Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Herzberg.[]

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Herzberg,

Preussischer Staatsminister.

Gebohren 1725. Gestorben 1795.

Zu Lottin in Pommern, dem Erbgute seiner Familie, wurde Ewald Friedrich Graf von Herzberg 1725 gebohren. Mit rastlosem Eifer bereitete er sich auf der Universität zu Halle für die diplomatische Laufbahn vor; hier arbeitete er zwey gründliche Abhandlungen über das Brandenburgische Staatsrecht und über den Churfürstenverein.

Als er in der Eigenschaft eines Legazionssekretärs verwendet wurde, arbeitete er mit vorzüglichem Fleisse im geheimen Archive. Er lieferte Friedrichen die Aktenauszüge zu seiner Bearbeitung der Denkwürdigkeiten der Mark Brandenburg, und zeichnete sich durch die gekrönte Preisschrift: Ueber die erste Bevölkerung der Mark Brandenburg, höchst vortheilhaft aus. Mittlerweile war er Legazionsrath geworden, und hatte den Auftrag erhalten, das geheime Staats- und Kabinetsarchiv neu zu ordnen, ein Anlaß, der ihm die genauesten und gründlichsten Kenntnisse in diesen Gegenständen verschaffte. Ausser der Verfassung mehrerer gelehrter Dedukzionen, besorgte er während des ganzen siebenjährigen Krieges den größten Theil der Staatskorrespondenz, und selbst die öffentlich erschienenen Staatsschriften. Er hat den Friedensschluß mit Rußland und Schweden im Jahre 1762 abgefaßt, und wurde das Werkzeug Preussens zur Wiederherstellung des allgemeinen Friedens. Mit einer kurzen mündlichen Instrukzion versehen, schloß er am bestimmten Tage den berühmten Hubertsburger Frieden. Der König äusserte gegen ihn die schmeichelhaften Worte: Er hat einen Frieden gemacht, fast so, wie ich den Krieg geführt habe, Einer gegen Drey. Von diesem Augenblicke war er Staats- und Kabinetsminister.

Bey der ersten Theilung Pohlens, 1772, unterstützte er Preussens Ansprüche durch gehaltvolle Dedukzionen. Dasselbe that er bey Gelegenheit der Streitigkeiten wegen der bayerischen Erbfolge; auch hat das Teschner Friedensinstrument von 1779 ihn zum Verfasser. Friedrich Wilhelm II. erhob ihn in den Grafenstand, und ernannte ihn zum Kurator der Akademie. Unter dessen Regierung stellte er in Holland die Ruhe wieder her, beförderte die Erhaltung des Gleichgewichtes, und schloß 1790 den Traktat von Reichenbach, den er für sein Meisterstück erklärte.

Ausserdem zeichnete er sich durch viele historische Abhandlungen aus, die in der Berliner Akademie gelesen wurden. Seine Staatsschriften, die in französischer Sprache geschrieben sind, und drey Bände ausmachen, umfassen die Staatsverhandlungen der Preuss. Regierung von 1756 bis 1795. Er liebte die Gelehrsamkeit, und die Erhellung der Volksbegriffe. Zu letzterem Ende suchte er die höheren, so wie die minderen Bildungsanstalten möglichst emporzuheben, und die Zurücksetzung, welche deutsche Literatur und ihre Ausüber unter Friedrich hatten erdulden müssen, gut zu machen. -- Ausserdem verwendete er sehr viele Aufmerksamkeit auf Oekonomie, und hierin war es vorzüglich der Seidenbau, den er seiner sorgsamsten Pflege werth hielt, durch Belohnungen, Vorschüsse und Beyspiel auf seinen eigenen Gütern belebte.

Seit dem Jahre 1791 hatte er keinen weiteren Antheil an der Leitung der auswärtigen Geschäfte, wiewohl er selben mit einiger Zudringlichkeit wieder zu erlangen suchte. -- Unzufrieden mit Allem, was in diplomatischer Hinsicht seit seiner Dimission in Preussen geschehen war, starb er im Jahre 1795, nachdem er beynahe 50 Jahre sich dem Staate auf die nützlichste Weise gewidmet hatte.


N. Graf von Hertzberg.[]

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Hertzberg, (N. Graf v.) preußischer Minister unter Friedrich II. und dessen Nachfolger. Er besaß das unumschränkteste Vertrauen des großen Friedrich, so wie auch das Friedrich Wilhelms II. in den ersten Jahren seiner Regierung, leitete die Expedition des Herzogs von Braunschweig 1785 in Holland, hetzte, in Verbindung mit den Engländern, die Türken, Schweden und Pohlen gegen Katharinen II. auf, scheiterte aber hierauf in seinen Planen durch die Intriguen von Bischofswerder und die Klugheit des Kaisers Leopold, sah mit Schmerz die Reichenbacher Zusammenkunft auf eine Art enden, die ganz seinen Ansichten zuwider war, und nahm hierauf seine Entlassung. Er starb 1795 in einem hohen Alter.


Der sieben und zwanzigste May 1795.[]

[3]
Gestorben Ewald Friedrich Graf von Herzberg.

