Allgemeiner Uiberblik der englisch-russischen Expedition gegen Holland.[]
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27 August.
- Landung der ersten Division der englischen Truppen, unter den Befehlen des GeneralLieutnants Abercrombie, bei Kalantsoog, an der Küste von NordHolland. Gefecht mit den Truppen des batavischen Generals Dändels, die sich in ihre Position von der Groote Keete bis Petten zurükziehen müssen. Rükzug der batavischen Besazung vom Helder, und Besezung desselben durch die Engländer, denen dadurch das MarsDiep, oder der Eingang in den Texel, geöfnet ist.
- Beiderseitiger Verlust.
- Nach englischen Berichten: "der Kampf war hizig, und der Verlust beträchtlich."
- Nach holländischen Berichten.
- Eigner Verlust: 144 Todte, 900 Verwundete.
- Englischer Verlust: 1800 bis 2000 Mann in Allem.
- (Auf dem Helder fanden die Engländer 56 metallene, und 18 eiserne Kanonen; überdis 97 noch nicht aufgepflanzte Kanonen, und eine ausserordentliche Menge von Kugeln und Munition.)
28 August.
- Rükzug der batavischen Flotte, unter den Befehlen des GegenAdmirals Story, aus der Rhede des Texels bis unter das Vlieter.
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- Der englische ViceAdmiral Mitchell fordert die batavische Flotte im Vlieter zur Uibergabe auf. Die Mannschaft derselben empört sich gegen ihre Befehlshaber, und die Uibergabe erfolgt.
- Holländischer Verlust: 12 KriegsSchiffe (worunter 8 LinienSchiffe), mit 632 Kanonen, und 3,690 Mann.
1 Sept.
- Der englische General Abercrombie rükt in eine neue, sehr feste Position hinter dem ZyperDamm ein; sein rechter Flügel dehnt sich bis Petten an der NordSee, der linke bis an die OudeSluys, an der ZuyderSee.
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- Ankunft des Generals Brune, OberBefehlshaber der fränkisch-batavischen Armee, im HauptQuartier zu Alkmaar.
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- Vergeblicher Angrif des Generals Brune auf die verschanzte Position der Engländer hinter dem ZyperDamm.
- Beiderseitiger Verlust.
- Nach englischen Berichten.
- Eigner Verlust: 200 Mann an Todten, Verwundeten (worunter der GeneralMajor Moore, jedoch nur leicht), und Vermißten.
- Fränkisch-batavischer Verlust: 800 bis 1000 Mann. Nach fränkischen Berichten. Eigner Verlust: ohngefähr 650 Verwundete (worunter der BrigadeGeneral David tödlich.)
- [Dagegen sezt der batavische General Dumonceau die Zahl der Todten, Verwundeten und Vermißten von seiner Division auf ohngefähr 800, und der batavische General Dändels die Todten und Verwundeten von der seinigen auf 150 Mann.]
- Englischer Verlust: "kann nicht genau angegeben werden, da die Engländer ihre Verschanzungen nicht verliessen."
- Nach holländischen Berichten.
- Fränkischer Verlust: 40 Todte, 749 Verwundete.
- Batavischer Verlust: 97 Todte, 498 Verwundete, 375 Vermißte. (Nach spätern Nachrichten bestand jedoch der gröste Theil der leztern aus den Soldaten, welche die Verwundeten transportirten.)
- Nach englischen Berichten.
13 Sept.

- Ankunft der zweiten englischen Division, und des OberBefehlshabers Herzogs von York im Helder, wo an diesem Tage bis zum 17 auch die erste Division oder das HauptKorps der russischen Truppen unter den Befehlen des GeneralLieutnants Hermann eintrift.
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- Vergeblicher Angrif der englisch-russischen Armee auf die Position der fränkisch-batavischen Armee vor Alkmaar. Die russische Colonne, die Anfangs bis Bergen vordringt, wird mit grosem Verlust zurükgeschlagen, und die englischen Colonnen müssen nun, ohngeachtet ihres gegen den rechten Flügel oder die Division Dändels erfochtenen Vortheils, sich gleichfalls wieder in ihre vorige Position in der Zype zurükziehen. (Nach Brune: Schlacht bei Bergen.)
