Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Zeitungsnachrichten.[]

[1793].

Brüssel, vom 20 Jenner. [1]

Seit einigen Tagen wird auf hiesigem Kanale eine ungeheure Menge Kanonenkugeln, Bomben und andere Geräthe nach Antwerpen eingeschifft. Man vermuthet mit einigem Grunde, daß die Franken einen Einfall in Holland im Schilde führen. Gestern sind die Französischen Commissarien in alle hiesige Klöster installirt worden.

Vervier, vom 22. Jenner

Heute sind 300 Französische Nationalfreywillige mit 2 Kanonen hierdurch nach Spaa gezogen. Diesen folgten noch einige andere, welche hier übernachten und sodann morgen ebenfalls nach Spa abgehen. Diese Bewegung, soll die Folge eines Auftrittes seyn, welcher in den Ardennen zwischen den Franzosen und den Vorposten der Beaulieuschen Armee, zum Vortheil der leztern, vorgefallen ist. Auch heißt es, ein anderer Theil von der Armee des Generals Beaulieu mache Miene, sich Namür zu nähern.

Aachen, vom 23. Jenner. [2]

An die Stelle eines vorgestern von hier abegegangenen Bataillons Französischer Truppen ist gestern wieder ein neues eingerückt. Noch werden 15 Bataillone zur Verstärkung des diesseits der Ruhr stehenden Corps d'Armee erwartet.

Dem Vernehmen nach haben die Franzosen einen Oesterreichischen Vorposten von 50 Reutern nächst der Ruhr aufgehoben. General Lamorliere ist von Rüremond mit einem Corps nach Wassenberg abgegangen, wohin ihm täglich Verstärkung folgt; von da soll er durch das Jülicher Land gegen den Rhein anrücken, um die Operationen des General Stengel von dieser Seite gegen das Clairfaitische Corps zu unterstüzen.

Brüssel, vom 7. Hornung. [3]

General Dümurier hat bey Gelegenheit seiner Reise in Flandern die Küste von Nieuport bis Ostende in Augenschein genommen, um selbige, auf den Fall eines Landungsversuches von Seite der Engelländer und Holländer, in hinlänglichen Vertheidigungsstand zu sezen. Er ist von da am 2. dieses wieder zu Antwerpen angekommen, und hat die nöthigen Verfügungen getroffen, um an den Ufern der Schelde mehrere Batterien zu errichten und den feindlichen Flotten dadurch die Auffahrt dieses Flusses zu verhindern. Nunmehr zieht er ein ansehnliches Truppenkorps zusammen, um unverzüglich in Holland einzurücken. -- Zu Mecheln ist die Stückgiesserey bereits in voller Thätigkeit und dieser Tagen hat man mit dem Güsse von 10. Vierpfündnern angefangen.

Brüssel, vom 15. Hornung. [4]

Da General Dümurier entschlossen ist, die in Belgien befindlichen Französis. Armeen sogleich in Thätigkeit zu sezen, um sowohl den Oesterreichern und Preussen, welche sich ihrerseits zum Angriff rüsten, zuvorzukommen, als auch nun in Holland einzurücken; so sind jezt unter den Truppen viele Bewegungen, und sie rücken in starken Korps theils gegen Lüttich voran. Täglich sehen wir viele hierdurch passiren, und auch sind gestern wieder 5. bis 600. Artilleriepferde und ein Train schwerer Belagerungsstücke, nebst einer grossen Anzahl Munitionswagen, Pontons, Röste, und andern Kriegsgeräthe angekommen. -- Bey Gelegenheit der neuen Primar-Versammlungen zu Mons ist ein sehr blutiger Auftritt zwischen der Partey, welche die Vereinigung Hennegaus mit Frankreich verlangte, und jener, welche sich dieser Vereinigung wiedersezte, entstanden. Viele Bürger sind in diesem leidigen Handgemenge theils ums Leben gekommen, theils verwundet worden.

Antwerpen, vom 16 Hornung. [5]

Gestern um 9 Uhr Morgens ist die hiesige Besazung aufgebrochen und hat ihren Marsch gegen Breda gerichtet. Ihr folgte ein Zug Belagerungsgeschüzes, Mörser und Haubizen. Die in kurzem sich bey Breda zusammenziehende Armee soll 30000 Mann ausmachen. Der Vortrab derselben besteht aus der 8000 Mann starken Legion Bataver, sowohl Infanterie als Cavallerie, und 2 Divisionen Pariser Gendarmerie, die Tags vorher ausmarschirt waren.

