Allgemeiner Bericht.[]
Januar.[]
Allgemeiner Bericht von den Kriegs- und politischen Merkwürdigkeiten.
Mit dem Anfange des neuen Jahrs hat sich die schwankende Ungewißheit über Krieg und Frieden in die unglückliche Bestimmung der Fortsetzung des Krieges verwandelt. Die ersten Tagen dieses Jahrs waren mit Blutvergießen und Zerstörungen, zu Lande und zur See, bezeichnet. Die Festung Kehl kam in die Hände der siegenden Oesterreicher, und zur See verloren die Franzosen den größten Theil einer ansehnlichen Flotte, und einer Land-Armee. Wenn man in den gegenwärtigen Zeitpuncte, in welchem öfters, nicht die Gesetze einer gesunden Politik, sondern die Leidenschaften, und geheimen Absichten, die für das Wohl der Staaten wichtigsten Entscheidungen bestimmen, sich nicht in beständiger Unsicherheit befände, und das unwahrscheinliche eher, als das wahrscheinliche erwarten müßte; so könnte man, aus der mißlungnen Brester Expedition, und den Umständen im Innern von Frankreich auf eine Biegsamkeit der Französischen Herrscher, zu billigen Friedensbedingungen schließen. Es ist klar, daß der Lord Malmesbury vornehmlich deswegen so hart mit seinen Friedens-Vorschlägen abgewiesen wurde, weil es gefährlich geworden wäre, ihn, während der Brester Expedition, und deren ungewißem Ausgange, in Paris zu haben, und es ist, bey dem Unglücke der Flotte, ein Trost für das Directorium, daß der Englische Friedensgesandte nicht mehr in Paris ist.
Das politische System von Europa ist durch den Tod der Rußischen Kaiserin im Ganzen nicht verändert worden, wie die vorhergehenden Kapitel beweisen. Obgleich der neue Kaiser den Subsidien-Tractat mit England nicht unterzeichnet hat, und kein Truppen-Corps in Bewegung setzt; so hat er doch nicht allein die Tripel-Allianz mit Oesterreich und England bekräftigt, sondern es scheint sogar, nach mehrern Berichten, daß Paul der 1ste als ein Friedens-Vermittler auftreten, und der Französischen Regierung Vorträge laßen machen will, deren Nicht-Annehmung ihn zu thätigen Schritten gegen sie bewegen würde. -- Seine Nachbarn, die Türken, sind weder willens, noch im Stande, sich durch Französische Unterredungen zu einem Kriege verführen zu laßen, deßen Erfolge für die Pforte nichts anders als mißlich seyn könnten. Der König von Preußen befindet sich in neuen Contestationen mit der Französischen Regierung, welche seine jenseits des Rheins occupirten Länder, wie erobertes Eigenthum behandeln will.
Am Rheine herrscht nun, bis nach Hüningen zu, die Ruhe der Winterquartiere. Die ermüdeten Krieger waren in die Cantonnirungen gegangen, und nur das Corps bey Hüningen setzte die Angriffe auf die dasige Brückenschanze mit unabläßiger Anstrengung fort. Das Hauptquartier kam am 13ten Januar nach Bonn, und mehrere Corps giengen theils nach der Maas, theils nach Lothringen, und nach Metz.