Die Disputation, welche Herzberg vor seinem Abgang von der Universität zu Halle vertheidigen wollte, (über das preussische Staatsrecht) deren Druck aber das Kabinet zu Berlin nicht erlaubte, gründete sein Glück. Man sah aus dieser Arbeit, was der junge Mann zu werden verspreche und stellte ihn sogleich beym Departement der auswärtigen Geschäfte und im geheimen Archiv an. Er machte dem großen Friedrich die Aktenauszüge zu seinem "Denkwürdigkeiten der Mark Brandenburg" und dieser belohnte ihn dafür mit der Stelle eines Legationsraths. Im 7jährigen Krieg führte er den größten Theil der Staats Correspondenz und verfaßte die öffentlichen Staatsschriften. Er schloß auch den Separatfrieden mit Schweden 1762, und 1763 den allgemeinen zu Hubertsburg. Von jetzt an war er Staats und Kabinetsminister. Preussens Wohl lag ihm äusserst am Herzen, das er bey der Theilung von Pohlen 1772, im baierschen Erbfolgekrieg, bey Errichtung des Fürstenbundes und sonst bey jeder Gelegenheit bewies. Er beförderte die Wissenschaften, den Ackerbau, die Seidenzucht, die der preussische Staat ihm alleine verdankt. er besuchte oft selber die Schulen, um Lehrer und Lernende durch seine Gegenwart anzufrischen und immer empfahl er Vaterlandesliebe und Vaterlandskenntniß als die vorzüglichsten Gegenstände der Erziehung; auch die Akademie der Wissenschaften zu Berlin hatte an ihm einen treuen Pflegevater.

Noch nach Friedrichs Tod blieb Herzberg geraume Zeit in Wirksamkeit und lieferte sein Meisterstück durch den Kongreß zu Reichenbach im Jahr 1790. Aber jetzt traten die Bischofswerder und Wöllner ans Ruder, denen Friedrich Wilhelm II. nur zu großes Vertrauen schenkte und Herzberg schien entbehrlich zu werden. Das kränkte den alten, verdienten, wohlmeynenden Staatsmann nicht wenig, er forderte daher 1791 seine Entlassung und erhielt sie, indem er nur die Kuratel und die Aufsicht über den Seidenbau behielt. Demohngeachtet bot er 1794, da er den Staat in Gefahr glaubte, seine Dienste aufs neue an, gab Rathschläge, die man als Zudringlichkeit ansah, und ihm freymüthig sagte: er möchte den König damit verschonen. Nun bemächtigte sich seiner Kränklichkeit und üble Laune. Er starb in seinem 70ten Lebensjahr, nachdem er dem preussischen Staat beynahe fünfzig Jahre gedient hatte.

Er war ein gerader, trugloser und offenherziger Mann, lebte ein einfaches häusliches Leben, ohne Ziererey und Ministerialprätension. Sein Umgang beschränkte sich meistentheils auf Gelehrte. Seine Sitten waren so einfach, als seine Kleidung. Wenn man einige Eitelkeit, Gefühl seines Werths und seiner Unentbehrlichkeit an ihm wahrnimmt, so verzeiht man sie dem Manne sehr gerne, der wie Themistokles hätte sagen können: "Ich verstehe nicht, die Flöte zu blasen, noch die Theorde zu spielen; aber gebt mit einen Staat, so klein und unbedeutend er ist, ich will ihn groß machen."


Von Reisenden.[]

Carl Gottlob Küttner.[]

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[1794]
Brandenburg
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Berlin.

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Der Graf von Herzberg ist, wie Sie wissen, nicht mehr in den Geschäften, empfängt aber noch immer Fremde, die häufig den Ministern empfohlen werden. Ich fand in ihm einen Zug von Gutmüthigkeit, der sich auf mancherley Art zeigt, und einen Wunsch, daß einem wohl in seinem Hause sey. Bey Mahlzeiten in solchen Häusern begegnet es öfters einem Reisenden, daß er nicht den achten Theil der Gesellschaft kennt, und da habe ich denn die Zeit zwischen der Ankunft und dem Augenblicke, da man zur Tafel geht, gewöhnlich langweilig gefunden. Der Graf von Herzberg aber hat in den Augenblicken eine besondere Aufmerksamkeit für seine Gäste, und eine ganz eigene Gabe, sie in der Zwischenzeit zu beschäftigen, indem er dem einen etwas aus seinem Vaterlande zeigt, das ihn interessiren muß, den andern auf einen Kupferstich, oder sonst aufmerksam macht; oder er läßt etwas bringen, das die Gesellschaft wahrscheinlicherweise noch nicht gesehen hat, zeigt ein Werk, das so eben erst erschienen ist, und dergleichen mehr.


Quellen.[]

  1. Neuer Plutarch, oder kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer aller Nationen von den ältesten bis auf unsere Zeiten. Herausgegeben von Peter Blanchard. Wien, 1807. Im Verlage bey Anton Doll.
  2. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  3. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  4. Wanderungen durch die Niederlande, Deutschland, die Schweiz und Italien in den Jahren 1793 und 1794. Leipzig, 1796. bei Voß und Kompagnie.
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