Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Piombino.[]

[1]
Piombino, ein kleines italienisches Fürstenthum von zehn Quadratmeilen zwischen dem Pisanischen und Sienesischen, wozu auch die Insel Elba mit Ausnahme von Porto Longone, welches dem Könige von Sicilien, und von Porto Ferrajo, welches dem Großherzoge von Florenz zustand, gehörte. Es hatte seine eignen Fürsten aus dem Hause Buoncompagni-Ludovisi. Als Napoleon 1801 in den Besitz von Elba kam, verdrang er dies Haus aus seinem Eigenthum; am 18. März 1805 aber übergab er das Fürstenthum Piombino seiner Felix Bacchiocci vermählten Schwester Elise, zu welcher Ausstattung bald nachher auch noch Lucca kam. Nach dem 100ten Artikel des Wiener Congreßinstruments gelangte die Oberherrlichkeit und Souverainetät über das Fürstenthum Piombino und seine Zugehörden an den Großherzog von Toscana, jedoch mit dem Vorbehalt, daß der Fürst Ludovisi alles Eigenthum, welches seine Familie vor Besetzung dieser Länder durch die Franzosen 1799 inne gehabt, behalten, das Recht des Fischfang ausüben, besondere Befreyung von Abgaben in Hinsicht auf Ausfuhr und Einfuhr geniessen, und für die eher genossenen Regalien entschädigt werden soll. Indessen will sich der Fürst bei diesen Bestimmungen nicht beruhigen.


Die republikanische Leibwache von Piombino, Fürst der Republik Lucca.[]

[2]
Es kann uns zwar, in politischer Hinsicht ganz gleich sein, wie die Leibwache des neuen Franz. Vasallen organisirt ist; auch schwankt Europens Wagschale nicht, wenn ein Paar Musketenläufe und Kaskets mehr darauf liegen, und wenn einige lange Schnurrbärte so schnell hervorsprössen, dass man glauben sollte, sie wären angeleimt. Dies kann uns, wie gesagt, nicht kümmern -- allein (um mit den Franzosen zu sprechen) pour la rarité du fait -- wird der Leser es immer passiren lassen. Es gehört solch Wesen wenigstens der Geschichte an, die nie leugnet, was geschieht, so wie die Naturgeschichte jedes Geschöpf beachtet, es möge noch so schnell entstehn und wieder vergehn.

Die Leibwache des Fürsten besteht aus 400 Mann, in 4 Compagnieen vertheilt, und man könnte sie adeliche Leibwache nennen, da der Fürst die Jünglinge aus den vornehmsten Familien selbst dazu wählt. Der monatliche Gehalt beträgt 20 Franken *). Die Kosten der ganzen Leibwache sollen sich höchstens auf 100000 Franken oder 25000 Rthl. belaufen. Nur geborne Lucceser werden aufgenommen, und auch nur dann, wenn einer einen monatlichen Zuschuss von wenigstens 30 Franken 0der 1½ Rthl. aufweisen kann. Wer in dieser Leibwache 5 Jahre gedient hat, erhält in den Miliz-Nationalgarden Unterlieutenants-Rang, die 4 Capitains Obersten-Rang, die Lieutenants Bataillonchef-Rang, und die Sergeanten erhalten den Rang des Capitains. –

Die hohen Titel kann man hier also sehr leicht erringen. Wahrscheinlich versorgt auch diese Leibwache die ganze National-Miliz hinlänglich mit Officieren, und ist gleichsam als Vorschule bestimmt. Für eine neue Regierung ist diese Idee so übel nicht.

*) Der Franke zu 6 Gr.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Mars. Eine allgemeine militärische Zeitung. Berlin, 1805. In der Himburgischen Buchhandlung.
Advertisement