In Italien rückten die Kaiserlichen vom 7ten Januar an, auf allen Seiten im Venetianischen vor. Ein Corps war durch die Defileen von Montebaldo bis über Rivoli vorgedrungen, ein andres zog von Padua an die Etsch, und ein drittes über Montebello gegen Verona. Nach vielen Privat-Nachrichten hatten die Kaiserlichen bereits am 13ten, 14ten, und 15ten Januar die Franzosen geschlagen, Mantua entsetzt, und sich endlich mit dem Feldmarschall Wurmser vereinigt. Wenn die Kaiserliche Armee glücklich bis ins Mailändische vordringen kann, so wird die allgemeine Erbittrung der Italiener gegen die Franzosen in solche Ausbrüche kommen, welche die Existenz der Franzosen in Italien sehr precair machen würden. Alles wartete in Italien mit Sehnsucht auf die Annäherung der Kaiserlichen Truppen. Man könnte hoffen, daß glückliche Fortschritte der Kaiserlichen Waffen in Italien dazu beytragen würden, die Französischen Herrscher zu einem billigen Frieden geneigter zu machen, wenn man auf eine Mäßigung rechnen dürfte, von welcher sie sich bisher so sehr entfernt haben. Einen neuen Beweis ihrer Haftigkeit haben sie durch angefangne Feindseligkeiten gegen die vereinigten Staaten von Nord America gegeben. Auf Beschwerden wegen Begünstigungen der Engländer im Handel und in der Schiffahrt, ist baldigst ein Befehl gegeben worden, alle americanischen Schiffe wegzunehmen, und der Französische Gesandte zu Philadelphia hat seine Gesandschafts-Functionen suspendirt. Unterdeßen war am 7ten December der gesetzgebende Congreß eröfnet worden. Der Präsident Washington hatte seine Stelle niedergelegt, und von den 5 Competenten zu diesen wichtigen Posten hatte der Freund Englands, Herr Adams, die mehrsten Stimmen. Es dauerte aber immer innere Gährungen fort, und die gegen einander aufgebrachten Partheyen drohten, die bisher glücklich erhaltne Ruhe jener Länder zu stören. Die B_gebenheiten in Westindien erzehlt das obige Kapitel von Großbrittannien.
Februar.[]
Allgemeiner Bericht von den politischen Merkwürdigkeiten.
Die Einnahme von Mantua giebt dem ganzen Französischen Kriege eine neue Wendung. Indem sie den Franzosen Italien, wenigstens vors erste, sichert, verschaft sie der Armee im Felde die beträchtliche Verstärkung der bisherigen Belagerungs-Armee. Nach den neuern Berichten vermehrt Buonaparte auch sein Heer durch eine Menge Italienischer Recruten, und hat, nach seinen letztern Siegen, starken Zulauf aus den republicanisirten Staaten. Unterdeßen hat er einen unerwarteten Krieg bekommen. Die Einwohner auf Corsica widersetzten sich den neuen Recrutirungen mit Gewalt der Waffen, und erklärten einen allgemeinen Aufstand gegen die Franzosen, denen sie so wenig als den Engländern, unterwürfig seyn wollen.
Es ist freylich zu voreilig, daß in den Zeitungen schon gemeldet wird, die Französischen Generale am Nieder-Rheine hätten Ordre bekommen, nunmehro angrifsweise zu agiren, nachdem Mantua eingenommen worden, da kaum die erste vorläufige Nachricht von der Uebergabe dieser Stadt in Paris angekommen war: allein es ist sehr wahrscheinlich, daß man Französischer Seits suchen wird, allenfalls durch einen abermaligen Versuch eines Uebergangs über den Rhein, die Oesterreichische Rhein-Armee zu beschäftigen, damit nicht viele Truppen von derselben, zu der Italienischen Armee abgeschickt werden können. Wirklich waren auch, zufolge der neuesten Berichte, nach der Ankunft des Generals Moreau in Crefeld, viele Bewegungen der Französischen Truppen am Nieder-Rheine, und die Oesterreichische Armee an der Lahn, und der Sieg, machte schleunige Anstalten, ins Feld zu ziehen. Aber mehrere Briefe von guten Quellen bestätigten übereinstimmend, daß die zur Beschützung der, im obigen Kapitel von Teutschland bemerkten neuen, erweiterten Demarcations-Linie, bestimmte Observations-Armee ansehnlich werde verstärkt, und die Ruhe am Nieder-Rheine kräftigst erhalten werden. Zugleich versicherte man, daß der neue Kaiser von Rußland die allgemeine Wiederherstellung der Ruhe von Europa durch eingeleitete Friedens-Unterhandlungen zu einem besondern Gegenstand seiner Aufmerksamkeit mache. Bey der Ottomannischen Pforte hatten, die Nachrichten von dem Tode der Kaiserin Katharina, und den Niederlagen der Perser einen zu großen Eindruck gemacht, um vorschnelle Entschlüße zu faßen. Der Divan behandelte den Französischen Minister mit auszeichnender Freundschaft, aber machte noch keine Anstalten, welche eine thätige Theilnahme an dem Französischen Kriege anzeigten. -- Der historischen Merkwürdigkeiten der andern Welttheile, America, Westindien, Africa, sind dießmal mehrere, und viele bisher nicht bekannte, in den vorherstehenden Artikeln und Briefen erzehlt worden.
