Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Paris, vom 9. Augstmonat. [1]
Die Veranstaltungen auf das morndrige Nationalfest der Einheit und Untheilbarkeit der Republik sind folgende: alle daran Theilnehmende werden 4 Gruppen formieren. Die erste wird aus allen vereinigten Popular-Societäten bestehen; die zweyte aus dem ganzen National-Convent, dessen Mitglieder, anstatt aller andern Unterscheidungszeichen, eine Korn-Aehre in der Hand haben werden. Alle Commissarien der Primarversammlungen von allen Departements werden um das N. C. eine Kette formieren; in der einen Hand eine Pike und in der andern einen Oelzweig haben. Die dritte Gruppe wird aus der ganzen Volksmenge bestehen. Jeder, der eine Würde bekleidet, wird die gesezmäßigen Zeichen derselben tragen; aber keinen Rang haben und keine Corporation ausmachen. Auf diese 3teGruppe wird sogleich eine militarische folgen, mit einem von 4 weissen Pferdten gezogenen Wagen in ihrer Mitte. Auf diesem wird sich eine Urne zum Andenken der für das Vatterland gestorbenen Helden befinden. Diesen Zug wird ein Detaschement von Infanterie und Cavallerie beschliessen mit Karren in seiner Mitte, beladen mit den Ueberbleibseln der Königs Würde und den Unterscheidungszeichen des Adels, die mit Tapeten voll Lilien (dem Königl. Wapen von Frankreich) bedeckt seyn werden. Die erste Station wird seyn auf dem Plaz, wo die Bastille stand, und wo sich der ganze Zug versammeln wird. Da werden alle aus dem gleichen Becher von dem aus den Brüsten einer die Natur vorstellenden Bildsäule heausfliessenden Wasser trinken. Die zweyte Station ist auf dem Boulevard Poissoniere, wo ein Triumphbogen seyn, und wo man die Heldinnen vom 5ten und 6ten October auf ihren Kanonen sizend antreffen wird. Die dritte Station ist auf dem Revolutions-Plaz; da wird man die von den Karren herabgenohmenen Königl. und Adelichen Unterscheidungszeichen zu den Füssen einer Bildsäule der Freiheit hinlegen, und 86 Commissarien der 86 Departements, jeder mit einem Feuer-Brand versehen, werden dieselben in Brand stecken. Die 4te Station ist auf dem Plaz vor dem Invalidenhaus, wo man das Französis. Volk, vorgestelt durch eine kolossalische Figur in Gestalt des Herkules auf dem Gipfel eines Berges erblicken wird, wie es ein Bündel, dessen Stäbe die Departements vorstellen, zusammen faßt. Eine andere Figur unter am Berg, welche den Föderalismus vorstellt, kommt aus einem sumpfigen Morast hervor und will einen Theil von dem Bündel abtrennen; aber das Französische Volk schlägt ihn mit seiner Keule. Die fünfte und lezte Station ist auf dem Marsfeld. Da wird der President des N. C. die Akten von der Stimmen-Sammlung der Primarversammlungen auf den Altar niederlegen, und der Wunsch des Französischen Volks in Ansehung der Constitution wird offentlich proklamiert werden. -- Die nächsten Berichte werden uns nun melden, wie die Feyer dieses Nationalfestes abgelauffen sey; (und man kann derselben wohl nicht ohne Besorgniß entgegen sehen; besonders wenn das wahr seyn soll, was man in Ansehung des Schicksals der Königin an diesem Tag befürchtet.)
