Grafschaft Lippe.[]
Lippe,[1] Grafschaft im westphälischen Kreise an den Gränzen von Hannover, Minden, Ravensberg und Paderborn, welche ihre eigenen Grafen hat. Diese Grafen heißen edle Herren zur Lippe, und haben auf Reichs- und Kreistagen Sitz und Stimme. Sie theilen sich in die Detmoldische und Schauenburgische (Schaumburg) Hauptlinien. Die Detmoldische wurde 1789 in den Reichsfürstenstand erhoben. Ihr Wappen ist, wegen Lippe, eine rothe Rose im silbernen Felde, und wegen Schwalenberg, eine Schwalbe auf einem goldenen Stern, im rothen Felde. Ihr Reichsanschlag beträgt 4 zu Pferd und 18 zu Fuß, oder monatlich 120 fl. und zu einem Kammerziel geben die Grafen 84 Thlr. 48 Kr. Die Landstände der Grafschaft sind die Ritterschaft und die Städte. Das Haus Braunschweig hat die Anwartschaft auf diese Grafschaft. Sie hat in der Länge 7 und in der Breite 6 geographische Meilen, über 30 Quadratmeilen Flächeninhalt, ist fruchtbar, vorzüglich an Flachs, der auch für das Ausland verarbeitet wird, und begreift die 12 Aemter Detmold, Oerlinghausen, Schötmar, Varenholz, Sternberg, Brake, Barntrup, Blomberg, Schieder, Schwalenberg, Horn und Lipperode. Im J. 1788 zählte man 70,214 Einwohner, von welchen die meisten, so wie der Landesherr, reformirt, die übrigen lutherisch und nur sehr wenig katholisch sind. Die beyden Aemter Blomberg und Schieder gehören der gräflichen Lippe-Schauenburgischen Linie, die übrigen dem regierenden fürstlichen Hause, welches noch mit dem König von Preussen die Stadt Lippstadt, und wegen des Fürstenthums Paderborn die Aemter Oldenburg, Stoppelberg und zum Theil auch Schwalenberg gemeinschaftlich besizt, und dessen Einkünfte man auf 150,000 Thl. schäzt. Die Residenz ist Detmold. Einem gräflichen Aste der Schauenburgischen Linie gehört in der Grafschaft Lippe der Flecken Alverdissen.
Die gräflich Schauenburgische Linie hat ihre wichtigsten Besizungen in der Grafschaft Schauenburg. S. Schaumburg.
Das Fürstenthum Lippe.[]
I. Land.[]
1. Bestandtheile. Von den 2 Linien dieses Hauses, nämlich Lippe-Detmold, und Lippe-Schauenburg, besitzt die erstere oder fürstliche die eigentliche Grafschaft Lippe, Stadt und Aemter Lippstadt, und die Grafschaft Sternberg; die zweite oder gräfliche 2 Aemter der Grafschaft Lippe, und 4 Aemter der Grafschaft Schauenburg.
2. Größe und Gränzen. Dieses von dem Königreiche Westphalen und vom Waldeckischen umgebene Fürstenthum begreift ungefähr 34 Quadratmeilen, wovon die erstere Linie etwa 24 besitzt.
3. Boden, Gewässer, Klima, Producte. Obwohl das Fürstenthum stark von Bergen und Waldungen besetzt ist, so hat es doch auch in den ebenen Theilen ein ergiebiges Ackerland. Von den Flüssen, welche sich durch das Land ziehen, sind die Lippe und Werra die vornehmsten. Die Salza und Bega sind nur sehr kleine Flüßchen. Das Klima ist gemäßigt. Die vornehmsten Producte sind alle 4 Gattungen von Getreide, sehr viel Flachs und Holz, besonders Buchen und Eichen in Menge, viel Hornvieh, zahlreiche Heerden Schaafe, eine Salzquelle bei Ufeln, und ein Gesundbrunnen bei Meinberg.
II. Bewohner.[]
1. Nach ihrer Anzahl, Bildung, Religion xc. Nach einer Zählung vom J. 1808 befanden sich 90,672 Menschen im ganzen Fürstenthume. Davon gehörten 20,132 der schauenburgischen Linie an. Für die Bildung der sehr arbeitsamen Einwohner ist durch eine Industrieschule, und durch Gymnasien zu Detmold, Lemgow, Lippstadt und Bückeburg gesorgt. Die Einwohner sind theils evangelisch-reformirt, theils lutherisch. Auch leben dort einige Katholiken.
2. Nach ihrer Industrie. Ackerbau, besonders aber starker Flachsbau, Garnspinnerei und Leinwandweberei, auch für das Ausland, und beträchtliche Viehzucht sind die vornehmsten Erwerbszweige der Einwohner. Zu Lemgow verfertigt man in einer Manufactur wollene Zeuge, in einer andern Fabrike Pfeifenköpfe von Meerschaum. Zu Hidessen ist eine Fayencefabrike. Lippstadt unterhält ansehnliche Branntweinbrennereien, Essigsiedereien, Gerbereien, Stärkmanufacturen, und treibt einen nicht unansehnlichen Handel mit Getreide, Vieh, Wolle, Garn und Leinwand, auch einen Zwischenhandel mit Spezereien. Die gesammten Staatseinkünfte schätzt man auf 305,000 fl. wovon Lippe-Detmold 225,000 zieht.
III. Staatsverfassung.[]
Beide Linien sind Mitglieder des Rheinbundes. Der Fürst zu Detmold nennt sich: Von Gottes Gnaden souverainer Fürst zu Lippe, edler Herr und Graf zu Schwelenberg und Sternberg xc. Auch das Haupt der zweiten, oder gräflichen Linie führt nunmehro den fürstlichen Titel. Uebrigens ist die Verfassung ständisch, und die Stände sind die Ritterschaft und die Städte. Als Bundescontingent stellt das Gesammthaus 650 Mann, nämlich Detmold 500, und Schauenburg 150.
IV.[]
Verwaltet wird das Land durch eine Regierung, eine Rentkammer, und ein Consistorium, welche zu Detmold ihren Sitz haben. Für die Justizpflege ist ein Hofgericht und ein Criminalgericht aufgestellt.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Handbuch der Statistik der europäischen Staaten, zum Gebrauche bei Vorlesungen und zur Selbstbelehrung von D. Joseph Milbiller. Landshut, 1811. Bei Philipp Krüll, Universitäts-Buchhändler.