Wolfenbüttel, Fürstenthum. Unter diesem Namen begriff man ehemals, im weitern Sinne, die Besitzungen der ältern Linie des Hauses Braunschweig oder Braunschweig Wolfenbüttel (s. d. Art.) im niedersächsischen Kreise. Das Fürstenthum Wolfenbüttel im engern Sinne, als ein Theil des Ganzen, enthielt den wolfenbüttelschen-schöningischen Harz- und Weserbezirk.
Die sämmtlichen herzoglichen braunschweig-wolfenbüttelschen Länder wurden im J. 1807 dem neuen Königreich Westphalen einverleibt. Als aber dieses nach der Schlacht bei Leipzig im Oct. 1813 wieder aufgelös't worden war, nahm Friedr. Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Oels (s. d. Art.) im Dec. 1813 seine Staaten wieder in Besitz und theilte dieselben am 1. Jan. 1814 in 2 Stadtgerichte, Braunschweig und Wolfenbüttel und in 19 Kreisgerichte, von denen eines das Kreisgericht Wolfenbüttel genannt wird.
Die Stadt Wolfenbüttel (deren lateinischen Namen, Guelpherbytum, man für unrichtig erklärt) liegt in einer niedrigen und sumpfigen Gegend an der Ocker, welche durch die Stadt fließt. Diese ist mit Festungswerken umgeben, hat in ihrer Mitte eine Citadelle (die Dammfestung) und enthält in 900 Häusern 6650 Einw. Es ist hier ein altes fürstl. Residenzschloß und Zeughaus.
Dem Schlosse gegenüber ist das schöne vom Herzog August Wilhelm 1723 in Form des Pantheons zu Rom aufgeführte Gebäude, in dessen Erdgeschoß sich die herzogl. Reitbahn, oben aber die berühmte wolfenbüttelsche Bibliothek befindet. Sie ist eine der vorzüglichsten in Deutschland, die durch ihren berühmten Bibliothekar, J. G. E. Lessing, dem Herausgeber der wolfenbüttelschen Fragmente (s. d. Art. Lessing) noch bekannter wurde. Sie besitzt viele Manuscripte (10,000), eine große Anzahl der ältesten Drucke, und soll überhaupt gegen 200,000 (wie Einige glauben, nur 110,000) Bände enthalten.
Noch sind zu Wolfenbüttel drei Pfarrkirchen, ein Gymnasium das immer einen guten Ruf behauptet hat, ein Consistorium, ein Oberappellationsgericht, die zweite Instanz des Landgerichts und das Stadtgericht.
In Wolfenbüttel wird ein beträchtlicher Handel mit Garn getrieben; auch werden hier Bänder, Leinwand, Drell, Papiertapeten, Leder, lackirte Waaren, Tabak, Vitriol xc. fabricirt. Die hiesigen Gärtner treiben einen starken Handel mit Küchenkräuter.
Quellen und Literatur.[]
- Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.