Zeitungsnachrichten.[]
- [1808]
Spanien. [1]
Ein Schreiben aus Bayonne vom 30. Sept. in Pariser Journalen erzählt: Der Spanische General Block hatte einen Einfall in Biscaya gemacht, und rückte am 20. Sept., Morgens um 10 Uhr, an der Spize von 8000 Mann in Bilbao ein. Die nur 1200 Mann starke Französische Besatzung hatte sich einige Stunden vorher nach Mondragon zurückgezogen. Die ausserordentliche Junta der Provinz Biscaya, die bekanntlich zu Bilbao ihren Sitz hat, alle konstituirte Autoritäten, alle zu Bilbao wohnende Franzosen, und eine grosse Anzahl bedeutender Personen, namentlich die Familie Massaredo, hatten gleichfalls die Stadt verlassen. Diese Bewegung des Generals Block hatte zur Absicht, unsere Armee zu Verlassung ihrer Stellung am Ebro zu vermögen; allein die Maßregeln der Marschälle Ney und Bessieres vereitelten seinen Plan. Block konnte sich nur bis zum 26. Sept. in Bilbao behaupten, an welchen Tage der Marschall Ney (nicht Bessieres, wie früher gemeldet wurde) mit 12,000 Mann vor Bilbao erschien. Zu gleicher Zeit war der Gen. Mouton, auf des Marschalls Befehl, nach Laredo marschirt, um den Insurgenten den Rückzug abzuschneiden; allein Block wollte dies nicht erwarten: er verließ Bilbao, und zog sich nach Asturien zurück. -- Während dieser Vorgänge in Biscaya hatte sich eine, aus dem Königreich Leon kommende, Kolonne Insurgenten gegen Amepugo (zwey Stunden von Miranda) in Marsch gesetzt, und schien den Marschall Bessieres in der Flanke angreifen zu wollen. Allein dieser General begab sich von Santa Maria nach Burgos, und ließ seine Truppen eine rückgängige Bewegung machen; sein Hauptquartier ward nach Poncorbo (sieben bis acht Stunden hinter Burgos) verlegt. Diese Bewegung war es, welche Anfangs glauben machte, der Marschall Bessieres marschiere gegen Block. Allein er griff vielmehr die Insurgentenkolonne aus Leon nicht weit von Miranda an, und zwang sie zum Rückzuge über die Grenzen der Provinz Leon. Wie es scheint, hatten die Spanier irgend einen Hauptplan gegen die Fronte der Französischen Armee gemacht: er mislang aber im Werden; denn man spricht auch von einem Treffen, das Marschall Moncey auf der ganzen Linie mit den Insurgenten gehabt haben, und worin er sie aufs Haupt geschlagen, und ihnen 60 Kanonen abgenommen haben soll. Inzwischen ist es nur ein Gerücht, das noch der Bestättigung bedarf. Man weis auch noch nicht, an welchem Tage Marschall Bessieres seinen Sieg erfochten hat. (Spanische Nachrichten erzählen diese beyden Diversionen, mit Umständen, unter denen sie selbe als Siege betrachteten). Der König von Spanien befindet sich zu Vittoria. Die für die Armee hier in Bayonne ankommenden Vorräthe sind unermeßlich; da schon alle Magazine in der Stadt angefüllt sind, so hat man zu Unterbringung des Mehls und Zwiebacks die Kathedralkirche zu Hülfe nehmen müssen. Auch hat der Direkteur der hiesigen Fortifikazionen Befehl, 60,000 Erdsäcke in Bereitschaft setzen zu lassen, um Bayonne in einen respektabeln Zustand zu setzen.
Spanien. [2]Ein Schreiben aus Bayonne vom 2. Okt. sagt: Heute sind keine Nachrichten von der Armee eingegangen. Gen. Block hatte während seines Aufenthalts zu Bilbao zahlreiche Verstärkungen erhalten; dennoch räumte er diese Stadt mit grosser Schnelligkeit. Marschall Ney war über Durango angerückt, um ihn in die Flanke zu nehmen, und Gen. Mouton mit seiner Division über Balmaseda, um in den Rücken des Feindes zu manövriren. Hätten die Spanier mit ihrem Rückzuge einen halben Tag gezögert, so wären sie schwerlich einer Niederlage entgangen.
