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Braunschweig-Wolfenbüttel.[]

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Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Herzogthum im niedersächsischen Kreise, gränzt gegen Norden an das Herzogthum Lüneburg, gegen Westen an den westphälischen Kreis, von welchem es die Weser trennt, gegen Süden an Hessen und an das Eichsfeld, und gegen Osten an Thüringen, Anhalt, Halberstadt und Magdeburg. Es wurde vor der französischen Besitznahme in das Fürstenthum Wolfenbüttel, in das Fürstenthum Blankenburg, in das Stift Walkenried, in das Amt Thedinghausen (einen Theil der Grafschaft Hoya) und in den Communion-Unterharz eingetheilt, welche Eintheilung, nachdem der rechtmäßige Herzog von Braunschweig im Monate December 1813 in sein väterliches Erbe wiederum eingesetzt worden, wahrscheinlich beibehalten werden wird. Das ganze Land enthält 71 (nach Einigen, obwohl fälschlich, 94) Quadratmeilen 200,000 Einwohner, 12 Städte, 12 Flecken und 463 Dörfer. Die Einkünfte, welche sich wegen der durch den Reichsdeputationsreceß von 1803 erlangten gefürsteten Abtei Gandersheim und der Säcularisirung der Probstei St. Ludgeri vor Helmstädt beträchtlich vermehrt haben, werden zu 1,800,000 Thalern und das Militär zu 4000 Mann angegeben. Der Reichsmatrikelanschlag war, als noch das deutsche Reich bestand, auf 686 Fl. und das Kammerziel auf 438 Thaler berechnet. Uebrigens rechnete man, daß die eigentlichen herzoglichen Einkünfte, die zu den reichsten aller deutschen Fürsten gehörten, nach Abzug aller Ausgaben, sich auf 300,000 Thaler beliefen, die dem Herzog zu eigner Verwendung übrig blieben; blos die verpachteten Domänen brachten jährlich 180,000 Thaler reinen Ueberschuß in die Casse des Herzogs. Die Salzwerke sind für das Bedürfniß des Landes beinahe hinreichend; der Boden des nördlichen Theils erzeugt an Getraide so viel, daß man die Südseite des Landes, die in dem Harzgebirge liegt, nicht allein damit versehen, sondern auch noch etwas ausführen kann; und mit Holz sind beide Theile, wiewohl der südliche mehr wie der nördliche, hinlänglich versehen. Die wichtigste Producte zur Ausfuhr sind aber Flachs, welcher größtentheils versponnen und jährlich für mehr als 1,800,000 Thaler ausgeführt wird, und der wilde, obgleich nicht sehr kraftvolle Hopfen, von welchem das Herzogthum Braunschweig unter allen Provinzen Nieder-Deutschlands die bei weitem größte Quantität erzeugt. In den neuesten Zeiten kam noch der bis zur Vollkommenheit gediehene Bau der Cichorienwurzel hinzu, deren Ausfuhr in den besten Zeiten auf 100,000 Thaler berechnet wurde. Die Viehzucht, hinlänglich zum Bedürfnisse des Landes, sucht man noch fortwährend zu verbessern, so wie auch die Wolle der Harzschafe unter die Artikel der Ausfuhr gehört. Die Eisen- und Kupferfabriken sind für die Größe des Landes nicht hinreichend; von größerer Bedeutung sind aber die Tabaksfabriken, die große Spiegelfabrik bei Sollingen, auch die herzogliche Porzellanfabrik, so wie die Alaun-, braunschweiger Grün-, Glaubersalz- und andere Fabriken. Die braunschweiger Mumme wird noch immer weit verführt. Den Handel befördern die zwei Messen, vorzüglich die Sommermesse, deren Umsatz auf zwei Millionen Thaler berechnet wird. I. Das Fürstenthum Wolfenbüttel gränzt gegen Norden an die Herzogthümer Lüneburg, Magdeburg und Halberstadt, gegen Süden liegt es zwischen den Fürstenthümern Calenberg und Grubenhagen. Die merkwürdigsten Städte darin sind: Braunschweig (Hauptstadt), Wolfenbüttel, Schöningen, Goslar und Holzminden. II. Das Fürstenthum Blankenburg, am Unterharze, hängt gegen Osten mit dem Halberstädtischen und Anhaltischen, gegen Süden mit dem Stollbergischen und Hohensteinischen, gegen Westen mit dem Fürstenthum Grubenhagen, der Grafschaft Wernigerode und Oberharz, und gegen Norden abermals mit dem Halberstädtischen zusammen. Die Hauptstadt ist Blankenburg. Dies Fürstenthum enthält wichtige Eisenbergwerke, Forsten und Marmorbrüche. Es ward 1707 vom Kaiser Joseph I. in ein Reichsfürstenthum erhoben und erhielt 1803 Sitz und Stimme auf dem Reichstage. III. Das Stift Walkenried, ein Kloster und Flecken, neben der Grafschaft Hohenstein in Thüringen, war vor Zeiten eine unmitelbare Cisterzienser-Reichsabtei, wurde aber im westphälischen Frieden säcularisirt und dem Hause Braunschweig mit allen Zugehörungen auf ewig überlassen. Durch Vergleich kam es 1672 an die wolfenbüttelsche Linie, und ward mit dem Fürstenthum Blankenburg vereinigt. Hauptort: der Flecken Walkenried. IV. Das Amt Thedingshausen, an der Weser, gehörte ehemals zu Bremen, wurde aber von Schweden in dem cellischen Frieden 1679 an Braunschweig überlassen, und im Jahre 1681 von den beiden braunschweigischen Linien getheilt: Hannover erhielt fünf Dörfer, Wolfenbüttel hingegen den Flecken gleiches Namens und zwölf Dörfer. Hauptort: Thedinghausen. V. Der Communion-Harz. Vom nördlichen Theil des Harzes, der in den Ober- und Unterharz eingetheilt wird, waren nach und nach vier Siebentheil an Hannover, und drei Siebentheil an Braunschweig gefallen, bis letzteres 1788 aller Theilnahme an den Bergwerken des Oberharztes entsagte, dagegen sich aber drei Siebentheil der Waldungen des Ober- und Unterharzes mit völliger Souveränetät zutheilen ließ, und sie mit seinen übrigen Besitzungen des Unterharzes vereinigte. Von den übrigen gemeinschaftlichen Besitzungen, dem Rammelsberg bei Goslar, den Eisenwerken am Iberg bei Grund, und dem Salzwerke Julius Halle bei der Harzburg, deren gemeinschaftliches Amt bisher seinen Sitz zu Goslar hatte, erhält Hannover vier Siebentheil und Braunschweig drei Siebentheil aller Ausbeuten. Der braunschweigische Antheil besteht außer wenigen Dörfern und Höfen aus 45,000 Morgen Waldes und einer großen Jagd.


