Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
Trier, vom 16. Jenner. [1]
Mehrere tausend Mann von der Bournonvilleschen Armee sind beordert, dem General Cüstine zu Hülfe zu eilen, diese Truppen nehmen ihren Zug durch die Saarbrücker Gegenden, in welchen sie eine ausserordentlich starke Fouragelieferung ausgeschrieben haben. Ein Theil dieser Mannschaft stehet schon im Saarbrükischen. Bournonville soll nach einem Schlusse des Nationalconvents abgesezet und ehrlos erkläret worden seyn, wer nun diese Armee commandiren wird, ist noch zur Zeit unbekannt. Beaulieu steht mit seiner Armee hinter Luxemburg zu Arlon. Aus Luxemburg sind der Clerfaytischen Armee zwey Regimenter zur Verstärkung abmarschiert; gestern war hier grosses Concert zur Ehre des Fürsten von Hohenlohe, an welchem Tage er den grossen theresianischen Orden erhalten hat. Von der Hohenloheschen Armee stehen über 3000 Mann in Trier, die Vorstädte sind auch mit vieler Mannschaft belegt, alle um Trier auf 2, 3 und 4 Stunden angränzenden Orten haben auch Einquartirungen. Zu den vorigen Verschanzungen, welche die Franzosen nicht übersteigen konnten, werden noch täglich neue Zwischenwerke bey Trier angeleget, um die Franzosen, wenn sie noch einmal wiederkommen sollten, mit mehrerem Nachdrucke empfangen zu können.
Frankfurt, vom 10 Hornung. [2]
Man liest in verschiedenen Französischen Zeitungen die Nachricht, daß die Franzosen den Königl. Preußischen Truppen auf dem Hundsrücken grosse Transporte weggenommen, und über sie andere Vortheile erlangt haben sollen. Diese Lüge wird mit einer solchen Pralerey und Declamation ausgebreitet, daß es dem Publico nicht unangenehm seyn wird, wenn man es aus zuverlässigen Quellen eines bessern unterrichtet. Die Preußischen Truppen haben den Hundsrücken nicht besezt, und es ist also an sich thöricht zu glauben, daß man ihnen hier Transporte aufheben könne. Das Faktum ist, daß die Franzosen vor Bingen und Creuznach in eine völlig unbesezte Gegend vorgerückt sind, in aller Geschwindigkeit alle herrschaftliche Speicher ausgeleert, die Einwohner durch Erpressungen und Lieferungen mitgenommen, und etwa ein Duzend mit Früchten beladene Wägen nach Mainz zurück geschickt haben, die man daselbst zur Schau ausstellt, und dabey jene possenhafte Lügen ausgesprengt, vermuthlich, um die über den lezten Vorfall bey Hochheim noch bestürzten Gemüther wieder zu beleben. Diese Früchte gehörten also nicht den Preussen, und ob es zwar möglich gewesen wäre, daß selbige durch Aufkauf der Entreprenneurs in die Preußische Magazine gekommen, wenn sie nicht von den Franzosen genommen worden wären, so muß man doch das Publikum muthwillig belügen wollen, wenn man deswegen behauptet, daß sie bereits den Preussen gehört hätten, just als wenn man sagen wollte, daß das Silbergeschirr, welches Cüstine in Weilburg weggenommen hat, ebenfalls zu einem Preußischen Transporte gehört habe.
Strasburg, vom 4 May. [3]
General Cüstine ist wieder hier. Er hatte die oberrheinische Grenze visitirt, wo er den General Depre Craßier suspendirt hat. -- Den 1ten diesen haben unsere Vortruppen dem Feinde einen blutigen Maistrauß bey Rheinzabern gestekt von wo sie ihn nach einem vierstündigen Gefechte zum zweytenmal vertrieben. Die feindliche Infanterie, von der in die Flucht geschlagenen Reuterey verlassen, wurde grossentheils zusammengehauen, so daß die Unsrigen nur einige Gefangene einbrachten. Das 4te Bataillon des Niederrheins hat sich besonders ausgezeichnet.