Von dem Nationalkonvent.[]
- [1793]
Paris, vom 12 Augstmonat. [2]
Die Feyer des vorgestrigen National-Festes ist nach den eingegangenen offentlichen Nachrichten in vollkommener Ruhe und Ordnung vollzogen worden. Am Tag vorher ertheilte in der Seßion, worinn Herault-Sechelles zum ersten mahl im N. Convent presidierte, ein Mitglied desselben, im Namen der Commißion über das Protokoll der Constitutions Genehmigung, Nachricht mit von den Primar-Versammlungen, welche dieselbe angenohmen haben. Zufolg dieser Anzeige hat unter den 44000. Munizipalitäten der Republick eine einzige verlangt, daß Ludwigs Sohn auf den Thron gesezt werden soll; nemlich die Commüne von St. Tonnant im Distrikt von St. Brieuz. Von 4944. Kantons oder Primar-Versammlungen haben alle die Constitutions-Akte, genehmiget; ausgenohmen Marseille, Corsika, das Departement von der Vendee, einige gegenwärtig in feindlichen Händen befindlichen nördlichen Commünes in der Gegend von Lille, nebst Valenciennes und Maubeuge, welche ihre Stimme nicht geben konnten. -- Die National Feyerlichkeit gieng völlig so vor sich, wie sie in dem bereits mitgetheilten Plan veranstaltet war, und ihre Beschreibung würde also bloß eine Wiederholung desselben seyn. Es bleibt uns also nichts übrig, als einige wenige dort ausgelassene Umstände nachzuholen. Der President des N. Convent war der erste, welcher auf dem Plaz der vormahligen Bastille aus dem gemeinschaftlichen Becher von dem Wasser des Regenerations-Brunnen tranck, und ihn sodann den 86. Commissarien der Abgeordneten von den Primar-Versammlungen überreichte; so oft einer derselben nach dem andern daraus tranck, ward ein Artillerie-Salve gegeben; und der Ceremonie angemessene Stellen aus einem Lied in der Melodie des Marseillanischen abgesungen. Bey der zweyten Gruppe des Zuges, welche das N. Convent ausmachte, trugen 8. Mitglieder desselben auf einer Baare eine offene Lade, worinn sich die Tafeln befanden, auf denen die Menschen-Rechte und die Constitutions-Akte eingegraben waren. Unter der dritten Gruppe, die aus der Volcks-Menge bestand, fuhren auf einem Wagen in Gestalt eines Pflugs ein alter Mann und seine Frau von ihren eigenen Kindern gezogen, und unter den Attributen der verschiedenen Handwercke waren in grossen Buchstaben die Worte zu lesen: Das ist der Dienst, welchen das unermüdete Volck der menschlichen Gesellschaft leistet; so wie zwischen den Karren, die mit den Königl. und Adelichen Unterscheidungs-Zeichen beladen waren, auf Fähnchen die Worte standen: Siehe da, Volck, was immer das Unglück der menschlichen Gesellschaft ausgemacht hat. Auf dem Triumphbogen bey der zweyten Station, worunter die sogenannten Heldinnen des 5. und 6. Oktobers, so wie damahls, auf ihren Kanonen sassen und aus des Presidenten Hand einen Loorbeer-Zweig empfiengen, laß man die Worte: Wie einen verächtlichen Raub haben sie den Tyrannen vor sich hergejagt. Bey der dritten Station, wo man die Attributen der Königs Würde und des Adelstandes verbrannte, ließ man enige tausend Vögel mit leichten Bänderchen am Hals frey in die Luft fliegen. Als man endlich bey der le_ten Station auf dem Mars-Feld angekommen war, stiegen der President, das N. Convent, die 86. Commissarien der Abgeordneten von den Primar-Versammlungen, und diese Abgeordneten selbst die Stuffen am Altar her, und nachdem der President des N Convents das Verzeichniß der Stimmen der Primar Versammlungen auf den Altar gelegt hatte, wurde in Gegenwart aller Abgeordneten des Souveräns der Wunsch des Französischen Volcks in Ansehung der Constitution-Akte unter freyem Himmel proklamiert; ein General Salve kündigte die feyerliche Handlung an; nach geschwornem Eid traten die Commissarien der Primar-Versam'lungen zu dem Presidenten des N. Convents, und übergaben ihm jeder die Pike, die er getragen hatte; der President band sie mit einem dreyfarbigten Band in ein Bündel zusammen, und übergab dasselbe nebst der Lade, worinn sich die Constitution befand, dem Volck mit den Worten: Volck, ich übergebe das Pfand der Constitution in den Schuz aller Tugenden. Dieses Bündel nebst der Bundes-Lade ließ man dann die Nacht hindurch auf dem Altar des Vatterlandes unter der Bewachung des Volcks, und sie wurden erst am folgenden Tag von den Abgeordneten der Primar-Versammlungen in das N. Convent zurückgebracht. Der President desselben hat bey jeder der verschiedenen Stationen, eine besondere, den Vorstellungen angemessene Anrede gehalten, von denen wir aus Mangel des Raums nur die lezte am Altar des Vatterlandes hier anführen wollen:
"Franzosen! Euere Bevollmächtigte haben in den 86. Departements euere Vernunft und euer Gewissen über die Constitutions-Akte, die sie euch vorgelegt, angefragt; sie haben dieselbe angenohmen, nie hat ein einstimmigerer Wunsch einer so grossen und popularen Republick ihre Einrichtung gegeben. Vor einem Jahr war der Feind in unser Gebiet eingedrungen; wir haben die Republick proklamiert und haben gesieget. Jezt, während dem wir Franckreich eine Constitution geben, greift Europa dasselbe von allen Seiten an; lasset uns schwören, daß wir die Constitution bis in den Tod vertheidigen wollen, und die Republick ist ewig."
Paris durfte in der Nacht vom 10. nicht illuminiert werden, um bey den gegenwärtigen Umständen allen unnöthigen Aufwand und die noch grössere Vertheurung der LIchter zu verhüthen.