Spa, vom 6. Merz. [6]

Die Franken haben uns plözlich verlassen. Alles, was von ihren Truppen bisher sowohl hier als im Fürstenthume Stablo gelegen hat, ist in der Nacht vom 3ten auf den 4ten dieses mit Gewehr und Bagage abmarschirt.

Paris, vom 1. April. [7]

Nach verschiedenen Briefen aus Belgien muß am 22sten Merz ein blutiges Treffen zwischen Brüssel und Löwen vorgefallen seyn, nach welchem sich die französische Armee in guter Ordnung in 3. Colonnen zurück gezogen, die erste gegen Mons und Valenciennes; die zweyte gegen Tournay und das Lager bey Maulde zu beziehen; und die dritte gegen Menin und Courtray, um Lille zu decken. In der Besorgniß, Dümourier möchte nicht Zeit haben, sich im Lager bey Maulde genugsam zu verschanze', hat man angefangen in Lille die Vorstätte St. Moriz und Fives niederzureissen. Es heist, die Haupt-Armee werde in der Ebene von Fontenay kampieren. Die Oesterreicher, welche in der Nacht zwischen dem 23. und 24. in Brüssel eingezogen, befanden sich bald darauf in Campenhout, welches nur 4. Stunden von Antwerpen entfernt ist. Man sagt, die Franzosen machen Anstalten, diese leztere Stadt zu verlassen, und sich nach Dünkirchen zurükzuziehen.

Paris, vom 15. April. [8]

General Dampierre hat aus dem Haupt-Quartier bey Bouchain berichtet, die französische Armee kampiere vor diesem Plaz, um sich von da nach derjenigen von unsern Städten zu begeben, die der Feind allenfalls angreiffen dörfte; sie sey aber durch des Dümourier Einfluß und durch die Desertion sehr vermindert worden. Nach einem Bericht des Mareschall de Camp Stettenhofen an das N. Convent belauft sich die Anzahl der Truppen, welche des Dümourier Parthey genohmen ungefehr auf 12000. Mann. -- General Moitel schreibt, man habe 2. in Belgien zu Kriegs-Gefangeneen gemachte Officiers irriger Weise für Neveüx des Prinzen von Coburg angesehen.

Ryssel, vom 17 April. [9]

Die Preussen haben das kleine Städtchen Lannoy nebst den beyden Flecken Tourcoin und Roubaix in Besiz genohmen und sich darin verschanzt. Gestern wurden 25. Mann von jeder Compagnie der hiesigen Besazung commandirt, die Vorstadt Fives niederzureissen. Von Valenciennes vernehmen wir, daß General Dampierre seine säm'tliche Truppen zusammengerafft, um mit denselben der von allen Seiten geängstigten Vestung Conde zu Hilfe zu eilen; er wurde aber von dem Feinde, welcher in dem Gebüsche bey Valenciennes verschanzt stand, aufgehalten. Die Kanonade dauerte bis tief in die Nacht. General Omoron steht mit 14. bis 15000. Mann bey Cassel gelagert. Bey Pontrouche formirt sich noch ein anderes Lager von 3. bis 4000. Mann. Diese beyden Lager sind dazu bestimmt, sich den zu Ostende gelandete' 10000. Engelländ. zu wiederseze'. Bey Baisieux stehen 10000. Oesterreicher. Fast eben so viele haben den Posten bey Maulde besezt. Zu St. Amand befindet sich eine ähnliche Anzahl. Auch wir sich jezt von allen Seiten umrungen.

Luxemburg, vom 31. May. [10]

Gestern kam die Nachricht, daß die Franzosen in die Gegend von Wirten eingebrochen sind und 2. Dörfer geplündert haben; heute aber verlautet, daß sie auf den Gränzen gegen Arlon häufen und allda einen Einbruch wagen wollen. Auch rührt sich die Garnison von Diedenho~en und von Longwi, und macht Bewegungen. Vermuthlich suchen die Franken, bis an die Mosel zu kommen, um allda die Magazine zu überraschen.