Niederrhein, vom 21. Brachmonat. [4]
Am 15. dieses haben 400. Franzosen von der Garnison zu Saarlouis die östreichische Vorposten bey Faba und Sinz überfallen, 5. Dragoner von Erzherzog Joseph gefangen genohmen und sich bey Annäherung der Oestreicher in den Schwarzbrucher Wald geflüchtet, wobey sie 2. Mann an Todten verlohren und 2. gefangen wurden. --
Straßburg, vom 21 Heumonat. [5]
Der gestern Morgens hier angekommene Kourier von der Rheinarmee hat den Bericht mitgebracht: Man habe vorgestern von den Wällen von Landau unsere Truppen mit dem Feind, der vor ihnen zurük gewichen sey, in einem Gefecht begriffen gesehen. Aus Landau meldet einer unserer Correspondente' darüber folgendes vom 19ten: Heute Morgens um 3 Uhr haben wir eine Preußische Colonne bey Damheim zum Weichen gebracht. Unsere Colonne _ückten in starker Anzahl von allen Seiten vor, und trieben den Feind überall zurük. Die Armee ist bereits über Damheim vorgerükt. Ich bin nur hieher nach Landau gekommen, um grössere Kanonen abzuholen. Eben dieser Correspondent schreibt vom 21ten: Vorgestern fielen von beyden Seiten kleine Gefecht vor. Wir haben dem Feind 3 Schanzen weggenohmen, und ihn, aber nicht sehr weit zurük getrieben. Man blieb die Nacht über unter dem Gewehr. Man erwartete, es werde am 20. Morgens fürchterlicher zugehen; aber es geschah nichts, und der gestrige Tag vergieng unter einigen Kanonenschüssen von beyden Seiten, die weiter keine wichtigen Folgen gegen Rheinzabern und Germersheim zu. Eben erhalten wir Befehl, ungesäumt von hier aufzubrechen.
Rheinstrom, vom 24. Heumonat. [6]
Zwischen dem 15ten und 16ten dieses kamen Kommissarien aus Paris bey der Rheinarmee an, mit dem Befehle, durchzubrechen, es kostete auch, was es wolle. Man behauptet, die Kayserl. hätten einen Spion, der dieses nach Maynz bringen sollte, aufgefangen. Am 19ten früh um 3. Uhr brachen die Franzosen von Aexheim xc. über Albersweiler heraus, und griffen den Bergcordon der vereinigten Deutschen Armeen von Gleisweiler, Frankweiler und Burw_iler an, trieben die Deutschen etwas zurück, wurden aber bald darauf wieder bis in die Ebenen von Frankweiler zurückgetrieben, wo sich die Franzosen jezt festsezen. Während und nach diesen Angriffen rückten die Franzosen im Mittelpunkt über Zeiskam vor. Hier verlohren die Condeischen Truppen eine Schanze; allein Prinz Conde, der mit verhängtem Zügel unter die Franzosen sprengte, feuerte dadurch seine Leute an und eroberte die Schanze wieder. Auch der linke Flügel bey Germersheim wurde angegriffen, und bey Bellheim mußten die Kayserl. etwas zurückweichen. Die Franzosen besezten den Bellheimer-Wald, und machten Anstalten, Germersheim anzugreiffen, allein 18. Schüsse trieben sie zurück. Ueberhaupt dauerten die Angriffe der Franzosen an diesem Tage, welche sie dreymahl wiederholten, bis 7. Uhr Abends. Um 6. Uhr Abends wurde der rechte Flügel bey Gleisweiler xc. noch einmahl so heftig angefallen, daß man wircklich für denselben befürchtete. Denn da der Mittelpunkt und der linke Flügel bey Germersheim fest stand, glaubten die Feinde den Durchbruch noch auf dem rechten Flügel möglich machen zu können. Aber gerade da litten sie den ganzen Tag durch am meisten.
Dieser Schlachttag hat vieler Menschen Leben dahin geraft. Man rechnet an Todten und Verwundeten etwas fünfzehnhundert Preussen, drey bis vierhundert deutsche Oestreicher, zweyhundert Ungarn und Seressaner, 150. von Mirabeau und Conde, aber dagegen auch 7000. von der Armee der französischen Republikaner. -- Von Bechingen bis Nußdorf, in Gleisweiler xc. lagen die Franzosen kniehoch auf einander. Das Musketenfeuer währte in jener Gegend 3. volle Stunden in einem fort. Die ganze französische Rheinarmee giebt man auf 80. bis 100,000. Mann an. Dieselbe steht jezt auf dem rechten Flügel bey Frankweiler, (also doch am Ende um etwas vorgerückt) und zieht sich links bis Jokrim jedoch so, daß sie hinter den Bewald kampirt. Die Preussen haben wie Löwen gefochten, besonders da sie Unterstüzung erhielten, und bis diese ankam, da sie höchstens 5000. Mann waren, die mehr als dreyfach überlegene Feinde so lange unterhalten. Die Ungarn gaben keinen Pardon, sondern säbelten alle Gefangenen, sogar im Angesicht der Officiers, auch nach der Schlacht nieder. Und die Seressaner rächten den sta_cken Verlust ihrer Landsleute durch Halsabschneiden. Die Erbitterung auf beyden Seiten war ohne Gränzen. Ein Theil der verwundeten Oestreicher und Rohanischen Jäger wurde nach Mannheim, andere nach Speyer xc. geführt. Von erstern zählte man heute in Manheim schon etliche 50. Unter den Verwundeten ist auch der junge Baron von Ichtersheim. Das Preußische Regiment Kleist hat vieles gelitten, und auch einige Offiziers verlohren, worunter ein Major ist. Alle Augenblicke erwartet man einen neuen Angriff.
