Von Bastille bis Waterloo. Wiki

Nachrichten von der großen Armee.

Funfzehntes Bulletin.[]


Slawkowo, den 27. Aug. [1]

Der Divisionsgeneral Zayoncheick, Commandant einer polnischer Division, wurde in dem Gefecht von Smolensk verwundet. Das Betragen des polnischen Corps zu Smolensk hat die Russen, welche gewohnt sind, die Polen zu verachten, in Erstaunen gesetzt; sie waren betroffen über ihre Standhaftigkeit und ihre Ueberlegenheit, die sie bey dieser Gelegenheit entwickelten.

In dem Gefechte von Smolensk und in jenem von Valontina hat der Feind 20 getödtete, verwundete oder gefangene General und eine sehr große Menge Officiere verloren. Die Anzahl der Todten, Gefangenen oder Verwundeten in diesen verschiedenen Gefechten kann sich auf 25 bis 30,000 Mann belaufen.

Am Tage nach dem Gefechte von Valontina theilten Se. M. dem 12ten und 21sten Linien- und dem 7ten leichten Infanterieregiment eine gewisse Anzahl Decorationen der Ehrenlegion für die Capitäne, Lieutenants und Unterlieutenants und für die Unterofficiere und Soldaten aus. Die Auswahl geschah auf der Stelle in einem Kreise vor dem Kaiser und wurde durch den Jubel der Truppen bestätigt.

Die feindliche Armee hat beym Abmarsche die Brücken verbrannt, die Straßen verwüstet, um dadurch so viel wie möglich den Marsch der französischen Armee aufzuhalten. Am 21sten ging sie zu Slob Pniwa über den Borysthenes zurück, von unserer Avantgarde stets lebhaft verfolgt.

Die Handelsmagazine von Smolensk lagen alle an dem Borysthenes in einer schönen Vorstadt, die Russen steckten diese Vorstadt in Brand um den unbedeutenden Erfolg zu erlangen, unsern Marsch um eine Stunde aufzuhalten. Nie wurde ein Krieg mit mehr Unmenschlichkeit geführt. Die Russen behandeln ihr Vaterland, als ob sie in Feindes Lande wären. Das Land ist schön und mit allem überflüssig versehen. Die Straßen sind prächtig.

Der Marschall Herzog von Tarent [xxx] fährt fort, die Festung Dünaburg zu demoliren; Bauholz, Pallisaden, Blockhaustrümmer, die ungeheuer waren, dienten zu einem Freudenfeuer am 15ten August.

Der Fürst v. Schwarzenberg meldet aus Ossiati vom 17ten, daß seine Avantgarde den Feind auf der Straße von Dywin verfolgt, ihm einige hundert Gefangene abgenommen und denselben genöthigt hat, sein Gepäck zu verbrennen. Indessen gelang es dem die Avantgarde commandirenden General Bianchi 800 Bagagewagen wegzunehmen, welche der Feind weder fortbringen noch verbrennen konnte. Die russische Armee des Tormassow hat beynahe all ihr Gepäck verloren.

Das Belagerungsgeschütz hat sich von Tilsit aus in Bewegung gesetzt, um an die Düna vorzurücken.

Der General St. Cyr [xxx] hat an der Drissa Posto gefaßt. Die Unordnung des Feindes war am 18ten in dem Gefechte von Polotzk vollkommen. Der brave bayerische General Deroi wurde in einem Alter von 72 Jahren und nach beynahe 60jährige Dienstzeit auf dem Felde der Ehre verwundet. Se. Maj. hat ihn zum Reichsgrafen mit einer Dotation von 30,000 Fr. Revenüen ernannt. Da das bayersche Corps sich mit vieler Tapferkeit betragen hat, so haben Se. Maj. demselben Belohnungen und Decorationen verliehen.

Der Feind gab vor, sich bey Doroghobucz zu halten. Er hatte seiner Gewohnheit nach Erde aufgeworfen und Batterien errichtet; als die Armee sich in Schlachtordnung zeigte, begab sich der Kaiser dahin, allein der feindliche General besann sich eines andern, ließ zum Rückzuge blasen und verließ die aus 10000 Seelen bestehende Stadt Doroghobucz; sie hat acht Glockenthürme. Das Hauptquartier war am 26. in dieser Stadt. Am 27. befand sich dasselbe zu Slawkowo. Die Avantgarde steht zu Wiasma.

Der Vicekönig [xxx] manövrirt auf dem linken Flügel, 2 Meilen von der Landstraße; der Fürst von Eckmühl [xxx] auf der Landstraße, der Fürst Poniatowski [xxx] auf dem linken Ufer der Osma.

Die Einnahme von Smolensk scheint auf den Geist der Russen einen nachtheiligen Eindruck zu machen. Sie nennen die Stadt Smolensk die heilige, Smolensk die Pforte, den Schlüssel von Moscau, und geben ihr tausend andere Volksbenennungen. Wer Smolensk hat, sagen die Einwohner, hat Moscau.

Der Hitze ist außerordentlich; es hat seit einem Monate nicht geregnet.

Der Herzog von Belluno ist mit dem 30,000 Mann starken 9ten Corps von Tilsit nach Wilna aufgebrochen, um die Reserve zu bilden.

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Quellen.[]

  1. Leipziger Zeitung Nr. 184. Sonnabends den 19. September 1812.