Geschichte.[]

Das Haus Braunschweig, eines der ältesten Fürstenhäuser, von welchem eine Linie die deutsche Churfürstenwürde und zugleich den Thron Großbritanniens besitzt, leitet seinen Ursprung von Albrecht Azo I., Markgrafen von Este, in Italien ab. Dieser starb 964. Albrecht Azo II. von Este, Urenkel des Vorigen, ein mächtiger italiänischer Herr, dem Mailand, Genua und andere in der Lombardei gelegene Länder gehörten, war in der ersten Ehe mit Künigunden, einer Tochter des im J. 1030 verstorbenen Welf (Guelph) II., aus dem Geschlechte der schwäbischen Grafen von Altdorf, eines sehr begüterten Herrn, verheirathet gewesen. Welf I. (eigentlich IV.), dessen Sohn aus dieser Ehe, erhielt Bayern, und ward der Stammvater des jüngern welfischen Hauses, von welchem das Haus Braunschweig herstammt. Er erhielt von seinem mütterlichen Oheime, Welf III., die sämmtlichen welfischen Güter und starb 1101. Welf II. (eigentlich V.), des Vorigen ältesten Sohn, hatte sich im Jahr 1089 mit der berühmten Gräfin Mathilde verheirathet, einige Jahre nachher sich aber wieder von derselben getrennt, und starb im Jahr 1119 ohne Kinder. Heinrich der Schwarze, des Vorigen Bruder, trat nach seines Bruders Tode die Regierung an und vermählte sich mit Wülfhilden, einer Tochter des letzten Herzogs von Sachsen, billungischen Stammes, mit welcher er beträchtliche Güter im heutigen Nieder-Sachsen erhielt. Er starb im Jahr 1125. Heinrich der Großmüthige (der Stolze), des Vorigen Sohn, vermählte sich mit Gertrud, der einzigen Tochter Lothars II., welche Erbin der alten nordheim-süpplingenburg-braunschweigischen sehr beträchtlichen Erbgüter war, und erhielt dadurch, außer Bayern und Oesterreich, was er schon besaß, noch Braunschweig und das Herzogthum Sachsen, dergestalt, daß sich seine Besitzungen von der italiänischen Gränze und dem costnitzer See bis an die Ostsee und Lübeck erstreckten. Als Schwiegersohn des vorigen Kaisers wollte er selbst Kaiser werden und bemächtigte sich der Reichsinsignien. Als man aber Conrad III., Herzog von Franken, im Jahre 1137 zum Kaiser erwählte, ward Heinrich geächtet und starb im Jahre 1139. Heinrich der Löwe, des Vorigen minderjähriger Sohn, verlor demnach Bayern, welches an den Markgrafen Heinrich von Oesterreich kam, und behielt Sachsen. Weil er sich aber um Friedrich I. bei dessen Römerzügen sehr verdient gemacht hatte, so gab ihm dieser im Jahre 1156 Bayern zurück, von dem jedoch Oesterreich getrennt blieb. Da er nun seine Besitzungen im nördlichen Deutschland sehr vergrößerte, indem er die slavischen Völker besiegte und das obotritische Reich zerstörte; so ward dadurch der Neid seiner Feinde erregt und der Kaiser dahin vermocht, daß er ihn im Jahre 1179 ächtete, Bayern an Otto von Wittelsbach und Sachsen an Bernhard von Ascanien gab. Die Macht des welfischen Hauses, welches nun blos auf sein mütterliches Allodialgut