Briefe. Wien.
Wien, den 6ten April 1796. [1]
Die Abreise der Erzherzogs Carl ist gestern erfolgt, und wahrscheinlich nur aus dem Grunde verzögert worden, weil der Hof von dem Erfolge der Berathschlagungen des Reichstags zu Regensburg wegen der Erhebung des Prinzen zum Reichs-Feldmarschalle vorher versichert seyn wollte. Andere führen andere Gründe an, von denen die Friedens-Hofnungen wohl die schwächsten sind. Vielmehr hat man Ursache zu glauben, daß, bis zum 20 d. Monats der Waffenstillstand aufhören, und der Feldzug seinen Anfang nehmen wird.
Bey alle dem ist dich nichts gewißer als daß an der Friedens-Sache noch gearbeitet wird, und die Unterhandlungen eingeleitet sind. Man hat sich Englischer Seits endlich selbst dazu herbeygelaßen, und daher ist auch die Reise, welcher der Graf Lehrbach in dieser Angelegenheit nach Petersburg machen sollte, unterblieben. Weit ist es indeßen mit den Friedensunterhandlungen bis jetzt noch nicht gekommen, und daher auch nicht glaublich, daß wir von einem Frieden unvermuthet werden überrascht werden. Vielmehr hat es allen Anschein, daß, indeßen man von einer Seite unterhandelt, man von der andern Seite den Feldzug eröfnen, und durch allen Nachdruck deßelben die Unterhandlung zu unterstützen suchen wird. Auch hat der Kaiser, als in voriger Woche von dem Magistrate dieser Stadt der Antrag gemacht wurde, eine feyerliche Andacht zu veranstalten, um von Gott bey dem bevorstehenden Feldzuge, Gegen für die K. K. Waffen zu erbitten, den Antrag mit großen Wohlgefallen gut geheissen, und am 20 d. M. wird dieses Andachts-Fest gehalten werden.
Quellen.[]
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1796.