Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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E. F. W. Ph. von Rüchel.[]

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Collectie Rijksmuseum Amsterdam.

Rüchel (E. F. W. Ph. von) königlicher preußischer Generallieutenant. Er wurde im Jahr 1754 zu Zizenow in Hinterpommern geboren und betrat in einem Alter von 18 Jahren seine militärische Laufbahn bey dem Infanterie Regiment von Stojentin in Stendal. Ungemein Lebhaft und eben so pünktlich im Dienste erregte der junge Rüchel so große Erwartungen von sich, daß man es der Mühe werth hielt, seine Anlagen weiter auszubilden. Dieß geschah dadurch, daß ihn mit mehrern andern jungen Offizieren von der Saldernschen Inspektion nach Magdeburg schickte, um sich daselbst, unter der Leitung eines Staabsoffiziers vom Ingenieurkorps, mit den höhern militärischen Wissenschaften bekannt zu machen. Nach seiner Zurückkunft von Magdeburg stellte ihn sein General als Adjudanten des Regiments an, und bald darauf ward er im bayerischen Kriege Adjudant des Generals von Knobelsdorf. Als solcher wohnte er den Affären bey Grumbach und bey Gabel bey, von welchen die letztere nicht ganz unbedeutend war. Nach dem Teschner Frieden beschäftigte er sich mit der Unterweisung einiger jungen Offiziere seines Regiments. Im Jahr 1781 wurde er von Friedrich II. nach Potsdam berufen, und nach einer Kurzem Unterredung, welche diese König mit ihm gehabt hatte, zum Kapitain und Quartiermeisterlieutenant ernannt. Man hatte von Rüchels militärischen Einsichten eine so gute Meinung, daß nach Friedrichs II. Tode, Friedrich Willhelm II. ihm die Bearbeitung des allerzartesten Zweiges der Militärischen Organisation, die Verbesserung der sämmtlichen adelichen Militärerziehungsanstalten übertrug. Sein Werk ist die Veränderung, welche seit dem Jahr 1789 mit denselben vorgenommen wurde. Rüchel war noch mit der neuen Organisation des Kadeten-Korps beschäftigt, als er im Jahr 1790 den Befehl erhielt, den Aufbruch der schlesischen Regimenter zu beschleunigen, die sich damals unter den Generalen von Dallwig und Graf Anhalt bey Neisse und Glaz zu zwey Korps versammeln sollten. Der Reichenbacher Kongreß gab der Politik des preußischen Kabinets eine andere Richtung; Rüchel aber hatte von der Mobilmachung der schlesischen Regimenter den Vortheil, nach der Zurückkunft des Königs 1791 mit Gehaltsvermehrung zum Flügeladjudanten ernannt zu werden. Als solcher begleitete er Friedrich Wilhelm II. im folgenden Jahre zuerst nach Anspach und bald darauf nach Mainz zu einer Zusammenkunft mit dem römischen Kaiser. Der Krieg gegen Frankreich wurde erklärt. Rüchel wohnte in Begleitung des Königs noch der Belagerung von Longwy bey, wurde aber von hier aus als Militär-Gesandter zu dem Landgrafen von Hessen-Kassel geschickt, in dessen Gefolge er sich bey der Aktion der Hessen bey Clermont und Verdün befand. Unterdessen bedrohte Cüstine von Mainz aus nicht bloß Coblenz, sondern auch die Bergfestung Ehrenbreitstein. Beyde Punkte zu retten bedurfte man eines rüstigen Anführers. Die Wahl Friedrich Wilhelms II. fiel auf den Major Rüchel. Durch forcirte Märsche genügte Rüchel dem ihm ertheilten Auftrage." Die Stellung, welche die hessischen Truppen damals zwischen dem Rhein und der Mosel nahmen, lähmte Cüstinen in seinen Operationen, und Friedrich Wilhelm belohnte die Thätigkeit seines Flügeladjudanten dadurch, daß er ihn zum Oberstlieutenant machte, ohne des Anciennitäts Gesetzes zu achten. Der Landgraf von Hessen fügte den hessischen Militär-Orden hinzu. Cüstine warf sich, in seinen Entwürfen gehemmt, nach Frankfurt den 22. October 1792, welches er ohne allen Widerstand einnahm. Da er von diesem Puncte Hanau und Gießen bedrohte, so mußten außerordentliche Anstalten getroffen werden, ihn hinter den Rhein