Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Ludwig Ruffo-Scilla.[]

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S. E. Cardinal Ruffo, Ober-Befehlhabers des Landsturms im Königr. Neapel 1799.

Ruffo-Scilla (Ludwig) Erzbischof von Neapel, ernannter Kardinal von Pius VI und Kardinal-Priester von Pius VII. 1801, angestellt nach einander in der Eigenschaft eines Apostolischen Nuntius zu Florenz und sodann zu Wien, ward 1750 zu Neapel geboren, zu Rom in dem Hause eines Onkels, der auch Kardinal war, erzogen und verdankte dessen Sorgfalt eine glänzende Erziehung und sodann die Stelle des apostolischen Schatzmeisters; bald aber ließ sein wenig geistlicher Lebenswandel Pius VI die Wahl, die er getroffen hatte, bereuen. Nach mehreren Warnungen sah der Papst kein anderes Mittel, als ihm durch die Ernennung zum Kardinal seinen Platz zu nehmen. Ruffo, mißvergnügt über den heiligen Vater, zog sich damals nach Neapel zurück und verlangte und erhielt sodann die Intendantschaft von Caserta. Ruffo suchte sich in Gunst Bey der Königinn zusetzen, und erhielt den heiligen Januarius-Orden. Als die Armee unter den Befehlen des General Mack geschlagen und zerstreut, dieser General selbst gefangen und ein großer Theil der Neapolitanischen Staaten im Jahr 1798 von den Franzosen besetzt worden war, begleitete der Kardinal Ruffo den Hof nach Sizilien; da erhielt man die Nachricht von den glücklichen Bemühungen des Pfarrers Rinaldi (sieh diesen Nahmen), der zu Gunsten des Königthums einen Sammelplatz unter den Kalabresen zu erhalten suchte. Ruffo, ergriff begierig diese Gelegenheit, sich wichtig zu machen, und ging daher mit einigen Offizieren, allein ohne Soldaten und Geld ab; sammelte einen zahlreichen Haufen, organisirte bald Aufgebot und Insurrektionen durch ganz Kalabrien, und besehdete die Republikaner, so weit sie die Neapolitanischen Staaten besetzt hielten, mit solcher Thätigkeit, daß sie unmöglich in die Provinz eindringen konnten, wo es ihm so glücklich gelungen war, den Eifer der Einwohner in Flammen zu setzen und zu unterhalten. Sein Beyspiel, das Gerücht seiner Fortschritte und die Hoffnung auf seine Unterstützung dienten noch überdieß, die Partheybewegungen aufzumuntern, durch welche die Franzosen auf allen Punkten unablässig beunruhigt wurden. Vor ihrem Rückzuge selbst trug er über sie mehrere Vortheile davon und vertrieb sie aus verschiedenen Stellungen; und zu dieser letztern Zeit verfolgte er sie mit solcher Thätigkeit, daß sein Einfluß sich, außer der Wiedereinnahme von der Stadt und dem Königreiche Neapel, auch noch nachher auf die Wiedereroberung Roms und eines großen Theils vom Kirchenstaate erstreckte. Der Kaiser von Rußland überschickte ihm, ungefähr um dieselbe Zeit, in Begleitung eines schmeichelhaften Schreibens, den St. Andreas und St. Alexander Newski Orden. Einige europäische Mächte hatten gewünscht, den Kardinal Ruffo, nach Pius VI. Tode, auf den päpstlichen Stuhl erhoben zu sehen; er war aber zu jung, um auf diese Würde Anspruch zu machen, und Pius VII. stellte ihn im Jahr 1806 von neuem bey dem Wiener Hofe an. Im May 1802 kam er nach Rom zurück. Zu Ende 1805, bey der Landung der russischen und englischen Truppen in Neapel war die Rede, daß er das Kommando der neapolitanischen Armee erhalten sollte, doch, wie es scheint, schlug er den Antrag aus. Er wurde hierauf von seinem Hofe an den Papst gesandt, der ihn aber bloß als Kardinal anerkennen wollte; reiste von da ab, um sich in Staatsaufträgen nach Frankreich zu begeben, kam aber nicht weiter als bis Lyon, wo er vom Kaiser Napoleon Befehl erhielt, seine Willensmeinung in Genf zu erwarten; er ging nach Bern, von da nach Lausanne und durchreiste die Schweiz im März 1806. Von da ging er nach Rom zurück, wo er auf einem Landgute, nahe bey der Stadt, in tiefer Zurückgezogenheit wohnte, bis der Befehl, daß sich alle Cardinäle von Rom entfernen sollten, auch ihn traf. Er ging nach Neapel und lebt dort in Dunkelheit.


Fabrizio Ruffo.[]


Ruffo (Fabrizio),[2] Cardinal, in Italien der General-Cardinal genannt, ist 1744 in Neapel geboren. Früher General-Schatzmeister unter Pius VI. machte er sich auf diesem Posten durch mancherlei verständige staatswirthschaftliche und ökonomische Einrichtungen bekannt. Jedoch erst im J. 1799, als er den kühnen Gedanken ausführte, Neapel von den Franzosen wieder zu erobern, machte er ganz Europa auf sich aufmerksam. Er landete, wie versichert wird, zur Ausführung dieses kühnen Entwurfs zu Reggio in Calabrien nur mit 3 Menschen. Bald vergrößerte sich dieser kleine Haufen bis auf 100. Jetzt begab er sich auf den Weg nach Neapel, und bei seinem Eintreffen vor dieser Hauptstadt war sein Heer bis zu 25,000 Mann angewachsen. Am 5. Juni rückte er ein. Eine weitere Folge dieser Einnahme war die Räumung Roms und Toscana's von Seiten der Franzosen. Im J. 1801 war er neapolitanischer Gesandter beim Papst. Nach der Wegführung des Papsts zog ihn Napoleon nach Paris, überhäufte ihn mit Ehrenbezeugungen und suchte auf alle Weise ihn in sein Interesse zu ziehen. Da aber diese Bemühungen fehl schlugen, wurde er ins Exil nach Bagneux bei Sceaux verwiesen. Gegenwärtig lebt er auf seinen Gütern im Königreich Neapel und beschäftigt sich mit Ackerbau und Landwirthschaft.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
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