März.[]
Allgemeiner Bericht von den Kriegs- und politischen Merkwürdigkeiten.
Elf Tage nach der, für den Krieg zu Lande so wichtigen, Einnahme von Mantua, erfolgte jener Sieg des Admirals Jarvis zur See, welcher durch die Umstände eben so glänzend war, als er durch die Folgen für den gegenwärtigen Seekrieg entscheidend ist. Die öffentlich bekannt gewordnen Unterredungen des Lords Malmesbury und des Französischen Ministers de la Croix enthalten das Geständniß, daß die Französische Regierung vornehmlich deswegen zu keinen Austauschungen der Eroberungen geneigt war, weil die auf ihre Seite getretne große Seemacht Spaniens ihr die lebhaftesten Hofnungen zu neuen Siegen, und Wieder-Eroberungen einflößte. Diese Hofnungen sind nun dahin, und Spaniens Aussichten zur Vergrößerung des Herzogs von Parma in Italien sind gleichfalls verdunkelt worden. Eben so ist der große Plan zerrüttet, mit der vereinten Seemacht von Spanien, Frankreich, und Holland, mit einer Flotte von 60 Linienschiffen, England anzugreifen, und Landungen unter mächtiger Bedeckung zu unternehmen. Von welchen Erfolgen auf die innre Situation Englands der große Sieg bey St. Vincent gewesen ist, haben wir schon in den vorherstehenden Artikeln erzehlt; und wir werden in dem nächsten Monate noch intereßante Nachträge geben.
Wenn die Französischen Gewalthaber nicht, mit einer rüden Hartnäckigkeit, welche alle Politik, alle vernünftige Ueberlegung von sich stößt, den Krieg, ohne auf alle Folgen zu sehen, durchaus fortsetzen wollen; so kann man die gegründete Hofnung nähren, daß die ernsthaft fortgesetzten Bemühungen des Rußischen Kaisers, denen nun auch der Preußische Hof beygetreten ist, einen allgemeinen Frieden bewirken werden. Man schreibt es selbst diesen Hofnungen, und Umständen zu, daß die Kaiserliche Armee, unter dem Oberbefehle des Erzherzogs Carls, welche schon auf 60,000 Combattanten geschätzt wurde, sich von der Piave, an den Fluß Tagliamente zurückzog, und das Hauptquartier zu Udine blieb. Eben so war auch, so weit die Nachrichten bis jetzt gehen, nichts erhebliches in Tyrol vorgefallen. Unterdeßen hatte der General Buonaparte, mitten unter den Anstalten, mit neuen Truppen-Verstärkungen, nach den Grenzen von Tyrol, und Friaul zu marschiren, am 28sten Februar zu Bologna verschiedne Conferenzen mit dem, nach Italien gereiseten, Preußischen Staats-Minister, Marquis von Lucchesini, ingleichen mit dem Sardinischen, und dem Toscanischen Minister. Als Buonaparte darauf Bologna verlaßen hatte, und mit allen den Truppen, die er hatte zusammen bringen können, nach Verona zog, um gegen Tyrol und Friaul den Feldzug zu eröfnen, begab sich der Marquis Lucchesini nach Placenz, wo sich der bekannte, mit dem Vertrauen des Directoriums bevollmächtigte, Negociateur, General Clarke befand, mit welchem er mehrere Conferenzen hielt. Die Beruhigung Italiens wurde für die dasigen Fürsten wesentlich nothwendig, da sich der Revolutions-Geist allenthalben verbreitete, und auch im Herzogthume Urbino, und der Mark Ancona, eine starke Parthey, in stürmischen Zusammenkünften erklärte, daß das Volk dieser Länder nicht mehr unter der Oberherrschaft des Pabstes stehen, sondern mit der Cispadanischen Republik vereinigt seyn wollte.
In Teutschland herrscht noch bis jetzt Waffenruhe, aber das Project einer erweiterten Demarcations-Linie, wovon auch in unsern Journale erwähnt worden, hat den anderweitigen Negociationen weichen müßen.
