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Grouchy, (Emanuel), -- Chef des Generalstaabs. -- Unterlieutenant in dem Kav. Reg. Franche-Comté im J. 1781; ist alle Grade durchgegangen; Brigade-General den ~tem Sept. 1792.
Voll Tapferkeit, Eifer, Talente, Bürgersinn und Moralität.
Jetziges Schicksal.
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Grouchy, Divisionsgeneral beim Centrum der Rheinarmee, ist Inspektor der Kavallerie der französischen Truppen in Italien.
Emmanuel, Graf von Grouchy.[]
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Grouchy (Eman. Gr. v.). geb. zu Paris den 28. Oct. 1766, aus einer adeligen Familie, lernte den Dienst in der Artillerie, und trat als Lieutenant in die Gardes du Corps.
Er machte seinen ersten Feldzug 1792, als Oberster im Regiment Condé Dragoner bei der Armee des Centrums. Im J. 1793 diente er als Maréchal de Camp bei der Alpenarmee; dann führte er den Vorzug des Küstenheeres unter General Canclaux, gegen die Royalisten an der Loire, vertheidigte das Lager von Sorinieres, und wurde in dem Treffen am 5. Sept. 1793 verwundet. Als Edelmann mußte er das Heer verlassen. Doch bald stellte er sich wieder als gemeiner Soldat unter die Fahnen der Nationalgarden gegen die Vendeer. Nach dem 9. Thermidor gab ihm die Regierung ein Commando bei der Westarmee, und ertheilte ihm den 13. Juni 1795 den Grad eines Divisionsgenerals. Das Jahr darauf leistete er dem General Hoche, an der Spitze des Generalstabs, wichtige Dienste, und bekleidete hierauf denselben Posten bei der Nordarmee; auch nahm er unter Hoche 1797 Theil an der vergeblichen Landung in Irland. Im J. 1798 erhielt er bei der Armee von Italien unter Joubert den Auftrag, Piemont zu besetzen. Er rückte mit seiner Division in Turin ein, und zwang den König, die Entsagungsurkunde zu unterschreiben. Als Commandant von Piemont organisirte er das Land mit Uneigennützigkeit, verfuhr aber mit großer Strenge gegen die Feinde der neuen Ordnung der Dinge. Daher ward vom Directorium nach dem 19. Juni 1799 wegen Gewaltmißbrauchs und Erpressung eine Untersuchung gegen ihn verhängt. Unterdessen focht Grouchy unter Moreau in Italien mit außerordentlicher Tapferkeit, vorzüglich zu Valencia, San Juliano und an den Ufern der Bormida. In der unglücklichen Schlacht bei Novi erhielt er 13 Wunden und ward gefangen. Nach der Schlacht bei Marengo wurde er ausgewechselt, und diente unter Moreau bei der Rheinarmee. Hier trug er zu dem siege von Hohenlinden viel bei, und beschloß mit der Gefangennehmung einiger Bataillone nebst 30 Kanonen zu Steyer den Feldzug. Er wurde nachher zum General-Inspector der Reiterei ernannt, mißfiel aber Bonaparte'n, weil er sich über Moreau's Prozeß mit Freimüthigkeit äußerte. Die gefährlichsten Aufträge wurden ihm zu Theil. Er leistete in der Schlacht von Friedland wichtige Dienste, wofür er nach dem Frieden von Tilsit den großen Adler der Ehrenlegion, dann den Grafentitel und das Commandeurkreuz der eisernen Krone erhielt. In Spanien befand er sich zu Madrid, als das Volk zu den Waffen griff. Auf Murats Befehl zerstreute er den Haufen, wobei ein Pferd unter ihm getödtet wurde. Darauf führte er den Vorsitz bei dem Kriegsgericht, welche die mit den Waffen in der Hand gefangenen Spanier zum Tode verurtheilte. Im