zurückzuwerfen. Die Erstürmung von Frankfurt wurde beschlossen und durch die braven Hessen, unter dem Kommando des Generals von Biesenrodt, den 2. Dezember 1792 glücklich ausgeführt. Rüchel, welcher sowohl an dem Entwurfe, als an der Ausführung wesentlichen Antheil hatte, wurde durch die Vorrückung seines Patents bis nahe zum Obersten belohnt. Jetzt schon sah man in ihm den werdenden General. Mit dem Anfange des Jahrs 1793 wurde er zum Obersten avancirt und wohnte, nach mehrern Missionen an die Höfe deutscher Fürsten, den Aktionen bey Weiler und Alzheim bey. Nach der Eroberung von Mainz am 22. July 1793 ernannte ihn Friedrich Willhelm II. zum Generalmajor, indem er ihm vorläufig eine Brigade bis zur Einschließung von Landau, wo er den linken Flügel der Blokade zu befehligen hatte, anvertraute. Wurmsers Rückzug hatte die Aufhebung dieser Blokade zur Folge. Rüchel macht die Arriergarde der Armee bis Frankenthal. Der Angriff, den die Franzosen daselbst machten, wurde besonders durch seine persönliche Tapferkeit zurückgeschlagen; und diese ward so allgemein anerkannt, daß Friedrich Willhelm II. ihm mit Vergnügen den rothen Adlerorden ertheilte. Die Affäre bey Kreuznach, in welcher dem General Rüchel die Zügel aus der Hand geschoss n wurden, und er zuletzt Gefahr lief, in Gefangenschaft zu gerathen; die Schlacht bey Kaiserslautern, in welcher ihm der Angriff auf dem Mittelpunkte zufiel; vorzüglich aber die Aktion bey Martinshöhe, in welcher er zwey Schwadronen des Dragonerregiments Prinz Ludwig mit dem Stocke, anstatt des Degens, in der Hand, mit großem Erfolge gegen die Franzosen anführte, vollendete seine Reputation. Während des Winters 1795 hielt der Generalmajor von Rüchel die Inseln bey Mainz besetzt und im folhenden Frühjahre folgte er dem Marsche nach Westphalen. Nach dem Baseler Frieden führte er sein Regiment nach Anklam in die Garnison zurück und kam im folgenden Jahre nach Stettin. Zur Belohnung seiner im Feldzuge am Rhein bewiesenen Bravour schenkte ihm der König ziemlich bedeutende Güter in Südpreussen, die er verkaufte. Noch erheblicher waren die Vortheile, deren er durch die gute Meinung genoß, die man von seinen militärischen Talenten hatte; denn dieser Meinung verdankte er nicht allein eine sehr schnelle Beförderung zum Rang eines Generallieutenants, sondern auch das anhaltende Vertrauen der Könige von Preussen. Friedrich Willhelms II. Tod schadete ihm in der That so wenig, daß er in der Achtung des jungen Königs nur noch höher stieg, und sich durch seinen Trotz in dem einmal erworbenen Ansehen behauptete. Beym Ausbruche des Kriegs im Jahr 1806 befand sich Rüchel an der Spitze eines Korps, welches zur Unterstützung der Hohenlohschen Armee bestimmt war, verspätete sich am Tage der Schlacht bey Jena um etliche Stunden und wollte unstreitig durch seine Bravour den Fehler wieder gut machen, sank aber von einer Flinten oder Kartätschenkugel getroffen, nur allzubald vom Pferde. Er gerieth in französische Gefangenschaft. Wie er aus derselben entkommen, ist bisher unbekannt geblieben. In Königsberg beschäftigte er sich Theils mit der Organisation neuer Regimenter, Theils mit der Leitung der öffentlichen Meinung, indem er den ganzen Winter hindurch die Königsberger Zeitung redigirte. Im Moniteur erschien eine scharfe Rüge seines beleidigenden Betragens gegen französische Kriegsgefangene, besonders aber gegen den General Victor. Nach dem Frieden von Tilsit verlangte und erhielt der General von Rüchel seinen Abschied, welchem Friedrich Willhelm eine bedeutende Pension hinzufügte. Jetzt lebt er auf seinen Gütern in Pommern. Es hat ihm nicht an Gelegenheit gefehlt, eine bedeutendes Vermögen zu erwerben; doch dergleichen hat er mit echtdeutschem Sinne verschmähet; und dieß möchte denn wohl die glänzendste Partie in seinem Charakter seyn.


