Nachtrab des Generals Tormassow von den General Frehlich angegriffen, und bis Wüschwa zurückgedrängt. Der General Reynier [xxx] wurde bey Liuboml attakirt, und warf den Feind bis Podgorodno und Radichow zurück.
Das Dorf Dahlenkirchen, unweit Riga, wurde den Russen von den Preußen wieder abgenommen.

Den 26.

RouteDorogobuiSlawkowo
wurde das französische Hauptquartier nach Dorogobusz verlegt.
General Tormassow zog sich theils nach Turisk, theils nach Kowel. Das kombinirte Korps folgte ihm.

Den 27.

kam das französische Hauptquartier nach Slawkowo. Die Avantgarde marschirte gegen Wiazma. Die Armee bewegte sich in drei Kolonnen: der linke Flügel unter Kommando des Vicekönigs von Italien nahm seine Richtung auf Kanuschkino, Snamenskö, Koßtereschtowo und Rovö; das Centrum unter dem König von Neapel, bestehend aus den Korps des Marschalls Fürsten von Eckmühl, des Herzogs von Elchingen und der Garde, marschirte auf der großen Heerstraße; der rechte Flügel unter dem Fürsten Poniatowsky [xxx] auf dem linken Ufer der Oszma über Woloszock, Lumki, Pokrowskö und Slukino.
An der Oszma, dem Dorfe Rybki gegenüber, faßte die feindliche Arrieregarde Posto, wurde aber von da vertrieben, und genöthigt ihren Rückzug weiter fortzusetzen.

Den 28.

verlegte der Kaiser sein Hauptquartier nach Semlewo. Der feindliche Nachtrab wurde auf allen Seiten gedrängt.
Der Vortrab des östreichischen Hilfskorps besetzt Kowel; der Feind verbrannte die Brücken über die Tura, und zog sich gegen Luczk zurück.

Den 29.

RouteWiazma
rückte der General Graf Caulincourt in Wiazma ein; das Hauptquartier war eine Stunde vor der Stadt in einem Schlosse, und wurde

Den 30.

nach Wiazma verlegt.
Der Fürst Schwarzenberg [xxx] ging nach Koschary; die östr. u. sächs. Truppen standen zwischen Kowel und Turisk an der Tura; General Mohr am Przypecz.

Den 31.

kam das französische Hauptquartier nach Welitschewo.
*) Bei der ersten Aufstellung der franz. Armee im vorigen Hefte p. 101. ist das dritte Korps, Marschall Herzog von Elchingen, unerwähnt geblieben; dasselbe stand am 23. Juni zu Marienpol.
(Die Fortsetzung folgt.)

September 1812.[]

Chronologische Uebersicht der Bewegungen der französischen und verbündeten, und der russischen Armeen.

Im Monat September.
(Fortsetzung.)

Am 1.

traf das zur Belagerung von Riga bestimmte Geschütz zu Ruhenthal in der Gegend von Bauske ein.
RouteGjatMosaisk
Das Hauptquartier des Kaisers Napoleon wurde von Welitschewo nach Gzatsk verlegt. Der König von Neapel mit der Avantgarde stand 10 Werste vorwärts dieser Stadt, der Vizekönig zwei Stunden links, der Fürst Poniatowsky [xxx] zwei Stunden rechts eben so weit voraus. --
Gen. Dombrowsky [xx] näherte sich an diesem Tage mit einer Abtheilung polnischer Truppen vom 5. Korps der großen Armee der befestigten Stadt Bobruisk an der Beresina, um diesen festen Platz zu belagern und das in dortiger Gegend stehende kleine russische Korps zu beobachten.

Am 4.

begab sich Kaiser Napoleon in das Lager bei Gridnewa. Die Russen hatten eine Stellung zwischen der Moskwa und Kolotscha, das Dorf Borodino im Centrum, bezogen, und dieselbe zu befestigen angefangen.
Das vereinigte östreichische und 7te Korps gingen an diesem Tage in drei Kolonnen über die Turia; Schwarzenbergs Hauptquartier [xxx] ward nach Golubi verlegt.
Der franz. Kaiser traf am 5. vor Borodino ein, und ließ die verschanzte Anhöhe, welche den linken Flügel der russischen Stellung deckte, angreifen und wegnehmen.

