Demokratie.[]
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Demokratie ist diejenige Regierungsform, bei welcher das Volk selbst (d. h. sämmtliche Bürger zusammengenommen) die höchste Gewalt ausüben. Es könnte dieses geschehen unmittelbar von sämmtlichen Staatsbürgern, und zwar durch Einhelligkeit oder Mehrheit der Stimmen (dieses ist die reine oder absolute Demokratie, welche in der Wirklichkeit ein Unding ist und in ihrem Entstehen zur Anarchie führen muß, weil hier der Unterschied der Befehlenden und Gehorchenden ganz zusammenfällt, oder mittelbar), d. i. durch Repräsentanten (repräsentative Demokratie). Die Demokratie finden wir als herrschende Form der alten Zeit, und vorzüglich kleineren Staaten angemessen. Ihre Vorzüge bestehen in der großen und aufopfernden Vaterlandsliebe, welche dadurch erweckt wird, daß sie jedem Bürger ein Gefühl der Würde und Unabhängigkeit durch die möglichste Gleichheit derselben, durch die mögliche Theilnahme an der öffentlichen Verwaltung und durch die Publicität der letztern mittheilt. Mit Aufhebung der auf Bürgertugend gegründeten und durch Gesetze geregelten Gleichheit, z. B. durch Luxus und Habsucht, geht diese Form zu Grunde. Ihre Nachtheile sind denn zunächst Factionsgeist im Innern und Verwirrung bei zu weit getriebener Gleichheit, Herrschaft der blinden, veränderlichen Volksgunst und des Neides über das Verdienst und leidenschaftliche Zügellosigkeit in der Beherrschung. Mangel an Einheit und Schnelligkeit in Ausführung nothwendiger Beschlüsse, daher Schwäche nach außen; so geht die Demokratie unaufhaltsam in Aristokratie oder Despotie unter, indem die Repräsentanten allmälig Aristokraten werden, oder ein einziger Ausgezeichneter das Ruder ergreift. In der neuern Zeit gediehen die Demokratien nicht.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.