Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Schweidnitz.[]

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Schweidnitz, Fürstenthum in Niederschlesien, hat gegen Süden das Königreich Böhmen, gegen Norden die Fürstenthümer Breßlau und Liegnitz, gegen Osten das Fürstenthum Brieg, und gegen Westen das Fürstenthum Jauer zu Gränzen. Es hat 46 ge. Q. Meilen, theils Gebirge, theils ebenes Land; wird in den Reichenbacher, Bolkenhainer, Schweidnitzer und Strigauer Kreis getheilt, und zählte im J. 1790. 175141 Einwohner, ist also sehr stark bevölkert, welches durch die, auf allen Dörfern zerstreuten , Leinen- und Baumwollen- auch Tuchmanufakturen bewirkt wird. Das Land hat auch guten Getreidebau und Schaafzucht, und ist der in den Preussischen Landen gewöhnlichen Kantonverfassung nicht unterworfen, sondern stellt jährlich 60 Rekruten mit dem größern Theil ihrer Ausrüstung.


Die Hauptstadt Schweidnitz, liegt am Fluß Weistritz, 7 Meilen von Breßlau gegen Südwesten. Unter der preussischen Regierung ist sie seit 1748 zu einer Hauptfestung gemacht worden, welches ihr aber 1757. 58 und 62 heftige Belagerungen und Bombardements, nebst dem Verlust der besten Gebäude zugezogen hat. Jtzt ist sie schön wieder aufgebaut, die Befestigung wurde aber mit geringerer Sorgfalt unterhalten. Im J. 1796 zählte man in Schweidnitz, ohne die Garnison 7278, im J. 1805 aber 8232 Einwohner, größtentheils Lutheraner. Den Katholiken gehören, ungeachtet ihrer geringern Zahl, die vornehmsten Kirchen; auch ist die Hälfte des Magistrats katholisch. Die Lutheraner haben nur eine hölzerne Kirche, aber eine gutbesezte lateinische Schule mit 6 Lehrern. Der Thurm an der Stadtpfarrkirche ist der höchste in Schlesien. Die Stadt hat beträchtliche Brauerey, ansehnliche Getreid- Wollen- und Viehmärkte, und Manufakturen von Tuch und Wollenzeuchen, von Lederwaaren und Seidenband, nebst einem wichtigen Leinwandhandel.

Am 17 Febr. 1807 übergaben die Preußen nach einer kurzen Belagerung Schweidnitz an die Truppen des Rheinischen Bundes.


Das Fürstenthum Schweidniz.[]


[2] Ist nach Hofrath Sack 47½, nach Zimmermann aber nur 44 Quadratmeilen groß, und enthält in seinen 4 Kreisen 201051 Einwohner, wovon 170919 in den Kreisen und 30141 in den 13 Städten dieses Fürstenthums leben. Es gränzt gegen Morgen an den Nimptscher und Breslauer Kreis, gegen Mitternacht an den Neumärkter, Liegnitzer und Jauerschen Kreis, gegen Abend an den Hirschberger Kreis und an Böhmen, und gegen Mittag an die Grafschaft Glaz und den Frankensteiner Kreis. Im Nordosten ist es größtentheils eben, und nur der Zobtenberg mit seinen kleinen Bergen unterbricht diese Ebene. Aber hinter Schweidniz auf Mittag und Abend hin, hört diese Ebene ganz auf und Hügelreihen erstrecken sich bald in größerer, bald minderer Höhe nach mehrern Seiten hin und werden immer höher, jemehr man gegen Westen und Süden kommt. Die vorzüglichsten Berge dieses Fürstenthums sind der alleinstehende und nur mit ein Paar niedrigen Bergen umgebne Zobtenberg, von dem man eine herrliche Aussicht auf das flache Land und eine Menge Städte desselben genießt. Das Eulengebürge mit mehrern einzelnen hohen Bergen, der Hohberg und Hochwald bei Gottesberg, die Bögenberge und mehrere hohe Bergspitzen kleinerer Gebürge. Der Striegauer Kreis ist ausser einigen einzelnen Bergen fast ganz eben, der Reichenbacher ist schon etwas gebürgiger, und diese Bergreihen werden immer steiler und rauher, jemehr man sich der Gläzer Gränze nähert. Aber noch rauher, unwirthbarer und steiler wird das Gebürge, das sich an der Gränze des Gläzer und Schweidnitzer Kreises mit der hohen Eule anfängt, sich an der Gränze des Schweidnitzer und Landshuter Kreises zwischen Schlesien und Böhmen hinzieht, und an die Schneekoppe, dem Anfange des Riesenkammes, sich anschließt. Nur weniger Pässe erleichtern die Verbindung Schlesiens mit Böhmen. Diese Gebürge sind meist mit Holz bedeckt und liefern dem Fürstenthum sein nöthiges Brenn- und Bauholz. Alle Kreise haben daher, ihrer vielen Bleichen und andrer viel Holz erforderlichen Fabriken ungeachtet, hinlängliches Holz, nur der Striegauer Kreis hat Mangel daran und muß sein nöthiges Holz, aus den andern Kreisen ziehen. Auf und an diesen Gebürgen entstehen auch eine unzählige Menge kleiner Quellen, die sich allmählich verbinden und viele Flüße und Bäche bilden.