Während dies bey der fran_ösischen Rheinarmee vorgieng, brach zugleich die Moselarmee, Houchard mit 40000. Mann, wie man sagt, gegen das Zweybrückische hervor. Den Erfolg dieser Unternehmung weiß man noch nicht genau anzugeben. Aber dies will man bestimmt wissen, daß der Preußische General Szekuly, der seit einiger Zeit den Karlsberg besezt hatte, solchen verlassen, und sich bis Kaiserslautern gezogen habe, wo nun die Franzosen ihm gegenüber stehen.
Germersheim, vom 23 Heumonat.
Gestern versuchten die Feinde abermahls unsere Linien durchzubrechen. Gegen 6. Uhr früh geschah auf unserm rechten Flügel mit den aus den Stationen zusammengezogenen Truppen ein falscher Angriff; die Franzosen drängten unsere Vorposten bis hinter den Verhau zurück, besezten die Spiegelbrücke und Bellheim und waren so starck, daß man diesen Tag über ohne eine Schlacht zu wagen sie nicht delogiren konnte. Dieser nemliche Angriff geschahe auch von einer andern feindlichen Colonne, welche durch ihren rechten Flügel verstärckt war, auf die Mitte unserer Truppen. Der feindliche Haupttrupp erstreckte sich von dem Gebirg bis an den Zeiskamer-Wald; hier suchten sie ebenfalls, nachdem sie unsere Vortruppen bis zwischen unsere Verschanzungen zurückgedrückt hatten, sich vor dem Wald zu formiren, hier sezten aber unsere Kanonen den Franzosen so stark zu, daß sie ihre grosse Entschlossenheit mit einem starken Verlust büssen mußten. Nachdem sie 2. Attaken v. Erzherzog Leopold und Kaiser Carabinier mit vielem tapfern Widerstande ausgehalten, so daß unsere Cavallerie über die vielen Todten beynahe nicht vorrüken konnte, entschlossen sie sich, die Ebne zu verlassen, und marschirten mit guter Bedekung Nachmittags gegen 2. Uhr ab, ihre Hauptattake auf unsern rechten Flügel zu unterstüzen. Hier geschah der stärkste Angriff. Der Feinde auserlesenste Truppen, ihrer Artillerie grosse Menge und entschlossenster Muth waren hier ihres vollkommenen Ernstes Beweise. Der Kayserl. und Preußis. Cavallerie aber, welche durch Infanterie und mächtiges Kanonenfeuer unterstüzt durch wiederholte Angriffe ihren Standpunkt behaupteten, machte es ihnen unmöglich, diesen Tag weiter als auf den Plaz, wo sie alle unsere Vorposten zurückgedrückt hatten, vorrücken zu können, und die Nacht über daselbst ihre Stellung zu nehmen, wodurch sie den folgenden Tag entweder sich zurückziehen oder von uns angegriffen werden müssen. Der Franzosen Verlust, den wir aber nicht bestimmen können, muß sehr beträchtlich seyn, da all ihr Formirungen im Cartätschenschuß unsers schweren Geschüzes geschahen, man vermuthet ihn auf einige 1000 Mann. Unsrerseits hat das Carabinerregiment viel gelitten, sie sollen über 100 Mann, worunter Rittmeister Benjofsky befindlich, verlohren haben, unser übriger Verlust ist jedoch unbeträchtlich, weil die feindliche Artillerie von gar keiner Wirkung war. Diesen Morgen bey Abgang dieses war die Französische Armee gegen uns auf einen halben Pistolenschuß wieder in Schlachtordnung, man hörte den Tag über auch wieder stark kanoniren, jedoch ist der Erfolg davon noch nicht bekannt.
