Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Uebersicht der Militäroperationen.[]

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London, den 20sten December.

Der Statesman lieferte kürzlich nachstehende Uebersicht der Militärexpeditionen, die England seit Anfang des Krieges mit Frankreich im Jahre 1793 bis zum December 1809 auf das feste Land von Europa geschickt hat:

Unter Pitts Ministerium.

1) Im Februar 1793 wurde eine aus 35,000 Mann bestehende Expedition unter den Befehlen des Herzogs von York auf die französische Küste geschickt, in der Absicht, dieses Königreich zu erobern. Diese Expedition scheiterte mit einem Verlust von 28,000 Mann und einer unermeßlichen Menge Artillerie und Proviant aller Art. Die Trümmer der Armee kamen im Monat März 1795 nach England zurück.

2) Im Monat März 1794 wurde eine andere Expedition, von 10,000 Mann, unter Kommando des Grafen Moira, nach Frankreich geschickt, um die Sache der Royalisten in Bretagne zu unterstützen. Diese Expedition schlug auch fehl; sie konnte nicht einmal ihre Landung in Bretagne bewerkstelligen. Sie segelte nach Ostende und theilte das schlimme Loos der unglücklichen Armee des Herzog von York.

3) Die allzu berüchtigte Quiberoner Expedition, unter Puisaye's Kommando, aus 12,000 Mann bestehend, segelte im Juny 1795 aus, mit dem Vorhaben, auf Paris zu marschiren. Drey Viertheile der englischen Emigrantenarmee fielen mit 70,000 Gewehren, mit Proviant- und Kleidungsstücken für 40,000 Mann, mit einer beträchtlichen Summe Geldes und mit sechs reich beladenen Schiffen den Feind in die Hände.

4) Die nächstfolgende Expedition, von 1200 Mann, unter Befehl des Generals Coote, ging im Monat May 1798 unter Segel, in der edeln Absicht, die holländische Schifffahrt zu zerstören. Dieses Korps ließ die Werke des Brügger Kanals sprengen, so daß einige Wochen Zeit zu deren völliger Wiederherstellung erfordert wurden. Aber der General Coote und sein Korps fielen in die Hände des Feindes.

5) Im August 1799 fuhr der Herzog von York mit 27,000 Engländern auf jene rühmliche Unternehmung aus, die Europa befreyen sollte, die aber mißlang, nachdem die Hälfte der Expeditionsarmee in den Sümpfen von Holland umgekommen war. Endlich wurde den 13ten Oktober eine Kapitulation geschlossen, durch welche der Herzog von York, um Erlaubniß zu seiner Wiedereinschiffung zu erlangen, in die Freygebung von 8000 Franzosen und Batavern, die damals in England gefangen waren, einwilligte.

Unter Foxens Ministerium.

6) Im Monat Julius 1806 lief eine 5000 Mann starke Expedition, unter den Befehlen Sir J. Stuarts, aus den englischen Häfen aus; ihr war die Vertreibung der Franzosen aus Italien. Sie verfehlte ihren Zweck.

Unter des Herzogs von Portland Ministerium.

7) Eine Armee von 20,000 Mann, unter den Befehlen des Lords Cathcart, segelte im Monat August 1807 nach Kopenhagen. Der Zweck dieser Expedition war, die dänische Flotte in Besitz zu nehmen, was ihr gelang. Großbrittannien, in tiefem Frieden mit Dännemark, bombardirte dessen Hauptstadt, tödtete eine große Anzahl Einwohner, verbrannte 400 Häuser, und bemächtigte sich der Flotte von 15 Linienschiffen, 15 Fregatten, 6 Briggs und 25 Kanonierschaluppen, so wie der Fahrzeuge auf dem Werfte und des 20,000 Tonnen betragenden Schiffgeräths. "Was in der Moral offenbar schlecht ist, kann in der Politik nicht gut seyn."

8) In der Absicht, Schweden gegen Rußland zu unterstützen, segelte eine 14,000 Mann starke Expedition, unter Sir J. Moore's Kommando, im Monat May 1808 ab; sie mißlang. Gustav setzte den Sir J. Moore in Arrest; er entwischte nur mit Mühe, und seine Armee, nachdem sie mehrere Wochen am Bord der Transportschiffe geblieben war, kehrte nach England zurück.

9) Im Monat July 1808 wurden 10,000 Mann, unter Sir Arthur Wellesley's Befehlen, nach Spanien geschickt, um die spanischen Patrioten zu unterstützen. Die Junta von Gallizien schlug die Unterstützung, die man ihr anbot, aus, mit der Versicherung, daß sie keine Leute, sondern bloß Waffen, Munition und Geld brauche, und sie rieth Sir Arthur, sich nach Portugal zu begeben.

