Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Elberfeld.[]

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Elberfeld, eine volkreiche Handelsstadt im preußischen Herzogthum Berg. Die Häuserzahl beträgt 1200, die Zahl der Einwohner über 20,000. Vor ohngefäfr zwei Jahrhunderten lebten hier kaum 800 Menschen. Dicht an Elberfeld stößt das volkreiche Amt Barmen, welches den Ort Gemarke zum Hauptsitz seiner Industrie hat. Auch dieses Amt zählt an 10,000 Einwohner. Das Ganze, Elberfeld eingeschlossen, bildet eines der längsten und angenehmsten Thäler, welches durch den gedrängten Anbau eines eben so gewerbfleißigen als wohlhabenden Volkes die mannichfaltigsten Abwechselungen darbietet, und besonders für den Fabrikanten und Kaufmann von dem höchsten Interesse ist. Das Bleichen des Leinengarns ist unstreitig als Ursprung der Industrie dieser Gegend anzusehen. Die Wupper, als ein klares und zur Bleiche besonders geeignetes Berg- und Felsenwasser, so wie die bequemen Ufer desselben, haben die Bewohner zuerst eingeladen, sich diesem in der Folge so wichtig für sie gewordenen Geschäfte zu widmen. Das erste Privilegium über Garnbleicherei hier ist von 1527. Das rohe Garn kommt aus Hessen, Braunschweig, Hildesheim und Hannover. Es entstanden nun zuerst Fabriken für Leinen- und Wollenband und für Schnürriemen. Diese Artikel stiegen zur höchsten Wichtigkeit, und ihnen verdankt besonders Gemarke größtentheils seine Wohlhabendheit. Frankreich, Italien, Spanien, Rußland, Amerika, fast die ganze bekannte Welt bezog und bezieht zum Theil noch diese Waare in unglaublicher Menge. Borten, Bettzwilliche, Nähzwirn, Zwirnspitzen und Langetten beschäftigen ebenfalls eine große Anzahl von Fabriken. Halbbaumwollene Zeuge fing man an zu Anfang des 18. Jahrhunderts zu verfertigen. Als die englischen Garne in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bekannt wurden, vermehrte und verbesserte sich die Fabrikation der baumwollenen Artikel bedeutend. In neuern Zeiten hat man selbst viele Spinnmaschinen nach englischer Art angelegt. Türkische Rothfärberei ist ein anderer höchst wichtiger Zweig der hiesigen Industrie. Erst in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde derselbe hier eingeführt. Man zählt jetzt 100 türkisch Rothfärber in Elberfeld und Barmen. Eben so bedeutend sind die seit 60 Jahren bestehende Siamoisen-Fabrikation und die Seidenfabriken, die sich besonders mit seidenen Tüchern aller Gattung beschäftigen. Man gibt an, daß das einzige Haus von Simons Erben in Elberfeld jährlich an 300,000 Thlr. bloß für Arbeitslohn ausgibt. Der jährliche Umsatz an Seidenwaaren in Bergischen soll über drei Millionen Thaler, und der allgemeine Umsatz der gesammten Fabrikate in Elberfeld und Barmen an 10 Millionen Thaler betragen. Elberfeld, als Hauptsitz der bergischen Fabriken, treibt das Wechselgeschäft des bergischen und märkischen Landes im Ganzen, und die Wechselcirculation auf diesem Platze soll an 15 Millionen Thaler betragen. Das wichtigste Banquierhaus in Elberfeld ist das der Gebrüder Kersten. In der neuern Zeit hat wie allenthalben auch hier der Handel sehr gelitten. Besonders hatten die verbotene Einfuhr der elberfelder Fabrikate nach Frankreich und Italien, die Einverleibung Hollands und der Hansestädte, die Unterbrechung alles Seehandels den allernachtheiligsten Einfluß auf die hiesige Industrie, Elberfeld soll daher auch die Vereinigung des Bergischen mit Frankreich nachgesucht, und dieserhalb mehrmals Deputationen an den französischen Kaiser gesandt haben. Gegenwärtig fällt es wieder an Preußen zurück. (S. Berg)


Zeitungsnachrichten.[]

[1808]

Rheinischer Bund. [2]

Aus Elberfeld wird unterm 3. August gemeldet: "Nach der, gestern Nachmittag von dem Herrn Provinzialrath hiesigen Bezirks Elberfeld, Theremini, dem Hrn. provisorischen Stadtdirektor de Landas geschehenen Mittheilung sind die hiesige Munizipalität und Beamten eingeladen worden, sich heute Morgen 11 Uhr in hiesiger reformirten Pfarrkirche zu versammeln, und daselbst unserm neuen Beherrscher dem Französischen Kaiser zu huldigen, und den Eid der Treue in die Hände des zu diesem Ende beauftragten Hrn. Provinzialraths abzulegen. Es fanden sich obgemeldete Authoritäten mit der Ehrengarde um bestimmte Zeit ein, denen sich dann sämmtliche Autoritäten des Bezirks Elberfeld zugesellten. Hierauf hielt der Hr. Provinzial eine Rede, der die Huldigung folgte, und jeder dem Kaiser der Franken, König von Italien, Beschützer des Rheinbundes, Gehorsam und Treue schwur."


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Wiener-Zeitung. Nro 67. Sonnabend, den 20. August 1808.
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