Von den Außer-Europäischen Ländern ist gegenwärtig nichts merkwürdiges anzuzeigen. Aus Nord-America sind keine neuere, zuverläßige Berichte, beym Schluße dieses, eingetroffen. Einige von daher gekommene Personen versicherten, daß in mehrern Häfen ein Beschlag auf alle Schiffe gelegt worden, und die Mishelligkeiten mit der Französischen Regierung sich, bis zu Besorgnißen vor offenbaren Feindseligkeiten, vergrößerten.
April.[]
Allgemeiner Bericht von den Kriegs- und politischen Merkwürdigkeiten. Friedens-Präliminarien.
Indem die Französisch-Italienische Armee unter dem Oberbefehle des Generals Buonaparte, bis ins Innre von Oesterreich vordrang, machten die Generale der Französischen Rhein-Armeen die lebhaftesten Anstalten, von ihrer Seite her durch Teutschland gegen Oesterreich vorzudringen. Sie bekamen aus dem Innern von Frankreich, bis aus der Vendee her, zahlreiche Verstärkungen, und selbst die für Holland bestimmten, im Holländischen Solde stehenden 25,000 Mann mußten sich mit der Rhein-Armee vereinigen. So wurde die Armee am Nieder-Rheine, unter der Anführung des bekannten Generals Hoche, über 60,000 Mann stark, und die am Ober-Rheine noch stärker. Wiederholte Befehle der Directoren zu Paris beschleunigten die Operationen. Die bisherige Waffen-Ruhe am Rheine wurde am 13 April aufgekündigt, und am 17ten floß schon viel Blut. Die Franzosen giengen in der Nacht auf den 17ten bey Cöln, bey Bonn, bey Neuwied, in zahlreichen Colonnen über den Rhein, und das Corps, welches 35,000 Mann stark, bey Neuwied übergegangen war, grif das in jener Gegend stehende schwache Corps des Generals Kray an, und zwang es, mit Verluste sich zu retiriren. Indem General Kray durch einen Umweg sich zurück zog, um sich mit dem Generale Wernek zu vereinigen, welcher seine Position hinter der Sieg bey Hachenburg genommen hatte, eilte ein starkes Französisches Corps nach Limburg, an der Lahn, bemächtigte sich dieses Orts, und nöthigte den General Wernek, der im Rücken bedroht war, sich nach Wetzlar zurück zu ziehn, in welcher Gegend er sich mit dem zum zweytenmale auf dem Marsche angegrifnen und geschlagnen General Kray vereinigt, aber eine so große Uebermacht der Franzosen gegen sich hatte, daß er, ob zwar immer fechtend, und ohne Verlust, doch zurück weichen mußte. Ein Corps Franzosen rückte mit schneller Eile bis Königstein vor, und bis in die nahe Gegend von Frankfurt, wo es mit einem dorthin ziehenden Kaiserlichen Corps zu einem heftigen Gefechte kam, in welchem die Kaiserlichen bis nach Frankfurt gedrängt wurden. Schon wurden die Thore von Frankfurt gesperrt, schon machten die Franzosen Anstalt, sich Frankfurts, abermals, mit Gewalt zu bemächtigen -- da kam ein Deus ex machina -- -- ein Französischer Courier, sprengte in die Stadt mit der Friedens-Trompete, überbrachte ein Schreiben an dem General Hoche, und die Nachricht, daß am 17ten April die Friedens-Präliminarien zwischen Oesterreich und Frankreich, von dem Kaiserlichen Generale Meerfeld, dem Französischen Generale Buonaparte, und dem Neapolitanischen Minister, Marquis Gallo, zu Stande gekommen.