Die vorzüglichsten sind der Bober, die Steinau, die Weistriz, die Peile, das Striegauer Waßer, die Polsniz, die wüthende Neiße und der Leisebach. Der Bober entspringt in Böhmen und tritt bald darauf in Schlesien ein , und nimmt eine Menge kleiner Quellen und Bäche in sich auf, geht bei Liebau, dann bei Landshut links vorbei, hier nimmt er den von Schömberg und Grüßau herkommenden Zieder auf, und geht dann hinter Rudelsstadt bei Kupferberg in den Hirschberger Kreis.

Die Steinau entspringt unfern Friedland, bei dem sie auch vorbeifließt, und geht dann durch einen Theil Böhmens nach der Grafschaft Glaz, wo sie unterhalb Glaz in die Neiße fällt. Die Weistriz entspringt an der Glazer Gränze bei Wüste-Giersdorf, nimmt eine Menge kleiner Gebürgsquellen in sich auf und geht dann bei Schweidniz rechts vorbei, von dieser Stadt erhält sie auch häufig den Namen: das Schweidnitzer Wasser. Eine Meile unterhalb Schweidniz nimmt sie bei Rothkirschdorf die Peile, oder das Reichenbacher Wasser auf, tritt unterhalb Domanze in den Neumärkter Kreis und macht bald darauf die Gränze zwischen dem Neumärkter und Breslauer Kreise bis zu ihrem Einfluß in die Oder. Die Peile entsteht an der Gränze des Frankensteiner Kreises, geht durch das Dorf Peile, von dem sie den Namen erhält, nimmt viele Bäche auf, und geht links bei Reichenbach vorbei, nach dem sie auch Häufig genannt wird. Dann verläßt sie den Reichenbacher Kreis, und ergießt sich bei Rothkirschdorf in die Weistriz. Das Striegauer Wasser entsteht bei Neureichenau im Landshutischen, geht nicht weit von Hohenfriedberg und dann Striegau vorbei, und nimmt bald darauf die ohnfern Waldenburg und dem Hochwald entspringende und bei Fürstenstein und Freiburg vorbeifließende Polsniz auf, berührt bei Pitschen den Neumärkter Kreis, in dem sie sich unterhalb Kanth in die Weistriz ergießt. Die wüthende Neiße entsteht aus einigen Bächen im Bolkenhainschen, tritt dann ins Jauersche, wo sie bei Jauer vorbei fließt, und auch häufig darnach genannt wird; sie verbindet sich mit der Katzbach und geht mit derselben hinter Parchwiz in die Oder. Der Leisebach entsteht auf der Kohlhöhe im Striegauschen, und geht durch das Liegnitzer Gebiet bei Rogau in die Oder.

