Erstürmung von Malborghetto.[]
Der 17. May 1809.
Die österreichische Geschichte hat mehrere Leonides aufzuweisen. Einer von ihnen war der Genie-Corps-Hauptmann Hensel, welchen der Erzherzog Johann beim Rückzuge der Armee aus Italien im J. 1809 zum Befehlshaber des Forts Malborghetto, dieses ächten Thermopilenpasses der karnischen Alpen, ernannt hatte.
Die heilige Schaar der 300 Vertheidiger war nicht ganz voll. Wiederholte Aufforderungen zur Uibergabe erwiederte der muthig entschlossene Commandant durch die lakonische Antwort: "Ich muss mich vertheidigen, nicht unterhandeln." Vier Tage und Nächte dauerten die unaufhörlichen Angriffe zweier feindlichen Divisionen Fontanelli und Grenier. Am letzten fiel, von einer Musketenkugel am Kopfe getroffen, Hauptmann Hensel, ein junger Held, in der Blüthe des Jünglingsalters. "Muth! Kameraden," rief er noch im Sinken. Wehrlos, im blutigen Guss das edle Leben ausströmend, wird er von dem feindlichen Offizier, der die Batterie erstürmt, noch durchbohrt, und durch Kolbenstösse und Bajonetstiche völlig gemordet. Mit seinem Falle war die Hauptstütze der ordnungsvollen und standhaften Vertheidigung gesunken.
Das Fort von allen Seiten umringt, von allen Seiten mit immer neuen von Kampfwuth erhitzten Schaaren angefallen, ward endlich nach so viel abgeschlagenen Stürmen am 17. May eingenommen. Theuer verkaufte jeder einzelne sein Leben. Einer der tapfersten Vertheidiger, Hauptmann Kupka, endete unter mehr als 30 Bajonetstichen. Noch fielen 3 Offiziere mit 75 Mann. Wenige nur entkamen im Gewühle der Gefangenschaft.
Die Franzosen hatten nur allein beim letzten Sturm 1300 Mann verloren. Der Vice-König Eugen rief mit Bewunderung aus: "Wie konnte eine so kleine Schaar den Kampf gegen ein ganzes Heer wagen!" und befahl die Gefangenen, welche ein französischer General alle mit dem Tode bedrohte, als brave Krieger zu behandeln.
Quellen und Literatur.[]
- Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.