Die Stiftung des Ordens des eisernen Kreuzes in Preußen.[]
Der zehnte März 1813.
Im Jahr 1806 hatte der preussische Staat in dem Krieg mit Napoleon Unfälle erlitten, die ihn an den Rand des Verderbens führten. Diese unter Friedrich dem Einzigen hoch gefeyerte Nation, gefürchtet im Kriege, geehrt im Frieden, hatte beynahe alles verloren, was ihr theuer gewesen war. Der Tilsiter Friede beraubte sie fast der Hälfte der bisher besessenen Länder. Die Finanzen waren zerrüttet, die noch übrigen Festungen von dem hohnsprechenden Feind besetzt, das Militair seiner Ehre beraubt und das Volk schrecklich ausgesogen. Als endlich die Vorsehung über Napoleon auf Rußlands Eisfeldern richtete, da ermannte sich Preussen wieder, und gab dem erstaunten Europa ein Beispiel von Ehrung, das in seiner damaligen fürchterlichen Lage niemand erwartete. Mit Anfang des Jahrs 1813. war die allgemeine Stimmung: "Krieg gegen den Unterdrücker!" und nie war ein Krieg gerechter, als dieser. Eine solche Auszeichnung verdiente den Dank des Vaterlandes, und Friedrich Wilhelm III. gewährte ihn im Namen desselben durch die trefliche Stiftung des Ordens des eisernen Kreuzes, weil für ganz eigenthümliche Zeit auch ganz eigenthümliche Ehre gebührt. Dennoch sollte dieser Orden, dessen Idee von dem König selbst unmittelbar herrührte, nur allein denen gegeben werden, die in diesem Krieg entweder im Feld, oder zu Hause sich vorzüglich auszeichnen würden. Hohe und Niedere ohne Unterschied, wenn sie nur im Kampf für Freyheit, Menschlichkeit und deutsche Bildung sich hervorthun, sollten ihn erlangen können und ihre Namen, sammt den Namen der in diesem Krieg gefallenen, in den Kirchen ihres Geburtsorts aufgezeichnet werden.
Alles ist an dieser Auszeichnung bedeutend. *) Sieht man zuerst auf den Stoff, so weist das Eisen hin auf die schreckliche Ruthe, unter welcher man gestanden hatte, aber es weist auch hin auf das Mittel, welches Gott den Menschen gegeben hat, sich vor Knechtschaft zu schützen und Tyrannen zu zähmen. Sieht man auf die Form, so erinnert das Kreuz an den Jammer, den man erduldete, aber auch an die Heiligkeit der Sache, für die man das Schwerd ergriffen hatte. Die Vorderseite ist ohne Inschrift, ohne irgend ein Zeichen: das eiserne Kreuz spricht für sich selbst. Auf der Kehrseite aber wird zuerst die Sache des gemeinen Wesens durch die Krone an den Thron geknüpft, dann tritt in den Namenszug F. W. die Person des Königs hervor, der im hohen Sinn kein Bedenken trug, Thron und Krone für die Ehre des gemeinen Wesens und für das Glück seiner Unterthanen zu wagen. Durch den Eichenzweig wird hingedeutet auf deutsche Art, deutschen Sinn, deutsche Festigkeit, damit die Preußen ihrer Abstammung, ihrer Bildung und des Umstandes eingedenk seyn sollen, daß ihre deutschen Brüder, in gleichem Elende schmachtend, gewiß gleichen Sinn, wie sie, bewahren, und ihrer Hülfe harrend zu ihnen zu stehen bereit seyen. Endlich rückt die Zahl 1813. die heilige Zeit vor die Seele, wo große Entschlüsse zu großen Thaten geführt haben. Was aber die Einfassung des Eisens mit Silber betrift, so dient dieselbe theils zur Zierde, theils aber scheint sie auch eine Bedeutung zu haben, die sich von selbst ausspricht. Das zarteste, reinste, keuscheste Metall schließt das kräftigste, männlichste, stärkste ein. Nur in der Einheit des Starken und Zarten, des Reinsten und kräftigsten, ist der Sinn des Lebens erreicht. Das Aeussere empfehle Lieblichkeit und Unschuld, aber im Innern soll Festigkeit wohnen und Kraft, und wenn wir Frieden und Wohlstand suchen, so sollen wir doch nimmer um die Ehre und den Sinn des Lebens das Schwerd scheuen und den Krieg."
- "Denn setzet ihr nicht das Leben ein,
- Nie wird euch das Leben gewonnen seyn."
Und so wäre denn unter allen öffentlichen Orden, die je gestiftet worden sind, wohl keiner sinniger gefühlt und bedeutsamer ausgedrückt, als die Auszeichnung durch das eiserne Kreuz.
- *) Man bedient sich hier der Worte des Aufsatzes "das eiserne Kreuz" in der Zeitschrift "Nemesis," 1ten Bandes 1tes Stück (Weimar 1814.) Seite 50.
