Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Aichstädt.[]

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Aichstädt, oder Eichstett, die Haupt- und Residenzstadt in dem ehem. Bißthum Eichstett liegt in einem Thal an der Altmühl. Sie hat ihren Namen von den großen Eichen, welche sich in der Gegend des Nordgaues befanden, wo Wilibald zuerst ein Kloster anlegte, bey welchem nach und nach Häuser gebauet wurden, aus denen endlich diese Stadt entstund. Sie zählte im J. 1785. mit ihren 4 Vorstädten 900 Häuser, und 6815 Einwohner. Die Stadt selbst hat 3 öffentliche Plätze und 8 Hauptstrassen, die große Domkirche und neben derselben die fürstliche Residenz, das große Jesuitercollegium, in welchem sich jetzt das Seminarium zur Bildung junger Geistlichen befindet, das Gymnasium oder Lycäum, an welchem 11 Professoren, größtentheils Geistliche, lehren, und das Domprobstey Gebäude. In der Stadt ist eine Siamois Manufaktur. In der Domkirche liegen die im J. 1744. wieder gefundene Gebeine des h. Wilibalds; und die Waldburgiskirche verwahrt die Brustgebeine dieser Heiligen, welche das berühmte Waldburgisöl geben, das in kleinen Gläschen, zu wunderbaren Curen, weit und breit vertheilt wird. Die Gebeine liegen im Hochaltar, und unter deren Sarg ist im Rücken des Altars eine versperrte kleine Quadrathöle, die oben mit einem Stein bedecket, an den Wänden und dem Boden aber mit Gold, so wie innen an der eisernen Thüre mit Silber ausgeschlagen ist. Aus dem Stein quillt zu seiner Zeit das sogenannte Oel, träuft an den Wänden herunter und wird unter in einer goldenen Rinne und Schale aufgefangen. Der Fluß kommt, nach den gewöhnlichen Vorgeben, aus dem Sarge und den Reliquien, und zeigt sich ordentlich nur vom September bis in den Februar, oder von dem Transsumtionstag der Gebeine, die vom Heidenheim hierher gebracht wurden, bis auf den Todestag der h. Waldburg. Die Benedictiner-Nonnen, welche sich in dem Kloster nahe an der Kirche befinden, haben den Nutzen von diesem Oel. Der Altar, worinnen die Gebeine der Heiligen liegen, stehet auf einem Felsen; die gedachte Höle liegt viel Tiefer als die Kirche; der Fluß kommt in den feuchten Herbst- und Wintermonaten; und das gelblichte Fluidum, das hervorquillt, brennet nicht und schwimmt nicht auf dem Wasser, sondern vermischet sich mit demselben. Aus diesen Umständen haben auch aufgeklärte Katholiken schon geschlossen, daß das vermeinte Oel nichts anders sey, als eine aus Dünsten gesammelte Feuchtigkeit. Bey der neuen Collegiatkirche zu U. L. Frauen ist ein Stift, das aus einem Probst, Dechant, Dom- oder Stadtpfarrer und einigen Chorherren bestehet. Das itzige bischöfliche Residenzschloß hat Bischof Franz Ludwig, aus der Familie der Freyherren Schenk von Castell neu ausgeführt. Die nahe bey der Stadt liegende Wilibaldsburg wird nicht mehr bewohnt und ist fast gänzlich geleeret.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
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