Elsaß.[]
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Elsaß, eine französische Provinz, nach der neuen Eintheilung von Frankreich in den Departements Ober- und Nieder-Rhein gelegen, ein schönes, fruchtbares, über 300,000 Menschen zählendes Land, gränzt gegen Osten an den Rhein, gegen Süden an die Schweiz und an Mömpelgard, gegen Westen an Lothringen und gegen Norden an die Unterpfalz. Der südliche Theil wird Ober-, der nördliche Unter-Elsaß genannt. Elsaß war ehedem ein deutsches Herzogthum, der unglückliche Conradin von Schwaben war der letzte Besitzer desselben, so wie der Herzogthümer Franken und Schwaben. Als der letzte seines Hauses hatte er in diesen Herzogthümer keinen Nachfolger, welchen Umstand mehrere Fürsten zu ihrem Vortheil benutzten. So wurde Elsaß, wie die beiden genannten Herzogthümer, in mehrere Besitzungen deutscher Reichsstände zerstückelt. Im münsterschen Frieden (1648) wurde es aber mit allem, was das Haus Oesterreich bisher daselbst gehabt hatte, an Frankreich abgetreten; da aber Ludwig XIV. keinen Vorwand oder vielleicht aus guten Ursachen keine Lust hatte, die Hand nach den nicht-österreichischen Besitzungen im Elsaß auszustrecken, so wurde den übrigen Reichständen, welche darin Besitzthümer hatten, ihre Verbindung mit dem deutschen Reiche und unmittelbare Reichsfreiheit ausdrücklich vorbehalten. Allein in der Folge suchte Frankreich seine Besitzungen im Elsaß zu erweitern, und im ryswiker Frieden 1697 blieb die Stadt Straßburg und alles übrige, was am linken Ufer des Rheins von Frankreich eingenommen war, in französischen Händen. Indessen hatten noch mehrere Reichsstände, der Herzog von Würtemberg, der Herzog von Zweibrücken, der Markgraf von Baden, der Landgraf von Hessen Darmstadt, der Bischof von Speier u. s. w. wichtige Besitzungen im Elsaß. Diese deutschen Besitzungen sah nach dem Ausbruch der französischen Revolution der Nationalconvent als eine von der Natur selbst angewiesene Eroberung für Frankreich an; er wollte es nicht länger geschehen lassen, daß innerhalb des Gebietes von Frankreich eine fremde Staatsgewalt existire, und versprach den deutschen Ständen zwar Entschädigung, aber nur wenige zeigten Bereitwilligkeit dazu, und so ward diese Sache ein Hauptgrund des nachher zwischen Frankreich und Deutschland entstandenen Krieges. Die Einwohner haben ganz französische Art und Sitte angenommen, was sich auch in dem letzten Kriege gezeigt hat.
Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Schreiben eines Officiers. Hauptquartier Schweighausen, vom 30 Wintermonat. [2]
"In dem Breisgau erleichtern die handvesten Einwohner den Oesterreichischen Völkern die Arbeit durch eine freywillige Zusammentretung von ungefähr 16000 gewaffneten Leuten, welche ihre Gränzen deken, und durch diesen patriotischen Schritt den Französischen Ohnehosen schon wirklich die Lust zu neuen Einfällen benommen haben. In den Theilen des Elsasses, wo wir wirklich liegen, und auch so weit unsere Vorposten vordringen können, erbieten sich die Bürger zu gleicher Bewaffnung und Gewehr Einige 100 Mann sind wirklich beritten, und haben einen meiner Mitbrüder aus dem Elsaß, der ehemals Husarendienste gethan hat, zum Hauptmann gewählt. Unser Oberbefehlshaber, Hr. Graf Wurmser, wurde von ihnen schon öfters mit der grösten Zudringlichkeit um die Erlaubniß der Mittheilnehmung an den Kriegsvertheidigungen angegangen. Aber bisher blieb die Erklärung verschoben; die Ursache ist mir unbekannt. Vielleicht glaubt man diese Bewaffnung dem politischen System widersprechend. Doch auch diese Vermuthung wird von dem Umstand niedergedrückt, daß nunmehr nach der gänzlichen Entschleyerung der Französischen Mord und Raubpolitick, alle Anhänglichkeit an ihre Person und Lehre verschwinden muß.
Ja grausam sind die Handlungen dieser Franken. Sie wüthen in ihren eigenen Eingeweiden. Sie plündern in dem Kochersberg Heu, Stroh und Früchte. Eine Menge von Einwohnern wurde sogar von Haus und Hof verstossen. Zu Guggenheim, Ginsheim, Kuenheim, Düringen, Kleinfrankenheim, Hochfelden, Mommenheim, Rosenweiler, Wingersheim und Rumersheim war ihre Wuth ausgezeichnet. Vieh, Geräthschaften, Holz, Borden, Pflüge, Kleidungen xc. wurden abgeführt. Die grösten Häuser wurden abgerissen u. das Holzwerke entweder nach Straßburg oder in die Lager gebracht. Die Einwohner dieser Dörfer flüchtete' in der grösten Verwirrung zu uns, und kamen halbnakend an. In den weiter entlegenen Ortschaften haußten die Franzosen etwas weniger übel. Doch auch da wird der Landmann mit gröster Härte behandelt. Viele suchen daher auch bey uns Zuflucht. In Kleinfrankenheim wurde dem entflohenen Schultheiß den Kopf eines seiner Kinder von den Franzosen mit dem Anhang zugesandt, daß, wo er sich nicht gleich zurück einfinden würde, ihme gleiche Sendung von den Köpfen seiner Frau und 3. übrigen Kinder zugedacht seyn. Zu Dannenheim wurde einem anderthalbjährigen Kind der Kopf abgehauen, weil sein Vater sich geflüchtet hatte. Wenige Oerter sind, die nicht über ähnliche, oder noch weit mehrere Grausamkeiten zu klagen haben. In vielen Dörfern wurden Weib und Kinder, deren Väter sich entfernt hatten, gefänglich abgeführt.
Alle begüterte Leute in Straßburg werden mit dem verhaßten Namen der Aristokraten belegt, ihre Güter eingezogen, und sie ohne weitere Gerichtsform mit dem Beil abgethan. Dieses blutige Schicksahl soll schon gegen 500. der besten Familien betroffen haben, deren Verzeichniß in unserm Haupt-Quartier bekannt ist, und welches ich zu Handen zu bringen trachten werde, um es mitzutheilen. Alles ist in Straßburg, wie in dem ganzen Elsaß, in der gespanntesten Verwirrung. Die Kirchen werden in gegenwärtiger Woche gesch_oss_n. Die Geistlichen müssen ihrem Amt entsagen. Ni_mand als Leute der lezten und ärmsten Klassen werden geachtet, weil sie die Hezhunde gegen die Wohlhabenden sind. -- Dies muß noch a_g_führt werden, daß die Franzosen ihre Grenzen von Basel an das Meer in einer Breite von 20. Stunden in eine vollkommene Einöde zu verwandeln Willens sind.