Der 6.

verging mit gegenseitigen Rekognoszirungen und Vorbereitungen zur Schlacht.

Am 7.

Schlacht bei Borodino an der Moskwa.
Um 5 Uhr früh begann der Angriff durch die Korps des Königs von Neapel, der Fürsten Poniatowsky und Eckmühl, und des Herzogs von Elchingen auf den linken Flügel der russischen Stellung. Fürst Poniatowsky [xxx] umging den Wald, an welchen sich derselbe stützte. -- Der Vizekönig bemächtigte sich des Dorfes Borodino im Centrum. -- General Graf Morau erstürmte die Redouten auf dem rechten Flügel der feindlichen Position; aber von allen Seiten mit großer Übermacht angegriffen, konnte er sich auf dem eroberten Terrain nicht behaupten. -- In dem Augenblicke erneuerten die Russen den Angriff auf der ganzen Linie. Die russisch-kaiserliche Garde und die Reserven wurden in das Treffen gezogen, und suchten sich des Dorfes Borodino wieder zu bemächtigen. Aber die franz. Division Friant schlug die heftigsten mehrmahls wiederholten Angriffe mit der größten Tapferkeit zurück, und der König von Neapel beschleunigte den Rückzug der russischen Armee durch mehrere gelungene Kavallerieangriffe.

Am 8.

drängte der russische General Ertel die östreichischen Vorposten des Generals Mohr gegen die Jasiolda zurück, worauf dieser General auf das rechte Ufer der Pina überging, und sich bei Liubaschew aufstellte.
Die französische Hauptarmee drang auf den drei Straßen, die von Mozaisk, Zwenigrod und Kaluga gegen Moskau führen, gegen diese Hauptstadt vor.

Am 9.

rückte der König von Neapel in Kibinskoe der Vizekönig in Ruja, der Fürst Poniatowsky [xxx] in Freminskoe ein.
General Tormassow hatte damals eine vortheilhafte Stellung bei Dworetz hinter Lutzk bezogen.

Am 12.

wurde das Hauptquartier des Kaisers Napoleon von Mosaisk nach Petelina,

am 13. in das Schloß Berowska verlegt.

Am 14.

rückte die französische Armee in Moskau ein; die Stadt war durch Veranstaltung des Gouverneurs Graf Rastropschin in Brand gesteckt worden, der bis zum 20. währte, und den größten Theil der Stadt in Asche verwandelte.
Nach dem Einrücken der Franzosen in Moskau zog sich die russische Hauptarmee Anfangs auf der Straße nach Kasan, sodann über Podolsk und Krasnaja, Bochra gegen Kaluga und Tula zurück. -- Der König von Neapel hatte seine Vorposten auf der Straße gegen Kaluga, der Herzog von Elchingen [xxx] gegen Wladimir, der Vizekönig gegen Dimitrow.

Am 15. bis 18.

fielen Gefechte bei Bobruisk zwischen dem General Dombrowsky [xx] und den russischen Kolonnen der Generale Decier und Baranow vor. -- Fürst Schwarzenberg [xxx], dessen Vorposten an dem Sochod standen, unternahm Rekognoszirungen gegen den Styrfluß, durch welche er eine vollkommene Kenntniß der Stärke der russischen Korps erhielt, und sich von dem Eintreffen der Moldauer Armee überzeugte.

Am 19.

schlug Tormaßow mehrere Brücken über den Styr und rekognoscirte die österr. Stellung.

In der Nacht vom 20.

ging eine Abtheilung Kosacken bei Radomischl über den Styr und streifte im Rücken der Östreicher. -- General Tormaßow selbst ging erst am 23, über diesen Fluß, bedrohte die rechte Flanke der Östreicher und zwang sie durch seine Überlegenheit eine Stellung hinter der Turia zu nehmen.

