Freie Bemerkungen über den neuen Französischen Erb-Adel.[]
- [1808]
Schon einmal ist in diesen Blättern etwas über diesen Gegenstand gesagt worden, woraus man abnehmen konnte, daß der Verfasser des gedachten Aufsatzes nicht zu der Klasse blinder Verehrer Napoleons gehöre, sondern nur da ihn zu lobpreisen pflegt, wo die Handlung selbst seine Größe charakterisirt. Aber dahin schien der Verf. keinesweges jenes Französische Dekret zu rechnen, wodurch ein neuer Erb-Adel eingeführt wird, er überließ jedoch einsichtsvollern Männern über diesen Gegenstand zu urtheilen, und erwartete mit Ungeduld, ihn von andrer Seite beleuchtet zu sehen. Es ist geschehen, und das Publikum hat eine kleine aber gehaltreiche Schrift erhalten, deren Anzeige um so mehr interessant seyn wird, da man gedenkt die Journalleser mit den Gründen für diesen neuen Adel bekannt zu machen. (Ueber den neuen Französischen Erb-Adel, von dem Freiherrn von Eggers, Hamburg bei A. Brau.) Nachdem uns der Verfasser mit dem Inhalte der Kaiserlichen Dekrete die den neuen Erb-Adel betreffen, bekannt macht, nimmt er diese Einrichtung in Schutz, indem er bemerkt, daß in der Anhänglichkeit an Familienbande ein Zauber liege, den der Schöpfer der Natur bildete, um uns zu vervollkommnen durch die bürgerliche Gesellschaft. Bestimmt für ein Leben nach diesem, (fährt er fort) streben wir, wie unwillkührlich, unsre Wirksamkeit über das Grab hinaus zu erstrecken. Daher unsere Begierde in dem Andenken der Nachwelt zu leben: daher unsere Liebe für entfernte Enkel, die sich der Phantasie allein vorstellen. Wer leugnet wohl, daß viel Wahres in diesen Bemerkungen liege, und eben so wahr ist auch, daß wenn der Regent große Thaten hervorrufen muß, seltne Anstrengung, erhabene Aufopferungen -- es dann mächtige Triebfedern erfodert, und diese ist unstreitig -- die Ehre. Um diese Triebfeder nun gehörig zu spannen, soll nichts wirksamer seyn, als die Bewunderung der Nachwelt und da bin ich denn doch zweifelhaft, ob es wahr sei, was der Verfasser behauptet, daß diese sich auf unsre edelsten Anlagen -- auf den Sinn für Unsterblichkeit beziehe. -- Unsterblichkeit, dieser erhabene tröstende Gedanke, kann zwischen ihm und -- Ehre, die sich nur durch Titel und eitle Vorzüge ausspricht, auch nur der entfernteste Vergleich statt finden? Das kann ich nicht glauben, weil hier nicht von wahrer Ehre, sondern von einem Hirngespinst die Rede ist, das der Menschen Eitelkeit erschuf, und man Adel nennt. Der wahre Geist des Erb-Adels sagt der Verfasser selbst, ist eine politische Einrichtung, wie kommt aber diese mit den hohen Gedanken von Unsterblichkeit im philosophischen Sinne zusammen? Zwischen beiden scheint keine geringe Kluft befestigt zu seyn, denn wenn ich auch zugebe, daß dem Verdienste eine Auszeichnung gebühre, so folgt noch keinesweges, deshalb auch den Erb-Adel in Schutz nehmen zu müssen. Wohl mag der Verfasser Recht haben, wenn er sagt: scheint die Einrichtung des Erb-Adels allen civilisirten Nationen nothwendig, so können die Franzosen sie am wenigsten entbehren, aber wie beweißt man die Nothwendigkeit dieser Einrichtung? Ihm scheint es selbst, daß philosophische Gründe hier nicht zum Beweis dienen, daher beruft er sich auf das Zeugniß andrer Schriftsteller, erwähnt besonders, was Professor Tetens in Kopenhagen und der Graf Melzi d'Erili, jetzt Fürst von Lodi darüber gesagt haben aber sich auf Autorität beziehen zu müssen, verräth gewöhnlich Mangel an philosophischen Beweißgründen. Uebrigens ist diese Schrift äußerst interessant und durch sie bekommt man eine richtige Ansicht des Ganzen, man wird mit des großen Napoleons Absicht bekannt, warum er einen neuen Erb-Adel in Frankreich erschuf, und es läßt sich in politischer Rücksicht gegen diesen feinen wohldurchdachten Plan, gar keine Einwendung machen.
Quellen.[]
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.