J. 1809 zeichnete er sich in dem Heere des Vicekönigs bei Udine, am Isonzo, in der Schlacht bei Raab, dann bei Wagram aus, und schlug den 14. Juli den Nachzug unter dem Fürsten von Rosenberg. Hierauf ward er zum Generalobersten der Jäger und zum Großoffizier des Reichs ernannt. In Rußland focht er im J. 1812 mit gewohnter Tapferkeit bei Valontina und an der Moskwa; auf dem Rückzuge befehligte er unter dem Vicekönig die sogenannte heilige Schaar. Seitdem lebte er zurückgezogen, weil Bonaparte ihm nicht geneigt war, bis zum Einfall der Feinde in Frankreich, 1814. Jetzt kämpfte er nicht weniger glorreich den 29. Januar bei Brienne, den 14. Febr. bei Vauchamp, und den 7. März bei Craone. Nach des Königs Rückkehr erhielt der Duc de Berry die Stelle eines Generalobersten; für Grouchy aber ward die eines ersten Generalinspecteurs errichtet. Er glaubte sich dadurch gekränkt, und schrieb deßhalb an den König einen Brief, den man sehr ungeziemend fand. Gleichwohl ward er im Januar 1815 zum Commandeur des Ludwigsordens ernannt. Als Ludwig XVIII. nach Gent sich begeben hatte, nahm Grouchy den 1. April die Gouverneurstelle in der 7., 8. und 9. Militärdivision an. Er ging nach Lyon, und foderte die Nationalgarden und die dem König treu gebliebenen Regimenter auf, gegen den Duc d'Angoulême zu marschiren. Dieß geschah, und Grouchy kam an der Spitze seines Heeres zu Pont St. Esprit an, als der Prinz eben mit dem General Gilly den bekannten Vertrag abgeschlossen hatte. Nachdem er auch diese Reste der königlichen Truppen zerstreut hatte, ernannte ihn Bonaparte den 17. Mai zum Marschall, und den 3. Juni zum Pair. Am 16. Juni commandirte er in der Schlacht bei Ligny den rechten Flügel; am folgenden Tage sollten er und Vandamme den General Bülow abhalten, den Franzosen in die Flanke zu fallen. Sie stießen am 18. bei Wavres, 3 Meilen von Brüssel, auf den dritten preußischen Heerhaufen unter Thielemann, welcher jedoch nach einem scharfen Gefechte seine Stellung behauptete. Auf die Nachricht von der verlornen Schlacht bei Waterloo zog sich Grouchy den 19. auf Namur zurück, ging dann über die Sambre, und wandte sich gegen Rheims, um sich den 24. Juni zu Soissons und Laons mit Soult zu vereinigen. Den 30. langte er mit 40,000 Mann vor Paris an, allein die Capitulation von Paris änderte Alles. Nach der Rückkehr des Königs mußte Grouchy, der im 2ten Artikel der Ordonnanz vom 24. Juli mit begriffen war, fliehen. Er schiffte sich zu Guernsey nach den vereinigten Staaten ein, wohnt jetzt zu Philadelphia, und nimmt Theil an der großen Niederlassung der französischen Ausgewanderten an den Ufern des Mobile.
Schilderungen.[]
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Der General en Chef Grouchy hat unsre Brigade vor einigen Tagen gemustert, und jedem Regiment besonders, viel Verbindliches gesagt. Dies ist eine Politik aller französischen Heerführer, durch gütige Freundlichkeit, durch verführerische Aussichten in die Zukunft und durch ein von ihnen sogar manchmal angenommenes Erstaunen über die Gewandheit und den treflichen Zustand einer Truppe, diese und ihren Geist, d. i. ihr Offizierskorps, für sich einzunehmen und auf die einen Eindruck zu machen, dessen Zweck späterhin nicht diesen, sondern einzig dem rechnenden Führer zu Gunsten kommt.