10) Im August 1808 wurde Sir Arthur Wellesley mit 10,000 Mann nach Portugal geschickt, um die Franzosen aus der Halbinsel zu vertreiben. Sir Arthur wurde durch Sir H. Burrard, und dieser wieder durch Sir H. Dalrymple abgelöset. Der Feldzug, der den Sieg bey Vimiera herbeyführte, endigte sich mit der denkwürdigen Konvention von Cintra. Die französische Armee wurde gesund und wohlbehalten nach den französischen Häfen zurückgebracht, und der größte Theil der englischen Armee nach Spanien geschickt. Der Rest von unserer Macht verließ in der Folge bey Annäherung der Franzosen Portugal.

11) Es wurde eine zweyte Expedition nach Spanien geschickt, unter dem Kommando Sir J. Moore's; sie bestand aus 28,000 Mann, und hatte die Vertreibung der Franzosen aus der Halbinsel zum Zwecke. Die englische Armee rückte von der Küste in das Innere von Spanien vor; aber da sie sah, daß sie nicht auf die Unterstützung der Allgemeinheit der spanischen Nation zählen könnte, und daß die französischen Armeen auf sie losmarschirten, so war sie genöthigt, sich an die Küste zurückzuziehen, und am Ende schiffte sie sich in Korunna wieder, ein, wo ihr braver Anführer getödtet wurde, nachdem er ein Drittel seiner Armee durch Hunger oder Schwert hatte umkommen sehen.

12) Immer in der Absicht, Spanien zu befreyen, ließen unsere Minister eine neue Expedition nach diesem Lande abgehen; sie bestand aus 30,000 Mann; so viel hatte Sir Arthur Wellesley, der das Kommando über dieselbe führte, verlangt, um die Franzosen aus der Halbinsel zu verjagen. Diese Expedition segelte im April 1809 aus. Sir Arthur rückte bis Talavera vor, und trug einen zweifelhaften Sieg über den König Joseph davon. Da er aber von den Spaniern schlecht unterstützt, und durch Mangel an Lebensmitteln, in Folge der Unthätigkeit der Junta und des Mangels an Eifer bey den Einwohnern, in die äusserste Noth versetzt wurde, so war er genöthigt, such zurückzuziehen, und er kam auf der Gränze von Portugal an, mit seiner an Zahl sehr verminderten Armee; einige Nachrichten geben an, sie sey auf 12,000 Mann zusammengeschmolzen gewesen.

13) In der Absicht, zu Gunsten Oesterreichs eine Diversion zu unternehmen, segelte diese dreyzehnte Expedition, bloß aus 18,000 Mann bestehend, unter Kommando Sir J. Stuarts, im Juny nach Ischia und Procida ab; sie nahm diese Inseln in Besitz, die nachher wieder verlassen wurden, ohne daß die Franzosen deshalb ein einziges Bataillon von ihrer Macht an der Donau abschickten, oder nur diejenigen, die auf dem Wege dahin waren, langsamer marschiren ließen.

14) Im Monat August 1809 ging die dritte Expedition nach Holland ab, unter Kommando des Grafen von Chatham. Sie bestand aus 50,000 Mann, 42 Kriegsschiffen, 156 kleinern Kriegsfahrzeugen, ohne die Transportschiffe. Ihr Zweck war, zu Gunsten Oesterreichs eine Diversion zu unternehmen, und die Flotte des Feindes in Antwerpen zu zerstören. Aber diese Expedition lief erst nach dem Waffenstillstande vom 12ten July, der dem Kriege zwischen Frankreich und Oesterreich ein Ende gemacht hatte, aus den englischen Häfen aus! Sie kam mit 10,000 Kranken zurück, ohne irgend eine Unternehmung gegen die Antwerper Flotte versucht zu haben. Sie nahm Walchern und Beveland in Besitz. Diese letzte Insel wurde nachher verlassen; dies geschah aber erst, nachdem mehrere Tausende von unsern Soldaten durch Krankheit umgekommen waren, so daß der Rest endlich Befehl erhielt, nach England zurückzukommen.

Auf solche Art wurden, ohne daß wir irgend einen Vortheil daraus zogen, so viele Tausende Menschenleben, und so viele Millionen Geld verschwendet! und gelangen gleich unsere Unternehmungen zur See im Allgemeinen, so dienten sie am Ende doch zu Nichts, als zur Verlängerung der Kriege, die ostensibel in Absichten unternommen waren, die wir in der Folge aufzugeben nach und nach genöthigt wurden.


Quellen.[]

  1. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 13. Montag, den 15. Januar 1812.
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