Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Troyes wurde von dem 3ten ArmeeCorps besetzt. Das 4te stellte sich auf der Straße nach Sens bei Fontvannes, St. Liebault und Villemaur auf, wo solches bis zum 10. Februar stehen blieb.

Das HauptQuartier des Kronprinzen in St. Liebault, das Würtembergische in Neuville.

Am 10. Februar bewegte sich das 4te ArmeeCorps gegen Sens, das HauptQuartier des Kronprinzen mit der AvantGarde nach Masley le Vicomte, das Würtembergische nach Villeneuve sur Vannes.

Die Stadt Sens hielt der General Alix mit mehr als 1000 Mann und einigen Kanonen besetzt, und war zu deren Vertheidigung beauftragt, zu welchem Zweck er die Thore hatte verrammlen, solche noch außerdem durch starke Verpfählungen decken, so wie überhaupt alle Maasregeln treffen lassen.

Schon am 30. Januar und 2. Februar hatte der Kosacken Hettmann Graf Platow Versuche gemacht, die Stadt durch Ueberfall zu nehmen, welche aber durch die Wachsamkeit des Feindes vereitelt wurden.

Noch am 10. Abends traf die Avantgarde des 4ten ArmeeCorps vor Sens ein, und die ersten Bataillone der Regimenter Nro. 9. und 10. besetzten unter Anführung des Generalmajors v. Stockmaier die an der Straße nach Troyes und Bray gelegenen Vorstädte, und drangen bis an die der Stadt zunächstgelegenen Häuser vor, ohne Widerstand zu finden, während die Cavallerie der Avantgarde auf den beiden Straßen von Pont sur Yonne und Bray aufgestellt ward.

Da der Commandant auf die an ihn erlassene Aufforderung zur Uebergabe erklärt hatte, sich auf das äußerste zu vertheidigen, auch die Beschießung der Stadt aus 4 Kanonen und 2 Haubitzen, seinen Entschluß nicht änderte, so wurde auf den 11. die Stürmung derselben beschlossen.

Die ganze Nacht hindurch unterhielten die beiden Bataillone in den Vorstädten ein starkes KleinGewehrFeuer mit dem Feinde, wobei sie 1 Todten und 22 Verwundete hatten; und 2 Versuche, die der Feind Morgens gegen 3 und 6 Uhr machte, sich der Vorstädte wieder zu bemächtigen, scheiterten an dem Widerstand dieser Bataillone.

Am 11. Februar um 10 Uhr Morgens hatte sich das ganze 4te ArmeeCorps vor Sens vereinigt.

Man versuchte die Thore einzuschießen, was aber wegen der vom Feinde vorausgetroffenen Anstalten nicht gelang. Eben so wenig hatte der Versuch, die Stadt durch Granaden in Brand zu stecken, den erwünschten Erfolg.

Es war hierauf bereits die Aufstellung einer 12pfünder Batterie angeordnet, um die Stadtmauer in Bresche zu legen, als der Chef des Generalstabs des Kronprinzen, der Oesterreichische Obrist Graf v. Latour, eine kleine Thüre entdeckte, welche der Ausgang des auf die Stadtmauer gestützten CollegialGebäudes war, und durch deren Erbrechung das Eindringen in die Stadt um so mehr für erleichtert gehalten werden mußte, als das Gebäude unbesetzt schien.

Der Angriff an dieser Stelle wurde dem InfanterieRegiment Nro. 4. unter Anführung des Generalmajors Prinzen v. Hohenlohe übertragen; zu gleicher Zeit mußten, um dem Feinde diese Absicht zu verbergen, Generalmajor v. Stockmaier und Obristlieut. Graf v. Lippe ScheinAngriffe auf entfernte Stadtthore machen.

Während die österreichischen Pionniere an der Spitze der AngriffsColonne eine neu aufgeführte starke Mauer hinter der mit leichter Mühe geöffneten Thüre durchbrachen, hatte der Feind das Vorhaben entdeckt, General Alix den größten Theil der Garnison auf diesen AngriffsPunkt geführt, und das CollegialGebäude, so wie die angränzenden Theile der Stadtmauer und die zu beiden Seiten stehenden Häuser stark besetzt, aus deren Oeffnungen der Feind nunmehr ein mörderisches Feuer gegen die Colonne richtete, während er -- wiewohl vergeblich -- auch einen Ausfall aus dem Thore von Bray machte.