Am 27.

griffen die Russen den Fürsten von Schwarzenberg [xxx] in seiner Stellung an der Turia an. Dieser zog sich anfangs auf Liuboml, und von da die folgenden Tage an den Bug zurück, über welchen er einige Tage darauf bei Wlodowa im Angesicht des Feindes ohne Verlust ging. Das bei Wlodimirz stehende pohlnische Korps des Gen. Kosinsky ging zugleich bei Opalin über den Bug um Zamosc zu decken.
Die durch die finnischen Truppen verstärkte Garnison von Riga versuchte ebenfalls am 27. und die folgenden Tage den zu Ruhenthal bei Bauske stehenden Belagerungspark wegzunehmen oder zu zerstören. Sie drang mit überlegener Macht auf den Straßen von St. Olai und Eckau auf Bauske vor, zwang die Preussen am 29. beyde Orte wie auch Mitau zu verlassen und sich hinter der Aa aufzustellen.
Gen. Graf Wittgenstein und die Korps des Marschalls Grafen Gouvion St. Cyr waren durch den ganzen Monat ohne bedeutende Gefechte in ihrer Stellung, ersterer bei Samchany, letzterer zwischen Pollotzk und der Trissa geblieben.
(Die Fortsetzung folgt.)


Feldzugspläne.[]

Die Wiener Hofzeitung liefert eine Uebersicht der bisherigen Bewegungen der kriegführenden Armeen, aus welcher wir Folgendes noch Unbekannte ausheben:

Der von den Russen zu dem gegenwärtigen Feldzuge angenommene Plan wurde durch den General von Pfuhl (ehemals in königl. preussischen Diensten) entworfen. Er war in einer bisher unbekannten Ausdehnung dieses Wortes defensiv; überall sollte die russische Armee sich vor Angriffen bewahren, überall, ohne Gefechte anzunehmen, ohne Rücksicht auf Länderverlust sich bis an die befestigte Düna zurückziehen. Riga, Dünaburg und das verschanzte Lager bey Drissa waren die Aufstellungspunkte; auf sie zog sich auch wirklich die erste russische Westarmee, unter Barclay de Tolly, zurück; man vermuthete also russischer Seits, der französische Feldherr würde seine Hauptbewegung nordöstlich gegen Petersburg nehmen. Unbegreiflich genug war bey diesem ersten freywillig angenommenen Plane gleich bey Eröffnung des Feldzuges die zweyte Westarmee, unter Bagration, von der ersten getrennt; die ersten russischen Bülletins beweisen, daß mit dem Anfange des Rückzugs auch die Sorge für die Vereinigung beyder Hauptarmeen entstand.

Die Bewegung der französischen Armee entsprach jedoch keinesweges dem russischen Defensivplane. Anstatt die Düna und ihre Verschanzungen aufzusuchen, rückte der Kaiser rasch mit einer ungeheuren Masse in einer ganz östlichen Richtung gegen die Quellen der Düna und des Dniepers; sein Vordringen schien Moskau und die fruchtbarsten Strecken des russischen Reichs zu bedrohen. Die Verschanzungen an der Düna waren nun unnütz geworden; Niemand war da, um sie anzugreifen, und ihre Vertheidiger gingen auf den wirklich bedrohten Punkten ab. Die beyden Hauptarmeen waren getrennt. Die Unzufriedenheit mit dem angenommenen Plane wurde allgemein. Se. Russische Majestät gaben den Vorstellungen der großen Mehrzahl nach; General von Pfuhl wurde von der Armee entfernt. Der General Barclay de Tolly entwarf denn einen neuen, ganz offensiven Plan. Beyde Armeen mußten sich demselben gemäß vereinigen, um nicht einzeln aufgerieben zu werden; zum Vereinigungspunkt selbst wurde Smolensk bestimmt, und von dort aus sollte die Offensive ergriffen werden. Die Deckung der Straße von Petersburg wurde dem getrennten Korps des Grafen von Wittgenstein allein überlassen; die erste Westarmee verließ alle Verschanzungen an der Düna, und zog sich in Eilmärschen nach Smolensk, woselbst ihre Vereinigung mit der Armee des Fürsten Bagration wirklich statt fand. Am 2ten August speisten die Befehlshaber der beyden Armeen unter einem unbegreiflichen Jubel ihrer Truppen bey Smolensk.

Aber auch den umgeänderten Plan vereitelten die Bewegungen des französischen Monarchen. Die bisher von ihm unmittelbar befehligten Korps hatten Witepsk am 28sten July erreicht. Die russischen Befehlshaber glaubten ihn noch, immer an der Düna, seine Armee in Erhohlungskantonnements, nach einigen Auslegungen sogar auf dem Rückzuge, als er vor Smolensk selbst erschien. Die Einnahme von Smolensk führte zu allen nachfolgenden Ereignissen; der russische Offensivplan wurde von nun an in eine gezwungene Defensive verwandelt.

Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

London, den 17ten July. [2]

Die ersten Nachrichten, die wir von Wilna erhalten werden, könnten nichts anders als äusserst interessant seyn, weil sie uns entweder die Details von einer allgemeinen Schlacht liefern, oder uns den Rückzug des Kaisers Alexander nach der Düna melden müssen; ein Punkt, nach welchem sich der General Baggehufwudt bereits zurückgezogen hat, nachdem, wie im 3ten Bülletin angeführt wird, seine Kommunikation mit Wilna abgeschnitten worden. In diesem Fall ist Riga die erste Stadt, welche die Aufmerksamkeit des Kaisers der Franzosen wahrscheinlich auf sich zieht. Von da bis zur Hauptstadt des russischen Reichs sind kaum 300 englische Meilen; und wenn man bedenkt, daß er sich dann mitten in einem Lande befinden wird, welches immer als der Kornboden von Europa angesehen worden, und welches bey seiner Lage an der Ostsee regelmäßig Zufuhr an Lebensmitteln durch die Küstenschiffe, ungeachtet der Gegenwart der englischen Flotte, erhalten kann, so muß man das ausserordentliche Genie eines Mannes bewundern, der seine Plane so einzurichten gewußt hat, daß alle Hindernisse gegen die Verproviantirung einer Armee von 300,000 Mann, selbst in Feindes Lande, vereitelt werden. Die Gefahren, womit die Bevölkerung Rußlands die französische Armee bedrohen könnte, sind ganz nichtig. Dieses Reich, sagt ein berühmter Schriftsteller, hat mehr künstlichen Glanz als wirkliche Stärke; es ist eine Masse von Bley, die nach Belieben ausgedehnt worden, und nicht von Gold. . . . . . Rußland kann mithin nicht auf seine eigenen Bewohner rechnen, um den Angriff, womit es bedroht wird, zurück zu treiben.


Berlin, den 14ten July. [3]

Nachrichten von der Armee in Polen zufolge, kommandirt der General Bennigsen einen Theil der russischen Armee, der sich nach der Dnieper zurückzieht. Auch erfährt man, daß die Russen unter dem Kommando des Fürsten Bagration die Gegend von Ostroy und Dubno verlassen haben, um sich mit andern russischen Korps zu vereinigen, und sich auf Pinsk zurückzogen; sie sind genöthigt, den Dnieper zu passiren, wenn sie sich den Verfolgungen der französischen Armee entziehen wollen, welche schon in verschiedenen Richtungen in Russisch-Polen vordringt.


Warschau, den 28sten July. [4]

Wir haben sichere Nachrichten, daß das französische Heer an einigen Stellen über die Düna gegangen ist, und daß 18 Stück Geschütz in ihre Hände fielen, welche der Feind hinterließ. Die äussersten französischen Vorposten stehen bey Mohilow und Orsza. Fortwährend fallen der französischen Armee große Magazine in die Hände. Der Kaiser Alexander war in Witepsk, von wo er sein Hauptquartier nach Newla, auf dem Wege nach Petersburg, verlegt hat. Das 4te, 7te und 9te Pulk Polen welche aus Spanien kommen, ziehen über Danzig nach Marienburg, wo sie am 3ten August eintreffen sollen. -- Das Kommando über den rechten Flügel hat der Fürst von Eckmühl (Marschall Davoust) übernommen. Se. Majestät, der König von Westphalen, hat in einem Tagsbefehl schon Abschied von der Armee genommen, und wird hier in Warschau erwartet. Er kommandirte bisher den vorerwähnten Flügel des Heeres. Das Hauptquartier der österreichischen Truppen, unter der Anführung des Fürsten von Schwarzenberg, ist in Pinsk. Gestern ist hier eine Anzahl von ungefähr 150 russischer Gefangenen eingetroffen.


Warschau, den 4ten August. [5]

Nach Privatnachrichten sind über 200,000 Mann, wobey sich Napoleon selbst befindet, bey Witeps und Polock über die Düna, und ein zweytes sehr großes Korps unter Anführung des Fürsten von Eckmühl über den Dniepr bey Mohilow gegangen; ein von diese~ Fürsten abgeschickter Kourier verließ ihn 10 Meilen jenseits dieser Stadt. Der General Bagration passirte den Dniepr bey Lojow.