Arlon, vom 8 Brachmon. [11]

Nachdem die französische Patrioten die Nachricht erhalten hatten, daß die K. K. Truppenkorps unter dem General Schröder durch die nach den Niederlanden aufgebrochenen Regimenter mercklich geschwächt worden, kamen sie gestern mit einer ansehnlichen Macht, um hiesige Stadt anzugreiffen und vermuthlich die vorräthigen beträchtlichen Magazine in ihre Gewalt zu bringen. General Schröder hat sie mit 3000 Mañ die ganze Nacht zurückgehalten. Aus Luxemburg und den dasigen Gegenden sind 4000 Mann Sukkurs angelangt. Beyde Armeen stehen in dem Augenblike, da ich ihnen dieses berichte, einander in dem Angesichte, und wenn sie die Patrioten nicht zurückziehen, so wird es unvermeidlich heute zu einem blutigen Auftritte kommen.

Luxemburg, vom 10. Brachmonat. [12]

Daß die Franzosen in Thionville und Longwy Bewegungen machten, sich auf der Gränze sehr häuften, und unsere Cordon bedrohten, wußten wir schon lange, und unsere Truppen, die der General von Schröder commandirte, waren deßwegen sehr auf ihrer Huth. Inzwischen brachen sie gegen Arlon los, und griffen am 7ten dieses in 3. Kolonnen unsere Mannschaft an, und es entstand ein Gefecht, daß von 5. Uhr Morgens bis Nachmittags 4. Uhr dauerte. Unsere Vorposten wurden von allen Seiten zurück bis nach Arlon gedrängt. Die Franzosen besezten eine Stunde davon die Anhöhen. General Schröder, dessen Truppen nur 8000. Mann ausmachten, erwartete noch 4000. Mann Verstärckung aus Luxemburg, allein gestern griffen die Feinde 26000. Mann starck die Oesterreicher an, die sich wie Löwen hielten, aber der Uebermacht nachgeben, und sich 2. Stunden hinter Arlon in ein vestes Lager zurück ziehen mußten. Unser Verlust besteht in einigen hundert Mann, der feindliche aber ist wegen dem ihm bewiesenen tapfern Widerstande weit beträchtlicher. Das gestrige Gefecht dauerte von Mittag bis Abends 8. Uhr. Der französische General hieß Delange.

Kölln, vom 14. Brachmonat.

So eben vernehmen wir, daß die Franzosen zwar vom 9. bis den 12ten dieses die Stadt Arlon im Herzogthum Luxemburg im Besitz gehabt haben, an diesem leztern Tage aber durch das merklich verstärkte K. K. Truppencorps mit einem ansehnlichen Verluste zurück gedrängt, und bis an die Französische Gränze verfolgt worden sind.

Ein anders, vom 15. Brachmonat. [13]

Die in das Herzogthum Luxemburg eingedrungene, von den Kayserlichen aber bald wieder zurück geschlagene Französische Armee, hat ihren Rückmarsch gegen Longwy angetretten. Indessen hat der Feind in der Stadt Arlon entsezlich gehauset, und ein Schreiben von daher drückt sich also aus: Die Feinde haben uns alles genommen, nur die Augen nicht, um den Greuel der Verwüstung zu beweinen. Alle Häuser haben sie geplündert, und auch viele Einwohner ermordet.

Quiverain, vom 27. Brachmonat. [14]

Cüstine hat die ganze Truppenkette, welche Französisch Flandern von Ryssel bis Dünkirchen decket, bereiset. Allem Anschein nach, geht seine Absicht dahin, den Kordon der Alliirten, welcher von Dornick bis Ostende gezogen ist, mit überlegener Macht anzugreifen; man macht sich aber diesseits gefaßt, den Feind nachdrüklich zu empfangen.