Braunschweig eingeschränkt blieb, war vernichtet. Wilhelm, des Vorigen dritter Sohn, folgte (da der älteste, Heinrich, durch Heirath Pfalzgraf geworden, und der zweite, Otto, im Jahr 1218 als deutscher Kaiser gestorben war) nun in der Regierung der braunschweigischen Lande. Otto das Kind, der Sohn des Vorigen, ward darauf der Gründer des gegenwärtigen welfischen Hauses und erhielt von Friedrich III. im Jahr 1235 sein Erbgut Braunschweig als Feudum, wobei er zugleich zum ersten Herzog von Braunschweig-Lüneburg erklärt wurde. Dessen Nachkommen vergrößerten und theilten ihre Besitzungen in mehrere Nebenlinien. Ernst der Bekenner, Herzog von Celle, vereinigte sie sämmtlich wieder in seiner Person und starb im Jahr 1546. Heinrich, dessen ältester Sohn, stiftete nun (1569) die braunschweig-wolfenbüttelsche, und dessen Bruder Wilhelm die braunschweig-lüneburgische Linie, welcher letztern es im Jahr 1692 gelang, unter ihrem Herzoge Ernst August die neunte Churwürde zu erhalten. Dessen Sohn, Georg Ludwig, wurde wegen Abstammung von Jakob I. in weiblicher Linie, 1714 zum Könige von England erwählt. August, Heinrichs, des Stifters der braunschweig-wolfenbüttelschen Linie, Sohn, verlegte seine Residenz von Hitzacker nach Wolfenbüttel. Rudolph August, des Vorigen Sohn, brachte im Jahr 1671 die Stadt Braunschweig unter seinen Gehorsam. Anton Ulrich, desselben Bruder, baute Salzdahlen. Ihm folgte 1714 sein Sohn, August Wilhelm. Sein jüngster Sohn, Ferdinand Albrecht, stiftete die beversche Linie. Ludwig Rudolph, August Wilhelms Bruder, folgte diesem 1731 und starb ohne männliche Erben. Ferdinand Albrecht II., aus der beverschen Linie, folgte 1753 und starb schon im ersten Jahre seiner Regierung. Carl, dessen Sohn, verlegte 1754 seine Residenz nach Braunschweig und starb 1780. Carl Wilhelm Ferdinand, des Vorigen Sohn und Nachfolger, ward als General-Commandeur der preußischen Armee gegen Frankreich am 14ten Oct. 1806 in der Schlacht bei Auerstädt verwundet und starb am 10ten Nov. desselben Jahres zu Ottensen bei Hamburg. Schon wenige Tage nach der Schlacht war das Herzogthum für eine Eroberung erklärt worden, und ward den 15. Nov. 1807 mit dem neu geschaffenen Königreiche Westphalen vereinigt. Nachdem aber durch die großen, im Oct. 1813 erfochtenen, Siege der Preußen, Schweden, Oesterreicher und Russen, die sich sofort mit allen deutschen Staaten zu einer großen Allianz gegen Frankreich verbanden, die Macht des letztern in Deutschland gänzlich zertrümmert war, wurde auch das Herzogthum Braunschweig wieder hergestellt, und Wilhelm Friedrich, des Vorigen jüngster Sohn, der früher schon als Herzog in der braunschweig-ölsischen Linie gefolgt war, trat am 22sten Dec. 1813 die Regierung seiner väterlichen Staaten an.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.

Literatur.[]

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