Von dem Nationalkonvent.[]
- [1793]
Januar.[]
Paris, vom 28 Jenner. [7]
-- In der vorgestrigen Seßion erhielt das N. Convent in einem Schreiben von der Commüne in Landau vom 16. dieses die Nachricht; daß durch die Nachlässigkeit einiger Arbeiter das dortige Zeughaus in Brand gerathen, und gänzlich abgebrannt sey; es befand sich in demselben eine beträchtliche Menge von Flinten, Laveten, u. s. w. alles ist zu Grund gegangen. Man schäzt den Schaden auf 300,000. Livres. Das N. Convent hat dekretiert, aus dieser Veranlassung 2. neue Commissarien in das Niederrheinische Departement zu schicken.
April.[]
Paris, vom 5. April. [8]
-- Nach Anhörung dieses Rapports sagte der President zu dem N. Convent: Bürger, ihr wisset noch nicht euer ganzes Unglük: General Cüstine meldet mir, er sey vom General Newinger verrathen worden: hier ist sein Brief, worinn er berichtet: Nachdem er die Preussen bey einem ersten Angrif zurük geschlagen, seyen sie noch einmahl gegen ihn angerükt, und die Verrätherey des General Newinger habe ihn genöthiget, sich nach Worms und von da nach Landau zurükzuziehen, um das Rheinische Departement zu deken. Er hoffe in seinem nächsten Brief berichten zu können, daß er sich in einer respektabeln Stellung befinde. In Mainz und Cassel habe er eine zahlreiche Besazung zurük gelassen. Gestern wurde in der nunmehr permanierenden Seßion des N. Convents ein anderes Schreiben vom General Cüstine vom 1. dieses aus Neustadt verlesen, worinn er berichtet: Er habe am 31. Merz den Hessen und Preussen ein blutiges Treffen geliefert, worinn die Französis. Truppen die Feinde geschlagen. In Mainz habe er 21. bis 22000. Mann gelassen. Die Besazung sey für ein Jahr mit allem versehen; dieser Plaz könne weder bombardiert noch belagert werden; weil jene 22000. Mann in der Nacht eine höchst vortheilhafte Stellung vor Mainz nehmen und die feindlichen Batterien zerstören könnten. Am Schluß seines Briefes legt der General Cüstine seine Stelle nieder, weil Beurnoville die Armee an der Mosel sich habe zurükziehen lassen, wodurch der Erfolg seiner Operazionen vereitelt worden. Er wolle, sagt er, seinem Vatterland noch ferner als Soldat dienen, aber in der Befehlshaber-Stelle erwarte er mit Ungedult seinen Nachfolger. -- Das N. Convent hat aber seine Dimißion nicht angenommen, sondern ihm im Namen des Vatterlandes befohlen, das Commando zu behalten.
Paris, vom 8. April. [9]
General Cüstine hat unterm 3. dieses von Landau an das N. Convent geschrieben: Er habe die National-Garden vom Rheinischen Departement aufgebotten, um sich dem Feind entgegen zu sezen. Er habe es mit 80,000. Mann zu thun; das sey der Erfolg von Beurnonvilles herrlichen Operazionen. Dieser habe alles gethan, um ihn in die Umstände zu sezen, die ihn jzt zum Rükzug nöthigen. Seine Armee habe Artillerie und Cavallerie nöthig; man habe weiter keine gemachten Eroberungen zu vertheidigen, und müsse nur suchen, unsere eigenen Besizungen gegen einen feindlichen Einfall zu sichern. Die vom N. Convent genehmigte Art die Officiers zu wählen, werde die Armee zu Grund richten. Er sage das blos aus Liebe zu dem Vatterland; für ihn selbst sey es ihm gleichgültig; denn er lege nun einmahl seine Stelle nieder; u. s. w. -- Das N. Convent dekretierte sogleich, daß 3. Commissarien sich zu dem General Cüstine begeben, und die unlängst beliebte Art der Officiers-Wahlen dem allgemeinen Defensions-Committe zur weitern Prüffung vorgelegt werden soll. -- Der General Cüstine ist kürzlich in offentlichen Blättern sehr verdächtig gemacht worden. Das vollziehende Conseil hat dem N. Convent Anzeige davon gethan. Marat, der Urheber der Beschuldigungen, wolte sich darüber rechtfertigen; aber die Versammlung gab ihm kein Gehör. Es ist beynahe unbegreiflich, wie man diesen Mann noch in derselben duldet. Noch kürzlich sagte er in offentlicher Seßion: Was für ein Schiksal mir auch immer bevorstehen mag, so deklariere ich euch, daß euer Verfahren seit der Revoluzion das Verfahren von Leuten gewesen ist, die aus dem Tollhaus entlauffen sind.