Von dem Nationalkonvent.[]

[1793]

Paris, vom 29. Merz. [15]

In eben dieser Seßion hat der Kriegs-Minister den Presidenten schriftlich ersucht, er möchte dem N. Convent anzeigen, daß er von dem General Dümourier Briefe empfangen, und auch mit Genehmigung des vollziehenden Conseils bereits beantwortet habe. Jene Briefe und diese Antworten habe er dem General-Defensions-Committe mitgetheilt; sie betreffen die genommenen Maaßregeln zur Ausführung der Bewegung, welche gegenwärtig die Armee in Belgien vornehme, und ihr Innhalt könnte nicht wohl offentlich bekannt gemacht werden. Nur so viel lasse sich davon sagen, daß die Absicht dieser Bewegung sey, die Armee unsern Gränzen wieder näher zu bringen, um ihr eine feste Stellung zu geben, worinn man mit Erfolg an ihrer Wiederherstellung und an der Abstellung der in allen ihren Theilen eingerissenen und herrschenden Unordnung arbeiten könne. General Dümourier habe die Nothwendigkeit hievon eingesehen, und dieselbe dem Conseil vorgestellt. -- Diese Nachricht erregte Mißvergnügen in der Versammlung; so wohl durch ihren Innhalt, als durch ihre Unvollständigkeit. So viel ist indessen von dem Inhalt jener Depeschen vom General Dümourier bekannt geworden, daß derselbe Anstalten mache, Breda und Gertrüydenberg zu räumen, und von ganz Belgien nichts weiter in Besiz zu behalten, als Antwerpen, Tournay, Mons und Namür. Auch haben die Belgischen Commissarien unterm 26. dieses aus Lille berichtet, daß die fast gänzliche Räumung der Niederlande durch die Französische Armee sie genötiget habe, sich zusammen in diese Stadt zu begeben, wo sie für jzt bleiben wollen, um über die Operazionen der Armee die Aufsicht zu haben, und für ihre Bedürfnisse zu sorgen.



Paris, vom 14. Brachmonat. [16]

-- Beruhigender als die vorigen lauteten die Nachrichten, welche der Kriegsminister in der gestrigen Seßion dem National-Konvent von einem Sieg unserer Truppen über die Oesterreicher bey Luxemburg mittheilte. Dieser Bericht sagt: Ein Corps von 10000 Mann unter dem General Laage sey nach Longwy vormarschiert, um sich der Stadt Arlon zu bemächtigen, wo die Feinde grosse Magazine hatten. Nach einigen Scharmüzeln kam es zu einem allgemeinen und blutigen Gefecht. Die Oesterreicher waren auf einer Anhöhe postiert, und von einer dreyfachen Verschanzung und einer fürchterlichen Artillerie geschüzt. Unsere Cavallerie trieb die feindliche zurük; hierauf bestieg unsere Infanterie die Anhöhe, grief die Oesterreichische Armee an, und verjagte sie aus ihren Verschanzungen. Der General fand nicht gut, den Feind in einem uns unbekannten Land zu verfolgen. Wir haben ihm 4 Kanonen und 5 Munitions-Wagen abgenohmen; und in Arlon uns ansehnlicher Magazine bemächtiget.

Paris, vom 21. Brachmonat. [17]

Hier folgen nun noch einige andere Umstände und Nachrichten die in den lezten Seßionen des N. C. vorgekommen sind. Am 17ten erhielt dasselbe Bericht von dem General Laage von dem neulich bey Arlon im Luxemburgischen vorgefallenen für unsere Truppen vortheilhaften Treffen und der Einnahme dieses Orts: wovon bereits Meldung gethan worden ist:


Quellen.[]

  1. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 2 Hornung, 1793. Num. 10.
  2. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 6 Hornung, 1793. Num. 11.
  3. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 23. Hornung, 1793. Num. 16.
  4. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 2. Merz, 1793. Num. 18.
  5. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 6. Merz, 1793. Num. 19.
  6. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 16. Merz, 1793. Num. 22.
  7. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 10. April, 1793. Num. 29.
  8. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 24. April, 1793. Num. 33.
  9. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 1. May, 1793. Num. 35.
  10. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 12. Brachmonat, 1793. Num. 47.
  11. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 19. Brachmonat, 1793. Num. 49.
  12. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 22. Brachmonat, 1793. Num. 50.
  13. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 26. Brachmonat, 1793. Num. 51.
  14. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 10. Heumonat, 1793. Num. 55.
  15. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 6. April, 1793. Num. 28.
  16. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 22. Brachmonat, 1793. Num. 50.
  17. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 29. Brachmonat, 1793. Num. 52.

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