Die Feindseligkeiten hörten sogleich auf, und es wurden an alle Generale der kriegführenden Partheyen, und an unzählig viele Orte Couriere abgesandt. Da die Friedens-Bedingungen noch nicht mit authentischer Gewißheit bekannt sind, so müßen wir den täglichen Blättern die Frühzeitigkeit überlaßen, und werden dagegen im künftigen Monatsstücke durch pragmatische Darstellungen, und historisch-statistische Bemerkungen der Friedens-Geschichte ein neues Intereße geben. Vorläufig wollen wir nur bemerken, daß der Friede in jedem Falle eine Glücksbegünstigung für Frankreich gewesen, die also vom Anfange des Kriegs bis zu Ende die neuen Aristokraten Frankreichs begleitet hat. Buonaparte war, nach allen unpartheyischen, und zuverläßigen Berichten, von allen Seiten so eingeschloßen, und mit Uebermacht so bedroht, daß er, ohne (glücklicher Weise für ihn) Frieden zu schließen, wohl nie Italien, wenigstens mit seiner Armee, wiedergesehen haben würde. Die Armee die nach Tyrol vorgedrungen war, und mit welcher er sich, nach seinen eignen Depeschen an das Directorium, vereinigen wollte, war geschlagen, zerstreut, und auf beyden Seiten, sowohl von Brixen, als von Bozen, ganz aufs Venetianische Gebiet, eines Theils nach Cadore, andern Theils bis nach Verona zu, vertrieben, hatte über 15000 Mann, 20 Kanonen, alle Provisionen, verloren, und der Rest war von Buonaparte ganz abgeschnitten. Im Rücken drohten die Venetianer, die schon eine Armee von 50,000 Mann beysammen hatten, um von guter Gelegenheit Nutzen zu ziehen, und sich förmlich gegen die Franzosen, die ihre eigne Unterthanen empört hatten, zu erklären. Vorne von Wien her standen über 200,000 bewafnete, kühne Männer dem Buonaparte entgegen, entschloßen sein Wagstück ihn theuer bezahlen zu laßen, auf der Flanke bey Steyer stand die Armee des Erzherzogs Carl zu welcher 20,000 Mann durchs Salzburgsche zur Vereinigung herbeygekommen waren. Und von der rechten Seite kamen dem Buonaparte die Ungarn, vorerst 30,000 Mann unter Esterhazy, die schon anrückten, denen 30,000 andre folgten, zugestürmt. Fiume, und nach einigen Nachrichten auch schon Triest waren von einem Corps Landesbewohner wieder erobert. Von allen Seiten kamen Landeßtürme gegen die Franzosen heran. -- Und sie erhielten den Frieden. –
Man wird bey der Betrachtung der Gegenstände von so allgemeinem Intereße es uns leicht dießmal verzeihen, oder vielmehr nicht einmal verlangen, daß wir von andern Ländern noch hier Nachrichten beyfügen, die auch gegenwärtig von keinem allgemeinem Intereße wären. Doch müßen wir bemerken, daß der Preußische Hof an der Friedens-Vermittlung Antheil genommen, und auch für England sich dergestalt intereßirt hat, daß ein allgemeiner Friede zu hoffen ist.
Mai.[]
Allgemeiner Bericht von den politischen Merkwürdigkeiten, und von der Friedens-Basis.
Man findet schon in den vorherstehenden Briefen und andern Artikeln die neue ungewiße Lage der Friedens-Angelegenheiten, wenigstens in Hinsicht der Friedens-Bedingungen mit dem Teutschen Reiche, und auch einige Umstände und Gründe dieser Zweifelhaftigkeit. Aber die erste und vornehmste Ursache ist sicherlich die Uneinigkeit der beyden Partheyen in Paris, indem die eine eben so sehr für die zu Leoben unterzeichneten Präliminair-Puncte geneigt, als die andre -- an deren Spitze der Director Rewbel, und der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, de la Croix, der Ex-Abbé Sieyes, und sein Anhang steht -- den Präliminarien entgegen gestimmt ist. Ohnerachtet man diese Präliminair-Artikel noch nicht in authentischer Form weiß, so können wir doch unserm Publico, mit der in solchen Dingen höchsten Wahrscheinlichkeit, folgende Friedens-Basis mittheilen.
1) Das Haus Oesterreich erkennt die Französische und Batavische Republik nach ihrer gegenwärtigen Constitution. 2) Die Oesterreichischen Niederlande werden auf ewig der Französischen Republik abgetreten. 3) Zur Vergeltung giebt Frankreich die Oesterreichische Lombardey dem Hause Oesterreich zurück. 4) Zur fernern Entschädigung wegen Belgiens erhält das Haus Oesterreich von dem Venetianischen, oder vorherigem Päbstlichen Gebiete eine Vergrößerung seiner Italienischen Besitzungen. 5) Es wird von Seiten Frankreichs die Integrität des Teutschen Reichs unter seinem erlauchten Chef, dem Kaiser, mit Ausnahme des Burgundischen Kreises, vollkommen garantirt.