Paris, vom 15. April. [10]
-- In eben dieser Seßion wurden zween Briefe vom General Cüstine verlesen, in deren einem er berichtet, was ihm (wie bereits gemeldet worden) mit einem seiner Flügel-Adjutanten begegnet sey, welches er einer Verrükung desselben zuschreibt: in einem andern versichert er das N. Conv. von seiner Dankbarkeit für das gegen ihn bewiesene Zutrauen und wiederholt seine bereits über den Minister Beurnonville geführten Klagen. Dann sagt er nach einer Aeusserung über seine politischen Gesinnungen: "Ich habe geschworen, als ein Republikaner zu leben und zu sterben. Aber wenn ich diesen Eid halten soll, so muß das N. Conv. nicht selbst immer einen Kampfplaz vorstellen, wo die Leidenschaften gegen einander kämpfen; wo der Egoismus und Eigennuz einiger Personen auf Unkosten des National-Interesse herrschen; wo man nur das Geheul der Wuth, die Schmähungen des Hasses hört, wo die übertriebensten Entschlüsse die Stelle überdachter Untersuchungen einnemmen. Wenn der rechtschaffene Mann, der geradezu die Freyheit seines Vatterlandes will, nichts als die traurige Gewißheit vor sich sieht, daß er seinen Endzweck nicht werde erreichen können; so bleibt ihm nichts anders übrig, als er seinen Mitbürgern zu sagen, und neuerdings an die Representanten des Volks das Ansuchen zu thun, demselben nicht länger dienen zu müssen. -- Ich glaube es sey nur ein Mittel, daß Vatterland zu retten; ich werde dasselbe dem Committe von der allgemeinen Wohlfahrt und dem vollziehenden Conseil anzeigen. Wenn es genehmiget wird, wenn ihr mich für fähig haltet, dasselbe zur Vollziehung zu bringen, so lasset mir das Commando noch auf eine kurze Zeit. Soltet ihr aber gegen meine Wünsche die Wohlfahrt des Staats dem Ohngefähr der Ereignisse überlassen wollen; so nehmet neuerdings meine Dimißion des mir anvertrauten Commando über die Armee an. Ich will nicht ein Mitschuldiger von ihrem Ruin seyn, wenn ich ihre Ehre nicht habe sichern können." -- Diesem Schreiben war die Aufforderung des General Wurmser an den General Gillot, Commmandanten von Landau, nebst Cüstines Antwort auf dieselbe beygelegt. Die Aufforderung lautet so: "Sie wissen, mein Herr, daß Dümourier an der Spize seiner Armee die Commissarien des N. C. hat arrettieren und in das Haupt-Quartier des Prinzen von Coburg überliefern lassen, von da sie nach Mastricht transportiert worden sind. Dümourier hat seine Armee in den Schuz der Kayserl. Armee übergeben und Ludwig XVII. als König von Frankreich proklamiert. Sie sehen, daß sie keinen Augenblik zu verliehren haben, um zu zeigen, daß sie es mit der guten Sache halten. Als ein gebohrner Franzos schäze ich mich glüklich, die Armee Sr. Kays. Maj. zu kommandieren, die bereit ist, einer von Unsinnigen irre geführten Nation eine hülfreiche Hand zu bieten. Folgen sie dem Beyspiel einer von ihren Verirrungen zurük gekommenen Armee; übergeben sie mir einen Plaz, der unvermeidlich von den Armeen, die ihn zu umringen im Begriff sind, bezwungen werden muß. Lassen sie uns das Blut schonen, welches von Rasenden verschwenderisch vergossen worden ist; sezen sie mich in den Stand das Französische Volk das Wohlwollen der Souveräns erfahren zu lassen, die nichts anders wollen als die Ordnung in dem politischen System von Europa; aber bedenken sie, daß sie keinen Augenblik zu verliehren haben." -- Auf diese Aufforderung ertheilte General Cüstine in seinem Hauptquartiier in Weissenburg unterm 8. dieses nachfolgende Antwort:
"Der Antrag des General Wurmser ist aufs wenigste die höchste Prahlerey, wenn er sich einbildet, die Franzosen, denen die Vertheidigung von Landau anvertraut ist, zu erschreken oder durch die Anerbietung des Schuzes des Königs seines Herrn zu verführen. Der General Cüstine ertheilt ihm darauf zur Antwort, daß die Franzosen die Protektion von niemand, wer er auch sey, verlangen, und daß die Armee, die er commandiert, ihrem der Republick geschwornen Eid getreu die Freiheit und Gleichheit vertheidigen werde, an welchen Dümourier in Flandern zum Verräther worden ist. Der General Wurmser kennt die Französische Nation zu gut, als daß er nicht wissen sollte, daß 24 Millionen Menschen von niemand Geseze annehmen werden."