Ernst Friedrich Wilhelm Philipp von Rüchel.[]

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Rüchel (Ernst Friedrich Wilhelm Philipp von), königlich preußischer Generallieutenant, geboren 1754 zu Zizenow in Hinterpommern, betrat in seinem 18ten Jahre die militärische Laufbahn. Durch Lebhaftigkeit und Pünktlichkeit im Dienste erregte er Aufmerksamkeit, wußte sich 1781 bei Friedrich dem Großen, der ihn zum Quartiermeisterlieutenant und Hauptmann ernannte, und späterhin auch bei Friedrich Wilhelm II. so beliebt zu machen, daß ihm dieser 1789 die Organisation der Militärschulen übertrug. Während der preußischen Theilnahme an dem französischen Revolutionskriege zeichnete er sich besonders durch persönliche Tapferkeit sehr vortheilhaft aus, so daß er schon im Jahre 1793 zum Generalmajor und Ritter des rothen Adlerordens, und nach dem baseler Frieden zum Generallieutenant ernannt, und mit bedeutenden Gütern in Südpreußen beschenkt wurde. Auch das Vertrauen Friedrich Wilhelms III. behielt Rüchel in vorzüglichem Grade, doch ward er beschuldigt, 1806 am Tage der Schlacht von Jena sich mit dem von ihm befehligte Corps verspätet zu haben. Doch bewies er auch in dieser Schlacht sobald er ankam, große Bravour, und sank nur zu bald von einer Flinten- oder Kartätschenkugel getroffen vom Pferde. Er wurde von den Franzosen gefangen, redigirte im Winter 1806 - 1807, nachdem er losgekommen war, die königsberger Zeitung, und beschäftigte sich mit der Organisation neuer Regimenter. Im Moniteur ward sein angeblich beleidigendes Betragen gegen französische Kriegsgefangene, besonders gegen den General Victor hart gerügt. Nach dem Frieden von Tilsit erhielt Rüchel den verlangten Abschied und eine bedeutende Pension. Jetzt lebt er in Pommern auf seinen Gütern, und hat, gewiß zu seinem großen Schmerz, kein Anstellung wieder erhalten, als Preußen seine Wiederherstellung erkämpfte.


Mehrere der preußischen Armee zur Ehre gereichende Thatsachen.[]

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Der General Rüchel.

Rüchel, ein Mann voll beispiellosen Patriotismus und unermüdeter Thätigkeit, welcher gern einen hundertfachen Tod für seinen König gestorben wäre, wurde beim ersten Andringen mit seinem Corps von allen Seiten, und mit vorzüglicher Gewalt am linken Flügel angegriffen. Vielleicht wäre die Affaire bei Kapellendorf glücklicher abgelaufen, wenn ihn nicht eine Kugel, welche ihm unter dem Herzen in die Brust drang, unthätig gemacht hätte.

Jemand, dem es entweder im Kopfe oder im Herzen fehlte, hat den Namen dieser Generals, dessen Ehrliebe und strenge Rechtlichkeit bekannt ist, beleidigt, indem er in einem öffentlichen Blatte bekannt macht: er sei gefangen worden, er, der später bei des Königs Armee agirte. -- Weiter unten befindet sich noch etwas in dem nämlichen Aufsatze über den General, welches aber der Bemerkung jedes braven Mannes unwürdig ist.

Es ist wahr, und Niemand kann es widersprechen, daß der General Rüchel niemals von den Franzosen gefangen worden ist. Ein Kommando Blücher-Husaren nahm ihn in Empfang und sauvirte ihn nach Magdeburg, von wo er nach Stettin und weiter ging. -- Da man diesen geliebten General hatte vom Pferd stürzen sehen, so wurde der Ingenieur Hauptmann v. Rohde zu dem französischen kommandirenden General geschickt, um wegen seiner Rettung zu unterhandeln.

Nach der Schlacht bei Eylau, während beide gegen einander stehende Armeen sich gleichsam nach einem so harten Schlage auszuruhen schienen, was Rüchel in Königsberg und der umliegenden Gegend unbeschreiblich thätig. Er schien in Bartenstein dem Hauptquartier des Königs und in Königsberg zugleich zu seyn. -- Hier wendete sich alles an ihn, alles wurde durch ihn dirigirt, und dort saß er in andern Arbeiten vertieft, so daß er oft in acht Tagen nicht zu Bette kam. Sechs Adjutanten halfen ihm in seinen Geschäften, und waren nicht im Stande das zu beenden, was man ihm auferlegte.

Nur hier noch einen Zug, welcher seinem Charakter Ehre macht. -- Da er die Organisation der neuen Regimenter und Corps unter sich hatte, so stand seine Thüre nie stille von dienstsuchenden Subjekten.

Eben als er den Kopf voller Gedanken hatte, trat ein alter Soldat ein, welcher sich ranzionirt hatte, und wieder angestellt seyn wollte. Rüchel fuhr ihn etwas unsanft an! –

Da erzählte der Veteran, daß er mehrere hundert Meilen durch Gallizien her gekommen sey, und gern sein Leben für seinen guten König lassen wollte, und es traten dem Graubart Thränen in die Augen *). -- Als Rüchel dieses bemerkte, brach ihm das Herz, und er drückte den braven Krieger umarmend an seine Busen. Er machte ihn sogleich zum Unterofficier, und später zum Officier bei dem Freicorps von der Marwitz.

*) Man sehe die Anmerkung der 120. Seite im 5. Theil der Feuerbrände. Dieser war kein infamer Spitzbube, und Tausend von selbstranzionirten waren dieses nicht. Ich habe nie gehört, daß einer davon gelaufen wäre, um seine Uniform zu verkaufen.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  3. Löscheimer. Herausgegeben von H. v. L--n. Ein Journal in zwanglosen Heften. 1807.
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