- Beiderseitiger Verlust.
- Nach fränkischen Berichten.
- Eigner Verlust: 50 Todte, und 300 Verwundete. "Die Berechnung,"sagt Brune, "werde unglaublich scheinen, sey aber darum nicht weniger genau." (Unter den leicht Verwundeten war der DivisionsGeneral Dumonceau.)
- Russischer Verlust: 2000 Todte (worunter der General Tschertschakow); 1500 Gefangene (worunter der russische OberBefehlshaber GeneralLieutnant Hermann selbst); 20 Kanonen.
- Nach englischen Berichten.
- Eigner Verlust: 134 Todte, 397 Verwundete, 506 Vermißte; "ferner 350 Mann, von denen man gleichfalls sehr fürchte, daß sie getödet oder gefangen wären."
- Russischer Verlust: "dem Vernehmen nach," gegen 1500 Mann an Todten, Verwundeten und Vermißten.
- Holländischer Verlust: über 3000 Mann Gefangene, worunter 60 Offiziere. (Holländische Berichte sagen, "während des Gefechts seyen einige Korps übergegangen, von denen es geheissen, sie hätten sich nach der feindliche Seite verirrt.")
- Nach russischen Berichten.
- Eigner Verlust der Russen: 3000 Mann an Todten, Gefangenen und Verwundeten.
- Feindlicher Verlust: "ungleich gröser."
- Nach fränkischen Berichten.
21 Sept.
- Der englische ViceAdmiral Mitchell nimmt mit seiner Flotille auf der ZuyderSee Besiz von der Stadt Enkhuizen; am
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- ergibt sich auch der Hafen Lemmer, in Friesland, an die Engländer.
2 Oct.
- Zweiter Angrif der englisch-russischen Armee auf die Position der fränkisch-batavischen Armee vor Alkmaar. Auf den linken Flügel behaupten sich zwar die Franken in Bergen und in Egmond op Zee; da aber eine englische Colonne bis in die Nähe des leztern Posten vorgerükt war, und eine andre im Centrum den Posten von Schoorldam weggenommen hatte, so zieht sich der General Brune in die zunächst dahinter liegende, viel engere und vortheilhaftere Position zwischen Beverwyk und Wyk op Zee zurük; auf seinem rechten Flügel zieht sich der General Dändels, zur Dekung der Zugänge von Amsterdam, nach Purmerend zurük, wo seine Fronte durch die Uiberschwemmungen der Scheermer und Beemster fast unangreifbar ist.
- Beiderseitiger Verlust.
- Nach englischen Berichten.
- Eigner Verlust: 237 Todte, 1082 Verwundete (worunter abermals der GeneralMajor Moore), 193 Vermißte.
- Russischer Verlust: 170 Todte, 423 Verwundete (worunter der GeneralMajor Emme).
- Feindlicher Verlust: wahrscheinlich über 4000 Mann, 7 Kanonen, viele MunitionsWägen, Gefangene nicht mehr als ein paar 100.
- Nach fränkischen Berichten.
- Englischer Verlust: viele Todte und Verwundete; 100 Gefangene, worunter 3 Offiziere.
- Nach englischen Berichten.
6 Oct.
- Vergeblicher Angrif der englisch-russischen Armee auf die Position der fränkisch-batavischen Armee zwischen Beverwyk und Wyk op Zee. Nach einigen anfänglichen Vortheilen werden die AngloRussen, die bis Castricum vorgedrungen waren, durch einen von dem OberGeneral Brune selbst geführten KavallerieAngrif geworfen, und mit beträchtlichem Verluste bis nahe an Egmond verfolgt. (Nach Brune: Schlacht bei Castricum.)
- Beiderseitiger Verlust.
- Nach fränkischen Berichten.
- Englisch-russischen Verlust: 1500 Gefangene, 11 Kanonen; "die Zahl der Todten ist beträchtlich, besonders auf Seiten der Russen; unter den Verwundeten ist Lord Chatham, Bruder des Ministers Pitt."
- Nach englischen Berichten.