Paris, vom 22. April. [11]
In der vorgestrigen Seßion wurde ein Schreiben der Commissarien bey der Armee des General Cüstine aus Weissenburg vom 15. dieses verlesen, worinn sie berichten: diese Armee kampiere bey dieser Stadt in einer sehr vortheilhaften Stellung; sie sey voll Muth und Eifer; die Communikazion mit Landau sey noch immer frey und diese Festung befinde sich in dem vortreflichsten Vertheidigungs-Zustand, und sey mit allem erforderlichen auf lange Zeit versehen. Sie haben von ihren Collegen, den Commissarien in Mainz, ein Schreiben erhalten, worinn sie ihnen sagen, daß sie diese Stadt nicht verlassen und eher sterben als dieselbe übergeben wollen. Auch habe der feindliche General Prinz Hohenlohe in einem ihnen zugeschickten Schreiben dem ausgestreuten falschen Gerücht wiedersprochen, daß das in die Kriegs-Gefangenschaft gerathene 4te Bataillon vom Departement des Vosges gegen das Kriegsrecht niedergemacht worden sey.
Ein Kurier vom General Cüstine hat die Nachricht überbracht, daß unsere Truppen wieder in Zweybrüken und Homburg eingerükt seyen, um die Communikazion zwischen den Armeen zu sichern.
Mai.[]
Paris, vom 17. May. [12]
-- Nach Verlesung dieses Schreibens zeigte Barrere dem N. Convent an, daß das vollziehende Conseil in Uebereinstimmung mit diesem Verlangen der Truppen wirklich den General Cüstine zum Ober-Befehlshaber der vereinigten Armeen in Norden und den Ardennes ernannt habe. Houchard soll einstweilen die Armeen am Rhein und der Mosel kommandieren, und Cüstine einen General vorschlagen, dem man das eigentliche Commando von der Rheinischen Armee übergeben könne. Das N. Convent hat hierauf diese Wahl des vollziehenden Conseils einmüthig und mit geäussertem Beyfall der Galerien bestätiget.
Paris, vom 31. May. [13]
In der gestrigen Seßion ist das Ober-Kommando über die Armee am Rhein dem General Alexander Beauharnay aufgetragen worden.
Juli.[]
Paris, vom 29. Heumonat [14]
-- Noch in eben dieser Seßion erhielt das N. Convent in einem Schreiben des General Beauharnois aus Landau vom 23. Nachricht von einem abermahligen über die Preussen, Oesterreicher und Emigrierten erfochtenen Vortheil. Am 22 schreibt der General, ließ ich meine Armee in 3. Coloñen gege' die Preusse' anrüken, welche auf einer Anhöhe in einem Fort, St. Anna Capelle genañt, durch Kunst und Natur starck verschanzt waren. Der Posten wurde mit aufgepflanztem Bajonet eingenohmen, und der Feind band darauf von Dorf zu Dorf bis an die vogesischen Gebürge zurückgetrieben. Indessen nöthigten unsere Truppen auch die Oesterreicher und Emigrierten, Dornheim zu verlassen. Unsere Armee focht von 9. Uhr Vormittags bis nach Sonnen-Untergang. Die Preussen so wohl, als die Oesterreicher und Emigrierten haben viele Leute verlohren, und ihr Verlust kan wohl auf 1500. Mann geschäzt werden; den unsrigen kan ich noch nicht bestimmt angeben; aber nach den eingegangenen Berichten belauft er sich auf 150. Todte und 450. Verwundete.
August.[]
Paris, vom 26 Augstmonat. [15]
In einem in der gestrigen Seßion verlesenen Schreiben der Volks-Representanten bey der Rhein-Armee aus Weissenburg vom 22. August Morgens um 1. Uhr melden dieselben folgendes: Wir fechten nun schon seit 3. Tagen mit den Feinden, und diese ganze Zeit über hat der Muth der Franzosen der Anzahl und allen Bemühungen der vereinigten Mächten Wiederstand geleistet. Gestern nahm das Gefecht früh Morgens den Anfang und daurte den ganzen Tag. Es wurde von beyden Seiten mit Hartnäkigkeit gefochten. Endlich wiechen die Feinde zwo Stunden weit zurük. General Landremont kommandierte unsere Armee. Die Feinde haben viel Volk verlohren. Wir sind im Begriff von hier abzureisen, um uns zu erkundigen, was in Lauterburg vorgeht, denn der Angriff ist zu gleicher Zeit allgemeine gewesen. So eben wird überall Sturm geläutet, und 8000. Landleute befinden sich in den engen Pässen von Bitsche. Wir hoffen in wenigen Tagen durch 100,000. Republikaner verstärkt zu werden.