Graf Grouchy ist ein Mann von etwa 48 Jahren. Klein und mager von Statur. Seine vielen Bleßuren haben den freien Gebrauch der Füße gelähmt und nöthigen ihn, sogar auf der rechten Seite zu Pferd zu steigen. Sein Anstand ist gewandt, je selbst fein. Seine Sprache hat Ausdruck und Annehmlichkeit. Daß er schon große Kavallerie-Massen leitete, zeigt die schnellem bestimmte und einfache Art, mit der er dem Brigade-General seine Befehle zu den Evolutions ertheilte.
General Grouchy hatte schon in früherer Zeit den Ruhm gesucht und gefunden. Unter einer großen Anzahl Gefechten wohnte er auch als Brigade-General der Schlacht bei Novi bei, welche der General Suwarow dem General Joubert am 15ten August 1799 lieferte, wobei letzterer Sieg und Leben ließ. In jener Schlacht blieben über 28,000 Mann an Todten und solchen Verwundeten, welche außer Stand gesetzt waren, künftig wieder zu fechten. Diese, die Schlacht von Malplaquet 1709, wo Eugen den Marschall Villars schlug, und die 1759 bei Frankfurt an der Oder, wo der große Friedrich die Rußen besiegte, sind die blutigsten Stellen in der Kriegsgeschichte des 18ten Jahrhunderts.
Als gegen 5 Uhr Abends der General Melas den Posten von Novi umgangen hatte, bei welchem der berühmte Moreau in Person den Rückzug ordnete, befanden sich die Franzosen fast völlig eingeschloßen, und wurden vom General Miloradowitsch genöthigt, mit Zurücklassung der Artillerie das Dorf Pasturana zu räumen. Da sammelte General Grouchy die Arrieregarde, griff den Feind mit vorgetragener Fahne an, steckte, als diese ihm im Handgemenge entrißen wurde, den eignen Hut auf die Säbelspitze, eroberte die Artillerie wieder und fiel, von Anstrengung und Wunden erschöpft, ohnmächtig vom Pferde in des Feindes Hände.
Die Majors Carbonet und Türenne, und der baiersche Lieutenant Graf Taufkirchen sind seine Adjutanten. General Jokini *) ist der Chef seines Stabes.
- *) Es wäre möglich, mir jedoch unwahrscheinlich, dass ich in einigen Buchstaben des Namens irrte.
Die Wetterfahnen Frankreichs.[]
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Grouchy (Emmanuel). Am 23. Oktober 1766 gebohren. Er dient seit einer langen Reihe von Jahren. Die Republik hatte ihn zum Lieutenant-General ernannt; der Kaiser verlieh ihm das Grosskreuz der Ehrenlegion; der König machte ihn zum Grosskreuz des Sankt-Ludwigs-Ordens, nachdem er ihn zum Ersten General-Inspekteur der Chasseurs und Lanciers ernannt hatte. Nach dem Tode des Grafen Nansouty war am Königlichen Hofe die Sprache davon, den Herrn Reichsgrafen Grouchy an dessen Stelle zum Capitaine-Lieutenant der Ersten Mousquetair-Kompagnie der Königlichen Garde zu ernennen. Nach Napoleons Rückkehr von der Insel Elba, beehrte er den Herrn Reichsgrafen mit dem Marschallstabe (May 1815), und ernannte ihn am 4. Juny 1815 zum Pair von Frankreich.
Quellen.[]
- ↑ Vollständige Rangliste aller Generale und General-Adjutanten in den Armeen der französischen Republik. 1796.
- ↑ Das jetzige Schicksal der vielen französischen und gallobatavischen Generäle die sich bei so manchen Gelegenheiten ausgezeichnet, und den Krieg überlebt haben. 1802.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Mittheilungen aus dem russischen Feldzuge, an einen Offizier des Generalstabes von Röder von Bomsdorff, Königlich Preussischem Rittmeister und Brigade-Adjutant. Leipzig, bey Wilhelm Engelmann. 1816.
- ↑ Die Wetterfahnen Frankreichs oder unsere Zeitgenossen, wie sie sind. Herausgegeben von einer Wetterfahnen-Gesellschaft. Leipzig, bey Gerhard Fleischer dem Jüngern. 1816.