Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Passau, ein ehemaliges Bisthum und Hochstift zwischen Nieder-Bayern und Oesterreich, dessen unmittelbare Besitzungen, bestehend aus dem eigentlichen Fürstenthum an der Nordseite der Donau, aus der Stadt Passau, der Grafschaft Neuburg und der Herrschaft Riedenburg am Inn, 24 Quadratmeilen mit 60,000 Einwohnern betrugen. Außerdem aber besaß das Bisthum viele mittelbare Besitzungen im Oesterreichischen und zog aus Bayern ansehnliche Einkünfte. Sonst war der Bischof ein Suffraganeus des salzburgischen Erzbischofs, 1728 aber eximirte ihn der Papst und ordnete ihn unmittelbar dem päpstlichen Stuhl unter; welcher Verfügung jedoch Salzburg stets widersprach.

Das Domcapitel bestand aus fünfzehn Capitularen und acht Domicellaren. Der Ertrag der neunten Domicellarstelle wurde zur Unterhaltung der Donaubrücke in Passau verwendet. Die Einkünfte des Bischofs betrugen 220,000 Gulden, der gesammte Betrag des Bisthums aber wurde auf 430,000 Gulden angeschlagen.

Im J. 1802 und 3 wurde Passau säcularisirt und getheilt. Achtzehn Quadratmeilen mit 30,000 Einwohnern nebst den Besitzungen im Oesterreichischen kamen zum Churfürstenthum Salzburg, das Uebrige an Bayern, bis durch den Presburger Frieden 1805 das ganze Land mit Ausnahme der österreichischen Enclaven mit Bayern vereinigt wurde.


Die Hauptstadt Passau am Einfluß des Inn und der Ilz in die Donau ist schön und wohlgebaut und zählt 10,000 Einwohner. Sie besteht eigentlich aus drei Städten, Passau, Innstadt und Ilzstadt, wozu noch das bischöfliche feste Schloß Oberhaus auf dem St. Georgenberge, Passau gegenüber, kommt.

Sehenswerth sind das große und meist regelmäßige Residenzschloß, die nach dem Brande 1662, der die ganze Stadt zerstörte, neuerbaute prächtige Domkirche, und das ehemalige Jesuitercollegium, in welchem sich das Lyceum und Seminarium zur Bildung junger Geistlichen befinden.

Die Stadt hat beträchtliche Bierbrauereien und einen ziemlich lebhaften Handel mit Specereien, Seide, Wechselgeschäfte u. s. w.

Historisch merkwürdig ist Passau wegen der hier geschloßnen und nach ihm benannten Vertrags, der das erste deutsche Reichsgrundgesetz war, welches den Protestanten nach langen Religionskriegen und vergeblich versuchten Aussöhnungen, die Ausübung ihres Cultus und der davon abhängigen bürgerlichen Rechte sicherte. Es wurde theils durch die Vermittlung Ferdinands, Königs von Ungarn und Böhmen, Bruders Kaisers Carl V., theils durch die siegreichen Waffen des protestantisch gesinnten Churfürsten Moritz von Sachsen zu Passau im J. 1552 ein Vergleich zwischen den catholischen und protestantischen Reichsständen bewirkt, und am 2. August auf die Bedingungen abgeschlossen: daß auf dem nächsten Reichstage ein endlicher Religionsfriede gestiftet, vorläufig aber den Protestanten vollkommne Sicherheit und unbeschränkte Religionsfreiheit nebst allen bürgerlichen Rechten zugestanden, ihnen auch der Zutritt zu Beisitzerämtern bei dem Reichskammergericht verstattet werden sollte. Alle in die Acht erklärten Protestanten wurden von derselben entbunden, Landgraf Philipp von Hessen, einer ihrer Hauptanführer, aus der Gefangenschaft entlassen und in den Besitz seiner Lande eingesetzt. Die Protestanten dagegen versprachen, nicht nur dem Bündnisse mit Frankreich zu entsagen, sondern auch selbst alle Feindseligkeiten einzustellen. Auch erfolgte wirklich schon 1555 der gewünschte Religionsfriede, der jedoch immer noch nicht allen Beschwerden der Evangelischen abhalf und erst 1648 zu Münster nach einem neuen dreißigjährigen Kampfe dauernd geschlossen wurde.

Quellen und Literatur.[]

  • Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
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