Paris, vom 30. Augstmonat. [16]
-- In der Seßion am 28. verlaß ein Convents-Glied ein von seinem Bruder erhaltenes Schreiben aus Sarburg vom 24ten, worinn ihm dieser berichtet: Es habe wenig gefählt, so wären die dortigen Truppen ein Opfer der Verrätherey geworden. Die Feinde haben sie bey Bitsche angegriffen; der Oberst vom Regiment Zweybrücken habe sie herankommen lassen, ohne einen Schuß zu thun; zwo Kompagnien von diesem Regiment seyen mit Waafen und Bagage zu den Feind übergegangen; [der Oberst vom 44. Regiment habe geruffen: Rette sich wer kan, und das 102. Regiment habe die Waafen weggeworffen; die Niederlage würde Total gewesen seyn, wenn nicht das vormahlige Regiment der Königin durch sein gutes Verhalten den Feind aufgehalten hätte. Der Erfolg dieses wiedrigen Vorfalls sey die Einnahme von Bitsch gewesen, dessen Commandant in Verhaft genohmen worden; der General Pulh, der auch an dem Complot Antheil gehabt, habe sich geflüchtet und sey ohne Zweifel emigriert. Die über den Vorgang aufgebrachten Einwohner haben zu den Waafen gegriffen; der ganze Distrikt habe sich aufgemacht und für 8. Tage Lebens-Mittel mit sich genohmen.
om Rhein zwischen den Truppen der Preussen und Emigrierten, und den durch 6000. dortige Einwohner verstärckten französischen Armee ein blutiges Treffen vorgefallen sey, in welchem (nach diesem Bericht) die Feinde 15000., wir aber nur 400. Mann an Todten verlohren haben sollen.
September.[]
Paris, vom 2. Herbstmonat. [17]
In der gestrigen Seßion wurde ein Schreiben verlesen, worinn die Volcks-Representanten bey der Rhein-Armee Nachricht ertheilen von einem am 27ten August bey Weissenburg erfochtenen Sieg. Zufolg des dem General Landremont abgestatteten Rapports sollen die Feinde in dem vorgefallenen Gefecht 3000. Mann verlohren und eine sehr grosse Anzahl von Verwundeten gehabt haben. Weitere Umstände werden nicht gemeldet.
Paris, vom 6 Herbstmonat. [18]
Einer von den Volks Representanten bey der Rheinarmee berichtet von Weissenburg, daß sich durch das Sturmläuten aufgefodert, bereits mehr als 140000 Mann bewafnet bey Weissenburg versammelt haben, und im Begrif seyen, sich mit der Rheinarmee zu vereinigen.
Paris, vom 20. Herbstmonat. [19]
-- Die bey der Rhein-Armee berichten aus Weissemburg vom 13.: Diese Armee habe den Feind von allen Seiten angegriffen, und genöthiget, sich mit grossem Verlust zurückzuziehen; er habe bey Lauterburg allein 1500. Todte und 30. Gefangene verlohren, unter welchen leztern sich auch ein Marquis von Mouhy befinde, der als ein Emigrierter erschossen worden sey. In einem Postscript ihres Schreibens geben sie den feindlichen Verlust an Todten auf 2000., und an Verwundeten auf 1500. Mann an. -- Der ein~weilige Befehlshaber der Armee an der Mosel, General Chauburg, meldet ebenfalls: Auch diese Armee habe am 12. den Feind auf allen Seiten angegriffen und alle seine Vorposten genöthiget, sich in das Lager zurückzuziehen; auch dieses von 30. Kanonen geschüzte Lager sey kanoniert worden.
Paris, vom 23. Herbstmonat. [20]
-- Der General-Adjutant bey der Rhein-Armee hat Bericht eingeschickt von einem am 14. bey Limbach über die Feinde erfochtenen Sieg, wobey dieselben viel Volck nebst 2. Kanonen und 1500. Flinten verlohren haben sollen.