Diese genannten Flüße und unzählige andre Bäche bewäßern das Land und erhöhen den Ertrag der Wiesen an ihren Ufern; liefern auch viele Fische und begünstigen das Bleichen der Leinwand. Der Boden ist wegen der vielen hohen und mit Wald besetzten Berge, nicht überall zum Ackerbau zu benutzen. Im höhern Gebürge ist wegen der frühern Winterkälte und spätern Sommerwärme wenig Ackerbau, und meistens nur Hafer und etwas Gerstenanbau. Da aber, wo das Gebürge niedriger wird oder eben ist, da ist der Boden fruchtbar, und bringt alle Arten von Getreide in vorzüglicher Güte hervor. Daher hat der ebene Theil des Schweidnitzer Kreises und der Striegauer Kreis, Ueberfluß an Getreide, indeß der obere oder gebürgigere Theil des Schweidnitzer Kreises, und der Landshuter und Reichenbacher Kreis einen großen Theil ihres Bedarfs aus den ebnern und fruchtbarern Gegenden Schlesiens ziehen muß. Gemüse wird zwar in den ebnern Gegenden des Fürstenthums in hinlänglicher Menge erzeugt, in den höhern und gebürgigern kommt nur wenig Gemüse fort, und die Bewohner ziehen ihren Bedarf aus den flachern Gegenden und aus den Kräutereien um Liegniz und Breslau her. Auch Obst kommt in den höhern Gegenden dieses Fürstenthums wegen den spätern Frühlingsfrösten und frühern Wintern, nicht fort, indeß die niedern Gegenden hinlängliches Obst, ja um den Zobtenberg herum, sogar überflüßiges Obst haben. Das Rindvieh und die Pferde sind von großem Schlage und sehr einträglich, auch die Schaafzucht ist ansehnlich und liefert in dem meisten ebnern Gegenden herrliche Wolle. Die Produkte aus dem Mineralreich sind zahlreich und beträchtlich. Einiges Silbererz bei Rudolstadt. An eben demselben Orte giebt es auch ergiebige Kupererze und Arsenikerz. Einiges Eisenerz an mehrern Orten, etwas Blei und Zink. Einigen Carniol, Agat, Rauchtopas, Crystall und Asbest, mehrere Thonarten, Kalk und Mergelarten. Aber vorzüglicher und reichhaltiger als alle eben genannten Produkte sind die Steinkohlen, die man an vielen Orten gewinnt. Auch Mauersteine und Sandsteine giebt es an mehrern Orten. Es giebt auch mehrere Mineralquellen hier. Die vorzüglichsten sind die 3 Brunnen zu Altwaßer, der zu Charlottenbrunn und die 3 Brunnen in Salzbrunn. Die bekanntesten und besuchtesten Brunnen sind die zu Altwasser, wo man nicht nur den Brunnen trinkt, sondern auch in Wannen badet. Der hiesige Brunnen wird auch häufig verschickt und vorzüglich von Südpreußen und vielen Schlesiern besucht. Auch in Charlottenbrunn wird nicht blos getrunken, sondern auch in Wannen gebadet, aber der Ort wird nicht mehr sehr besucht. Die Salzbrunner Quellen werden gar nicht benutzt, und es sind auch noch keine Anstalten für Fremde und Badegäste getroffen.

Die Bewohner dieses Fürstenthums ernähren sich größtentheils außer dem Ackerbau und Viehzucht vom Weben und Bleichen der Leinwand, vom Garn- und Leinwandhandel, vom Tuch-, Zeug- und Strumpfweben und von Verfertigung mehrerer Arten von Woll- und Baumwollenwaaren und den in den Städten gewöhnlichen Handwerken. Man hat mehrere Papiermühlen, Cattun-, und Leinwanddruckereien, Tuchwalken und Leinwandmangeln, ein Paar Buchdruckereien, Ledermanufacturen und ein Kupferhammer- und Hüttenwerk. Das Fürstenthum wird in 4 Kreise, nämlich den Schweidnitzer, Reichenbacher, Striegauer und Landshuter eingetheilt. Die 3 Kreise: Schweidniz, Reichenbach und Landshut gehören zum Kanton der Garde, da aber diese schon durch Abgabe der größten und schönsten Soldaten aus den übrigen Regimentern vollzählig gehalten wird, so müßen diese 3 genannten Kreise nebst den 3 Kreisen des Jauerschen Fürstenthums, die auch zum Kanton der Garde gehören, jährlich 60 freiwillige Rekruten liefern. Der Striegauer Kreis aber gehört zum Kanton des Regiments Schimonsky Nro. 40. Uebrigens gehört dieses Fürstenthum unter die Breslauer Krieges- und Domainen-Kammer, und Oberamtsregierung.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. Geographische Beschreibung des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glatz. Herausgegeben von J. G. Sternagel. 1815.
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