Diese Friedens-Basis ist allerdings von der Beschaffenheit, daß sie nicht den Beyfall der mächtigen Parthey haben kann, welche ein ganz anderes neues System für Teutschland und Frankreich hatte. Daher entstehen alle die Anstalten, welche man an so vielen Orten sieht, die nicht friedlich zu seyn scheinen, aber die Absicht haben, den Frieden mit den Waffen in der Hand nach den abgeschloßnen Puncten zu behaupten. Oesterreich und Frankreich haben sich verbunden, so viel Kriegsmacht als nöthig ist, anzuwenden, um ihre Convention zu vertheidigen. Daher werden, ohnerachtet des geschloßnen Friedens die Kriegs-Rüstungen von den Franzosen am Rheine, auch jenseits im Elsaß, lebhaft fortgesetzt. Daher steht die Kaiserliche Armee noch immer in kriegrischer Verfaßung, wird noch mit einer Vermehrung von 60,000 Mann verstärkt, und die Ungarische Insurrection geht ihren lebhaften Gang fort. Daher werden in vielen Gegenden in Franken, Schwaben, Böhmen, Galizien, neue Truppen-Corps aufgestellt. Unterdeßen war das Hauptquartier des Erzherzogs Carl nach Schwetzingen verlegt, und in Franken, bey Ulm waren neue Kriegs-Vorkehrungen verordnet worden. Beyde Armeen, die Oesterreichische und die Französische, standen in voller Kriegs-Bereitschaft ruhig neben einander; die Nidda, und andre in einem Militair-Congreße zu Heidelberg bestimmte Grenzen trennten ihre Vorposten. -- In Italien zogen die Oesterreichischen Heere den Franzosen nach, und occupirten immer die Gegenden, welche die Franzosen verließen. Venedig nahm die Gesetze der Französischen Kriegsmacht an, und unterhandelte nur über die möglichst leidlichen Bedingungen, sowohl in Absicht des Verlusts von Ländern, als der Veränderung der innern Republicanischen Constitution selbst.
Großbrittannien, der einzige noch übrige bisherige Feind Frankreichs, war auch nicht ohne Hofnung eines zu bewirkenden Friedens. Ohne uns auf die Zeitungs-Nachrichten von einem mit einem Paquetboot nach Calais gesandten Friedens-Bothschafter einzulaßen, war es gewiß, daß der Neapolitanische Hof, der auch bey dem Oesterreichischen Frieden so starken Einfluß gehabt hatte, sich mit guten Aussichten eines Erfolgt, durch seinen Gesandten in London, für eine Friedens-Vermittlung zwischen England und Frankreich verwendet hatte. -- Bey allen diesen politischen Complicationen war die gespannte Aufmerksamkeit auf den Zustand eines Fürsten, deßen starke Unpäßlichkeit für sein Leben besorgt machte, die Ursache der neuen allgemeinen Krisis.
Von den politischen Verhältnißen der Mächte Europas, auch von denen die Nord-America in Streitigkeit mit Frankreich setzten, ist an mehrern Orten der vorstehenden Kapitel Erwähnung geschehen. Noch war auch bis jetzt kein Krieg von Frankreich an America erklärt. Die Contestationen von beyden Seiten wurden noch unterhandelt. Wir werden nächstens noch mehr statistische Merkwürdigkeiten von Nord-America mittheilen.
Juni.[]
Allgemeiner Bericht von den politischen Merkwürdigkeiten.