In der vorgestrigen Seßion wurde dem National-Convent aus einem Schreiben des Kriegs-Ministers ein Bericht mitgetheilt vom dem Gefecht, welches am 14. dieses Monats zwischen einer Division von unserer Armee an der Mosel und den Preußischen Truppen bey Pirmasenz vorgefallen. Dieser Bericht lautet im Auszug folgender massen: Die genannte Division unter dem Commando des General Moraux, marschierte am 14. früh auf der Landstrasse, die von Zweybrüggen nach Pirmasenz führt. Beyde ungefehr 4. oder 5. Stunden von einander entlegenen Oerter waren von den Preussen besezt. Die Avant-Garde mit leichter Artillerie versehen trennte sich von dem Haupt Korps und brachte verschiedene feindliche Posten zum weichen. Als sie der Position der Preussen bey Pirmasenz bis auf 2. Kanonen-Schüsse nahe gekommen war, fand sie 5. bis 6. Escadrons feindlicher Kavallerie vor sich, welche sie, nachdem dieselbe durch unsere Artillerie einen beträchtlichen Verlust erlitten ebenfalls zum weichen brachte. Die feindliche Artillerie erwiederte das Feuer der unsrigen und die Kanonade daurte bey einer halben Stunde. Unser Korps d'Armee formierte sich in 3. Kolonnen, an die Spize einer jeden derselben stellte sich einer von den Volck-Representanten, und rückte mit derselben gegen die feindliche Verschanzungen an, die mit mehr als 40. Kanonen besezt waren, und ein fürchterlich Feuer machten. Die 3. Kolonnen waren diesen Verschanzungen schon bis auf einen halben Kanonen-Schuß nahe gekommen; der Feind hatte bereits seine Infanterie sich hinter die Schanzen zurückziehen lassen, und das neunte Jäger Regiment, nachdem es 3. feindliche Regimenter zusammengehauen und über 200. Mann von ihnen erlegt hatte, war schon an den Thoren von Pirmasenz; als die Kolonne rechter Hand eine von dem Oberbefehlshaber unvorgesehene Wendung machte. Die mittlere Kolonne wurde zu der gleichen Bewegung mit fortgerissen und nun hatte die auf der linken Seite am meisten zu leiden, indessen die beyden erstern durch ihre genohmene Stellung gegen das feindliche Kanonen-Feuer gedeckt waren. Die Kolonne linker Hand, welche einer feindlichen Batterie von 8. Kanonen ausgesezt war, wendete sich rechts, und dieses konnte nicht geschehen, ohne Verwirrung bey den beyden andern zu verursachen. Nun feurten die Feinde mit Kartätschen aus 10. bis 12. Feldstücken von der linken Seite her auf unsere Kolonnen, richteten unter denselben eine Niederlage an, und alles gerieth in Unordnung. Die Volcks-Representanten und Generalen thaten alles mögliche; aber ein panischer Schrecken hatte sich der Gemüther bemächtiget, und jene hatten die Kränckung, einen unordentlichen Rück~~g zu beschliessen. Man brachte 9. Kanonen und 3. Haubizen nach Orbach zurück, nebst der ganzen leichten Artillerie; welches im so viel glücklicher war, da dieselbe militärisch von der Sache zu reden, das gleiche Schicksahl, wie ein Theil der Bataillons-Stücke, hätte haben sollen. Die Truppen rückten von tiefem Schmerz gerührt wieder in ihr Lager ein, man sah nichts als Betrübniß und hörte die stärcksten Ausdrücke des in Unwillens gerathenen Muths. Die Wuth der Wiedervergeltung war auf allen Gesichtern gezeichnet.
Oktober.[]
Quellen.[]
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 2 Hornung, 1793.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 16. Hornung, 1793. Num. 14.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 11. May, 1793. Num. 38.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 29. Brachmonat, 1793. Num. 52.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 27. Heumonat, 1793. Num. 60.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 31. Heumonat, 1793. Num. 61.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 6 Hornung, 1793. Num. 11.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 13. April, 1793. Num. 30.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 17. April, 1793. Num. 31.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 24. April, 1793. Num. 33.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 1. May, 1793. Num. 35.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 25. May, 1793. Num. 42.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 8. Brachmonat, 1793. Num. 46.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 7. Augstmonat, 1793. Num. 63.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 4. Herbstmonat, 1793. Num. 71.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 7. Herbstmonat, 1793. Num. 72.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 11. Herbstmonat, 1793. Num. 73.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 14. Herbstmonat, 1793. Num. 74.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 28. Herbstmonat, 1793. Num. 78.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 2. Weinmonat, 1793. Num. 79.