- Eigner Verlust: 91 Todte, 726 Verwundete, 603 Vermißte.
- Russischer Verlust: 382 Todte oder Gefangene, 735 Verwundete.
- Feindlicher Verlust: "war sehr gros; ausser seinen Todten und Verwundeten, haben wir 500 Gefangene gemacht."
- Nach fränkischen Berichten.
- In der Nacht vom
7 Oct.
- verläßt der Herzog von York Alkmaar, und zieht sich mit seiner Armee nach der Zype zurük, am
8 Oct.
- rükt der OberGeneral Brune wieder in Alkmaar, und der General Dändels in Hoorn ein, und läßt durch Detaschements am
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- Enkhuizen, und am
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- Medenblik wieder besezen. An diesem Tage hatten sich die AngloRussen wieder ganz in ihre starken Verschanzungen hinter dem Zyperdamm zurükgezogen, wo die fränkisch-batavische Armee sie immer enger einschloß.
- Verlust der AngloRussen an, während des Rükzugs bis zum 11 Oct. gemachten Gefangenen, mit Inbegrif der zurükgelassenen Verwundeten, nach fränkischen Berichten: über 1400 Mann. In der Nacht vom
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- räumen die Engländer den Hafen Lemmer, in Friesland.
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- Kapitulation zwischen dem Herzog von York und dem OberGeneral Brune, die gänzliche Räumung des Gebietes, der Küsten, Inseln und Seen der Batavischen Republik durch die englisch-russischen Truppen betreffend.
- Gegen Gestattung eines ungehinderten Abzugs aus Holland, versprechen die Engländer die Zurükgabe von 8000, vor diesem Feldzuge in ihre Gefangenschaft gerathenen, Franken und Batavern, nach der freien Auswahl der beiden alliirten Republiken.
Bestand der batavischen Armee.[]
[2]
Folgendes war der Bestand der batavischen Armee:
I. Die Division Daendels. 12 Bataill. Infant. zu 600 M. d. Bat. 7200 M. 2 Bataill. Jäger 700 1400 -- 7 Escadrons Reuterei, sämmtlich 600 -- 1 Regiment Dragoner 480 -- 1 Compagnie reitender Artillerie 100 -- 4 Compagnien Artillerie 640 -- zusammen 10420 M.
- 16 Sechspfünder und 2 Haubitzen. (Hierunter ist das auf den Küsten stehende Geschütz nicht begriffen, da es nicht zur Feld-Artillerie gehörte.)
II. Die Division Dumonceau. 7 Bataillons Fußvolk 4200 Mann. 2 Bataillons Jäger 1400 -- 1 Escadron Reuterei 100 -- 1 Regiment Husaren 480 -- 1 Compagnie reitender Artillerie 100 -- 1 Compagnie Artillerie 160 -- zusammen 6440 Mann.
- 10 Sechspfünder und 2 Haubitzen an Feldgeschütz.
Ausserdem befanden sich noch zu Amersfort im Artillerie-Park 5 Compagnien Artilleristen, die 860 Mann stark waren.
Bei diesen aufgeführten Truppen befinden sich diejenigen nicht mit, welche in den Festungen vertheilt lagen, und nicht bei der Armee waren. Das mögen etwa noch 2500 Mann gewesen sein.
Von der ersten Division lagen
Die übrigen Truppen lagen in und um Alkmaar in den Dörfern.
Aus einem Briefe, eines Reisenden, aus Holland.[]
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(Vom 2ten September.)
-- Bey allem innern Mißvergnügen, in diesem ganzen Lande, wird es den Engländern nicht leicht seyn Holland einzunehmen, und die vorige Ordnung der Dinge wieder her zu stellen. Die Landesvertheidigungs-Anstalten werden mit großem Eifer betrieben. Von Mastricht bis zur Nordsee, formiren die Grenzen eine Kette von Fortificationen, die zum Theil, in unglaublich kurzer Zeit angelegt, und zu Stande gebracht worden sind. In Rotterdam liegen vier Kriegs-Schiffe. Die Organisirung der National-Bürger-Macht geht, bey allem innern Widerwillen, ihren raschen Gang fort. Die Artillerie ist in sehr gutem Zustande. Das Phlegma der Holländer contrastirt zwar auffallend mit der stets lustigen Laune der Franzmänner, aber wenns zum Schlagen mit dem Feinde kommt, so muß einer wie der andre fechten, weil sich natürlich jeder wehrt, der im Kampfe ist. Unter den Holländischen und Französischen Generalen aber herrscht ein großes Mißverständniß; besonders ist Daendels sehr eifersüchtig, daß der Französische General Brune das Ober-Commando hat. Es hat schon manche heftige Debatten gegeben.