Urkunde über die Stiftung des eisernen Kreuzes.[]
Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen xc. xc.
In der jetzigen großen Katastrophe, von welcher für das Vaterland Alles abhängt, verdient der kräftige Sinn, der die Nation so hoch erhebt, durch ganz eigenthümliche Monumente geehrt und verewigt zu werden. Daß die Standhaftigkeit, mit welcher das Volk die unwiderstehlichen Uebel einer eisernern Zeit ertrug, nicht zur Kleinmüthigkeit herabsank, bewährt der hohe Muth, welcher jetzt jede Brust belebt und welcher, nur auf Religion und auf treue Anhänglichkeit an König und Vaterland sich stützend, ausharren konnte.
Wir haben daher beschlossen, das Verdienst welches in dem jetzt ausbrechenden Kriege, entweder im wirklichen Kampf mit dem Feinde oder außerdem im Felde oder daheim jedoch in Beziehung auf diesen großen Kampf um Freiheit und Selbstständigkeit, erworben wird, besonders auszuzeichnen und diese eigenthümliche Auszeichnung nach diesem Kriege nicht weiter zu verleihen.
Dem gemäß verordnen Wir wie folget:
1. Die nur für diesen Krieg bestehende Auszeichnung des Verdienstes Unserer Unterthanen um das Vaterland ist das eiserne Kreuz von zwei Klassen und einem Groß-Kreuz.
2. Beide Klassen haben ein ganz gleiches in Silber gefaßtes schwarzes Kreuz von Gußeisen, die Vorderseite ohne Inschrift, die Kehrseite zu oberst Unsern Namenszug F. W. mit der Krone, in der Mitte drei Eichenblätter und unten die Jahreszahl 1813. und beiden Klassen werden an einem schwarzen Bande mit weisser Einfassung wenn das Verdienst im Kampf mit dem Feinde erworben ist, und an einem weissen Bande mit schwarzer Einfassung wenn dies nicht der Fall ist, im Knopfloch getragen; die erste Klasse hat neben dieser Dekoration noch ein Kreuz von schwarzem Bande mit weisser Einfassung auf der linken Brust; und das Großkreuz, noch einmal so groß als das der beiden Klassen wird an dem schwarzen Bande mit weisser Einfassung um den Hals getragen.
3. Die Militair-Ehrenzeichen erster und zweiter Klasse werden während der Dauer dieses Krieges nicht ausgegeben; auch wird die Ertheilung des rothen Adler-Ordens zweiter Klasse und dritter Klasse so wie des Ordens pour le mérite, bis auf einige einzelne Fälle, in der Regel suspendirt. Das eiserne Kreuz ersetzt diesen Orden und Ehrenzeichen und wird durchgängig von Höheren und Geringeren auf gleiche Weise in den angeordneten zwei Klassen getragen. Der Orden pour le mérite wird in außerordentlichen Fällen mit drei goldenen Eichblättern am Ringe ertheilt.
4. Die zweite Klasse des eisernen Kreuzes soll durchgängig zuerst verliehen werden; die erste kann nicht anders erfolgen, als wenn die zweite Klasse schon erworben war.
5. Daraus folgt, daß auch diejenigen, welche Orden oder Ehrenzeichen schon besitzen und sich in diesem Kriege auszeichnen, zunächst nur das eisern Kreuz zweiter Klasse erhalten können.
6. Das Großkreuz kann ausschließlich nur für eine gewonnene entscheidende Schlacht, nach welcher der Feind seine Position verlassen muß, desgleichen für die Wegnahme einer bedeutenden Festung, oder für die anhaltende Vertheidigung einer Festung die nach in feindliche Hände fällt, der Kommandirende erhalten.
7. Die jetzt schon vorhandenen Orden und Ehrenzeichen werden mit dem eisernen Kreuz zusammen getragen.
8. Alle Vorzüge, die bisher mit dem Besitz des Ehrenzeichens erster und zweiter Klasse verbunden waren, gehen auf das eiserne Kreuz über. Der Soldat, der jetzt schon das Ehrenzeichen zweiter Klasse besitzt, kann bei anderweitiger Auszeichnung nur zuerst das eiserne Kreuz der zweiten Klasse erhalten; jedoch erhält er mit demselben zugleich die mit dem Besitz des Ehrenzeichens erster Klasse verbundene monatliche Zulage, die aber fernerhin nicht weiter vermehrt werden kann.
9. In Rücksicht der Art des verwirkten Verlusts dieser Auszeichnung hat es bei den in Ansehung Unserer übrigen Orden und Ehrenzeichen gegebenen Vorschriften sein Bewenden.
Urkundlich unter Unserer allerhöchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Breslau den 10ten März 1813.
- Friedrich Wilhelm.
Quellen und Literatur.[]
- Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
- Schlesische privilegirte Zeitung. No. 34. Sonnabends den 20. März 1813.