Der vom Feinde getroffenen VertheidigungsAnstalten ungeachtet, drangen, als in der Mauer eine 3 Fuß breite Oeffnung zu Stande gekom- war, die Pionniere und das Regiment Nro. 4., welchem das Regiment Nro. 6. folgte, in das Innere des Collegiums und bemächtigten sich nach der heftigsten Gegenwehr des ganzen Gebäudes. Ein neues Hinderniß stellte sich nun aber den Stürmenden entgegen, nemlich ein eisernes Thor, welches den Hof des Collegiums von der Stadt trennte, und das der Feind mit dem lebhaftesten Feuer vertheidigte. Sobald jedoch Generalmajor Prinz v. Hohenlohe einen hinlänglichen Theil seiner Mannschaft, welche nur einzeln durch die Oeffnung der Mauer dringen konnte, gesammelt hatte, wurde auch dieses Hinderniß, nicht ohne große Mühe und bedeutenden Verlust besiegt, und das Thor erbrochen, worauf die ganze Colonne in die Stadt drang.

Da zu gleicher Zeit General v. Stockmaier mit dem Infant. Regiment Nro. 10. und Obrist Graf v. d. Lippe mit dem Regiment Nro. 9. durch die Thore in die Stadt brachen, so sammelte nun General Alix in Eile seine Truppen, und zog sich, von den InfanterieRegimentern Nro. 4. u. 9. lebhaft verfolgt, auf das linke Ufer der Yonne, wohin man ihm, weil die Brücke unterminirt war, nicht folgen konnte. Letzteres Regiment setzte sich jedoch sogleich auf dem rechten Ufer der Yonne mit 2 Kanonen fest, und unterhielt mit dem Feinde bis Mitternacht ein lebhaftes Feuer.

General Alix benutzte die Nacht, um seinen weitern Rückzug zu bewerkstelligen.


Der Verlust des Feindes bestand außer dem Chef des Generalstabs des General Alix, welcher schwer verwundet und gefangen wurde, in 40 -- 50 Todten, welche meistens mit dem Bajonet niedergemacht wurden, und in ungefehr 50 Gefangenen, worunter sich 5 Offiziere befanden.

Der disseitige Verlust bei den zum Sturm gebrauchten InfanterieRegimentern Nro. 4., 6., 9. und 10. bestand in 6 blessirten Offiziers: als; den Hauptleuten v. Maierhöfer und v. Knörzer, und dem Lieutenant Schumann, vom Regiment Nro. 4.; Hauptmann v. Hugo, und den Lieutenants v. Schaumenkessel und v. Hügel, vom Regiment Nro. 9.

An Unteroffiziers und Soldaten in 34 Todten, 158 Blessirten und einigen Vermißten.


Wegen ihres vorzüglichen Benehmens bei dem Sturm werden gerühmt: Generalmajor Prinz v. Hohenlohe, der Oesterr. Obrist Graf Latour.

Vom Regiment Nro. 4.: RegimentsCommandeur OberstLieutenant v. Imhoff, BataillonsCommandeur Major v. Watter; die Hauptleute v. Prüschenk, Maierhöfer, v. Baumbach; die Lieutenants Reinhardt, Schumann und Cammerer.

Vom Regiment Nro. 9.: RegimentsCommandeur OberstLieutenant Graf v. d. Lippe, BataillonsCommandeur ObristLieutenant v. Koseritz; die Hauptleute v. Hügel, v. Hugo, v. Succow, v. Lamotte, v. Faber; die Lieutenants v. Hügel, v. Arnold II.

Vom Regiment Nro. 10.: Major und Commandeur v. Landenberger, Adjutant Lieutenant v. Weinland; die Hauptleute v. Parrot, v. Imthurn; die Lieutenants v. Hirst, Lerchgeßner, Kranz; Oberarzt Zipperlen.

Von der Artillerie: Lieutenant Kausler; und endlich, der österreichische PionnierHauptman Wonjatscheck.


Noch in der folgenden Nacht wurde die jenseits der Yonne liegende Vorstadt, nachdem der Feind sich daraus zurückgezogen, und die Brücke zu sprengen vergeblich versucht hatte, besetzt.

Am 12. und 13. rastete das 4te ArmeeCorps in Sens, ließ jedoch am 13., nachdem der Feind auch Pont sur Yonne verlassen, und die dortige Brücke, die er zerstört hatte, von den Einwohnern selbst wieder hergestellt worden war, die Avantgarde dahin und weiter gegen Bray vorrücken, von wo aus dieselbe schon am 15. in Verbindung mit dem 1ten Corps Montereau besetzte.

Am 14. Febr. folgte das ArmeeCorps von Sens nach Bray und blieb vom 15. bis 17. zwischen Montereau und Bazoches stehen; das Hauptquartier des Kronprinzen in Montereau, das des Grafen v. Franquemont in Motteux.

Quellen und Literatur[]

  • Tagebücher aus den zehen Feldzügen der Würtemberger unter der Regierung Königs Friderich. Ludwigsburg. Im Verlag bei Friedrich Nast. 1820.
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