Warschau, den 8ten August. [6]

Den letzten Nachrichten von der großen Armee zufolge, hoffen wir in Kurzem von einer Hauptschlacht zu hören. Denn da Bagration sich endlich mit der südwärts retirirenden Hauptarmee vereinigt haben soll, so wird man hoffen können, daß der Feind endlich einmal Stand halten, und sein eigenes Land vertheidigen wollen wird, welches die Armee Napoleons sehnlichst wünscht.


Dresden, den 9ten August. [7]

Nach Briefen aus Wilna vom 31sten July setzen die feindlichen Hauptkorps ihren Rückzug fort. Ein Theil derselben hatte sich in Witepsk vereinigt, und schien sich dort halten zu wollen. Verschiedene Vorpostengefechte haben daselbst in 2 Tagen dem Feinde einige seiner Generale und 7 bis 8000 Mann gekostet, worauf derselbe seine dortige Stellung verlassen hat, und Se. Majestät, der Kaiser Napoleon, am 28sten früh in Witepsk eingetroffen ist. Wie es scheint, hofft der russische Anführer noch um Smolensk seine Vereinigung mit dem Fürsten Bagration zu Stande zu bringen, und dort dürfte er wohl die Schlacht annehmen. Die verschiedenen Gefechte in den letzten Tagen haben der französischen Armee nicht über 4 bis 500 Mann und keinen Officier von höherm Range gekostet.


Königsberg, den 11ten August. [8]

Die neuesten Nachrichten von der Armee bestätigen die frühern vom gänzlichen Rückzuge der russischen Armee. Die von dem Genie Sr. Majestät, des Kaisers und Königs, angeordneten Bewegungen der französischen Armeekorps zerstören die Plane des Feindes, und die Gefechte, auf velche sie sich gezwungen einlassen müssen, erhöhen nur den Ruhm der französischen Waffen. Eilf Kanonen und 12 bis 15,000 Gefangene, von welchen 17 bis 1800 nächstens hier eintreffen sollen, sind die Früchte dieser siegreichen Gefechte. Nach dem Uebergange über die Düna hat der Herr Herzog von Reggio (Oudinot) ein russisches Armeekorps (dem Vernehmen nach das vom Fürsten Wittgenstein kommandirte) geschlagen und demselben 15 Kanonen und 2000 Gefangene abgenommen.


Paris, den 14ten August.

Das Hauptquartier der großen Armee war am 30sten July fortdauernd zu Witepsk. An eben dem Tage nahm der Herzog von Tarent Dünaburg ein, nachdem er diese Festung mit Gewalt angegriffen hatte; eine Festung, die so viel Arbeit und Geld gekostet hatte, und das Bollwerk von Rußland seyn sollte.


Berlin, den 15ten September.

Unsere Hofzeitung enthält folgendes:

"Den 4ten September war das kaiserl. französische Hauptquartier in Gzatsk, 8 Meilen von Wiazma, 22 Meilen von Moskau. Der Großfürst Konstantin befand sich seit einigen Tagen bey der Armee, hat sie aber wieder von Neuem verlassen."


Berlin, den 3ten November. [9]

Zu Wilna hatte man am 23sten Oktober folgende Nachrichten von der großen Armee:

Der General Delsons ist auf Denitrow (vermuthlich Dmitrow, nördlich von Moskau, einige Meilen von der Wolga) marschirt. Se. Majestät, der König von Neapel, kommandirt noch immer die Avantgarde an der Nava (südlich).


Quellen.[]

  1. Neue militärische Zeitschrift. Wien 1812.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 189. Mittewoch, den 7/19. August 1812.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 189. Mittewoch, den 7/19. August 1812.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 190. Donnerstag, den 8/20. August 1812.
  5. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 198. Sonnabend, den 17/29. August 1812.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 202. Donnerstag, den 22. August /3. September 1812.
  7. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 195. Mittewoch, den 14/26. August 1812.
  8. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 202. Donnerstag, den 22. August /3. September 1812.
  9. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 265 Montag, den 4. /16. November 1812.
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