Ein Schreiben aus Bayonne vom 4. Okt. in Pariser Blättern erzählt: "Seit der Retraite der Spanier aus Bilbao ziehen sich die Kolonnen der Insurgenten, sobald sie von unseren Truppen mit einem Angriffe bedroht werden, in aller Eile zurück. Marschall Ney hat in der Gegend von Bilbao ein Korps von 10 bis 11,000 Mann. Da mehrere Einwohner mit den Insurgenten abgezogen waren, so hat der Marschall sie durch eine Proklamazion eingeladen, in ihre Wohnungen zurückzukehren, und der größte Theil ist hierauf zurückgekommen. Aus Vittoria schreibt man unterm 2. Okt., daß der Französische General Merle sich der Stadt St. Ander bemächtigt habe. Der König ist mit seinen Ministern noch immer zu Vittoria. Die Vorposten des Zentrums der Armee dehnen sich bis Briviesca aus."
Nachrichten aus Spanien zufolge scheint die erste Bewegung des Generals Bleck (nicht Block, der von deutschen Eltern in Spanien geboren, schon geraume Zeit als Brigadier in der Spanischen Armee diente,) gegen Bilbao, eine mit den Operazionen des rechten Flügels der Insurgenten in Verbindung gestandene Diversion gewesen zu seyn. Dieser hat bis gegen Bellegarde und Perpignan gestreift, während das Zentrum sich gegen Pampelona bewegte. Auf diese Hauptkommunikazion von Navarra, dann auf die Feste Figuieras, und auf die Zitadelle von Barcellona scheint es, sey die Hauptabsicht der Insurgenten gerichtet gewesen.
Schiffernachrichten, denen es aber noch an der gehörigen Bestätigung fehlt, sprechen von einem am 19. September mit dem Marschall Bessieres, und am 30. mit dem Marschall Ney vorgefallenen, für die Spanier glücklichen Treffen. Auch Bilbao soll wieder von den Insurgenten genommen, und Vittoria von dem König Joseph und dessen Hauptquartier verlassen worden seyn.
Spanien. [3]Am 9. Okt. landete der Marquis de la Romana mit einem Korps von ungefähr 20,000 Mann (worunter sich jedoch auch Engländer befinden sollen) zu St. Ander, musterte es am 10., und setzte sich am 11. und 12. in Marsch, um seine Vereinigung mit dem Gen. Blake zu bewirken. Durch diese Verstärkung kühn gemacht, rückte dieser abermals gegen Bilbao vor; Gen. Merlin räumte hierauf in Folge seiner Instrukzionen mit seiner 3 bis 4000 Mann starken Besatzung die Stadt, und zog sich nach Durango zurück, wo eine starke Division unter Gen. Verdier von Vittoria aus zu ihm stossen sollte. Die Truppen, welche seit 7 oder 8 Tagen durch Bayonne ziehen, nehmen eben dahin ihre Richtung. Bilbao soll seither sich in der Gewalt der Insurgenten befinden. -- Das Armeekorps, welches der Marschall Herzog von Danzig (Lefebvre) befehligen wird, soll sich gegen 30,000 Mann belaufen. Daneben wird er einen Park von 100 schweren Belagerungsstücken bey sich führen. Man glaubt, daß die Operazionen mit der Belagerung von Saragossa anfangen werden.
Spanien. [4]Bayonne, den 22. Okt. Black und la Romana sind noch in den von ihnen eroberten Bilbao, wo ein starkes Französisches Korps, das sich zu Durango sammelt, sie angreifen wird. --
Spanien. [5]Mehreren zur Zeit noch unverbürgten Privatnachrichten aus Bayonne und Bordeaux zufolge, die in Französischen und Deutschen Blättern stehen, befände sich Bilbao wieder in der Gewalt des vor einiger Zeit daraus vertriebenen Marschalls Ney. Bey diesem Vorfalle wären 800 Insurgenten zu Gefangenen gemacht, und bis gegen 3000 getödtet und verwundet worden. Unter der Zahl der Blessirten sey auch der Marchese della Romana gewesen. Ferners habe der Marschall Lefevre, Herzog von Danzig, eine Bewegung gemacht, um Arragonien anzugreifen, und das im verflossenen July mit so grossen, wiewohl vergeblichen Anstrengungen belagerte Saragossa neuerdings einzuschliessen. Auch General Mathieu soll einen Vortheil erhalten haben. -- Andere Artikel lassen hingegen den Herzog von Danzig auf der entgegengesetzten Seite, nämlich bey Bilbao, Vortheile über Romana erfechten.
Ferners liefern diese Spanischen Blätter mehrere Details über die bereits am 15. und 17. Sept. bewirkte Eroberung von Bilbao und von Vittoria durch die Insurgenten.