Ehe nicht ein großer geschehen ist, werden die Prinzen-Freunde sich nicht in Bewegung setzen, und alle die einzelnen Versuche, die der Erbprinz von Oranien gemacht hat, bey so geringer Macht, und der Ungewißheit des Ausgangs der Dinge, keinen Erfolg haben. Indeßen wird Holland doch endlich seinen Erbstatthalter wieder haben. Man behauptet, selbst im Haag, daß Preußen sich des Oranischen Hauses stark annimmt, und selbst in Paris darüber unterhandeln läßt.
Der elende Zustand des Landes wird täglich größer. So wurden vor kurzem, bey meiner Abreise von Rotterdam, daselbst, an einem Tage, 400 Arbeiter entlaßen. Die vermögenden Einwohner fühlen den Druck am stärksten. Sie haben schon 35 Procent Vermögens-Steuer bezahlt, und müßen jetzt wieder 15 Procent contribuiren. Sie wünschen daher, wie gewiß über zwey Drittheile der Einwohner überhaupt, eine baldige Veränderung der Dinge. Aber diese hängt von dem ersten Waffen-Erfolge der Engländer, und der täglich erwarteten Rußen ab. Eher wird, wie gesagt, im Innern keine Bewegung der Oranischen Parthey statt haben.
Was wäre wenn . . . . ?[]
Ralph Fell.[]
Hätte man die Expedizion gegen Holland in einer frühern Jahrszeit unternommen, oder wäre die Armee nach den ersten glückliche Fortschritten weit vorgerückt, ehe die Franzosen und Holländer Zeit gewannen, ihre Truppen zusammenzuziehen, so würde höchst wahrscheinlich Amsterdam in englische Hände gefallen und ein grosser Theil der Republik wieder zum Gehorsam gegen den Statthalter zurückgebracht worden seyn. Aber vielleicht war es gut für die Menschheit, dass der Feldzug einen andern Ausgang nahm.
Wäre Amsterdam erobert und der Statthalter wieder in seine vorige Würde eingesetzt worden, so wären die Franzosen immer im Besitz der Grenzfestungen der Republik geblieben, aus denen sie weder das Haus Oranien, noch England hätte vertreiben können, und Frankreich würde, statt eine so wichtige Eroberung, wie Holland, fahren zu lassen, zahllose und unbesiegbare Truppenkorps ins Land geschickt haben. Dann wäre die brittische Armee vielleicht genöthigt gewesen, in einer ungünstigen Jahrszeit durch ein trauriges, unwirthbares Land, mit einem schnellen und wachsamen Feinde im Rücken, eine unglückliche Retirade zu unternehmen, und der Prinz von Oranien wäre wahrscheinlich zum zweitenmal genöthigt gewesen, seine persönliche Sicherheit in einer schleunigen Flucht aus seinem Reiche zu suchen.
Quellen.[]
- ↑ Europäische Annalen Jahrgang 1799 von D. Ernst Ludwig Posselt. Tübingen in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1799.
- ↑ Landungsgeschichte der Engländer und Russen in Holland, im Herbst 1799. Nebst Anekdoten über die Anführer. Verfaßt von einem Officier im Gefolge des Generals Brüne. Hamburg, 1800. Bei August Campe.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. Hamburg in der Hoffmannschen Buchhandlung. Jahrgang 1799.
- ↑ Fell's Reise durch die Batavische Republik Aus dem Englischen übersetzt, und mit Anmerkungen begleitet von D. Karl Murhard. Leipzig, bei C. H. Reclam. 1805.