Das Resultat aller politischen Nachrichten von allen Seiten, und der auf den vorhergehenden Bogen enthaltenen, ist die Gewißheit großer Veränderungen mit vielen Ländern, nach dem Friedens-Inhalte, und die Ungewißheit des genauen Details dieser Veränderungen, und neuen Einrichtungen. In Betref des Teutschen Reichs waren bereits zu Regensburg die Ministeriellen Erklärungen der Kaiserlichen Minister geschehen, daß der Friede zwischen dem Kaiser, als König von Ungarn und Böhmen, und der Republik Frankreich, vollkommen abgeschloßen sey, und Se. Majestät zu den Friedens-Deliberationen dem versammelten Reiche ungesäumt Veranlaßung geben würden, um sodann unter Kaiserlichen Auspicien auch von Reichswegen den Frieden mit Frankreich abzuschließen. Da, ohnerachtet dieser sichern Uebereinkunft zwischen Oesterreich und Frankreich, die Rüstungen in den Oesterreichischen Staaten mit einer so verdoppelten Lebhaftigkeit betrieben wurden, als wenn ein großer neuer Krieg bevorstände, da eine starke Armee in mehrern Colonnen nach den Italienischen Grenzen, und zahlreiche Vermehrungen zu den Truppen am Mayn, und am Rheine in fortdauernden Märschen zogen, im Schwäbischen die Wege zur Transportirung von schwerem Geschütze in den besten Stand gesetzt werden mußten, große Magazine errichtet wurden, und an den Mährischen und Galizischen Grenzen ansehnliche Truppen-Corps aufgestellt wurden, so erweckten alle diese Vorkehrungen die sehr wahrscheinlichen Vermuthungen, daß die, in Folge der Friedens-Conventionen, vorzunehmende Veränderungen mit einer imposanten Macht, und im Nothfalle durch die Waffen, gegen Widersetzung, oder Widersprüche sollten durchgesetzt werden. Man hat schon in öffentlichen Blättern die Friedensbedingniße, und die neuen Grenzen Frankreichs, so wie die neuen Acquisitionen Oesterreichs angeben wollen, allein die Verschiedenheit dieser Angaben zeigt ihre Unsicherheit. Am wahrscheinlichsten ist es, daß Oesterreich nicht allein den beträchtlichsten Theil von Bayern, welcher über der Donau an der linken Seite dieses Flußes liegt, zum Besitze erhalten werde. Eine solche Absicht erforderte allerdings solche Anstalten, wie man in jenen Gegenden an der Donau, am Mayn, und am Rheine sahe. In das Venetianische Istrien ist am 10ten Junius ein Corps Kaiserlicher Truppen eingerückt, und ein anderes Corps ist schon 5 Tage vorher über den Isonzo-Fluß gegangen. In der Folge sind die Kaiserlichen Truppen weiter gegen Vicenza und Verona vorgerückt.
Die Schicksale Teutschlands und Italiens sind zu Montebello ohnweit Mailand, durch die Verhandlungen und Beschlüße des Generals Buonaparte, allgemeinen Gebieters über Italien, zur bestimmten Entscheidungen gebracht worden. Er gab Befehle wie ein unumschränkter König Italiens. So schrieb er an die Central-Committée der Cispadanischen Republik am 27 Mai: "Die Central-Committée soll gleich nach Empfang dieser Ordre, die Administrationen der Cispadanischen Republik, nämlich von Bologna, Ferrara, und Romagna, binnen 48 Stunden zu Stande bringen und installiren." Und binnen 48 Stunden wurden auch die Befehle vollführt. Buonaparte erschuf, vereinigte, trennte die Staaten in Italien, wie er wollte, ohne Einwendungen zuzulaßen. Ueber die feste Eintheilung der Italienischen Staaten hielt er mit dem Neapolitanischen Ambaßadeur, Marquis de Gallo, zu Montebello, bisher noch Conferenzen.
Es schien, als wenn mit der Beendigung des Krieges in Teutschland und Italien, auch der Friede zwischen England und Frankreich wiederhergestellt werden sollte. Es ist in den vorherstehenden Kapiteln von der neuen zu Ryßel zu haltenden Friedens-Conferenz geredet worden. Neuere Nachrichten, die so eben eintreffen, vermindern die Hofnung sehr, und stellen die Französischen Forderungen als so übertrieben, und so unglaublich seltsam vor, daß man vermuthen müße, Frankreich wolle durchaus keinen Frieden mit England haben. Eine kurze Zeit wird darüber entscheiden, und die allgemeinen Europäischen Angelegenheiten auf jeden Fall, in eine neue Epoche bringen.
Von den andern Welttheilen, ist gegenwärtig nichts politisch-merkwürdiges anzuzeigen.
Quellen.[]
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1797.